Leben in den Wäldern

Lesetipp: Thoreau’s Walden


Sonst poste ich ja mal ganz gerne einige Lese- & Anguck-Empfehlungen, die einen Querschnitt meiner literarischen Interessen repräsentieren. Diese eine Buch, welches ich nun vorstellen möchte, ist jedoch so besonders, das kann ich nicht einfach so mit ein paar anderen ablichten und hier einkleben. Denn dieses Buch hat mich schon nach den ersten drei Kapitel mehr fasziniert (und auch inspiriert), als alles, was ich in diesem Jahr sonst so auf dem Nachttisch liegen hatte. Es geht um Walden oder Leben in den Wäldern von Henry David Thoreau. 

In Walden beschreibt Thoreau sein Leben in einer Blockhütte, die er sich 1845 in den Wäldern von Concord (Massachusetts) am See Walden Pond baute, um dort für mehr als zwei Jahre der industrialisierten Massengesellschaft der jungen USA den Rücken zu kehren. Nach eigener Aussage ging es ihm dabei jedoch nicht um eine naive Weltflucht, sondern um den Versuch, einen alternativen und ausgewogenen Lebensstil zu verwirklichen (wiki).

Die 68er und/oder Literaturkenner unter euch werden jetzt sagen: Alter Hut. Wieso kommste denn da erst jetzt drauf? Kann ich euch sagen. Als ich das andere Thoreau-Referenzwerk (Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat) las, muss ich so gerade eben aus dem Teenager-Alter raus gewesen sein. Das war mir damals alles irgendwie zu….zu weit weg. Zu hochgestochen und zu unrealistisch. Heute – so ca. 10,12 Jahre später -, ist das anders. Sehr anders. Heute verstehe ich viel besser was Thoreau meint, wenn er schreibt:

Die Wege, auf denen man Geld gewinnen kann, führen fast ausnahmslos abwärts.

Oder hier, das ist auch wie aus meiner Seele herausgerissen:

Ihr glaubt, dass ich mich selbst arm mache, indem ich mich von den Menschen zurückziehe, aber in meiner Einsamkeit habe ich mir ein seidenes Gewebe wie eine Schmetterlingspuppe gesponnen, und gleich einer Nymphe werde ich in Bälde als ein vollkommeneres Wesen hervorgehen, einer höheren Gesellschaft würdig. Durch Einfachheit, gewöhnlich Armut genannt, ist mein Leben konzentriert und damit organisiert, ein Kosmos, während es vorher unorganisch und knotig war.

Nicht, dass ich heute sehr viel enthaltsamer oder ärmlicher leben würde, als noch vor einigen Jahren. Dennoch – so meine Einbildung – begreife ich heute viel besser, was mir gut tut, was meinem Leben Relevanz verleiht. Damals waren es urbane Hauswände, die ich verschönerte. Heute finde ich eine alte Eiche genau so schön, wie sie ist. Ich habe weniger Drang etwas großes zu verändern. Eher freue ich mich über die kleinen – aber feinen  -, Lebenslinien, die mir das Leben gerade in den letzten fünf Jahren in mein Gesicht gemalt hat.

Noch mal Wiki eben:

In vor-marxistischer Zeit war es in vielen Arbeiterhaushalten zu finden, im 20. Jahrhundert inspirierte es dann die Naturschutzbewegung ebenso wie die 68er-Generation. Auch außerhalb der Vereinigten Staaten fand es breite Anerkennung, so berief sich beispielsweise Mahatma Gandhi mit seinem Ideal des gewaltfreien Widerstandes und seiner asketischen Lebensführung ausdrücklich auf Walden.

Gandhi. Man mag von ihm halten, was man möchte. Seine literarische Orientierung teile ich. Aber sowas von. Einen habe ich noch:

Ich habe nie eine Gesellschaft gefunden, die so gesellig war, wie die Einsamkeit.

Ich korrigiere: Nicht nie, sondern in meinem Falle eher ganz selten. Mal sehen, wie ich in zehn Jahren über dieses Thema denke. Bis dahin habt ihr das Buch alle gelesen, und pflichtet mir bei. Hoffe ich. 

Amazon-Partnerlink: Gibt es nicht. Das wäre nicht in Thoreaus Sinn gewesen. Da bin ich mir sicher.

Zumindest etwas, was ich sicher weiß.