wahl 2013

Vor der Wahl ist nach der Wahl. Ey.

Herrje. Es gärt noch ordentlich in mir, ob des katastrophalen Wahlsonntages von neulich. Das Ergebnis teilt mich einmal in der Mitte: LINKS weit oben, AfD aber auch!? O__o Ich glaub', ich mal nur noch bunte Bilder mit Blumen drauf, die ich dann hier ins Blog stelle. Ich will jetzt noch gar nicht viel mehr dazu sagen. Das ich die Menschen hasse, wisster ja eh; aber trotzdem, jetzt mal echt: WAS HABT IHR NUR GETAN!? WTF!?

Und: Wer sich nun darüber aufregt, dass Schäuble schon einen Vorstoß in Richtung Steuern hoch gemacht hat, den kann ich nur müde belächeln und ihn (oder sie) bitten, sich das Video oben 4.500x in Folge anzusehen; um sich dann doch anschliessend eine Ecke zu suchen, in der er (oder sie) einsam versterben kann. Ohne mich zu nerven. Die Dummheit, Naivität, Kurzsichtigkeit und Obrigkeitsgläubigkeit soll euch im Halse stecken bleiben. Ey. Ihr seid so doof, SO DOOF!, dass tut MIR schon weh, echt mal.

Ich denke, ein persönliches Vorab-Fazit kann ich aber schon jetzt ziehen: Die letzten Jahre, in denen ich mich ausführlichst mit der utopischen Idee eines anarchistischen Miteinanders beschäftigte, waren in keinster Weise vergeudet; im Gegenteil; diese Jahre manifestierten in mir den Unglauben, die Skepsis an- und gegenüber den derzeitigen, herrschenden Strukturen und Konventionen. In kurz (und bald auch noch ausführlicher):

Ich bin raus, jetzt erst recht. 

anarchist

Fuckerz!

HASS-Mail von Twitter (und so!)

Unbenannt

Leute. Ich muss gerade mal etwas brechen; ich hab' nen Hals, dick wie ein amerikanisches Männerbein. Was labern die nur alle von ah, wählen ist so wichtig und ah, wer nicht hin geht, der darf dann auch nicht meckern oder ah, wer nicht wählt, versteht die Demokratie nicht. Fuckerz alle, echt mal. Die haben doch alle den Knall nicht gehört. Mit DIE meine ich jetzt nicht euch LeserInnen; also nicht unbedingt; sondern eher die Spackos von Twitter, die mir eben die oben zu sehende Hate-Mail schicken. Oder die Dusel-ZEIT-Autorin Carolin Memecke, die in ihrem Pro-Wahl-Artikel mal eben reflektierte, überlegte, intelligente Anarchisten (oder Menschen, mit anarchistischen Überzeugungen) in einen Topf mit Rauten-Merkel wirft, weil die ja auch so rumeiert, wie es Nichtwähler tun; geht man nach der Logik der Autorin. Sie schreibt: 

Es mehren sich die Stimmen, die diesen Gestus zu zitieren scheinen, indem sie das "Nichtwählen" zur radikalen Verweigerung eines politischen Systems erklären, in dem die Parteien verwechselbar, die Programme austauschbar und die Wahlen keine Wahlen seien. – Ich halte das, mit Verlaub gesagt, für Bullshit.

Ich sage: Bullshit! Stimmt. Gut erkannt. Ich wende mich nun mal direkt an Fräulein Obrigkeitsgläubig (aka die Autorin): Du hast doch keine Ahnung, wer oder was 'ne Demokratie ausmacht. Ich auch nicht. Offensichtlich weiß das keiner mehr so genau, einige Steinewerfer in Athen vielleicht noch, die wissen wenigstens, wie man sich 'ne Stimme verschafft, bei uns schaffen das doch nur noch Wirtschaftslobbyisten; der medial-verstrahlte Rest glaubt doch eh immer weiter an Wachstum und Wachstum; und an Wachstum auch nochlebt in einer imaginierten scheindemokratischen Blase, die in Wahrheit nichts anderes ist, als 'ne Diktatur des Dollars (oder des Euros). Die reden von Veränderung, tolerieren aber Gewalt; und sei es ja nur die, die vom Staate ausgeht. Klar, mit solchen nicht-finalisierten Gedankenwelten kommen wir nie weiter; wer die bessere Welt nicht mal denken kann (oder will), der hat auch keine solche verdient. In diesem Sinne bin ich da beim anarchistischen Links-Außen-Gesocks und sehe einen Wahlgang als eine Art Gewaltverbrechen; als ein Frevel an der Humanität. Nimmt man alle Straftaten (definiert durch die Gesetzgebung) der übelsten Gangster der Neuzeit zusammen, stehen diese immernoch in keinem Verhältnis zu dem, was so die so called Volksverräter Volksvertreter den Menschen bzw. den humanistischen Werten angetan haben. Seit den unrühmlichen Zeiten der NSDAP gibt es nun auch wieder bei uns 'ne Art  Bürgerpolizei. In Hessen. Legitimiert durch 16 Jahre tief konservativ-christlicher Bullshit-Politik; alles im Sinne des Volkes, durchgedrückt durch dessen Vertreter. Ach, und wer hat übrigens über Assad und sein Gift gemeckert? Der hat das von uns (bekannt geworden durch eine Anfrage der LINKEN! (Info via Max) ; und ich frage mich, welche Volks-Vertretung so ne Scheisse abgesegnet hat!? Oder wart ihr das? Mit dem Kreuz an der richtigen Stelle? Na? Na? Na? – Flachzangen. Ey. 

Gibt man seine Stimme ab (und schon diese Formulierung lässt doch jedem anständigen Freigeist die Nackenhaare zu Berge stehen!), legitimiert man eine Gesellschaft, in der Schlagstöcke, Bespitzelung, Hass und Wachstum vor Blumen, Vertrauen, Liebe und Genügsamkeit stehen. Als Freizeit-Anarchist bleibt mir da nur zu sagen: ICH legitimere – zumindest in meiner Gedankenwelt – keinerlei Gewalt, egal von wem oder was diese ausgeht; ich beteilige mich NICHT an einem System, was Hass, Angst, Wachstum und Doppelmoral propagiert. 

Und das war nur EIN Grund, warum man nicht hingehen sollte, wenn man sich nicht lange und ganz ganz ganz genau überlegt hat, wem (und für was) man am Sonntag seine Stimme ABGIBT.

Und jetzt kommt der Clou: Ich geh' dieses Jahr selber hin; meine Wahlentscheidung und Wahlempfehlung lässt sich (unter anderem) hier nachlesen. Warum ich jetzt nach dem Gepolter oben so 'ne Kehrtwende vollziehe? Weil ich das Gefühl habe, dass Anarcho-Blogging, Wikileaks-Spenden, Demos, Plakatierung, viel Gequatsche im kleinen Kreis, etc. dieses Jahr nicht genug sind; weil ich finde, dass die Demokratie (mit künftigem Linksdrall) zumindest noch eine letzte – eine allerletzte! – Chance verdient hat. 

gnihi

…ich las eben einen Comment auf Facebook 

Schleichende Veränderungen hingegen scheinen mir unaufhaltsamer und stabiler, weil sie sich nach und nach auch im Werte- und Denksystem der Menschen verankern. Da helfen Wahlenscheidungen durchaus mit bei der Konsolidierung dieser winzigen Veränderungen.

Klingt gut. Ist es auch. Wenn man die derzeitig praktizierte Demokratie als kleinstes Übel begreift, der Obrigkeit hörig ist und gläubig gegenüber steht, den Status Quo als unveränderbar anerkennt und sich der illusionären Hoffnung hingibt, dass sich in den nächsten vier Jahren irgendwas verändern wird, nur weil man (oder Frau) ein Kreuz auf einem nichtigen (?) Blatt Papier macht. 

…ihr seht bzw. lest die Diskrepanz, ne? Ich fasele und fasele, gebe mich aber am Sonntag der selben Illusion hin. Allerdings hat meine Illusion ein Fundament: Ich habe das Gefühl, dass Gregor Gysi nun endlich die Achtung erfährt, die ihm gebührt. Ich habe weiterhin das Gefühl, dass bei viel mehr Menschen der Wunsch nach Veränderung durch ein alternative, linksorientierte Politik besteht, als es bei den letzten Wahlen der Fall war. Einen weiteren Grund habe ich auch noch: Der ist privat, blond, unglaublich sexy und hat mehr Ahnung von Politik, als ich sie mir jemals aneignen könnte. Diese beiden – natürlich sehr subjektiven – Gründe lassen mich daran glauben, dass die Wahl dieses eine mal anders ausgehen könnte, als es bisher der Fall war. Außerdem will ich noch ein (letztes?) mal den Thrill vor dem TV am Sonntagabend erleben. 

Was ich eigentlich sagen will: Wählen gehen ist keine Bürgerpflicht! Das Hinterfragen der politischen Kaste und ihrer Machenschaften Aktivitäten schon. Wer also nicht hingeht, bekommt einen Keks von mir. Wer hingeht und die LINKEN (oder die Violetten:) wählt: Zwei ;) Für alle anderen gilt: Grün, SPD-Rot, Schwarz, oder Gelb. Die stehen ALLE für Verrat an der Menschlichkeit, für Expansion, für Ellenbogen, für den Ego-Arschlochmodus, für Giftgas, Angst, Taliban und Nachbarschaftskriege. 

Ergo: Fickt euch, ich bin fertig mit euch und in meiner (künftigen) Kommune dürftet ihr maximal den Küchendienst machen. An Entscheidungen werden Arschlöcher eben nicht beteiligt; wir sind da dann nämlich allesamt Esos, Gutmenschen und Pazifisten, und keine Heckenpenner, Großkapitalisten oder doppelmoralige Kleingeister, die weiter Krieg spiel möchten.  

So far. Ich sehe dem Sonntag gespannt entgegen.

Endlich mal wieder. 

NICHT WÄHLEN: GRÜNE!

…ich weiß nicht, wer von euch Kackaffen letzten diesen dämlich Satz och, ja, ich wähl' grün, so aus Tradition, fallen gelassen hat (sollte es eine Kackäffin gewesen sein, entschuldige ich mich bei der Damenwelt, recht hab' ich aber trotzdem!). Zu dem Satz fällt Google (und dem Übermenschen) das folgende Zitat ein:  

Man kann niemanden überholen, wenn man in seine Fußstapfen tritt- ~​ François Truffau 

Und…GRÜN wählen? Nee ey; und warum nicht, darüber kann ich auf Kommando einen 12-stündigen Vortrag halten. Das Video gucken hilft aber auch schon weiter. 

(hab' mich eben was von Apple-Phone gesagt? Jesses, diese Doppelmoral. Das hält doch keiner aus) 

‚Wählen ist ein Gewaltverbrechen!‘

wallanarcho

Da das Turbo-Wahljahr 2013 schon läuft, dachte ich, ich mache mal etwas Stimmung. In die richtige Richtung. In die freiheitliche, herrschaftslose, gewaltlose; die anarchistische nämlich. Außerdem las ich eben auf Facebook in einem Diskurs wieder mal dieses unsägliche Argument, dass wenn man nicht wählen geht, dann ja die Extremen (links wie rechts) besser dastehen würden. Ich soll also meine Stimme für viele Jahre (!) abgeben (!), nur damit etwas NICHT passiert?

Wie sinnig soll DAS denn dann sein?

Im übrigen ist es NICHT so, dass dann die Nazis besser dastehen! Warum? Das kann ich euch erklären: Von meiner Nichtwahl profitieren dann nämlich rechnerisch gesehen in der Tat ALLE Parteien. Und zwar im Verhältnis zu ihrem vorhandenen Stimmenanteil! Klar, die 5% sind dann auch für die Bösen leichter zu erhaschen… Allerdings: In einem Land, in dem jeder fünfte Mensch (!) einen Hang zum Antisemitismus hat, in dem jeder vierte (!) Mensch Vorbehalte gegenüber Immigranten hegt, soll mich DIESES (Schein-)Argument nun an die Wahlurne zurücklocken; mich entmündigt, und einer kleinen Gruppe von kapitalistischen Vollspacken die Legitimation erteilen, vier weitere Jahre ihre Herrschaft über mich, meinen Geist und meinen Körper, auszuüben? 

Wie sinnig soll DAS denn dann sein?

Dann kommt meistens: Ja, dann mache doch deine Stimme ungültig, dann wird auch nix an den radikalen Rändern hinzuaddiert. Genau: Ich mache meine Stimme ungültig, obwohl ich mich nicht mehr an der aktuellen Kapital-Diktatur (im demokratischen Wolfspelz) beteiligen möchte. Wer wählen geht, der nimmt auch in Kauf, dass die (kapitalistisch-wachstumsorientierte) Partei gewählt wird, die er NICHT gewählt hat. 

Wie sinnig soll DAS denn dann sein?  

Eine Abgabe (!) meiner Stimme an eine der großen (aber auch der kleinen bis mittleren) Volksparteien, fühlt sich für mich genau so an, als würde mich ein Arzt fragen, ob ich lieber Hodenkrebs oder eine Gehirnamputation haben möchte. Ich soll mich zwischen Übel und Superübel entscheiden? Ich soll mit dem Gefühl aus dem Wahllokal gehen, dann doch die weniger behämmerten gewählt zu haben? 

Wie sinnig soll DAS denn dann sein? 

Was auch immer geht, ist die folgenden (scheinheilige) Aussage: Ja…also, wenn du nicht gewählt hast, dann darfst du nachher auch nicht meckern! Also. Da platzt mir dann wirklich nicht nur der Kragen. Das ist genau wie: Du hast niemals FREE WILLY gerufen, also darfst du dich jetzt auch nicht über den (scheinheiligen) Bio-Lachs aus industriellen Zuchtfabriken beschweren.

Wie sinnig soll DAS denn dann sein? 

….und nun noch ein Textauszug aus einem Video, welches meine Thesen, Ideen und Fragestellungen untermalen soll: 

Der Wähler legitimiert die Ausübung staatlicher Macht durch seine Stimmabgabe. Er steht deshalb eng mit der staatlichen Gewaltanwendung in Verbindung. Im Umkehrschluss senkt jeder Nichtwähler die Legitimation staatlicher Gewaltanwendung. Derjenige, der bewusst nicht wählt, sagt also indirekt durch das Nichtwählen, dass er nichts mit staatlicher Gewaltanwendung zu tun haben will […] Wählen hat die gleiche Wirkung wie eine Rakete auf ein Ziel abzufeuern, das viele tausend Kilometer entfernt ist. Wählen hat den gleichen Effekt wie die „saubere Teilnahme“ an einer Gräueltat durch eine ferngesteuerte Langstrecken-Waffe […] Wer zur Wahl geht und seine Stimme abgibt, macht die Verantwortung für alle Gewalttaten, die die Regierung in seinem Namen ausübt zum festen Bestandteil seines eigenen Lebens.

Passt. 

Hier das (stellenweise sehr polemische und etwas einseitige!) Video. Da sind einige radikale Ideen und Ansätze drin, über die ich noch nachdenken möchte:

Schließen möchte ich mit einem Satz der Anarchistin und Friedensaktivistin Emma Goldman († 1940)

Wenn wählen irgendetwas verändern würde, wäre es illegal.

Und nun: Eure Wahl! 

(Mehr zum Thema Anarchie: Hier)