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Doku: In-Vitro-Fleisch

Unbenannt

Die Doku IN-VITRO-FLEISCH – Aus dem Labor auf den Teller? läuft noch einige Tage auf Arte 7 (Link). Hier zunächst ein kurzer Teaser-Text:

Stellt im Labor gezüchtetes Fleisch eine echte Alternative zum traditionellen Schlachtfleisch dar, um die immer schneller wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und die Umweltbelastung zu reduzieren? Mark Post und seine Mitarbeiter in den Niederlanden gehören zu den weltweit führenden Forscherteams in diesem Bereich und haben bereits den ersten Hamburger mit Rinderhacksteak aus der Retorte geschaffen.

Ich hatte ja bereits hier und hier meine Begeisterung für das Retorten-Steak der Zukunft kundgetan. Nach wie vor bin ich dafür, würde mir alles was die zusammenschrauben reinmampfen und freue mich schon jetzt auf Kuhwiesen, auf denen Kühe stehen, die nur als Deko – nicht aber als Steak – dienen werden.

Zu der Doku: Mir wurde im Film einmal zu oft der Satz die Rettung der Welt an den Fleischkopf geworfen. Überhaupt wirkt die ganze Doku etwas sehr… erzwungen. Nach dem Motto: Wir haben eigentlich gar nicht viel zu sagen oder vorzuzeigen; müssen aber unser Budget verballern und 1,5 Stunde Film abliefern. Dennoch: Für Nixwisser sehenswert, und auch für Interessierte gibt sie einen guten Überblick über den Stand der Dinge. Klar, dieses Zukunfts-Meat ist eine dicke, fette und vielversprechender Weltverbesserungs-Mechanik, stimmt schon. Das dieses Fleisch aus dem Glas aber die Welt retten wird, wage ich zu bezweifeln. Da gehört sicher noch was anderes zu. Was das ist, das hab' ich aber gerade vergessen. Ich hab' nämlich Hunger. 

Doku: Biohackers: A journey into cyborg America

Biohacking-Interressierte kennen sicher alle Projekte. Für alle anderen: Geiler Scheiss. Der Electro-Finger-Hack steht auch auf meiner To-Do-Liste, hab' Ende 2012 sogar  'nen Körperhacker getroffen, der das machen würde; wenn er mit seiner Ausbildung fertig ist; sagte er. Ich hab' mich so ausführlich mit dem Thema befasst, dass ich weder Angst empfinde noch ethische Bedenken mich davon abhalten würden, meinen Körper zu hacken. Guckt euch doch nur mal an, wie sich der Typ bei Minute 10 über seinen neuen Sinn freut. 

Klar, die Kritik steckt in den letzten Minuten: Nicht-Gehackte werden abgehängt, Biohacking wird zunächst ein Hobby der Reichen und Schönen sein; und schließlich wird ein extended human body zum Pflichtprogramm. Blah. Wir kennen das; ich kann es nicht mehr hören; dennoch besteht die Gefahr natürlich schon. Jedenfalls: Ich will das auch. Bald. ​

Disney erfindet den sprechenden Finger: Ishin-Den-Shin

Disney, ey. So gut. Erstmal gab mir der Star-Wars-Deal Hoffnung, dass es vielleicht (ganz ganz ganz vielleicht) doch noch mal einige tolle Star Wars-Filme geben wird, dann bastelten die mit Botanicus Interacticus, eine Zauberpflanze die als Instrument dienen kann, und jetzt kommen die mit einem sprechenden Finger um die Ecke. Ich finde das Projekt mindestens erstaunlich. Golem.de schreibt: 

Die Technik ermöglicht es kurz gesagt, Audiosignale von Körper zu Körper weiterzugeben und sie ohne klassischen Lautsprecher oder Kopfhörer wiederzugeben.

Und weiter: 

Der PC verwandelt die Töne in ein Signal mit hoher Spannung und niedriger Stromstärke. Über einen feinen Draht, der um das Mikrofongehäuse gewickelt wurde, wird das Signal in den Körper des Sprechers geleitet. Berührt der das Ohrläppchen einer anderen Person, sorgt das elektrostatische Feld für eine leichte Vibration, die derjenige hören kann. Der Ton wird übertragen. Das klappt laut Disney Research sogar über die Körper von mehreren Menschen hinweg, die als Leiter fungieren

Also in dieser Post-Schäuble/Orwell-Welt in der wir leben, halte ich diese Art von Info-Übertragung für spitzenmäßig und angebracht. Man müsste nur noch dafür sorgen, dass PC, Mikro und Körper nicht irgendwie hartverdrahtet am Netz hängen. Was in Zeiten des Cyborginismus etwas schwieriger – aber nicht unmöglich – werden könnte. Wie das klappt? Guckt ihr hier:

ishin_diagram

Warum nennt sich das ganze Ishin-Den-Shin? Na deshalb: 

Called “Ishin-Den-Shin,” a Japanese expression for communicating through an unspoken mutual understanding, i.e. non-verbal communication, the technology turns an audio message into an inaudible signal that is relayed by the human body.

Irre, wa? ….und außerdem möchte ich euch allen ganz gern mal ans Ohrläppchen fassen ♥

 

Warum ich 500 Jahre alt werden will

Warum ich 500 Jahre alt werden will! ist eigentlich die falsche Headline für diesen kurzen Artikel. In dem Video geht es aber tatsächlich um ein ähnliches Thema: Was wir alles verpassen, weil wir sterben werden. Müssen. Dings. 

Einige Sätze dazu bzw. zunächst mal eine Frage: Schreckt euch diese US-artige Art der Futurologie / des Transhumanismus, oder ist das ok für euch?

Immer wenn ich anfange vom Transhumanismus zu sprechen, erzähle ich den Menschen dann auch oft, dass 500 Jahre so 'ne Lebenspanne wär', die ich gut aushalten könnte. Je nach Gesprächspartner erfahre ich dann entweder Kopfschütteln und Unverständnis (meist von religiösen Menschen) oder aber Interesse und Zustimmung (meist von aufgeklärten Menschen) (Ausnahmen bestätigen die Regel). In einer Diskussionsrunde ging es mal um ein ähnliches Thema: Wann würdest du gern leben und wie lange? Mein Buddy Max meinte, er würde gern in der mittleren Trias (also vor etwa 245 Millionen Jahren) leben, um einmal eine Erde ohne Menschen zu sehen. Ich dachte so: Jau, das wäre was! Dann dachte ich: Nee, lieber 500 Jahre in die Zukunft, da gibt es auch keine Menschen mehr; ich kann aber dann möglicherweise mal zum Saturn fliegen (?). Was ich sagen will: 80 Jahre sind mir zu knapp; allerdings bilde ich mir nicht ein, dass es anders / besser laufen wird als bisher. Falls doch…freue ich mich auf all' die Dinge, die der Zukunftsbekloppte hier oben in dem Video so aufzählt.​

I listen to color!

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Neil Harbisson aka The Worlds first Cyborg sollte euch spätestens seit seinem großartigen Vortrag auf der diesjährigen re:publica ein Begriff sein. In Kurz: Der Mann hört seit seinem 21. Lebensjahr Farben. Mit Achromatopsie (Farbenblindheit) auf die Welt gekommen, wollte er sich nicht mit alles grau-in-grau zufrieden geben und bastelt nun schon über 10 Jahre an seinem Farben-Hörgerät herum. Mittlerweile sind aus den Tönen – die sein Implantat über seine Schädelknochen erzeugt – , eher Emotionen geworden, sagt er. 

Einfach zu gut, wie er davon erzählt, dass ein Besuch im Supermarkt sich für ihn mittlerweile eher so nach Disco anfühlt; weil die Reinigungsmittel-Regale immer so schön bunt seien. Oder das er sich heute nicht mehr nach (möglicherweise) passenden Farben ankleidet, sondern nach tollen Klamotten-Tönen. Oder das die Farben einer Rede von Hitler ja eigentlich fast schöner wären, als die Farben einer Rede von Martin Luther King. Öhm. Ja.

Am besten mal selber angucken. Und zuhören ;) 

‚Sorry, Ray‘! Oder: Ein Lanzenbruch für die Philosophie des Transhumanismus

Kurzweil

Wie langjährige Leser dieses Weblogs mitbekommen haben könnten, pflege ich meine ambivalente Hassliebe zu Herrn Ray Kurzweil  in unregelmäßigen Abständen in Form von despektierlichen Blogartikeln. Gerade in letzter Zeit habe ich a) mit meiner Lieblingsfreundin und Nachbarin als auch b) mit zwei neuen Menschen in meinem (Online-)Leben das Themenfeld Transhumanismus mal wieder neu beackert.

Neu beackert, ausgeleuchtet und als nach wie vor ultraspannend deklariert. Bei all' den bösartigen und humorbefreiten Artikel zu dem Thema ist es nun für mich (mal kurz) an der Zeit, auch die Ernsthaftigkeit dieser Philosophie anzuerkennen (Ja, ich deklariere den Transhumanismus als philosophische Denkrichtung; alles andere halte ich – mittlerweile – für überzogen). Ich möchte also nun – frei von jeglicher Satire – mal 'ne Lanze für den Transhumanismus – als auch für eine seiner Lichtgestalten – brechen: Für den Ray nämlich. ​

Oft wird man ja mit großen Augen beäugt, wenn man von der Möglichkeit der Unsterblichkeit spricht , über Kryonik und Cyborgs philosophiert oder über Biohacking am eigenen Penis Körper referiert. Um all' diesen Ungläubigen Skeptikern mal eine These entgegenzuwerfen, dachte ich, ich könnte ja mal mit dem Stilmittel des Vergleiches aufschlagen. 

So gut wie alle großen Vordenker, Revolutionäre und Helden der Geschichte wurden (zu Lebzeiten) für wahnsinnig erklärt. Weil sie mit ihren Ideen, Thesen und Forschungsarbeiten das bis dato vorherrschende Weltbild nicht nur in Frage stellten, sondern – wie Thor mit seinem Hammer -, in Tausende kleine Einzelteile zertrümmerten. Immer flankiert von einem Tabubruch, wie wir ihn uns heute kaum noch vorstellen können.

Können wir nicht? Doch! Können wir. Denn: Wir haben auch in der heutigen Zeit einen Kopernikus, einen Darwin, den wir für verrückt erklären können. Wenn wir das denn wollen. Sein Name ist Ray Kurzweil und er verneint den Tot.

Eigentlich fallen mir persönlich nur zwei Schwergewicht der Geschichte ein, die ein ähnliches Weltbild-Gewitter auslösten, wie es Ray Kurzweil schafft. Bzw. vielleicht schaffen könnte. Die beiden eben erwähnten nähmlich: Darwin und Kopernikus. Im Gegensatz zu diesen beiden droht Kurzweil allerdings immernoch die evolutionären Senke, in der er verschwinden wird, sollte er sein Ziel des ewigen Lebens nicht erreichen können. Dann wär' der nämlich neben den großen der Großen nur 'ne kleine billige Fußnote; und sonst gar nichts. Andererseits kann ich mir keine optimalere Besetzung an der Kampf-Gegen-den-Tod-Front vorstellen, als Herrn Kurzweil (Erfinder des Scanners, des Synthesizers, und des ersten Lesegerätes für Blinde). Daher hier nun also meine tabellarisch-gebrochene Lanze für die transhumanistischen Visionen Ideen des Herrn Kurzweil:

  • Kopernikus († 1543) -> Zersplatterte wie ein Sternenzerstörer das katholisch-geozentrische Weltbild des Ptolemäus mit der Idee, dass unsere Erde bei weitem nicht das Zentrum des Universums sei. Seine Idee schlug ein wie eine Bombe, wurde bis heute stetig erweitert. Auch wenn sie sich aus heutiger Sicht als zu kurz gedacht darstellt, spüren wir das Nachbeben dieser Erkenntnis bis heute.
  • Darwin († 1882) -> Trat viele Ideen und Ansätze aus den Bereichen Theologie, Philosophie und Soziologie mit seiner These der Evolutionstheorie in die Tonne. Freud bezeichnete diese Theorie später als eine der Kränkungen der Eigenliebe der Menschheit. Soviel dazu. 
  • Kurzweil († kein Todesdatum. Auch nicht in der Zukunft) -> Schockt die (unaufgeklärte) Welt derzeit mit Zukunftsphantastereien, die vom ewigen Leben handeln, als auch mit der Idee, längst verstorbene Menschen wieder ins Leben zurückführen zu wollen (seinen Vater)

Was ich damit sagen will: Die Welt als Mittelpunkt des Universums galt als Non plus ultra. Das wir gemeinsame Vorfahren mit dem Gorilla haben, sprengte das Weltverständnis von Millionen Menschen. Beide Ideen und Thesen sind heute aber keine Ideen und Thesen mehr, sondern anerkannte, faktische Wissenschaft (wer das bezweifelt möge beten. Für sich selbst). Was spricht nun also dagegen, Herrn Kurzweil für voll zu nehmen und seine Idee der Unsterblichkeit als eine Option von vielen Möglichkeiten anzuerkennen? Aus meiner Sicht: Nicht soviel. Auch die Flugzeug-Gebrüder Wright wurden anfangs ob ihrer gotteslästerlichen Vision vom Fliegen belächelt. Und behielten recht. Bis heute.

Fazit: Kurzweil ist ein Visionär, Erfinder und Zukunftsmensch, dem ich – nachdem ich alle meine bereits verfassten Artikel zu ihm und seinen Thesen quer gelesen habe – nun doch mit etwas weniger Sarkasmus – dafür mit mehr Objektivismus – entgegentreten möchte. Denn wenn dieser Satz von ihm zutrifft…

The Singularity Is Near: When Humans Transcend Biology

…möchte ich mir nicht nachsagen lassen, dass ich über den Mann, der Gott endgültig – und nicht so Billo-Nietzsche-Like – sterben ließ, gelacht hätte. 

PS: Wer seine Doku Transcendent Man​ noch nie gesehen hat: Hier ist sie. (Warum die YouTube-Videolink-URL die beiden Buchstaben K und I verhältnismäßig oft beinhaltet… frage ich mich jetzt besser nicht. Reiner Zufall. Nehme ich an….) 

‚We Are Already Cyborgs‘

Der gute Jason hat schon recht, mit (fast) allem, was der das so von sich gibt. Warum das aber mit so 'ner Geschwindigkeit präsentiert werden muss, das weiß wahrscheinlich nur sein transhumanistisches Ich aus der Zukunft. Der Vollständigkeit halber hier unten drunter noch zwei weitere Jason-auf-Speed-Videos. Und zwar zu den Themen Radikale Offenheit und Sterblichkeit.: 

Cyborg hört Farben

Persönlich war ich nicht auf der re:publica anwesend, habe mir aber viele der Vorträge im offiziellen YouTube-Channel angesehen. Thematisch war da jetzt nicht soooo viel dabei, was ich umgehauen hat. Die vom René hochgeschätze Kate Darling mit ihrem Speech über Robot-Ethik fand ich tatsächlich eher ermüdend; da war nicht ein Gedanke oder Ansatz dabei, der für mich neu war. Schade, lies doch der Titel ihre Vortrages auf einiges hoffen. Das Menschen sich scheisse fühlen, wenn sie einen Pleo zerhacken sollen, war mir vorher klar; und warum das so ist, auch.

Ganz anders dagegen die beiden Sessions des ersten offizielle Cyborgs der Welt: Neil Harbisson. Offizieller Cyborg, weil: 

Als Neil Harbisson 2004 seinen Pass erneuern wollte, wurde ihm von den britischen Behörden mitgeteilt, dass das nicht möglich wäre, da er auf seinem Passfoto mit einem elektronischen Gerät zu sehen war und dies nicht erlaubt wäre.[20] Harbissons Argument, dass das elektronische Gerät als Teil seiner selbst angesehen werden sollte wurde abgelehnt.[21] Daraufhin suchte Neil die Unterstützung seines Arztes, und Mitglieder der Universität, wo er studiert hatte. Sie alle schicken Briefe an die zugehörige Behörde und verteidigten Neils Fall. Nach wochenlanger Korrespondenz, akzeptierte die Regierung das Eyeborg als ein Teil von Neils Körpers und ließ ihn auf dem Bild seines Reisepasses mit dem elektronischen Auge erscheinen.[22] Somit wurde Neil Harbisson zum ersten Mal von einer Regierung als Cyborg anerkannt (wiki

Das elektronische Gerät von dem die Rede ist, nennt sich Eyeborg und ermöglicht dem farbenblinden Neil die Farben die er nicht sieht, wenigstens hören zu können.

Das Eyeborg ist eine Erfindung, die Harbisson am Kopf trägt und ihm ermöglicht Farben zu erkennen.[17] Es besteht aus einem Farbsensor, der neben dem Auge angebracht ist, die fokussierte Farbe wird durch einen Sensor wahrgenommen und zu einem am Kopf installierten Chip gesendet, dort werden die Farbfrequenzen in hörbare Frequenzen umgewandelt und ermöglicht Harbisson die Farbe zu interpretieren (wiki)

​Schon irre, wie der davon erzählt, dass er für sein drittes Auge seinen eigenen Blutkreislauf nutz, um das Teil mit Energie zu versorgen und es so nicht mehr an ’nen USB muss. Zu dieser Erweiterung des Körpers kann sich Herr Harbisson auch gut vorstellen, dass wir in 10 Jahren alle Schwänze haben, mit denen wir besser wahrnehmen können, was gerade hinter uns passiert. Ich kann das übrigens auch, und werde in den nächsten 10 Jahren meine erste Modifikation vornehmen lassen. Ich schwanke da noch zwischen einem magnetischem Implantat für den kleinen Finger und einem LED-Tattoo. Vielleicht wird es auch beides, mal sehen.

Jedenfalls: Irre spannend und unterhaltsam, dieser Vortrag von Neil Harbisson und seiner Spielplatz-Freundin Moon Ribas.

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