Eine Anekdote über Alltagsrassismus und warum ‚Kölsch sein‘ was für Idioten ist!

Foto

Da seht ihr es. Und wer jetzt immernoch sagt, wir haben doch kein Nazi-Problem!, kriegt auf’s Maul. Derjenige denkt dann sicher auch, dass die AfD kein Problem wäre und die CSU kein Haufen voller brauner Arschlöcher. Schon unser Innenminister (ich mag ihn sehr) markiert das größte Hitler-Arschloch, was ich mir vorstellen kann. Ihr habt den gewählt, schon wieder, und wenn DAS kein Indikator für ne rechte Tendenz in Deutschland ist, weiß ich es auch nicht. Zwei Drittel (ZWEI VERFICKTE DRITTEL!) der Deutschen haben Vorbehalte gegenüber Immigranten (link).

Zur Untermauerung meiner Wir haben wohl ein Problem-These möchte ich euch kurz eine Anekdote aus meinem Alltag erzählen.

Ich war am 14.09.2013 auf der Post hier in Köln Bickendorf. Und das ging so:

Ich bin gegen 12.30 in die deutsche Post hier in Köln Bickendorf spaziert. Ziel der Übung war es, eine kaputte Grafikkarte ein/zurückzusenden. So weit, so unspektakulär. Ich also rein in den fiesen Laden (ich mag keine Postfilialen, die haben immernoch was von Amt. 10€ einzahlen mit 60€ spielen heute. Und Amt mag ich meistens nicht). Vor mir ca. fünf Leute, ich stelle mich in die Schlange, da es kurz vor Feierabend ist (die macht hier um 13 Uhr zu) gesellen sich noch weitere 4-6 Menschen zu mir, stellen sich hinter mir in die Reihe. Nun ist ein junger Mann dran, der offensichtlich keine Lust hat, horrende Summen für die Auslösung seines Paketes zu zahlen. Ich habe das Gespräch so halb mitgehört; das betreffende Paket war wohl von ihm versendet worden, kam – warum auch immer – zurück, und nun sollte er erneut zahlen; um es in Empfang nehmen zu können. Der Mann (dunkle lockige Haare, knackig braune Haut, ein hübscher Kerl!) sagt also in ruhigem bestimmten Ton:

Nein, ich werde das nicht zahlen, ich weiß ja nicht mal warum ich das Zahlen soll, oder wieso und woher das genau zurück kommt…

Daraufhin die blonde Post-Sklavin, mit vorwurfsvollem Blick an den Herrn gerichtet:

Ja, also, aus DEUTSCHLAND kommt dat janz sicher nich‘ so zurück! 

Sie sagt das so laut, dass jeder in der Filiale den verdeckten Vorwurf unmissverständlich verstehen muss; sie hätte genau so gut sagen können: Keine Ahnung wo SIE herkommen, aber bei uns hier in Deutschland sind wir nicht zu blöde Pakete zu verschicken. Der laute Tonfall und die prononcierte Aussprache des Wortes Deutschland ließen da wenig interpretatorischen Spielraum, glaubt es mir. Ich spitze also die Ohren. Der junge Mann, weiterhin recht ruhig (ich wär‘ da schon an die Decke gegangen!):

Gut, ich hab‘ nicht soviel Geld dabei, ich muss das eh erst prüfen, ich telefoniere erstmal; etwas ärgerlich ist das ja schon alles!

Die Post-Sklavin, mit hochgezogenen Augebrauen (blonde, versteht sich):

Tja, dann mache se dat, andere sin‘ uch noch dran hier!

Der junge Mann zuckt ratlos die Schultern, dreht sich weg, sagt im Weggehen, etwa auf meiner Höhe:

Nervig, echt ey! 

Ich grinse ihn an, fühle mit ihm. Scheiss Post, ist doch wahr! Er geht also in Richtung Ausgang, in der Filiale stehen mittlerweile 15 Menschen, inklusive der EINEN Post-Sklavin, die am Samstag etwa 200 Leute abfertigen muss. Die arme. Jedenfalls: Kaum ist der junge Mann nahe der Tür, evtl. auch schon draußen, ich achtete nicht drauf, sagt der glatzköppige, fette, kölsche Typ (ein goldener FC-Geißbock baumelt ihm um den speckigen Hals, kein Scheiss!):

Ach ja. DIE können dat echt gut, ey! 

Ich stehe mit dem Rücken zu ihm, vor ihm in der Schlange; bevor ich zusammenzucken kann, sehe ich in das zustimmende Gesicht der Post-Sklavin. Sie sagt:

Echt ne? Immer dat selbe mit denen! 

Ich denk‘, ich werd‘ nicht mehr. Während ich mich ganz langsam drehe – um zum Zuschlagen auszuholen (verbal, versteht sich) – schaue ich in etwa fünf bis sechs Gesichter. Die sehen auch zustimmend aus, die Köpfe nicken jedenfalls ALLE! Kein scheiss: ALLE! JEDERMANN (und jede Frau) in dieser verfickten Postfiliale findet es also richtig, so einen geistigen Dünnschiss zu tolerieren, die stehen dem Fetthals also zur Seite, denk‘ ich mir, während ich mich weiter drehe. Da war ich aber tatsächlich schon- vor lauter Wut im Bauch – etwas öhm, gewaltbereiter als noch vor einigen Augenblicken. Ich schätze eine Sekunde lang ab, von wem ich wohl eine reinkriege, wenn ich dem FC-Fetthals jetzt einfach von unten ordentlich eine ans Kinn haue. Die Chancen stehen schlecht für mich, das hatte ich während der Umdrehung noch so eben kapiert. Meiner Wut tat das aber keinen Abbruch. Ich also (fertig rumgedreht, die Situation erfasst) in ruhigem – aber bestimmten Ton – (mittlerweile kann ich das ganz gut, das war früher mal anders. Ganz anders):

Öhm. Tschuldigung. Aber wer genau sind denn DIE? 

Ich sehe zusammenzuckende Menschlein aus den Augenwinkeln. Ich vollende den Satz, schaue dem Fett-Hals starr in die blauen Augen; stelle aber auch fest: Scheisse, der is ja echt noch einen Kopp größer als ich (Ich: 1,86cm), und wiegt sicher das doppelte (ich: 82Kg). Und dann sehe ich es ihm im Gesicht an: Mit Kontra hat der nicht gerechnet, die Augen zucken, die fette Stirn drückt sich nach vorne.

Er erwidert, schon recht laut:

Na DIE halt!!!

Ich bleibe stur; frage:

Ja, das habe ich schon verstanden, ich frage Sie aber: Wen meinen sie mit DIE? 

Er:

Also da wo ich herkomme, da können sich die Leute benehmen. 

Ich: 

Also ICH sah jetzt gerade niemanden hier, der sich schlecht benommen hat, bis auf Sie, werter Herr (das „werter Herr“ habe ich wirklich gesagt!)​,​ der hier offensichtlich ne richtig miese Art von Alltagsrassismus an den Tag legt, die mir persönlich gerade echt auf den Sack geht! 

Ich schaue fragend in die Runde der weiteren 10-12 Personen. ALLE schauen sie verschämt weg, ALLE finden den PVC-Bodenbelag aus den 70ern offensichtlich plötzlich megaspannend. Ich schüttele zur Untermauerung meines – doch recht direkten –  Vorwurfes leicht den Kopf.

Er, seinen Bierbauch vorstreckend, wahrscheinlich wollte er sich gerade machen, sagt:

Ja, wenn de dat so siehst, dann ist dat dein Problem, Junge. 

Er schnaubt dabei, rückt mir auf die Pelle, ich kann ihn riechen.

Ich:

Mann, Mann, ich spreche sie auch mit SIE an, das gehört sich so, das habe ich gelernt, da wo ICH herkomme. Im übrigen habe ICH kein Problem, sondern Sie, und es kann doch echt nicht wahr sein, dass Sie hier so ne Scheisse von sich geben, die Dame da hinter der Theke offensichtlich auch einen am Kopp hat, und hier niemand dazu was zu sagen hat. Kotzt mich an, sowas, ehrlich. 

Ich drehe mich langsam und kopfschüttelnd wieder nach vorne, ernte strafende Blicke der Post-Sklavin, der Typ schnaubt mir mit einem maximalen Abstand von 3cm in den Nacken, sagt dann:

Pass bloss op, doh!

Ich, wieder nach vorne gerichtet:

Pffff, Loser gibt es, widerlich! 

Das Schnauben wird lauter, ich schaue in das Plexiglas-Schildchen am Tresen, um einer Attacke möglichst vorbereitet entgegenzutreten. Nix passiert, die Zeit steht still, ich bin an der Reihe, die Post-Braut muss mich nun bedienen. Ich trete vor (innerlich fällt mir mindestens die Last eines goldenen FC-Geißbocks von den Schultern), die Post-Braut sagt, in verächtlichem Ton, die Augen voller Hass:

Ja?

Ich, freundlich und fröhlich grinsend:

Ach wissen Sie, ich wollte eigentlich gerade Geld einzahlen, jetzt is mir aber eher nach ‚bedient werden‘. Ich hätte gerne 100€ von meinem Sparbuch; und das Paket hier geht auch nicht ins dämlich Ausland. 

Sie wechselt kein Sterbenswörtchen mehr mit mir, der Schnauber beruhigt sich, ich kann aber seinen Hater-Blick immernoch förmlich zwischen meine Schulternblättern fühlen. Beim rausgehen sage ich laut und für alle hörbar: Einen schönen Tag euch allen. Lumpenpack! (ja, auch genau DAS Wort habe ich benutzt). Eine junge Dame mit dunklen Haaren grinst mir beim Verlassen der Filiale zu, der Rest schweigt, guckt immernoch betreten auf den Boden; ich höre wie der Schnauber mit der Post-Braut anfängt zu lästern,  mir ist das egal, ich habe meine Pflicht getan und gehe erhobenen Hauptes auf die Straße

Was ich mit dieser Gesichte sagen will?

Erzählt mir nix von Ach Köln! …so tolerant… Leben und Leben lassen und so. Bullshit, der Ur-Kölsche ist tief drinnen genau so ein braunes Kackarschloch wie der letze Hinterwälder in Bayern; wir haben ein massives Rechts-Problem in der Republik, die langjährige Angstmacher-Politik hat durchschlagende Erfolge, ich weigere mich etwas anderes zu akzeptieren oder meinen hübschen deutschen Kopf in den Alles-Ist-Gut-Sand zu stecken. Hier ist gar nix gut, an unseren Grenzen sterben täglich Menschen, und wir sind ALLE Mörder. So einfach kann das sein.

Und: Wer mich noch mal fragt, warum ich Fahnen, Nationen und Patrioten auf den Tot nicht ausstehen kann, der kann sich ja mal Samstags mit mir vor der Post verabreden.

Ich bring‘ auch meine Brüder mit.

Yo.

(Artikel inspiriert durch das Bild oben, welches ich beim Peter fand

26 thoughts on “Eine Anekdote über Alltagsrassismus und warum ‚Kölsch sein‘ was für Idioten ist!

  1. el-flojo says:

    War das die Post am Barthonia Forum? Da bin ich mal an den Schalter und sage fröhlich "Moin!". Und was krieg ich zurück? "Gehen Sie doch nach Hamburg!"

    Aber ich bin ja auch einer von "denen"…

  2. Chris says:

    LOL! (nein, es war die bei uns, Haselnußweg, Bickendorf) Wichser, alle da! 

  3. Chris, ich feier dich!! <3

  4. da]v[ax says:

    Jetzt hatte ich mich gerade drauf eingestellt, dass Köln cool ist und dann kommst du mit sowas ums Eck. Nee, dat will ich jetzt nich wahr haben. Und wo ich gerade eh so schön am Verdrängen bin, mach ich da gerade weiter. Köln is voll super und die Leute auch. Bis auf ein paar Penner in Bickendorf und eben Postangestellte :-P

  5. Olaf says:

    Ich glaube Menschen sind so. Eine ähnliche Scheiße habe ich hier in DK auch schon erlebt, als ich meine Hosen in eine Reinigung schaffen wollte. Weil ich hier ja auch Ausländer bin und ein Däne das an meiner Sprache hören kann, werde ich oft gefragt woher ich komme. So auch die Tante hinterm Tresen, als sie meine Hosen schon für die Reinigung entgegen genommen hatte. Über meine Antwort Deutschland war sie sichtlich beruhigt und sagte: "Du bist ein guter Ausländer." 

    Nach einem kurzen Moment der verwunderten Ungläubigkeit habe ich sie gefragt, was aus mir einen besseren Ausländer machte, als aus den anderen? Ich wäre nicht kriminell aber fleißig war ihre Antwort, und überhaupt (das sagte die Dänin dann in genau diesem schlechten Deutsch) "Ordnung musst sein". Noch nie habe ich einen Satz mit so vielen Vorurteilen auf einen Schlag gehört.

    Also habe ich meine pochende Halsschlagader verborgen und meine Hosen zurück verlangt. Das hat sie im ersten Augenblick nicht begriffen, versuchte es aber mit einem "Warum?" zu ergründen. Meine Antwort war klar und unmissverständlich: Ich will nicht, dass meine Hosen von Rassisten gereinigt werden. 

    Bevor sich ihr Gesicht zu einer roten Maske versteinerte meinte ich einen kurzen Augenblick lang ein Nachdenken erkennen zu können. Aber es war wohl nur Wut, denn mit einem "Wenn du das so willst!" schmiss sie mir meine Hosen auf den Tresen und glotzte mir blöd hinterher.

    Seit dem schaffe ich meine Klamotten zu einem Iraner mit viel Witz, Charme und guter Bildung, mit dem ich schon so einige interessante Gespräche über den Iran, das Bild des Westens dort und – na klar – auch über Rassismus geführt habe. 

    Eigentlich bin ich der Rassistin dankbar. Ohne sie wäre ich vielleicht nie in den Laden des Iraners gegangen…

  6. Anne says:

    DANKE!

    Ich wollte es heute morgen auch schon posten. Die Mehrheit der Deutschen ist für eine vermehrte Flüchtlingsaufnahme in Europa (wie sozial). Aber die Mehrheit der Deutschen ist auch dagegen, dass mehr Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden (wie asozial). Könnt ich kotzen! Hauptsache niedliche Hunde- und Katzenwelpen aus dem Club-Urlaub in Kroatien "retten". Boah! Nee.

    (via http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/crbilderstrecke510.html)

  7. Marcel says:

    Astreine Geschichte. Und fantastisch agiert hast Du. Das Rassistenproblem ist aber gerade in Deutschland so "versteckt öffentlich", dass es weh tut.

    ACHTUNG: IRONIE – für diejenigen, die es nicht sofort erkennen…

    Fast jeder, der vor ner Sekunde gesagt hat, dass Kurden und Türken scheisse sind hat aber seinen Döner-Ali, der total nett ist. Und der Pollake ist auch scheisse, außer er repariert das Auto oder sie putzt die Wohnung.

    Und jeder hat auch – gerade in Köln – nen schwulen Freund, wobei man das andere Pack natürlich vergasen sollte, denn die verteilen überall Aids und machen sich in ihrer Position als  Pfadfinderführer ja an unsere Jungs ran.

    Und außerdem muss sich dringend mal was ändern in Deutschland, hier wird ja nur in die Taschen der Großen gearbeitet und wir lassen das Pack reinkommen und Merkel schickt immer Geld zu dem undankbaren Griechen (außer Sirtaki-Mann, der macht tolle Lammkoteletts)

    Tja, gewählt wurde dann die CDU. Die REP darf man ja nicht wählen, das sind ja Nazis, sowas ham wir in Schland ja nicht…

  8. Publicviewer says:

    Das ist nicht nur in Deutschland so.In ganz Europa gibt es einen extremen Rechtsruck der natürlich gerade dem Rassismuss Tür und Tor öffnet

  9. Bridgetroll says:

    Ekelhafter Kack, jopp.
    Diese "Ich bin ja kein Nazi, aber.."-Kultur gehört viel stärker bekämpft, von der geht eine ungemeine Gefahr aus, eben WEIL diese Leute sich für normal halten und ihre Meinung als von der Masse getragen verstehen. Die regulären Nazis wissen immerhin, daß sie da etwas nicht gesellschaftsfähiges von sich geben.

    Ich habe jetzt jobtechnisch relativ oft mit Leuten zu tun, die gebetsmühlenartig "Wir müssen ja immer auf alle Rücksicht nehmen, wir müssen für DIE zahlen, DIE machen unsere Kultur kaputt, mimimi, das ist alles so ungerecht!" jammern. Ich habe mir angewöhnt, da inzwischen immer nachzuhaken und stur zu erfragen, an welchem konkreten Punkt mein Gegenüber denn nun unter Migranten leidet.
    Meist kommt dann son "Ja, allgemein eben, weiß man doch!"
    Und dann frage ich eben beharrlich weiter, was genau im Leben des Gegenübers denn nun wirklich von Migranten beeinflusst wird und oft, sehr oft, müssen sie dann zugeben, daß sie eigentlich in ihrem Leben gar keine Nachteile durch DIE haben, sondern eben nur so 'ne Meinung'.
    Dabei belass ichs dann auch meist, ist vielleicht ein erster Schritt.

    Mein Plan B wären Arbeitslager in Sibirien.

  10. Jan says:

    Und wenn nur ein paar mehr genau diese Botschaften von wegen "SO EINER" hinterfragen würden, hier und in der Eu und alle wohlstandsverwöhnten Ländern, bestünde eine Chance die PVC-Gucker aufzurütteln…

    Weiter so. Auch wenns manche nicht raffen, die Restlichen schon und immer mehr!!!

  11. Jeanette says:

    MEGA, das war mit Abstand einer der besten Artikel hör im Blog. Du hast absolut recht. Wir haben kein Ausländer-Problem, wir haben ein Assi-Problem! Und diese zunehmende Hetze gegen alles was nicht Ur-Deutsch ist geht mir auch sowas von gegen den Strich. Danke

  12. Olaf says:

    Ist das ein typisches Beispiel für eine "Bubble" oder weshalb gibt es hier keine Gegenstimmen, so wie in dem Fuckbook-Bildchen da oben? 

    Sind die Doktorsblog-Leser etwa moralisch und empathisch besser eingestellt, als diese Rassistenarschlöcher Kommentierer in der seltsamen Community? 

  13. el-flojo says:

    @Olaf: Japp. Aber es ist doch ne kuschelige Blase. ;)

  14. scal says:

    Ach ich kenn das auch so aus dem Alltag. Da ich selbt ja auch halb-arab und in der Regel Bartträger bin kann das recht nervig sein. Mal abgesehen von den ganzen Witzeleien über Taliban, Al-Quaida und Terroisten Witzen oder die wunderbare Frage, ob man denn Schweinefleisch ist (bin Agnostiker, aber getaufter Katholik), kann es auch noch viel krasser werden.

    Wenn der Bart länger wird werden die Leute in der Regel auch unfreundlicher, ein gemurmeltes Arschloch im vorbeigehen hört man dann mindesten 1-2 die Woche. Macht echt Spaß sowas! Oder wenn man an der Fleischtheke bei der Bestellung korrigiert wird, weil man ne Schweinelende bestellt, köstlich! Oder sie verstehen einen einfach erst gar nicht, obwohl man einwandfreies deutsch mit ihnen spricht, habe es mit unserem Dialekt und mit hochdeutsch probiert. Die Verständigung ist manchmal einfach kaum möglich mit den ur-deutschen, vielleicht weil sie einen Akzent erwarten, der einfach nicht da ist.

    Mittlerweile lache ich einfach über diese armen Würste…

  15. Garfield says:

    leider muß man sagen, kein deutsches Problem … das einzige, was 100% frei von Vorurteilen ist, ist der Rassismus selbst. Dem ist egal, wo er sich breit macht.

    speziell deutsch ist vllt diese "das wird man doch wohl noch sagen dürfen"-Stimmung…

    meine persönliche Erklärung: mittlerweile hat sich hier ne *besondere* Mischung breit gemacht – daraus das "Tabu Nationalstolz" brechen & endlich so "normal wie alle andern" sein zu wollen, bzw was man für "normal" hält … dabei nehmen sich die Leute Migranten zum Vorbild "die ja auch alle stolz sind", und verwechseln deren Heimatverbundenheit/Sehnsucht/wieauchimmermandasnennenwill mit Stolz … auch wenn das mit _National_Stolz ungefähr soviel zu tun hat, wie wenn die dt. Diaspora in S-Amerika weiß-blaue Fahnen & Lederhosen für "Deutschland" hält …

  16. Eike says:

    Herr Doktor, diese Erfahrungen  kann man tasächlich in ganz Europa tätigen, jedoch je nach Region in unterschliedlichen Härten (vgl. Saarlouis / Dortmund / Dresden / Hamburg / München)  . Der massive Linksruck, der angeblich seit 2 Dekaden Europa unsicher macht, ist  offenbar komplett nach hinten losgegangen.  Für einen langfristigen Ausblick kann man nach Ungarn schauen. Ansonsten kann man wohl nur das tun, was hier schon geschildert ist, möglichst couragiert auftreten und eben Unrecht nicht als Meinung stehen lassen.

  17. Garfield says:

    ps. besonders erschreckend find ich, wie "hoffähig" der Antisemitismus / Vorurteile gg Juden wieder geworden sind

    in "Etablierten" Kreisen, "offiziell" / in den Medien hat sich zwar nix geändert – auf der Straße & online dafür so mehr…

    wozu vllt auch die Krise beigetragen hat, weil dabei geht's nicht mal um den den Palästinenser-Konflikt – "Juden" = die Banken, Abzocker, Bonzen, etc … in der Beziehung könnte man echt meinen wir hätten wieder '33.

    Ein Großteil dazu tragen MMN aber auch – wenn auch vllt ungewollt – die Medien bei, die egal um was es geht  ständig nur die Falken & Ultra-Konservative als "jüdische Statements dazu" präsentieren … differenziertere Stimmen von Juden/Israelis, wie diese hier z.B., fallen im Mainstream _komplett_ untern Tisch

  18. Garfield says:

    pps.

    so wie die Vorurteile gg Muslime ("Anti-Islamismus" bzw "Islamophobie" passt hier schlecht, die meisten die es trifft sind ja nicht mal religiös). Was davon mehr verbreitet ist, kann ich nicht beurteilen, subjektiv würd ich sagen hält sich die Waage… mit dem Unterschied aber – die gg Muslime sind hoffähig auch im Estabishment, siehe nicht nur Sarrazin…

    Laut dem haben Juden zwar andere Gene (was immerhin nicht komplett verkehrt ist – schließlich hat jeder Mensch andere Gene) – hätte er, statt "Kopftuchträgerinnen", aber von "Juden-Frauen" geschrieben, die auf unsere Kosten massenhaft Plagen in die Welt setzen, wär er vermutlich nicht mehr in der SPD.

  19. MUM says:

    Meine Hochachtung!

  20. TutNixZurSache says:

    @Autor

     

    Ach wie herrlich das es so Gutmenschen wie dich gibt.

    Ich gebe gleich ehrlich zu den Text nicht bis ganz zum Schluss gelesen zu haben, da mir bei der hälfte die Lust vergangen ist.

    Aber erst mal Servus!

     

    Ja, wie man an meinem Servus erkennen kann kommt ich aus dem (ich klau dir mal die Worte) hinterwäldler Bayern.

    Das du keinen deut besser als ein echter Rassist bist wirst du aber nie lernen.

    Das sind auf der einen Seite die bösen bösen AFD´ler (Alles Nazis!) und dann noch die CDU/CSU… wobei die ja die Wiedergeburt der NSDAP laut deiner Meinung sind!

    Alles Nazis! Alles Rassisten… aber halt, ist Mann mit dieser Meinung nicht ggf auch ein Rassist? Ich finde ja, den Rassismus äußert sich nicht nur das man "andere" Leute nicht mag (um es mal einfach zu sagen)- Nein, Rassismus fängt da an wo du alle in einen großen Topf wirfst. Du bist nicht mehr in meinen Augen intolerenter als ein richtiger Rassist oder ein richtiger Nazi!

    Schon alleine das benutzen dieser stereotypischen Klisches…  die BLONDE Postsklavin, die blauen Augen des Typen… schade das man nicht noch iwo Blitzkrieg mit unterbringen konnte! Gell?

     

    Das die Szene nicht unbedingt die schönste war mag ich gar nicht mal bestreiten. Das es nicht unbedingt OK war kann man ggf. auch noch bejahen. Aber stellen wir uns mal folgende Problematik vor, das wäre kein farbiger Mitbürger gewesen, sondern ich wäre an dessen stelle gestanden. Glaub mir einwas, ich hätte mir zu 95% das gleiche anhören dürfen (und zwar weil ich aus Bayern komme)! Und zu 99% wäre das Gespräch sicherlich so weitergegangen… bis auf ggf deinen Part. (Randbemerkung: Nein ich hätte mich nicht als rassistisch "bedroht" gefühlt.

    In deinen Augen wäre dir die Geschichte dann entweder egal gewesen, oder du hättest den anderen ggf beigepflichtet (Bin ja sowieso nur ein scheiß Nazi-Bayer)

    Das dass ebenso Rassismus ist hätte die wie schon gesagt nicht die Bohne gestört!

    Aber leider wird es immer Anti-Menschen wie dich geben! Die laufen nicht über die Straße und sehen ein Auto vorbei fahren. Nein, die sehen ggf. einen Nazi! Nur weil Stefan Haller SH auf seinen Kennzeichen als Buchstabenkombi hat.

     

    Lebt doch einfach friedlich miteinander! Seht nicht jeden scheiß als Rassismus an. Nicht jeder Deutsche wo sagt scheiß Türken ist ein Rassist, nicht jeder Türke wo sagt scheiß Deutsche ist ein Rassist. Jeder hat mal nen schlechten Tag, und jeder hatte mal sicherlich schon Probleme mit der einen oder der anderen Seite.

     

    Habt euch einfach lieb und legt net alles auf die Goldwaage.Den spätestens am Abend in der Kneipe bei nem Bier, haben wir uns wieder alle ganz ganz doll lieb :)

     

     

  21. Chris says:

    "Ich gebe gleich ehrlich zu den Text nicht bis ganz zum Schluss gelesen zu haben, da mir bei der hälfte die Lust vergangen ist." .> Spacko, als wenn icjh jetzt deinen Scheiss zu Ende lese. geh doch. 

  22. TutNixZurSache says:

    @Chris

    Auf sinnvolle Antworten hab ich sowieso nicht gehofft. Mit einfachen Frassen rumwerfen is halt doch iwi einfacher als sich mit nem Sachverhalt auseinander zu setzten ;)

     

    Dein Spacko-Nazi-Bayer :*

     

  23. gierix says:

    @TutNixZurSache

    Na achte erstmal auf deinen Satzbau du alter Weltenbayer..

    Selbst wenn du schon mal komisch angeguckt wirst weil Leute deinen Dialekt nicht verstehen heißt das nicht, dass du dich faktisch in die Situation von Jemandem der tatsächlich anders aussieht und mit all den damit verbunden Stereotypen aufgewachsen ist hineinversetzen kannst.

    Durftest du etwa nicht mit den andern Kindern spielen weil du zu bayrisch klangst? Die Situation die da oben in dem Artikel beschrieben wurde kenne ich nur zu gut.. und natürlich ist das auch nichts rein deutsches – Rassismus gibt es ganz klar überall..

    Du hast natürlich bis zu einem gewissen Grad recht – Rassismus ist eine übersteigerte Form von Stereotypisierung die Rasse betreffend. Und es wurden hier natürlich auch ein Haufen anderer Stereotype – wie die hinterwäldler Bayern rausgehauen – aber das waren meiner Meinung nach größtenteils komische Übersteigerungen. Rassismus allerdings ist ein echtes Problem – wie man sieht hat dich schon diese kleine Provokation zur Weißglut gebracht. Es ist nicht schön ständig zu verstehen zu bekommen, dass man hier einfach nicht erwünscht ist – obwohl man hier aufgewachsen ist.

    Naja, lange Rede kurzer Sinn. Stereotype bilden ist normal. Die braucht man um auf die ständige Informationsflut seiner Umgebung klarzukommen. Wichtig ist sich dieser bewusst zu sein und zu versuchen sich nicht durch sie beeinflussen zu lassen. Dies hat der Autor auf jeden Fall getan. Hat diesen Typen über den er offensichtlich Vorurteile hatte sehr freundlich angesprochen und sich definitiv nicht auf dessen Niveau herabgelassen – trotz des Dranges selbiges zu tun.

    Abgesehen vom Lumpenpack fand ich das ganze sehr gut. Das war für mich eine leicht unpassende Note, den restlichen Stil gegeben. Aber völlig ok – war ja ein gottverdammtes Lumpenpack!

  24. Chris says:

    …hahah, du bist ja lieb' zu mir @gierix, ey, tut mir auch mal gut, ey :) "Lumpenpack", jeps, nachher dachte ich "Wie Vieh, alles braune Rinder!" wär cooler gewesen ;) Du erkennst das Stilmittel der Übertreibung schon ganz richtig, ihm hier aus Bayern ist es leider entgangen

    (entnehme ich deinen Äußerungen, ich les' den partout nicht, wer mir so blöde kommt, hat die Schublade verdient. Scheiss Bayern. Olé)

  25. Evelyn says:

    Sehr gute Aktion, auch nach dem Lesen aller Kommentare. Über manche Formulierung lässt sich im Nachhinein immer streiten aber du hast gesagt was dir auf dem Herzen lag und ganz ehrlich: ich wünschte ich hätte diese Schlagfertigkeit. An Idealismus würde es nicht mangeln.

Leave a Reply to Chris Cancel Reply

Your email address will not be published.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner