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Gamereview: Speedball 2 – Evolution


Zur Abwechslung gibt es heute mal ein nicht-gesponsortes Game-Review. Nicht, dass ich sonst nicht mir voller Begeisterung über Games schreiben würde. In dem Falle hier, würde ich aber sogar draufzahlen, um über das Game berichten zu dürfen. Okay, fast.

Das Speedball-Remake des Amiga-Klassikers (gab's auch auf vielen anderen Plattformen; ich hab's auf 'nem  Amiga 500 mit Turboboost gezockt) ist das beste Game-Remake für ein Telefon (oder einen Tablet-Computer), was ich jemals gespielt habe. Okay, auch hier wieder: Fast. Monkey Island liegt gleichauf. Ich kann Speedball 2 – Evolution aber auch all' denen uneingeschränkt empfehlen, die den damaligen Teil aus unerfindlichen Gründen nicht gezockt haben. Das Teil rockt nämlich voll.Warum? Das erfahrt ihr jetzt.

Gameplay

Hardcore-Hand-und-Fußball der Zukunft. So könnte man das Spielgeschehen in einem Satz umreißen. Hardcore? Jeps, weil so ziemlich alles erlaubt ist, um den Gegnern den Ball abzuluchsen und anschließend im Tor zu platzieren. Schlagen, treten, rammen, spucken. Alles was wehtut, ist ausdrücklich erlaubt und erwünscht. Zusätzlich kann man sich noch mittels Wurfpower, Schutzschild oder Eiswerfer einen Vorteil herausspielen. Weitere Power-Ups warten auf eure Entdeckung.

Auf spielbehindernde Regeln wird weitgehende verzichtet; einige spezielle Ereignisse können dennoch passieren. Das wäre aber jetzt zu sehr gespoilert. Kein Aus, kein Faul, kein Abseits. Dennoch lassen sich für besonders schöne Gewaltaktionen Punkte herausspielen. Zum Schluss werdenTore, Ballgewinne und Brutalität zu einer Gesamtpunktzahl addiert, die dann den Sieger der Partie ermittelt. Spielmodi hat man auch zu Genüget: 10 Stück für den Singelplayer, 10 Stück für den Multiplayer. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen; da ich mitten in meiner Karriere stecke. Gesteuert wird intuitiv mittels virtuellem Joystick; oder via Kippbewegung des jeweiligen Apple-Gerätes. Letzteres erweißt sich zwar als nettes Gimmick; spielbar ist das Game aber damit nicht. Zumindest für mich nicht. Mit dem Virtual-Stick behält man auch in hektischen Situationen die Kontrolle über den gerade gewählten Spieler. Pässe sind gleich Schüsse; auch dort gibt es keine Kapier-ich- nicht-Gefahr. Klasse ist auch, dass man für jedes gewonnen Match Credits erhält, mit denen man sein Team via Spieler-Einkäufe optimieren und verstärken kann. 

Grafik

Diese gestaltet sich zweckmäßig bis aufgehübscht. Alles andere hätte aber auch einfach unpassend gewirkt. Dennoch kann ich mir zumindest für die großen Konsolen auch eine 3-D-Ausgabe des Games gut vorstellen. Auf den Applegeräten sieht es so aus, wie man es von so einem Remake erwartet: Verbessert haben sie's; aber zum Glück nichts vermasselt. Daumen hoch dafür. Auch die Arenen sehen klasse aus; erinnern wirklich an die des Klassikers und lassen die Vermutung aufkommen, dass die Matches vielleicht sogar nicht auf dem Planeten Erde sattfinden… 

Sound

Am liebsten habe ich ja den originalen (!) Floppyladesound des Amigas. Dieser erreicht eure Ohren immer dann, wenn vor Matchbeginn ein wirklich kurzer Ladescreen angezeigt wird. Der Soundtrack wurde löblicherweise komplett aus dem kultigen Original übernommen und die Spiel-Sounds klingen absolut passend. Uff, Ächz und Kawumm macht's da in einer Tour. Sogar an den kultig bis nervigen Pausen-Eisverkäufer haben sie gedacht. Einfach gut. 

Sonst

Es gibt 16 Mannschaften. Diese tragen so tolle Namen wie The Three Thousand, Brutal Deluxe oder auch Raw Messiahs. Passt also perfekt zum apokalyptisch-brutal-futuristischen Setting des Spiels. Es gibt verschiedene Ligen, die es zu erobern gilt. Durch die verschiedensten Möglichkeiten Punkte zu machen wird dem Spiel eine leichte taktische Note verabreicht. Ihr liegt hinten? Der Gegner scheint übermächtig? Der Torwart ist eindeutig gedopt und hält wirklich jeden Torschuss? Kein Problem: Haut einfach nur noch feste drauf, den Ball immer schön nach vorne spielen; alles wegpöllern was sich in die eigene Hälfte wagt…. auch so ist ein Sieg noch zu erreichen. Sollte jetzt jemand stöhnen: Ach, du mit deinem Apple-Dings!… Das original gibt's auch so. Irgendwie ;) Ein Online-Mulitplayer fehlt leider (noch?). Im Netzwerk zockt man via Wi-Fi oder Bluetooth (noch nicht getestet). 

Einziger Wermutstropfen: Die Spieler sahen früher irgendwie brutaler und individueller aus. 

Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt, den ich finden kann. Das die Apple-Geräte über kein echtes Steuerkreuz verfügen, kann man dem Entwicklerteam der Tower Studios nun wirklich nicht vorhalten (Dieses Studio beheimatet übrigens einige der Köpfe, die auch damals schon an dem Titel mitgearbeitet haben). 

Jetzt folgt noch eine kurze, wörtlich geschilderte Spielszene plus etwas Bewegtbild, dann entlasse ich euch in ein Universum voller Gewalt, Spaß und Retro-Gefühl.

Anwurf! Drauf da! Mist, Ball verloren. Ey, du! DU!  DU DA! RECHTS AUßEN! Hau ihn um! Kawummms! Ja, genau so! Feste nachtreten; der Helm muss weg, der Kopf sowieso! Ich sehe kein Blut. WIESO SEHE ICH KEIN BLUT? Auswechseln, hinlegen, Uppers einwerfen! Aaaachtung! Einäugiger Verteidiger von der linken Seite….. Abgewehrt! Sammel den Ice-Boost! JETZT! …und rauf auf's Tor! Gib ab! Gib ab! Jaaa, recht so…. genau…uuuuunnnnd: YES! Tor! Spiel, Satz und Sieg! Sterbt! Unwürdiges Pack aus dem Orbit! Nicht mit uns! Es lebe das Team der Raw Messiahs! 

Trailer zum Game: 

Wertung:

 

95% 

Review: Heavy Rain


(Danke an gutschein-codes.de für das Testexemplar vom Heavy Rain)

Heavy Rain? Ist das nicht von 2010? Doch. Klar. Stimmt. Es stand trotzdem auf meiner Must-Play-Liste 2010 ganz weit oben. Und nun habe ich es endlich geschafft: Ich war im Regen unterwegs! Dies sind meine Eindrücke von einer Reise, die mich – und soviel kann ich wohl schon mal verraten – ordentlich beeindruckt hat. Oft und viel wurde das Game Fahrenheit als geistiger Vorläufer von Heavy Rain betitel. In der Tat ergeben sich einige Parallelen. Fahrenheit überraschte mich genau so mit Innovation, Spannung und Tiefgang wie es Heavy Rain geschafft hat. Nur steht Heavy Rain technisch bedingt einfach zehn mal besser da.

Auszeichnendes Merkmal bei beiden Spielen ist die neuartige, cineastische Bedienung des Spielgeschehens. Kurz: Das Fuchteln und Drehen am Controller und seinen Knöppen. Daher möchte ich auch mit der Steuerung und Bedienbarkeit von Heavy Rain beginnen.

Das Spiel lässt den Spieler filmähnlich von Szene zu Szene springen. Innerhalb dieser Szenen gilt es dann zu interagieren. Dazu gehört beispielsweise das ruckartige Rütteln des PS3-Controllers, das vorsichtige Im Kreis Drehen des Analog-Sticks, oder das Drücken der Schultertasten im Dampfhammertakt. Eine Kombination all dieser Steuerungsmodi ist auch mal drin. Dann wird 's stressig, denn die Quicktime-Events verlangen einem oft so einiges an Aufmerksamkeit ab. Dies führt wiederum dazu, dass sich die Spielatmosphäre zudichtet und man regelrecht fiebrig vor dem Monitor sitzt. Die Eingabeanforderungen ergeben eigentlich immer Sinn. Ich persönlich fand die Fingerglied-Abschneid-Bewegung wirklich besonders logisch… ritscheratsche. Anmerken möchte ich hier: Schon wegen der erweiterten Steuerungsmöglichkeiten von Playstation Move würde sich ein erneutes Spielen sicher lohnen. Move habe ich aber nicht. Ihr vielleicht?)

Zur Story: Ethan Mars ist ein geschiedener Architekt, Madison Paige ist eine hippe Single-Fotojournalistin und Norman Jayden ein ziemlich cooler FBI-Profiler. Allen drei ist eins gemein: Sie alle werden 2011 (da spielt die Story) auf die eine oder andere Weise in eine mysteriöse Kindermordserie  verwickelt werden. Und wie verwickelt, das entscheidet der Spieler.

Ziemlich oft habe ich gedacht: Krass! Was wenn ich's anders gemacht hätte!? Dieses Freiheitsfeature mit Konsequenzen ist einfach grandios; es wurde zurecht massenweise herausgestellt und gelobt. Bemerkt sei aber auch, dass ich sicher drei mal gedacht habe Mmmh, also DAS hätte ich aber anders gemacht! Ich kann mir aber vorstellen, dass in einem nächsten Teil noch weitgehendere Wahlmöglichkeiten eingebaut werden. Insgesamt ist die Story zwar an einigen Stellen etwas kitschüberladen und recht vorhersehbar, durch das direkte Steuern der Geschichte fallen diese negativen Punkte aber kaum in's Gewicht.


Zur OptikLasst uns ehrlich sein: Die Animationen in Videospielen sind immer ein heikles Thema. Und auch Heavy Rain kommt dabei nicht gänzlich ohne Kritik weg: Sie wirken stellenweise recht hölzern.  Wenn einer der Protagonisten mal wieder gegen den Türrahmen läuft stört das weder den Spielfluss, noch tut es der Spannung Abbruch. Es kratzt nur ganz ganz leicht an der ansonsten grandiosen Atmosphäre. Dafür haut einen die Mimik aus den Socken! Man sieht förmlich diese neue Dimension der Kommunikation in virtuellen Welten. Das Thema Nonverbale Kommunikation wird in künftigen Videospielen sicher immer wichtiger; und Heavy Rain setzt (zusammen mit Mass Effect) zumindest in diesem Bereich neue Maßstäbe. Die Texturen wirken zu keiner Zeit langweilig und outen sich auch nicht als simple Platzhalter für was schöneres. Sieht Heavy Rain aus wie ein Film? Nein. Aber das sieht man erst auf den zweiten Blick. 


Zum Sound: Die Musik passt immer zur Situation. Mal entspannt, mal angestrengt, mal hektisch. Eine besser Untermalung für das interaktive Geschehen kann man sich eigentlich kaum wünschen. Die Soundeffekte sind halt Soundeffekte, fügen sich aber nahtlos in die Szenerien ein. Die Synchronisation ist durchaus gelungen, wenn sie auch ab und zu etwas versteift wirkt. 

Sonst so: Es gibt mehrere Enden. Was ich eigentlich bei einem Spiel dieser Machart als Standard ansehen würde; erwähnt sei es hiermit dennoch. Richtig nett gemacht ist dieses ziemlich stylisch visualisierte FBI-Tool, mit dem der Herr Agent da rummacht. Das hat schon was. Auch das man sich seine eigenen Gedanken immer mal wieder auf Knopfdruck anhören kann, ist eine wirklich nette Idee.  

Eben diese Vielfalt von kleinen Ideen, gepaart mit einer durchdachten Story, der innovativen Steuerung und der bombastischen Präsentation machen Heavy Rain (neben Mass Effect und New Super Mario) zu einem der besten Titel des vergangenen Jahrzehnts. Daher meine Wertung:

90%