kryonik

TM Wissen über den Transhumanismus

Unbenannt

Im TV-Format TM Wissen des Kanals ServusTV ging es neulich um Transhumanismus. Das Dreamteam Natasha Vita More und ihr Mann Max More war elementarer Teil der Sendung. Was ich prima fand', da ich die beiden mag und mir seit Jahren ihre Gedanken und Ideen reinziehe. Mit Natascha hatte ich gar mal einen kurzen philosophischen Chat bezgl. "Bildrechte und Transhumanismus" und ihren Mann würde ich auch zu gerne mal persönlich treffen. Er ist halt einfach der Kryoniker und sie die Cyborg-Frau. Ich denke, das kann jeder transhumanistisch-interessierte so einigermaßen unterschreiben, oder?

Leider ging es dann in der Sendung aber auch nur um vom Max einfrieren lassen und um die Plutorianer-Humanoiden von Natascha. Was beides ultra-spannend ist; nach meiner Begrifflichkeit gehört zum Thema Transhumanismus aber einiges mehr, als nur diese beiden Thesen / Ideen. Für mich ist vor allem der moralisch-philosophische Aspekt sehr spannend; das hat sich bei mir etwas gewandelt, vor einigen Jahren war es noch ganz klar der technische Ansatz. Zu dem Thema gab es aber durchaus auch was zu sehen: Wie genau wird eigentlich kyronisiert? Wie wird das Hirn / der Körper gelagert (Eine Tiefkühl-Einheit= vier komplette Menschen plus acht Gehirne. Oder so)? Was kostet das, und wie hoch schätzt der Betreiber die Wahrscheinlichkeit ein, dass er die Leute tatsächlich wieder…- naja, nicht wiederbeleben, sondern eher reanimieren – kann? Die Kryonik begreift sich als zusätzliche Notfall-Maßnahme, als erweiterte Rettungsdienstleistung, wenn man so will. Mit Sterben hat das nix mehr zu tun O__o. All' das wird ausführlich erklärt und ich fand's spannend, wenn auch wenig erkenntnisreich. 

…was mir immer wieder auffällt, wenn es um Mr. More und seine Einfrierstation geht: Der steht drauf, sein Frankenstein-Image zu pflegen; woher kommen sonst immer die spooky Szenen im Halbdunkeln mit Drama-Trommlen? Ich würd' sowas ja sichten wollen, vor Ausstrahlung, macht der sicher auch, und lässt es so. Find' ich prima :)

Must see: We Will Live Again

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Zitat aus dem Film:

I'm not talking about the living forever. I'm talking about waking up tomorrow. 

Aus der Beschreibung:

WE WILL LIVE AGAIN looks inside the unusual and extraordinary operations of the Cryonics Institute. The film follows Ben Best and Andy Zawacki, the caretakers of 99 deceased human bodies stored at below freezing temperatures in cryopreservation. The Institute and Cryonics Movement were founded by Robert Ettinger who, in his nineties and long retired from running the facility, still self-publishes books on cryonics, awaiting the end of his life and eagerly anticipating the next.

Ein extrem wichtiges Video. Das einzige was ich an dem Film wirklich creepy nennen würde… die grüne (?) Couch da bei Minute 04:30. Die macht mir Angst. Wo kommt die her? Wo geht die hin? Und sehen wir eigentlich alle genau die gleiche abscheuliche grüne Farbe? – Alles relativ. Genau wie die Idee vom Tod oder dem Streben nach Lebensverlängerung. Für mich ist Kryonik nichts anderes als eine weitere Option aus dem heilbringenden Portfolio des Rettungssanitäters der Zukunft. Es gibt keinen moralisch- / ethischen Unterschied zur Wiederbelebung. Die heute hunderte Male auf diesem Planten angewendet wird. – Was fasele ich. Hier hab' ich genug gefaselt: doktorsblog.de/tag/kryonik. Es geht übrigens noch professioneller als oben im Video. Alcor macht auf mich den lebhafteren Eindruck. Die Berater bei denen haben wohl auch Kontakte zu deutschen Krankenversicherungen.

…habt ihr den Pet-Container gesehen? Frozen-Kitty. Geiler Scheiss. 

Ich schließe für mich nicht aus in Zukunft eins der vielen Kryonik-Angebote näher zu beäugen. Wenn ich vorher auf einem Friedwald als Baumnahrungsergänzungsmittel dienen darf, passt das aber genau so gut. 

Kryonik – Ja was’n nu?


(Bild kommt von der äußerst großartigen Website: immortalhumans.com)

Ich bin der transhumanistischen Bewegung nicht abgeneigt; eher sogar zugetan. Natürlich gibt es im Zusammenhang mit dieser Bewegung / diesem Wissenschaftszweig auch immer mal wieder ziemlich radikale Auswüchse. Unweigerlich stößt man auf Menschen und Vereinigungen, die mit gesundem Menschenverstand (Attention: Definitionsproblem ahead!) nicht mehr viel gemein haben. Schaut man sich das breite Feld der Zukunftsforschung an, oder recherchiert mal nach, was es alles so für Vorstellungen gibt, stößt man auch auf Vereine, die mit Trans(oder Post-)humanismus so gut wie nix mehr am Hut haben.

Beispielsweise die Church of Euthanasia  (ich mein', ich hätte die hier schon mal erwähnt, find's gerade aber nicht). Diese Vereinigung propagiert die Auslöschung der Menschen. Machbar durch gezielte und sofortige Sterilisation aller Männer. Da hört's bei mir auf. Und bei anderen fängt da der Umweltschutz gerade erst an. Was ich damit sagen will… es gibt Bewegungen bzw. Kulturen, denen ich verdammt viel abgewinnen kann (Extropianer, zb. hochinteressant!). Dann gibt es die dunkle Seite (siehe oben); und dann gibt es immer mal wieder Ansätze und Ideen, die ich nicht bis zu Ende gedacht habe; zu denen ich mir kein abschließendes Urteil gebildet habe. Mir vielleicht auch nie eins bilden werde. Wie eben das kürzlich erwähnte Thema Kryonik.

Einfrieren? Komplett? Nur den Kopf? Bin ich denn dann auch wirklich save? Ist das egoistisch, oder kommen mir nur meine beknackten Wertvorstellungen und moralischen Bedenken in die Quere? Oder seh' ich's lieber völlig pragmatisch und rational, und freu' mich auf einen Sarg voller Eis (jaja, kein Eis, ich weiß es ja!) ? (In Deutschland ist ein solche Lagerung übrigens nicht möglich; diese kollidiert nämlich mit dem deutschen Friedhofszwang – der m.E aber auch irgendwie dämlich ist.)

Unter meinem vorletzten Kryonik-Artikel hatte mbee freundlicherweise einen wirklich interessanten Link zur Website biostase.de hinterlassen. Diese Website (und der Verein dahinter) ist in Deutschland die erste Anlaufstelle für Kryonik-Interessierte (wenn ich das richtig deute). Und jetzt – so ganz ohne Wertung- , haue ich mal eben einige Argumente hier rein, die wiederlegen möchten, warum Kryonik eigentlich eine blöde Idee ist: (Grundsätzlich sollt man sich zunächst mit dem Gedanken vertraut machen, dass eine Kryonisierung nichts anders sein kann, als ein schlichter Rettungsdienst. Dann geht das leichter runter) Here we go:

Warum lassen manche nur ihr Gehirn vitrifizieren, nicht aber den Rest ihres Körpers?

Manche Menschen nehmen an, dass das Gehirn ihre gesamte Persönlichkeit beherbergt, und dass der Rest irgendwie ersetzbar wäre.

Warum sollte man bei einem toten Körper diese Prozedur durchführen?

Die Grenze, ab der jemand für tot erklärt wird, verschiebt sich seit Anbeginn der modernen Medizin. Personen, bei denen heute das Herz aussetzt, werden reanimiert. Ebenso bedeutet ein Aussetzen des Gehirns keinesfalls, dass es keine Persönlichkeit mehr beherbergt.

Wozu soll das alles gut sein?

Kryonik begreift sich als Rettungsmaßnahme für den Fall, dass die zeitgenössische Medizin einem Menschen nicht mehr helfen kann. Kryonik soll dann dazu dienen, den Zustand des Menschen festzuhalten, um ihn anschließend durch die Zeit hindurch einer zukünftigen Medizin zu überbringen, in der er oder sie geheilt werden kann.

Wenn ich den Tod als natürliches Phänomen akzeptiere, kann ich zwangsläufig nichts mit Kryonik anfangen, oder?

Das kommt ganz darauf an, ob diese Akzeptanz die Ablehnung von lebensrettenden Maßnahmen grundsätzlich einschließt. Kryonik versucht letztlich einen Krankentransport durch die Zeit.

Wendet man sich nicht gegen sein (eventuell durch eine höhere Macht) vorbestimmtes Schicksal, wenn man vor einer bis dato unheilbaren Krankheit gerettet wird?

Falls dem so ist, wendet man sich wohl auch gegen sein vorbestimmtes Schicksal, wenn man eine in Deutschland unheilbare Krankheit in den USA behandeln lässt. Oder wenn man eine jahrelange Dialyse in Anspruch nimmt, weil es bis dato kein verfügbares Spenderorgan gibt. Kaum jemand lehnt jedoch diese Optionen ab.

Ist Kryonik nicht nur Geldmacherei?

Das ist ausgeschlossen, denn die beiden großen Kryonik-Anbieter (Alcor und Cryonics Institute) dürfen aufgrund ihrer Gesellschaftsform überhaupt keinen Profit erwirtschaften. Auch dürfen die Angestellten von Non-Profit-Organisationen kein übermäßig hohes Einkommen haben.

Ist das alles nicht furchtbar egoistisch?

Sind Rettungsdienste egoistisch? Nein. Sind Menschen egoistisch, weil sie gerettet werden wollen? Ja, falls sie diese Möglichkeit anderen Menschen vorenthalten wollen. Dies ist bei Kryonikern normalerweise nicht der Fall.

Trägt Kryonik nicht zur Überbevölkerung bei?

Trägt ein Rettungsdienst zur Überbevölkerung bei? Diese Frage ist offenbar zynisch. Dennoch: Untersuchungen zeigen, dass uns eine höhere Lebenserwartung nur vor moderate Probleme stellt. 

Warum sollten mich Menschen in der Zukunft heilen?

Weil Kryoniker auch in der Zukunft ein funktionierendes Notfallsystem, also eine funktionierende Kryonik haben wollen. Sich nicht um bisherige Patienten zu kümmern wäre dafür höchst kontraproduktiv, denn es würde ihre Glaubwürdigkeit kompromittieren.

Wenn das alles so toll ist, warum entscheidet sich dann fast niemand dafür?

Wir vermuten, dass dies mit einem Phänomen des menschlichen Gehirns zusammenhängt: der Tendenz zum Status quo (status quo bias). Das menschliche Gehirn bevorzugt demnach Szenarien, die keine Änderung des Etablierten bedeuten. Dazu gibt es interessante psychologische Studien. Zusätzlich blenden wir gern Themen rund um unsere Sterblichkeit aus.

Ist das nicht alles unbezahlbar?

Üblicherweise wird Kryonik über eine Risikolebensversicherung finanziert. Größenordnung: 10 bis 30 € pro Monat. Hinzu kommen bis zu 30 € für Mitgliedsbeiträge.

Angenommen, es käme dazu, dass ich Jahrhunderte später erwache. Dann kenne ich doch niemanden, oder?

Je mehr Menschen sich für Kryonik entscheiden, desto mehr Menschen werden sich potentiell in der Zukunft wieder treffen.

Nun ja. Ich bin mir dann mal den Kopf zerbrechen Gedanken machen. Was ich aber schon jetzt beitragen kann, ist das hier: Sich Gedanken um die Zukunft zu machen, ist manchmal sicher nicht so verkehrt.

Und ihr so?

my cryonic home

 


Ich hatte eigentlich einen 8000 Wörter langen Text zum Thema Kryonik geschrieben. Total philosophisch und so. Dann verlor ich den Faden und hatte keine Lust mehr weiterzuschreiben. Mein Gehirn war eingefroren. Stattdessen will ich Euch aber jetzt zeigen, in welchen Behältnissen man (oder auch Frau) lagern würde, wenn man sich denn einfrieren lässt. Ließe. Lassen würde. Dings. 

Ich find' die Dinger schön-hässlich. Mir persönlich würde aber die Nur-Kopf-Version vollkommen ausreichen. Soll's ja geben, sowas. Ahso, das Teil kommt übrigens von den Weltmeistern im Einfrieren: Alcor. Bei denen auf der Website stand irgendwo dieser Satz: 

Biological time is stopped

Gut, ne?

Gute Nacht.

EUCRIO! (Ich frier‘ mich ein, Alter!)


Das Thema Kryonik hatte ich genau ein halbes mal im Programm. Genau hier nämlich. Kryonik ist zwar kein fester Bestandteil von Cyberpunk, sehr wohl aber ein wichtiges Element der zeitgenössischen Science-Fiction-Literatur/Kultur.

Science-Fiction? Wohl kaum; ich verweise einfach mal ganz unverbindlich auf sämtliche Transhumanisten des Planeten Erde; die feilen nämlich schon etwas länger daran, einfach für immer da zu sein. Ich find's ungeheuerlich spannend, das Thema. Und noch spannender find' ich's an mir selber zu beobachten, wie mir beim philosophieren über das Thema meine eigene beknackte Moralvorstellung ins Gehege kommt. Will ich wirklich in einer fernen Zukunft wieder aufwachen? Natürlich will ich; was für 'ne bekackte Frage, Mann!

Mit EUCRIO könnt' das was werden: 

Wenn einer von unseren Mitgliedern zum Opfer eines Unfalls wird, da schicken wir unser geschultes und ausgestattetes Team, um bei dem Bett des Patienten einsatzbereit für Stabilisierungsleistungen zu warten. Dem Patienten werden Stabilisierungsmittel verabreicht, seine Temperatur sinkt und es wird die Perfusion mit Hilfe der Vitrifikationsmittel durchgeführt. Dann wird die Temperatur auf die Temperatur von Trockeneis gesenkt, um den Patienten auf dem Luftweg zu einer geeigneten kryonischen Organisation zu transportieren und dort eine langfristige Konservierung mit flüssigem Stickstoff durchzuführen. Unsere Hauptmission ist die Kryokonservierung zu verbessern und das Leben unserer Mitglieder zu schützen.

Und wenn die so kryonisieren wie sie deutsch schreiben, dann wacht da aber ganz sicher keinee mehr auf, ey.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Signatur des Generaldirektors:

Die Konservierung Ihres Lebens ist für uns ein Daseinsgrund. Für immer.

Herrlich. Echt mal. Hier noch eben ein Erklärbar-Video des netten Herren:

Ich glaube so lange das alles mit Eis funktioniert, begnüge ich mich zunächst mit meiner Sterblichkeit.

Dat ist mir einfach zu usselisch.

Und was ist eigentlich mit Jacko? Liegt die Pfeife immer noch auf Eis?

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