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Mass Effect Review (jetzt aber wirklich)

        

Logbuch Commander Shepard, an Bord der Normandy: Aktueller Status: 2. Durchgang, gesamte Spielzeit ca. 50 Stündchen.

Es tut weh dies zu schreiben: Ich bin nun doch ein wenig ab von meiner Aussage: "Spiel des Jahrzehnts!" Dies ist es nicht geworden. Um ein Abschweifen zu vermeiden werde ich nun einfach mal (meine) die PROS und KONTRAS in loser Reihenfolge aufzeigen. Zunächst noch eine Randbemerkung zu der Spielzeit von 24 Stunden: Ich habe das komplette Spiel auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad durchgespielt.

Durchgehetzt bin ich nicht, jedoch habe ich auch nicht wie ein Wilder nach Side-Quests gesucht. Ich würde sagen, der Spielstil war etwa dem eines "Casual-Gamers" entsprechend; Soll bedeuten, das ich relativ unbedarft an die Sache (Die Rettung der Menschheit, …ach was, der Galaxie!) ran gegangen bin. Ich ließ mich überraschen, hatte klare Ziele, war offen für Arbeitsangebote…. Das Spiel ist für mich das Spiel des Jahres 2007. Objektiv betrachtet ist Mass Effect neben Oblivion schlicht die Rollenspiel-Referenz auf der Xbox 360. Zur Story sei nur soviel gesagt: In einem Universum, welches den Charme der alten (80er Jahre) Star-Trek Filmen versprüht, und ein wenig "Epik" aus Star Wars beinhaltet, geht es um Commander Shepard und seinen Kampf gegen "das" Böse! Mehr wird nicht verraten!

Ich verfolgte die Infos, Screenshots, News und Previews seit dem Tage der Ankündigung, saugte alles auf was es an News gab. Aufgrund verschiedenster Meldung, den Screenshots die es zu sehen gab, musste ich mich selber zügeln, was meine Erwartungen an dieses epische (?) Rollenspiel (?)  angeht. Dies fiel mir sehr schwer, und jetzt, im Nachhinein muss ich gestehen: Ich bin reingefallen. Nicht auf den Hype, nicht auf die Previews, nicht auf die völlig verblendet Fanboys in verschiedensten Foren. Nein, auf Bioware! Wo ist das KOTOR Feeling geblieben?
Beim spielen von Mass Effect durchströmte meine Hirnwindungen vor allem ein Gedanke: "Wieso kann ich hier nicht abbiegen?" Abbiegen? JA! Ich erwartete ein umfangreiches, abwechslungsreiches, innovatives Spielerlebnis. Ich bekam ein weniger umfangreiches, weniger abwechslungsreiches und weniger innovatives Spielerlebnis als erhofft!

– "Ich kann nicht abbiegen!" –

Mir fehlt die "Freiheit". "Eine gigantisch große Spielwelt?" Hab ich was verpasst? Wieso schreien viele Tester/Redakteure "Juhu" nachdem sie erstmalig die "unfassbar große Galaxis-Karte" geöffnet haben. Hallo? Einer zu Hause bei euch? Natürlich ist die Design-mäßig recht hübsch gemacht, klar. Logisch das die so gestaltet ist, als WÄRE das Universum/die Galaxie riesig. Pah! Augenwischerei, sage ich. Es ist natürlich eine feine Sache das mir einige Planetenhaufen angezeigt werden. Blöd: Ich kann nur die wenigsten tatsächlich bereisen. Einige Planeten welche ich für die Side-Quest "erobern" soll, sind dermaßen lieblos gestaltet, daß mir schnell die Lust auf die etlichen Nebenmissionen abhanden gekommen ist. Liebe Entwickler: Euer grandioses Space-Opera-RPG hat mehr verdient, als schlicht die Farben und das Wetter zu "tauschen". Ehrlich!

"Dann doch lieber die Hauptquests machen, mit "schöneren" Planeten", das war mein Gedankengang. 

Dann landete ich auf Ilos. Dies war dann auch der "Point of no Return". Sicher, den gibt es in jedem Rollenspiel, wenn es aufs grande Finale hinausläuft. Niemals jedoch hat mir dieser jedoch die Abenteuerlust genommen wie eben der in Mass Effect. Ich kann nicht zurück? Ich muss nun bis zum Ende weitermachen. Ohne Abzubiegen?

Wieso wurde mir das nicht deutlich gemacht: "Shepard, ab hier gehts zum End-Boss, willst du wirklich losfliegen?"

Das hätte doch dicke gereicht. Aber so,…nee nee. Das war Bockmist! Dazu kommt das man nach dem End-Fight, (der grandios in Szene gesetzt wurde) nicht mehr zurück in die Spielwelt darf! Da gibts nur eins: Noch mal von vorn beginnen. Mein Hauptkritikpunkt ist der Folgende:

– Zu wenig das Gefühl, daß ich,-als kleiner Commander, dass große Ziel nur mit viel Schweiß und/oder Blut, sowie einer gehörigen Portion Glück erreichen kann! Die Story rast einfach zu schnell vorwärts!!!

In Kotor, zb. hatte ich ständig das Gefühl, das noch sooo viel zu tun ist, ich noch ca. 85% der Welt nie gesehen habe, und eine der großen Hauptmissionen eh nur etwas für den Samstag Abend ist; Wenn man alleine ist, das Licht dämmt, den Sound richtig aufdreht, und einfach vollständig in der von Bioware geschaffenen Welt versinken möchte.
DAS fehlt mir sooo….Ständig fühlte ich mich als neuer Messias, als stetiger Mittelpunkt des Universums. Und das lag NICHT an dem sehr gut umgesetzten Kampf-Modus, welcher mit so machen aktuellen (Ego-) Shootern locker mithalten kann! Mein Wunsch für den nächsten Teil: Bitte Bitte, baut doch nur 5 Planeten ein.  Diese dann aber "voll bereisbar":

Ich lande auf Planet x, und erforsche diesen. Aber richtig! Ich will mindesten eine Space-Bar pro (richtigen) Planet. (Auf Asteroiden/Clustern , könnt ihr das gerne lassen, wäre ja auch Quatsch) in der ich Quests bekomme, die mich dann quer durch/über den ganzen Planet führen. Ich möchte Welten erkunden, deren Städte kennen lernen, mich mit der Bevölkerung anlegen/anfreunden.

"…dichte Vegetation, besiedelt von unzähligen nicht erforschten Lebewesen…" Steht in der offiziellen Produktbeschreibung. Mmmh…. Das sieht dann so aus, ja?:


— MMMH—
Mir ist ein "Weitblick" über schöne Landschaften viel Lieber als ein "Wow -wie toll-aber-was-soll-das"-Blick auf die "achso tolle Galaxys-Karte" an Bord der Normandy!

Thema: Items, Belohnungen:

Warum (zum Teufel) sollte ich auf irgendwelchen 3.- klassig gestalteten Planeten überhaupt nach irgendetwas suchen, geschweige denn mich für Erd-Mineralien interessieren? Keine Ahnung. Erschloss sich für mich auch im fortgeschrittenen Spiel-Stadium nicht. Zeitfressend mags ja sein, hab ich nix dagegen. WENN es mich denn unterhält. Aber mit dieser hübschen Karre….

…über lieblose Texturen zu gurken, nur um das 4. Mineral von "weiß-nicht-mehr-wie-vielen" zu finden, mit einer läppischen Textmeldung belohnt zu werden,….nee Danke! Das könnt Ihr selber machen, Liebes-Bioware-Team! Die XP-Punkte die es dafür dann gibt, sind zwar nett gemeint, gefreut habe ich mich trotzdem nicht.

Thema Waffen:

Gibts ne Menge. Auch ne Menge Aufrüst-Teile für diese. Brauch ich diese? Okay, ich versuchte mein Glück zunächst als Wächter! Da braucht man keine dicke Wumme, mag ja sein. Die Biotik Fähigkeiten stehen bei dieser Klasse klar im Vordergrund. Zb. die Biotik-Kraft "Gegner wegschleudern", die macht richtig Spaß! Diese aufzurüsten leider nicht. Mag sein, das der eine oder andere Gegner nach dem Upgrade der Fähigkeit etwas weiter geflogen ist, etwas härter gegen die Wand klatschte. Gesehen und gefühlt habe ich das aber nicht. Ich will meinen Charakter und seine Kumpanen so leveln und aufrüsten können, das sich ein "AHA-Effekt" einstellt; Das ich sehen kann was sich aufgrund meiner modifizierten Fähigkeit/Waffe im Kampfverhalten geändert hat.(Rollenspiel!) So reicht es ab und an mal einige LVL-Punkte zu verteilen, die Waffen nach TYP "Gut. Besser. Noch besser" zu sortieren. Das wars dann. Das Inventar und den Charakter-Eigenschaften Bildschirm hätte man sich fast sparen können.

"Ich kriege die Türe nicht auf. Dahinter liegt sicher die unfassbar unschlagbare Ultra-Monster-Killer-Wumme. Was mach ich? Ahh,…da war doch die Security-Frau auf Planet x (besser: auf Kontinent x) die hatte mir doch versprochen, -sollte ich Sie von Ihrem Leiden erlösen-, mir noch etwas "Schlösser knacken-Unterricht" zu erteilen. Wo war die noch?"

– Suchen, finden, belohnen lassen. Dann, nach getaner Arbeit,  zurück zu der verschlossenen Türe =Erfolgserlebnis haben!!!

Das ist für mich ein RPG-Prinzip was- wenn es denn schön verpackt ist – ungemein motiviert, einen dran bleiben lässt. Diese Art von "weiterkommen" gibt es in Mass Effect nicht, soweit ich das ersehen konnte. Schade!!! Ständig gehts voran, keine Zeit zum durchatmen. Auch wenn man sich zwingt diese zu nehmen: Ein Blick auf die erledigten Neben-Missionen, und schon vergeht einem die Lust auf die Neben-Quests.

Jetzt habe ich sicherlich schon viel mehr KONTRAS als PROS erwähnt: Das ich einen solch langen Text zu dem Spiel schreibe sollte anzeigen, das es mich doch durchaus schwer beeindruckt hat:

Beispielsweise ist die deutsche Synchronisation die beste die ich jeh in einem Videospiel gesehen habe. Die Musik, welche euch auf den langen Laufwegen der Raumstation "Citadel" begleitet, ist ohne Makel, passt immer perfekt und ist für mich ein weiterer Meilenstein der Videospielgeschichte. Wunderschön!

Die Dialogführung ist dermaßen gut gemacht, das diese tatsächlich eine cineastische Wirkung entfalten. Ich wüsste nichts, was man daran noch verbessern könnte. Ab und an scheint es jedoch egal zu sein, welche der  Antworten-Möglichkeiten man(n)/Frau wählt: Shepard antwortet gleich! Na gut, dies tut der Atmosphäre keinen Abbruch. Dieser zuträglich ist auch das die Gespräche nicht nur zwischen Shepard und seinem Gesprächspartner stattfinden, sondern  sich durchaus auch mal Dritte (Crewmitglieder, andere NPCs) einmischen. Dann drehen sich die Köpfe in die Richtung des Sprechenden, Gestik und Mimik verwandelt sich entsprechend. Eine reine Schau für die Sinne, diese Unterhaltungen.

Dies wäre (auch) mein "Haupt-Pro-Argument":

Die Dialoge und die Gesprächsführung sind das Beste, was es jemals in einem Videospiel zu bestaunen gab! Zusammen mit der grafischen Glanzleistung, dem perfekten Sound, entsteht ein episches Universum, vergleichbar mit Star Wars, Der Herr der Ringe, etcpp.

(…welches der Spieler leider nur "ankratzen" darf, so scheint es)

Thema Grafik:

Nun! Ein sehr zweischneidiges Schwert: Shepard und seine Kumpels sehen atemberaubend aus! Punkt! Die Animation sind absolut gut gemacht! Nur in Call of Duty4, sah ich meine Gefährten "menschlicher" in den Graben hopsen! Auch die anderen NPCs, Questgeber sehen sehr sehr gut aus! Passende Kleidung, tolle Texturen dieser!

Ab und an scheint ein wenig "Cloning" betrieben worden zu sein. Es begegnen einem öfters mal Gesichter aus derselben "Bioware-Entwicklungs-Team-Familie" und sehen zu gleich aus! Was solls, stört nicht wirklich, fiel mir nur kurz am Rande auf.

Die Innenräume, beispielsweise die der Normandy, sehen atemberaubend gut aus, wenn auch hier und da mal eine Textur etwas matschig wirkt. Klar, ein Crysis-Niveau wird zu keiner Zeit erreicht, muss aber ja auch nicht sein. Gehobene, aktuelle und gute Grafik,  so würde ich es nennen wollen.

Dann der erste Knick: Nach einer gut gemachten Landesequenz lande ich mit  meinem Gefährt, dem Mako, auf einem fremden Planeten. Dieser Planet  sah (um es mal auf den Punkt zu bringen) zum Kotzen aus! Auch die weiteren, frei bereisbaren waren grottenhässlich. Da ist soviel Potenzial verschenkt worden. Warum lande ich immer auf freiem Feld, nie in einer Großstadt, stürze nie über einem feindlichen Dschungel ab, muss mich nie zum nächsten Outpost durschlagen? Ständig diese karge Planetenoberfläche. Mal grau. Dann braun. Nein Danke! Dann lieber wieder zurück an die Arbeit, auf zur Hauptquest!

Hier auch wieder: Abbiegen? Keine Chance!

Noch mal deutlicher: In Oblivion zb, seh ich "in weiter Ferne" einen Turm, der (bestimmt?) zu meiner Hauptquest gehört. Auf dem Weg dorthin verstricke ich mich in die eine oder andere Nebenquest, säubere ein oder zwei Dungeons, gehe gestärkt aus dem Kampf hervor, habe beispielsweise meine Magie/Biotik Fähigkeiten erweitert.

"So, du blöder Turm! Jetzt komm ich aber wirklich. Ach ´,..wasn das da noch für ne Grotte… ;)"

DAS ist für mich Rollenspiel, was motiviert. DIESES Feeling erreichte mich in KOTOR, nicht jedoch in Mass Effect. Dort wird man gewissermaßen durchgezogen, das Freiheitsfeeling bleibt auf der Strecke.

Trotzdem: Das Gesamte Bild des Games zählt. Und das ist schlicht umwerfend: Tolle Rassen und Charaktere, knutschende (Alien-)Frauen, große Welt, hübsche Optik, einmalig gute Dialoge und eine spannende Story machen Mass Effect zu einem einmaligen und in gewisser Hinsicht auch neuartigen (Videospiel-) Erlebnis.

Eine unglaublich dichte Atmosphäre wird durch die vielen kleinen Dinge am Rande geschaffen: Shepard betritt eine neue Etage der Citadel. Der weite Blick auf den (nicht statischen) "Hintergrund" der Raumstation: Große Verkehrsadern, fliegende Autos in Mitten von Wolkenkratzern. Das hat ein wenig Fifth-Element Feeling . Da geht einem das Herz auf.

Den anwesenden NPCs scheint es ähnlich zu gehen wie unserem Hauptprotagonisten: Sie stehen am Rande der Ebene, die Gesichter drücken "Staunen über diese größte Station im All" aus. Man(n)/Frau gesellt sich dazu, belauscht deren Gespräch. Sie sind begeistert von diesem Ausblick. Einer eurer Team-Mitglieder findet das auch, versucht zu schätzen "wie schnell wohl die Autos hier fliegen"…..DAS ist wundervoll! Fürs Auge. Fürs Ohr. Und für die Nerd+Gamer-Seele ;)

Mein Spiel des Jahres 2007.

Wenn ich % vergeben müsste:

  • Grafik: 87%
  • Sound: 96%
  • Steuerung: 90%
  • Spielspaß: 87%
  • Wiederspielwert: 90%
  • Gesamtwertung als RPG: 88%
  • Gesamtwertung als "modernes cineastisches Videospielerlebnis": 92%

Fazit:
Mass Effect wird aufgrund seiner revolutionären cineastischen Dialoge, bzw. der Steuerung dieser, in die Analen der Videospiel Geschichte eingehen. Nie hingen meine Augen gebannter an virtuellen Lippen! Der Umfang geht in Ordnung, nur das recht lineare (Haupt-) Gequeste stört den gesamten Eindruck gewaltig! Mir hätte ein "Oblivion im Mass Effect-Look" besser gefallen…

So, auf gehts in Runde 3.Evtl, habe ich ja ein Schild mit Aufschrift: "Hier gehts zum Abbiegen" übersehen….

Ich freue mich sehr auf den 2.Teil der Triologie, und hoffe das sich das Entwicklerteam einige der genannten Kritikpunkte zu Herzen nehmen wird! Ich will mehr Bars,….Mass Effect ist doch ein Rollenspiel, oder? Und besoffen spielt es sich doch immer noch am besten, oder?   

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Logbuch Commander Shepard, an Bord der Normandy
– Over and Out! –