10€ vs Tierleben!

Unbenannt

Ich. Muss. Weinen.

Ok, nicht ganz. Aber fast. Ich sage euch gerne warum. Und auch noch, warum der Nihilismus für mich nicht uninteressanter wird. Weil: Menschen! Menschen! Und: Menschen! Ich kann die nicht ab. Oft nicht. Nicht nie nicht, sondern immer öfter nicht. Manchmal wünsche ich mir, ich lebte in einer animistischen Zeit und müsste nichts weiter tun, als Mammuts (oder: Mammute​?) jagen und Kinder machen. Ich wünsche mich in eine Zeit zurück, in der das zentrale Element des Miteinanders ein anderes war, als es das heute ist. 

Heute geht es dem gemeinen westlichen Menschen des Planeten nur nur um eine einzige Sache: Um sich selbst (ich nehme mich da nicht aus!). Und dieses ewige um sich selbst Gedrehe  klappt nur dann für den Einzelnen gut, wenn dieser Einzelne sein höchstes Gut – sich selbst, sein Ego, seine Individualität – auch ja schön füttert, kultiviert und hegt und pflegt. Wie aber geht diese Ego-Pflege denn eigentlich? Na mit teuren Autos. Mit schönen Frauen aus Etage 5. Mit einer edlen Teakholz-Terrasse. Mit Handtaschenraub. Um sich die schönen Pflegemittelchen auch kaufen zu können. Mit Tiermord klappt das aber auch total gut. Habe ich gehört. 

Wenn man Ihnen zehn Euro geben würde, mit der einzigen Bedingung, dass dafür eine gesunde Maus sterben müsste – würden Sie das Geld annehmen? 

Diese Frage stellt der 45-Jährige Armin Falk, Professor am Laboratorium für angewandte Wirtschaftsforschung der Uni Bonn. Und die kumulierten Antworten auf diese Frage – bzw. die Auswertungen der mit 1.000 Menschen durchgeführten Studie –  haben in der Fachwelt eingeschlagen wie ein Sprengkörper (schreibt der Kölner Stadtanzeiger

Denn: Jeder zweite nahm das Geld! …und tötete eine Maus. 

Jeder zweite. Jeder zweite. Jeder zweite.

!!!

Um genau zu sein: Auf sich allein gestellt, nahmen 45 Prozent der Teilnehmer die zehn Euro an und den Tod der Maus in Kauf

Wer jetzt meint, der Eisberg hat ja doch nur 'ne kleine Spitze: Wird die Entscheidung über das Mäuseleben im Kollektiv getroffen – sobald also mehr als nur ein beschissener Mensch über das Leben einer wunderschönen Maus zu entscheiden hatte – entschieden sich sogar drei Viertel der Teilnehmer für die sprichwörtlichen Mäuse – und gegen die Maus. (Nur mal nebenher: Es wurden natürlich keine Mäuse gekillt; den Teilnehmern der Studie wurde aber dennoch erst im Debriefing ​- also nach dem sie die Maus zu Leben oder Tod verurteilten – mitgeteilt, dass doch keine Maus sterben wird).

So. Und was sagt uns das jetzt? Ich mein', bis auf das meine Misanthropie eine wirkliche Berechtigung hat und alle Esos und Umarmer zum Teufel gehen können? Ich weiß es nicht. Vielleicht, dass der Mensch für sich alleine schon ein Arschloch ist, im Kollektiv aber noch einen drauflegt und zum Überarschloch mutiert? Sicher. Auch das, ja. Zusätzlich würde ich sagen – und da bin ich dann wieder beim Nihilismus – alles, was da gerade in der Türkei passiert, alles was Obama uns zu Prism erzählt, alle Aufschreie um die Drohnen-Politik der EU,… alles ist egal. Egal, sinnlos, kurzfristig, affektiert, aufgesetzt und einfach völlig lapidar. Schuldenkrise? Bankenkrise? HIV in Afrika? Ein atomisiertes Israel? Wen juckt das eigentlich noch? Warum regt sich hier eigentlich überhaupt noch irgendwer auf? 

Wenn doch jeder zweite Mensch ein  – unendlich zauberhaftes – Wesen wie eine Maus für nur 10€ in den Tod schicken würde (wenn auch nur in den scheinbaren)? 

Um euch nun nicht so – mit dieser trostlosen Portion an Sinnlosigkeit – in den Tag zu entlassen, möchte ich abschließend noch ein, zwei Sätze anfügen, die erklären sollen, wieso ich trotz dieser Sinnlosigkeit (ich bin fast versucht Traurigkeit zu schreiben) dann doch noch die Energie(n) finde, euch von solchen grauslichen Dingen hier in meinem Blog zu erzählen.

Wie ihr wisst, habe ich mir ja ein Stückchen Grün in der Eifel gekauft. Und ja, das hat genau mit dem Thema (Misantrophie, Lebenserfahrung) zu tun. Mutterboden, Siebenschläfer, Rehkitze und das bunte Vogeltreiben in meinem Hauswald geben mir oftmals (!) mehr, laden mich besser auf,  vermitteln mir die Illusion von Freiheit eindrücklicher, als es das Geschlecht der Menschen je könnte. Traurig aber wahr. Würde da nun der genormte Nutzmensch sagen. Ich sage: Wahr schon, traurig eher nicht. Nicht für mich. Denn: Ich mag Menschen schon. Ab und zu. 3 von 100, alle paar Jahre mal. So in etwa. Und immer wenn ich aus dem Grünen komme, mich wieder unter Menschen begebe, stelle ich fest: Es lohnt sich, diesen Dreien ganz oft zu sagen, dass ich sie liebe. Und achte. Und ehre. Und das ich sehr glücklich bin, dass ich  rein zufällig mit diesen Dreien eine Zeit und einen Planeten teile. Welch' unsagbares Glück! Welches mich oft (!) über Neuigkeiten – wie die der Mäusemörder hier – hinwegsehen lässt; die ganze Sache viel erträglicher macht, mich weitermachen lässt; und das sogar teilweise mit einem Optimismus, vor dem der misanthropische Chris wirklich das Zittern anfängt. 

Das kann ich aber nur (mit Liebe den Menschen begegnen, die es m.E auch verdient haben), wenn ich NICHT darüber nachdenke, dass (statistisch!!!) von den dreien mindestens einer den Zehner auch eingesteckt hätte. Und dieses NICHT-Denken geht für mich immer dann am besten, wenn ich nur mit mir selber denken kann. Teils über Stunden, ab und zu über Tage, gerne aber auch mal über Wochen und Monate.

These: Wenn jeder von euch auch drei solcher wertvollbesonderen Menschen kennt…und denen mal des öfteren sagt, dass Liebe und Leben vor Geld und Tot geht…dann wiederholen wir diese Studie im Jahre 2023 vielleicht einfach noch mal, würde ich sagen.

Vielleicht schreibe ich ja dann auch einen neuen Blogartikel.

Über die Menschen. Und wie sehr ich sie liebe. 

16 thoughts on “10€ vs Tierleben!

  1. MUM says:

    Für 10 € kann man Mäusefutter kaufen, meh!

  2. Chris says:

    Was aus Mäusen besteht. Nehme ich an. 

  3. Maxim says:

    Leider ist es so. Ich lese aktuell ein Buch, in dem dasselbe Phänomen beschrieben wird. Nennt sich wohl Verantwortungsdiffusion. Jeder Einzelne gibt die Verantwortung an die Gruppe ab. Daher ist es viel wahrscheinlicher, dass es zu einem Nuklearkrieg kommt, wenn man eine Gruppe über den Erstschlag entscheiden lässt und nicht einen einzelnen Menschen. Dasselbe gilt auch für Regierungen. Hier steht Verantwortung und Diktatur wohl nah beieinander … ob man es will oder nicht.

  4. Marco says:

    Ich glaube diese Untersuchung ist nicht so richtig vollständig. Interessant wäre jetzt noch gewesen, ob die Leute auch den Zehner eingesteckt hätten, wenn sie das Tier hätten selbst töten müssen. Wie Maxim schon sagt, geben Menschen gerne ihre Verantwortung ab. Wenn ich also das Tier nicht slebs töten muss, bekomme ich zehn Euro und kann mir einreden, dass ja die Forscher dran Schuld sind, dass das Tier starb. Diese direkte Verbindung fehlt halt einfach, was ja so ein generelles Problem ist. Hier kaufe ich mir einen Turnschuh, da wird er von Kinderarbeitern produziert. Meine Schuld? Nö, der Tunschuhhersteller hat das doch produziert….

     

    Aber was Maxim da über den Nukularkrieg (!) sagt: Steht dem nicht die oft gepriesene Intelligenz der Masse gegenüber? Frage interessehalber, nicht wegen der Diskussion. Vielleicht geht das Buch ja auch darauf ein. :)

  5. Chris says:

    @Maxim: Und was ist demnach eine gute Lösung? Genau, eine dezentrale, anarcho-kapitalistische, lokale Gesellschaft. Aber auf mich hört ja keiner ;)

    @Marco: Auf den Aspekt "die haben die Maus nicht gesehen", wir leider im KSTA-Artikel nur kurz eingegangen, ja, leider. Bezug nimmt der Artikel aber schon auf genau das "Markt"System. Lies den mal bis ans Ende, ist ehrlich super spannend! 
    "Intelligenz der Masse" -> Bullshit. Nur gültig, wenn 2049 endlich Moral und Ethik vom Tisch sind! ;) 

  6. MUM says:

    Pfui Spinne!

  7. Son of a Rich says:

    Willkommen in der Realität, die Natur ist grausam.

    http://static1.mainpost.de/storage/pic/mpnlneu/me/4197773_3_1BVQG0.jpg

  8. Chris says:

    @Reiches Söhnchen: Survial of the richest, oder wie jetzt? 

  9. Thompsen says:

    Genau wegen so einer Kacke habe ich ständig das Gefühl es sind nur Ar***löcher um mich herum, wenn ich auf der Straße unterwegs bin.

  10. Chris says:

    Der "Ventil-Blogger"-Chris würde nun sagen: Das ist kein Gefühl, Thompsen,…das ist der Wahrheit.

    Der Mensche Chris sagt dir: Versuche zu lachen; trotzdem, auch mal in Richtung der Hack/HAss-Fressen. Probier ich auch. An einem Tag in der Woche ;) 

  11. Maxim says:

    @Marco: Zum Thema Intelegenz der Masse stehen in dem Buch noch andre Sachen. z.B. dass die Faulheit des Individuums innerhalb der Gruppe mit der Gruppengrösse zunimmt. Desweiteren macht sich in der Gruppe der "Group thinking"-Effekt bemerkbar. Es wird immer versucht ein Konses zu erzielen, den die gesamte Gruppe trägt. Wo wir wieder bei Abgabe der Verantwortung wären.

    Achso, zum Thema Nukular (NU-KU-LAR): http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/7601/der_mann_der_den_dritten_weltkrieg_verhinderte.html

  12. Nicole says:

    Genau das zeigt uns mal wieder, wie grausam wir Menschen sind. Mehr gibt es nicht darüber zu sagen. 

  13. Olaf says:

    Ach komm, is doch nur ne Maus…. 

    Ich glaube dieses (n)urmenschliche Verhalten findet seine Gründe in einem Konglomerat aus verschiedenen Einflüssen.

    Durch unsere Lebensart (die ich gerne verändert, aber nicht abgeschafft sehen möchte) ist vielen Leuten der Bezug zu der Welt in der sie leben abhanden gekommen. Mehr als die Hälfte der Menschen auf unserem Planeten leben seit kurzem in Städten. 

    Durch unsere Weltsicht haben viele Leute verlernt, die Welt zu sehen wie sie ist. Eines der größten Übel der Menschheit fußt auf diesem merk- und denkwürdigen Satz eines Typen mit zu kleinem Penis aus der Bibel:

    "Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“

    Wer sich alles und jedes "untertan machen" will, hat keinen Respekt vor so einer Maus. Ganz egal, ob an anderer Stelle im zitierten Buch geschrieben steht, dass alle Wesen "Geschöpfe Gottes" sind. So weit geht der Respekt zum lieben Gott dann doch nicht.

    Last but not least sorgt unser Wirtschaftssystem (das ich gerne verändert, aber nicht abgeschafft sehen möchte) für eine gut durchdringende Beinflussung der Menschen. Das Wecken von Wünschen wird zur Gier nach mehr und größer und das Wecken von Ängsten wird zu sauberer und sicherer. Kein Wunder also, dass die Maus nur noch als Schädling gilt, der ja eigentlich ausgerottet gehört.

    Für sowas sind 10 Euro doch echt viel.  

    Den Zauber des Lebens, der in so einer Maus zu finden ist,  wahrnehmen und erleben zu können, ist unbezahlbar. Wie so oft bei Dingen, die keinen Preis haben.  

  14. rollinger says:

    Man macht immer noch diese Milgram Tests. Wenn die Maus mein Lebensmittel wäre, und es ginge um Essen würde ich sie auch töten. Ich würde auch einen Blumenkohl ernten. Achso die maus ist mehr als Blumenkohl? Ansichtssache oder nicht richtig erforscht. Ok der Blumenkohl ist unniedlich. 
    Aber wenn Du jetzt den Mäusemord anhand der Knopfaugen der Maus definierst, dann ist das ganz genau so falsch. So flasch wie Haustierfreunde und Taubenhasser. 
    Ich liebe Tiere, deswegen würde ich nie ein haustier BESITZEN. Haustierhaltung ist noch mieser als ein Tier zu töten um es zu essen. Haustier halten ist so etwas wie Haft für Tiere. Klar merkt das Vieh das nie wenn es Sheba bekommt aber es ist nie frei. Apropos. Katzen gehören nicht in unsere Breitengrade. Schon mal drüber nachgedacht. 

  15. rollinger says:

    Aber diese Tests …ich meine im Iran würden mehr Menschen eine Bibel verbrennen als in Rosenheim. Aber das ist Dir klar. Dieses "ich liebe mein intelligentes Haustier" ist doch nur so ein "Ich kann nicht mikt menschen und flüchte zu so einem Tier". 

    Aber was füttern solche superbegane Hipster iegntlich ihrer Katze. Müsliriegel oder doch Büchsenflipper. Frag mal die Katze was sie will. Die Katze würde auch Dich fressen wenn sie nur könnte. 

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