Kotze

Amazon Dash: Widerlich!

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Bei aller Technikgläubigkeit: Das kotzt mich nur noch an! Diese Baby-Stimme! Is' mir übel. Was soll uns das sagen? Verlasst nie wieder das Haus, ihr könntet ja die Welt verändern. Oder: Fresse! Drückt Knöpfe und seid leise! Die Message ist eigentlich sonnenklar: Easy Shopping.

Warum denke ich dann aber dauernd, dass sei falsch? Kann ich euch sagen: Weil es eine weitergeführte Abkoppelung / Loslösung des ur-gewaltigsten Prozesses den man sich nur vorstellen kann, darstellt: Die Beschaffung von Nahrungsmitteln (und ich sage das nicht, weil ich neuerdings drei bis fünf Kräuter in meinem Garten ziehe, sondern weil ich es so empfinde, das wär' vor drei Jahren nicht anders gewesen!). Das Baby so: Rausgehen? VOLL SCHEISSE! Und: Selber denken? AUCH SCHEISSE! Mummy und Daddy haben nur (O-Ton) mehr Zeit für die speziellen Momente. Ich nehme an: Fotos von verfetteten US-Kids machen, ist gemeint. Klar, auch da kann man ja dann wieder einen Knopf drücken. Merkt ihr was? Merkt hier eigentlich irgendwer überhaupt noch irgendwas, oder fressen wir einfach immer weiter all die Scheisse, die uns die Multicorps vor den Latz knallen? Es scheint so. In Teilen des westlichen Amerikas ist der Service schon am Start.

Aus transhumanistischer Sicht müsste ich eigentlich Freudentränen weinen: Knopf drücken, immer satt sein! Das klingt ja erstmal nach einer utopisch-futuristischen Idee, die gar nicht so schrecklich ist, wie man vielleicht denken mag. Mag man aber mal denken, muss man zwangsläufig auf den Gedanken kommen, dass eine Wertschöpfungskette – mittels der dir das Pfund Hack schneller und günstiger geliefert wird, als der Metzger an der Ecke OH JE sagen kann -, irgendwo einen Logik-Fehler eingebaut hat. Dieser Logikfehler heißt Nutztier, Immigrant oder Billiglöhner.

Ich kann mir nicht helfen; mit dem wenigen an ökologisch/ökonomischen Verständnis – welches ich mir zutraue – , muss ich quasi die folgende Frage stellen: Wenn das alles so schön und einfach ist, und dazu noch so günstig… sich konträr dazu aber alle westlichen Industrienationen (welche die klar definierte Zielgruppe sind) in einem Sumpf der Verschuldung um sich selbst drehen… ja… wer zahlt denn eigentlich die Zeche für diesen Service? – Die Antwort weiß ich auch schon: Menschen und Tiere. Das ist nur logisch. Anders ist das gar nicht möglich. 

Und wenn juckt es? Den, der nicht den ganzen Tag nur Knöpfe drückt. Den Immigranten, der in Spanien oder Texas für 2€ oder 3$ die Stunde die Paprika aussortiert, die nicht die perfekten Rundungen der ISO-Norm erfüllt. Die Sau, die nach wochenlangem herumliegen, an den Haken gehängt wird, und umherzappelt (Achtung, fieses Video!), als wäre sie die letze ihrer Art. –  Wenn kümmert es? Wir haben ja bald auch Amazon Dash, mit griffigen Knöpfchen und einem Handling, welches der Ergonomie einer westlichen Hand sicherlich sehr entspricht. 

Vielleicht sollte vor dem drücken des Bestell-Knopfes das eben verlinkte Schweinevideo auf allen Screens des jeweiligen Haushaltes zu sehen sein. DAS wäre mal ne markt/produkt-strategische Maßnahme, die ich befürworten würde. Nur kommt mir auch da schon wieder ein dystopischer Gedanke: Selbst wenn die Sau schreit und zappelt… wen kümmert es denn noch? Der Knopf ist ja schon da. – Das ist alles nicht mehr mit Huxleys Brave New World zu vergleichen. Denn: Es ist weitaus schlimmer, als Huxley es sich je imaginieren konnte. Und es kommt sicher noch dicker. Schweinedick, würde ich sagen.

Abschließend: Auch ich esse Fleisch und bestelle bei Amazon. Allerdings wäre ich auch dazu bereit, alle AmazonFresh-Lieferwagen in die Luft zu sprengen und jedem die Freundschaft zu kündigen, der bei dem FRESH-Laden was bestellt. Hier geht es nicht mehr um die passive Zerstörung des Planeten (durch Rohstoff-Raubbau, welcher wiederum Menschenleben frisst), sondern das ist das aktive Beteiligen an der Unmoral, das aktive Auslöschen jeglicher humanistischen Ansätze und Ideen. Meine philosophische Lieblingsfreundin würde sagen: Die aktive Entfremdung von dem, was wir als das Wesen des Menschen kennen. Ich bin ja auch für den Übermenschen. ABER DOCH NICHT SO! 

…schön verpackt, mit Babystimme, über-ethisch korrekt und mit Wohlfühlcharakter.

So funktioniert Green- und Brainwashing in der Neuzeit. – Ich kotz' gleich alles voll. 

An der Fleischtheke. 

Es wird ernst. Ernster! #RSUKr

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Seit dem 1. April diesen Jahres wurden im Rahmen des Umbaus der Bundeswehr von einer Verteidigungs- zur “Interventionsarmee” so genannte Regionale Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSUKr) gebildet, die für den “Heimatschutz” zuständig sind und bundesweit aus 30 Einheiten bestehen. (Quelle: Freitag.de)

Während wir alle vor den Kisten sitzen um a) entweder keine Werte mehr zu schaffen oder b) um uns unser Hirn weichbraten zu lassen, gibt es 1%ter und Machtmenschen, die schon jetzt weiterdenken, dafür sorgen, dass die Gedankenverbrecher der Zukunft (HIER!), ja schön kuschen, wenn es hart auf hart kommt. Und DAS es hart auf hart kommt HOFFE ich zwar nicht, fühle und glaube es aber schon; auch noch zu meinen Lebzeiten (daher auch – unter anderem – meine, öhm, Aktivitäten in der Eifel; meine Kommunikation mit Menschen, die Ideen UND Pläne haben). 

Ich linke unten noch ein paar Quellen dazu; auch offizielle, hier aber mal in Kurzform, was diese RSUKr-Einheiten alles so können, wozu sie befähigt sind (schon jetzt! Die ersten Einheiten sind in Betrieb!)

  • Es wird bundesweit 30 solcher Einheiten geben; mit einer Mannstärke von 50-250 Mann! In Zahlen: DREIßIG und ZWEIHUNDERTFÜNFZIG! 
  • Die Einheiten werden eingesetzt, wenn (Zitat) organisierte und bewaffnete Aufstände anstehen​ 
  • Oder eben wenn (Zitat) allzu widerstrebende Bevölkerungsteile die innere Ordnung bedrohen

Man könnt' meinen, die meinen mich. Oder dich. Oder uns beide? WTF! 

In einem offiziellen Papier der Bundeswehr steht das hier:

Nach einer Generalklausel der Europäischen Union könnte der Amtshilfe-Einsatz auch beim politischen Generalstreik gegen Versorgungseinrichtungen, gewaltsamen Massenprotesten, sozialen Unruhen sowie Aktionen des zivilen Ungehorsam durch Streiks und/oder Straßenblockaden im Transport- und Energie- oder Gesundheitswesen möglich sein. Mit dieser Ausrichtung böten die neu aufgestellten RSUKr allen interessierten und geeigneten Reservisten Chancen des Engagements.

Engagements? Steht das da wirklich? Gemeint ist: Bürger verprügeln Bürger (im seichtesten Falle!). Und ich WEIß aus sicherer Quelle, dass diese Spacken MASSIVEN Zulauf haben, der Drill den die erfahren ist turbokrass aufs Zuschlagen ausgerichtet, da geht es längst nicht mehr um Deeskalation, es geht darum, die (künftigen) nervigen Bevölkerungsteile möglichst schnell und effektiv mundtot machen zu können, internieren und anketten zu können. Und das mit der klaren Ansage / der Androhung des Mittels der körperlichen Gewalt (die ja in den meisten Köppen der Menschen legitim ist, da vom Staate ausgehend. Diese Idiotenköppe!)

Was positives vielleicht noch zum Schluss? …ich bin nämlich gerade satt und seicht: Das die (you know them!) sowas anleiern…das bedeutet – neben all' der Schrecklichkeit – auch eins: Die haben Angst. Vor uns. Was gut ist; nur müssen wir auch was daraus machen. Und daher meine erneute eindringliche bitte: Lest dieses Buch, lest diese Artikel, schaut euch dieses Projekt an, mach die Fernseher aus (geht zum Fenster und schreit…), die Bücher auf, die Herzen auch, und die Augen erst! Horcht mal in euch rein; und dann sagt mir: Glaubt ihr noch ernsthaft, dass WENN es hier knallt, dass die Revolution mit Töpfen (wie in Island) noch 'ne Chance hat? Glaubt ihr das wirklich? WENN das HIER wer glaubt: Mach' das du Land gewinnst, hier biste falsch, ruf bei RTL an oder bei Springer; und lass mich und uns hier in Frieden.  – Jesses, hat Deutschland S21 schon vergessen? Wissen die nicht, was passiert, während sie alle Fußball gucken

HERRJE! ES IST ZUM AUS DER HAUT FAHREN, taube Ohren, geschlossene Augen, wohin man guckt, im eigenen Wohnzimmer steht ein 40-Zöllner, das tote Huhn liegt im Freezer, und 1x im Jahr an die türkische Riviera ist auch noch drin. Leider. Nur nicht mehr allzu lange. 

Und dann? Dann haben wir zuviel TV geguckt, sind zu fett und zu blöde, die Mediokratie hat gewonnen, Reflektion, Innehalten, Anarchie und Liebe sind längst vergessene Begrifflichkeiten und wurden vom Neusprech-Ministerium in einer Galerie ausgestellt.

Spitze. Sehr spitze. Das alles.

…anbei noch einige Quellen zu dieser unsäglichen RSUKr-Scheisse: 

App zum Brechen: ‚Strassensheriff‘

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Ich frage mich ja echt, was in den Köppen dieser App-Entwickler und Konzepter vorgegangen sein mag. Vielleich sowas wie das hier:

Ey, kommt, wir bauen eine Denunziaten -App! Die Menschen sind eh alles scheisse, laßt uns dafür sorgen, dass die sich gegenseitig auch ja oft genug sagen, wie scheisse sie sind. 

Lachnummer. Bevor ich aber weiter breche erzählt euch die App selber, was sie – wenn die Entwicklung fertig finanziert wurde (bitte nicht!) – so tolles kann:

Es wird eng auf unseren Straßen: Immer mehr Radfahrer treffen auf Millionen von Autos. Um die Zahl der Konflikte zu verringern, müsste es deutlich mehr freie, sicher befahrbare Radwege geben. Und da kommt unsere App ins Spiel. Durch ein Posten von Orten, wo Autos auf Rad- und Gehwegen parken, wo Radler rote Ampeln missachten oder notgedrungen auf Gehwege ausweichen. Wir wollen Dialog und Verhalten verändern. Unterstützt unser Vorhaben – leistet Euren Beitrag für eine bessere Welt!

Außerdem steht da: 

Alle Posts werden auf unserer Website auf eine Karte übertragen. Hier können Autofahrer nachschauen, wo sie besser nicht mehr parken sollten, weil Radfahrer und Fußgänger aufpassen.

Und: Natürlich gibt es die Möglichkeit dem Autofahrer eine kleine (nette!? haha!) virtuelle Notiz zukommen zu lassen; die kann man (der angeschwärzte Autofahrer) dann auf der Homepage der App abrufen (bringt sicher schön Traffic, das war der Satz im Weltverbesserer-Meeting, ich wette es!). Ist klar. Schon mal einen Zettel an einem Auto gesehen, worauf stand: Liebster Falschparker, ich möchte reden? – Nee? Ich auch nicht. Bei mir fehlt dann da eher ein Autospiegel, es gibt Kratzer, oder einen Zettel, worauf alles steht, nur nix nettes. Und jetzt kommt ihr, ihr hässlichen App-Sheriffs, und macht uns alles zu Gutmenschen? Lachnummer! – …aber das sagte ich ja schon.

Es ist halt total easy, einfach das eigene Mitgefühl und die uns angeborene Empathie hinten anzustellen; auf Dritte zu verweisen (sei es nun die App-Website, die Polizei oder sonst irgendein beschissenes Amt), um sich nicht ganz so scheisse zu fühlen, weil man tief drinnen selber von sich weiß: Ich bin ein blöder Korinthenkacker​, ein Denunzianten-Arschloch, kann mich aber wunderbar hinter den Uniformen der Staatsdiener (respektive der App-Betreiber – denn als nichts anderes stellen die sich doch dar; diese obrigkeitsgläubigen Wichser!) verstecken. DAS ist nun eure Idee (Zitat) einer besseren Welt? Hallo? Könnt ihr euch nicht mal selber ins Knie ficken? Ich verrate es auch niemandem. 

Weiter unten steht das hier: 

Bei notorischen Falschparkern kannst Du die Informationen auch direkt dem Ordnungsamt zukommen lassen – die App informiert Dich automatisch, ob es sich um einen besonders rücksichtslosen Wiederholungstäter handelt. Per vorgefertigter Mail kannst Du dem Amt in Echtzeit die entsprechenden Daten zusenden. Aber bitte, lass Augenmaß walten – wir wollen kein professionelles, institutionalisiertes Petzen.

Nee, is' klar, wir wollen kein institutionalisiertes Petzen sondern nur ein bisschen Gepetze. Hallo? Das klingt wie: Die Stasi war auch nur ein bisschen doof. Spackos 3000, und alle die den Scheiss über Startnext mitfinanziert haben, sind blöde deutsche Tummelanschwärzer, die sich über ein faires, offenes, gesellschaftliches Miteinander noch NIE ernsthafte Gedanken gemacht haben. Wer die Polizei braucht, um sich mit seinen Mitmenschen anzulegen (ich rede nicht von passivem Schutz, ich rede von aktivem Anschwärzen!), der war und ist bei mir schon immer unten durch. Weiter im Text: 

Die App ermöglicht den Dialog mit dem Autofahrer, ist aber auch das Mittel der Wahl, wenn dieser versagt: Ein Klick, ein Foto, und GPS-Daten fügen sich zu einer Anzeige zusammen und werden mit den eigenen Absenderdaten an Amt oder Polizei übermittelt.

Na prima. Von Datenschutz will ich gar nicht sprechen, wir werden alle zu IMs, gehen uns gegenseitig noch mehr auf den Sack; weil es geht, es gibt ja jetzt 'ne Legitimation, die heißt APP, und ist der größte Scheiss am deutschen Start-Up-Himmel seit Zalando. – Glückwunsch, Innovationsstandort Deutschland. Ich hasse dich jetzt noch ein Stückchen mehr. 

Links: Keine dazu, gelesen habe ich davon hier: metronaut.de (der Autor sieht die App zum Glück ähnlich kritisch!) 

PS: Dieses Autofahrer vs. Biker-Thema ist auch wieder so ein gemachtes, typisch deutsch, ich schäme mich. Schon wieder. Ey. 

Eine Anekdote über Alltagsrassismus und warum ‚Kölsch sein‘ was für Idioten ist!

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Da seht ihr es. Und wer jetzt immernoch sagt, wir haben doch kein Nazi-Problem!, kriegt auf’s Maul. Derjenige denkt dann sicher auch, dass die AfD kein Problem wäre und die CSU kein Haufen voller brauner Arschlöcher. Schon unser Innenminister (ich mag ihn sehr) markiert das größte Hitler-Arschloch, was ich mir vorstellen kann. Ihr habt den gewählt, schon wieder, und wenn DAS kein Indikator für ne rechte Tendenz in Deutschland ist, weiß ich es auch nicht. Zwei Drittel (ZWEI VERFICKTE DRITTEL!) der Deutschen haben Vorbehalte gegenüber Immigranten (link).

Zur Untermauerung meiner Wir haben wohl ein Problem-These möchte ich euch kurz eine Anekdote aus meinem Alltag erzählen.

Ich war am 14.09.2013 auf der Post hier in Köln Bickendorf. Und das ging so:

Ich bin gegen 12.30 in die deutsche Post hier in Köln Bickendorf spaziert. Ziel der Übung war es, eine kaputte Grafikkarte ein/zurückzusenden. So weit, so unspektakulär. Ich also rein in den fiesen Laden (ich mag keine Postfilialen, die haben immernoch was von Amt. 10€ einzahlen mit 60€ spielen heute. Und Amt mag ich meistens nicht). Vor mir ca. fünf Leute, ich stelle mich in die Schlange, da es kurz vor Feierabend ist (die macht hier um 13 Uhr zu) gesellen sich noch weitere 4-6 Menschen zu mir, stellen sich hinter mir in die Reihe. Nun ist ein junger Mann dran, der offensichtlich keine Lust hat, horrende Summen für die Auslösung seines Paketes zu zahlen. Ich habe das Gespräch so halb mitgehört; das betreffende Paket war wohl von ihm versendet worden, kam – warum auch immer – zurück, und nun sollte er erneut zahlen; um es in Empfang nehmen zu können. Der Mann (dunkle lockige Haare, knackig braune Haut, ein hübscher Kerl!) sagt also in ruhigem bestimmten Ton:

Nein, ich werde das nicht zahlen, ich weiß ja nicht mal warum ich das Zahlen soll, oder wieso und woher das genau zurück kommt…

Daraufhin die blonde Post-Sklavin, mit vorwurfsvollem Blick an den Herrn gerichtet:

Ja, also, aus DEUTSCHLAND kommt dat janz sicher nich‘ so zurück! 

Sie sagt das so laut, dass jeder in der Filiale den verdeckten Vorwurf unmissverständlich verstehen muss; sie hätte genau so gut sagen können: Keine Ahnung wo SIE herkommen, aber bei uns hier in Deutschland sind wir nicht zu blöde Pakete zu verschicken. Der laute Tonfall und die prononcierte Aussprache des Wortes Deutschland ließen da wenig interpretatorischen Spielraum, glaubt es mir. Ich spitze also die Ohren. Der junge Mann, weiterhin recht ruhig (ich wär‘ da schon an die Decke gegangen!):

Gut, ich hab‘ nicht soviel Geld dabei, ich muss das eh erst prüfen, ich telefoniere erstmal; etwas ärgerlich ist das ja schon alles!

Die Post-Sklavin, mit hochgezogenen Augebrauen (blonde, versteht sich):

Tja, dann mache se dat, andere sin‘ uch noch dran hier!

Der junge Mann zuckt ratlos die Schultern, dreht sich weg, sagt im Weggehen, etwa auf meiner Höhe:

Nervig, echt ey! 

Ich grinse ihn an, fühle mit ihm. Scheiss Post, ist doch wahr! Er geht also in Richtung Ausgang, in der Filiale stehen mittlerweile 15 Menschen, inklusive der EINEN Post-Sklavin, die am Samstag etwa 200 Leute abfertigen muss. Die arme. Jedenfalls: Kaum ist der junge Mann nahe der Tür, evtl. auch schon draußen, ich achtete nicht drauf, sagt der glatzköppige, fette, kölsche Typ (ein goldener FC-Geißbock baumelt ihm um den speckigen Hals, kein Scheiss!):

Ach ja. DIE können dat echt gut, ey! 

Ich stehe mit dem Rücken zu ihm, vor ihm in der Schlange; bevor ich zusammenzucken kann, sehe ich in das zustimmende Gesicht der Post-Sklavin. Sie sagt:

Echt ne? Immer dat selbe mit denen! 

Ich denk‘, ich werd‘ nicht mehr. Während ich mich ganz langsam drehe – um zum Zuschlagen auszuholen (verbal, versteht sich) – schaue ich in etwa fünf bis sechs Gesichter. Die sehen auch zustimmend aus, die Köpfe nicken jedenfalls ALLE! Kein scheiss: ALLE! JEDERMANN (und jede Frau) in dieser verfickten Postfiliale findet es also richtig, so einen geistigen Dünnschiss zu tolerieren, die stehen dem Fetthals also zur Seite, denk‘ ich mir, während ich mich weiter drehe. Da war ich aber tatsächlich schon- vor lauter Wut im Bauch – etwas öhm, gewaltbereiter als noch vor einigen Augenblicken. Ich schätze eine Sekunde lang ab, von wem ich wohl eine reinkriege, wenn ich dem FC-Fetthals jetzt einfach von unten ordentlich eine ans Kinn haue. Die Chancen stehen schlecht für mich, das hatte ich während der Umdrehung noch so eben kapiert. Meiner Wut tat das aber keinen Abbruch. Ich also (fertig rumgedreht, die Situation erfasst) in ruhigem – aber bestimmten Ton – (mittlerweile kann ich das ganz gut, das war früher mal anders. Ganz anders):

Öhm. Tschuldigung. Aber wer genau sind denn DIE? 

Ich sehe zusammenzuckende Menschlein aus den Augenwinkeln. Ich vollende den Satz, schaue dem Fett-Hals starr in die blauen Augen; stelle aber auch fest: Scheisse, der is ja echt noch einen Kopp größer als ich (Ich: 1,86cm), und wiegt sicher das doppelte (ich: 82Kg). Und dann sehe ich es ihm im Gesicht an: Mit Kontra hat der nicht gerechnet, die Augen zucken, die fette Stirn drückt sich nach vorne.

Er erwidert, schon recht laut:

Na DIE halt!!!

Ich bleibe stur; frage:

Ja, das habe ich schon verstanden, ich frage Sie aber: Wen meinen sie mit DIE? 

Er:

Also da wo ich herkomme, da können sich die Leute benehmen. 

Ich: 

Also ICH sah jetzt gerade niemanden hier, der sich schlecht benommen hat, bis auf Sie, werter Herr (das „werter Herr“ habe ich wirklich gesagt!)​,​ der hier offensichtlich ne richtig miese Art von Alltagsrassismus an den Tag legt, die mir persönlich gerade echt auf den Sack geht! 

Ich schaue fragend in die Runde der weiteren 10-12 Personen. ALLE schauen sie verschämt weg, ALLE finden den PVC-Bodenbelag aus den 70ern offensichtlich plötzlich megaspannend. Ich schüttele zur Untermauerung meines – doch recht direkten –  Vorwurfes leicht den Kopf.

Er, seinen Bierbauch vorstreckend, wahrscheinlich wollte er sich gerade machen, sagt:

Ja, wenn de dat so siehst, dann ist dat dein Problem, Junge. 

Er schnaubt dabei, rückt mir auf die Pelle, ich kann ihn riechen.

Ich:

Mann, Mann, ich spreche sie auch mit SIE an, das gehört sich so, das habe ich gelernt, da wo ICH herkomme. Im übrigen habe ICH kein Problem, sondern Sie, und es kann doch echt nicht wahr sein, dass Sie hier so ne Scheisse von sich geben, die Dame da hinter der Theke offensichtlich auch einen am Kopp hat, und hier niemand dazu was zu sagen hat. Kotzt mich an, sowas, ehrlich. 

Ich drehe mich langsam und kopfschüttelnd wieder nach vorne, ernte strafende Blicke der Post-Sklavin, der Typ schnaubt mir mit einem maximalen Abstand von 3cm in den Nacken, sagt dann:

Pass bloss op, doh!

Ich, wieder nach vorne gerichtet:

Pffff, Loser gibt es, widerlich! 

Das Schnauben wird lauter, ich schaue in das Plexiglas-Schildchen am Tresen, um einer Attacke möglichst vorbereitet entgegenzutreten. Nix passiert, die Zeit steht still, ich bin an der Reihe, die Post-Braut muss mich nun bedienen. Ich trete vor (innerlich fällt mir mindestens die Last eines goldenen FC-Geißbocks von den Schultern), die Post-Braut sagt, in verächtlichem Ton, die Augen voller Hass:

Ja?

Ich, freundlich und fröhlich grinsend:

Ach wissen Sie, ich wollte eigentlich gerade Geld einzahlen, jetzt is mir aber eher nach ‚bedient werden‘. Ich hätte gerne 100€ von meinem Sparbuch; und das Paket hier geht auch nicht ins dämlich Ausland. 

Sie wechselt kein Sterbenswörtchen mehr mit mir, der Schnauber beruhigt sich, ich kann aber seinen Hater-Blick immernoch förmlich zwischen meine Schulternblättern fühlen. Beim rausgehen sage ich laut und für alle hörbar: Einen schönen Tag euch allen. Lumpenpack! (ja, auch genau DAS Wort habe ich benutzt). Eine junge Dame mit dunklen Haaren grinst mir beim Verlassen der Filiale zu, der Rest schweigt, guckt immernoch betreten auf den Boden; ich höre wie der Schnauber mit der Post-Braut anfängt zu lästern,  mir ist das egal, ich habe meine Pflicht getan und gehe erhobenen Hauptes auf die Straße

Was ich mit dieser Gesichte sagen will?

Erzählt mir nix von Ach Köln! …so tolerant… Leben und Leben lassen und so. Bullshit, der Ur-Kölsche ist tief drinnen genau so ein braunes Kackarschloch wie der letze Hinterwälder in Bayern; wir haben ein massives Rechts-Problem in der Republik, die langjährige Angstmacher-Politik hat durchschlagende Erfolge, ich weigere mich etwas anderes zu akzeptieren oder meinen hübschen deutschen Kopf in den Alles-Ist-Gut-Sand zu stecken. Hier ist gar nix gut, an unseren Grenzen sterben täglich Menschen, und wir sind ALLE Mörder. So einfach kann das sein.

Und: Wer mich noch mal fragt, warum ich Fahnen, Nationen und Patrioten auf den Tot nicht ausstehen kann, der kann sich ja mal Samstags mit mir vor der Post verabreden.

Ich bring‘ auch meine Brüder mit.

Yo.

(Artikel inspiriert durch das Bild oben, welches ich beim Peter fand

HASS-Mail von Twitter (und so!)

Unbenannt

Leute. Ich muss gerade mal etwas brechen; ich hab' nen Hals, dick wie ein amerikanisches Männerbein. Was labern die nur alle von ah, wählen ist so wichtig und ah, wer nicht hin geht, der darf dann auch nicht meckern oder ah, wer nicht wählt, versteht die Demokratie nicht. Fuckerz alle, echt mal. Die haben doch alle den Knall nicht gehört. Mit DIE meine ich jetzt nicht euch LeserInnen; also nicht unbedingt; sondern eher die Spackos von Twitter, die mir eben die oben zu sehende Hate-Mail schicken. Oder die Dusel-ZEIT-Autorin Carolin Memecke, die in ihrem Pro-Wahl-Artikel mal eben reflektierte, überlegte, intelligente Anarchisten (oder Menschen, mit anarchistischen Überzeugungen) in einen Topf mit Rauten-Merkel wirft, weil die ja auch so rumeiert, wie es Nichtwähler tun; geht man nach der Logik der Autorin. Sie schreibt: 

Es mehren sich die Stimmen, die diesen Gestus zu zitieren scheinen, indem sie das "Nichtwählen" zur radikalen Verweigerung eines politischen Systems erklären, in dem die Parteien verwechselbar, die Programme austauschbar und die Wahlen keine Wahlen seien. – Ich halte das, mit Verlaub gesagt, für Bullshit.

Ich sage: Bullshit! Stimmt. Gut erkannt. Ich wende mich nun mal direkt an Fräulein Obrigkeitsgläubig (aka die Autorin): Du hast doch keine Ahnung, wer oder was 'ne Demokratie ausmacht. Ich auch nicht. Offensichtlich weiß das keiner mehr so genau, einige Steinewerfer in Athen vielleicht noch, die wissen wenigstens, wie man sich 'ne Stimme verschafft, bei uns schaffen das doch nur noch Wirtschaftslobbyisten; der medial-verstrahlte Rest glaubt doch eh immer weiter an Wachstum und Wachstum; und an Wachstum auch nochlebt in einer imaginierten scheindemokratischen Blase, die in Wahrheit nichts anderes ist, als 'ne Diktatur des Dollars (oder des Euros). Die reden von Veränderung, tolerieren aber Gewalt; und sei es ja nur die, die vom Staate ausgeht. Klar, mit solchen nicht-finalisierten Gedankenwelten kommen wir nie weiter; wer die bessere Welt nicht mal denken kann (oder will), der hat auch keine solche verdient. In diesem Sinne bin ich da beim anarchistischen Links-Außen-Gesocks und sehe einen Wahlgang als eine Art Gewaltverbrechen; als ein Frevel an der Humanität. Nimmt man alle Straftaten (definiert durch die Gesetzgebung) der übelsten Gangster der Neuzeit zusammen, stehen diese immernoch in keinem Verhältnis zu dem, was so die so called Volksverräter Volksvertreter den Menschen bzw. den humanistischen Werten angetan haben. Seit den unrühmlichen Zeiten der NSDAP gibt es nun auch wieder bei uns 'ne Art  Bürgerpolizei. In Hessen. Legitimiert durch 16 Jahre tief konservativ-christlicher Bullshit-Politik; alles im Sinne des Volkes, durchgedrückt durch dessen Vertreter. Ach, und wer hat übrigens über Assad und sein Gift gemeckert? Der hat das von uns (bekannt geworden durch eine Anfrage der LINKEN! (Info via Max) ; und ich frage mich, welche Volks-Vertretung so ne Scheisse abgesegnet hat!? Oder wart ihr das? Mit dem Kreuz an der richtigen Stelle? Na? Na? Na? – Flachzangen. Ey. 

Gibt man seine Stimme ab (und schon diese Formulierung lässt doch jedem anständigen Freigeist die Nackenhaare zu Berge stehen!), legitimiert man eine Gesellschaft, in der Schlagstöcke, Bespitzelung, Hass und Wachstum vor Blumen, Vertrauen, Liebe und Genügsamkeit stehen. Als Freizeit-Anarchist bleibt mir da nur zu sagen: ICH legitimere – zumindest in meiner Gedankenwelt – keinerlei Gewalt, egal von wem oder was diese ausgeht; ich beteilige mich NICHT an einem System, was Hass, Angst, Wachstum und Doppelmoral propagiert. 

Und das war nur EIN Grund, warum man nicht hingehen sollte, wenn man sich nicht lange und ganz ganz ganz genau überlegt hat, wem (und für was) man am Sonntag seine Stimme ABGIBT.

Und jetzt kommt der Clou: Ich geh' dieses Jahr selber hin; meine Wahlentscheidung und Wahlempfehlung lässt sich (unter anderem) hier nachlesen. Warum ich jetzt nach dem Gepolter oben so 'ne Kehrtwende vollziehe? Weil ich das Gefühl habe, dass Anarcho-Blogging, Wikileaks-Spenden, Demos, Plakatierung, viel Gequatsche im kleinen Kreis, etc. dieses Jahr nicht genug sind; weil ich finde, dass die Demokratie (mit künftigem Linksdrall) zumindest noch eine letzte – eine allerletzte! – Chance verdient hat. 

gnihi

…ich las eben einen Comment auf Facebook 

Schleichende Veränderungen hingegen scheinen mir unaufhaltsamer und stabiler, weil sie sich nach und nach auch im Werte- und Denksystem der Menschen verankern. Da helfen Wahlenscheidungen durchaus mit bei der Konsolidierung dieser winzigen Veränderungen.

Klingt gut. Ist es auch. Wenn man die derzeitig praktizierte Demokratie als kleinstes Übel begreift, der Obrigkeit hörig ist und gläubig gegenüber steht, den Status Quo als unveränderbar anerkennt und sich der illusionären Hoffnung hingibt, dass sich in den nächsten vier Jahren irgendwas verändern wird, nur weil man (oder Frau) ein Kreuz auf einem nichtigen (?) Blatt Papier macht. 

…ihr seht bzw. lest die Diskrepanz, ne? Ich fasele und fasele, gebe mich aber am Sonntag der selben Illusion hin. Allerdings hat meine Illusion ein Fundament: Ich habe das Gefühl, dass Gregor Gysi nun endlich die Achtung erfährt, die ihm gebührt. Ich habe weiterhin das Gefühl, dass bei viel mehr Menschen der Wunsch nach Veränderung durch ein alternative, linksorientierte Politik besteht, als es bei den letzten Wahlen der Fall war. Einen weiteren Grund habe ich auch noch: Der ist privat, blond, unglaublich sexy und hat mehr Ahnung von Politik, als ich sie mir jemals aneignen könnte. Diese beiden – natürlich sehr subjektiven – Gründe lassen mich daran glauben, dass die Wahl dieses eine mal anders ausgehen könnte, als es bisher der Fall war. Außerdem will ich noch ein (letztes?) mal den Thrill vor dem TV am Sonntagabend erleben. 

Was ich eigentlich sagen will: Wählen gehen ist keine Bürgerpflicht! Das Hinterfragen der politischen Kaste und ihrer Machenschaften Aktivitäten schon. Wer also nicht hingeht, bekommt einen Keks von mir. Wer hingeht und die LINKEN (oder die Violetten:) wählt: Zwei ;) Für alle anderen gilt: Grün, SPD-Rot, Schwarz, oder Gelb. Die stehen ALLE für Verrat an der Menschlichkeit, für Expansion, für Ellenbogen, für den Ego-Arschlochmodus, für Giftgas, Angst, Taliban und Nachbarschaftskriege. 

Ergo: Fickt euch, ich bin fertig mit euch und in meiner (künftigen) Kommune dürftet ihr maximal den Küchendienst machen. An Entscheidungen werden Arschlöcher eben nicht beteiligt; wir sind da dann nämlich allesamt Esos, Gutmenschen und Pazifisten, und keine Heckenpenner, Großkapitalisten oder doppelmoralige Kleingeister, die weiter Krieg spiel möchten.  

So far. Ich sehe dem Sonntag gespannt entgegen.

Endlich mal wieder.