Flüchtende

Geschichten aus der Kleiderkammer…

[Gastbeitrag von Grinsekater]

Von Stephanie du Bois

Momentaufnahme – Aus der Kleiderstube zurück –

Stell Dir mal vor, was Du selbst machen würdest, wenn Du soeben eine Gruppe von fast 20 Männern, verschiedenen Alters, barfuß und nur mit FlipFlops an den Füßen vor Dir stehend und lediglich mit Jogginghose und Shirt bekleidet, mit Klamotten versorgt hättest.

Mit ihnen gemeinsam hättest Du nach Socken und Schuhen gekramt, hättest nach einer passenden und vor allem dicken Jacke für den Winter gesucht und Du hättest ihnen ordentliche Taschen anstatt Aldi-Tüten gegeben, für ihre neuen, warmen Sachen.

Ich kann ihre Sprache nicht sprechen, sie sprechen meine Sprache nicht, mein Englisch ist so schlecht, dass man es vermutlich nur in Stummfilmen gebrauchen könnte. Was tut man also? Man verständigt sich ''mit Händen und Füßen'' und am Ende sind alle zufrieden.

Also stell Dir einfach vor, Du hättest gemacht, was ich noch vor 90 Minuten gemacht habe.

Dann stehst Du ein paar Minuten später, so wie ich, mit einem nassen Lappen bewaffnet an einem riesengroßem Regal und willst gerade anfangen es auszuwischen, weil es ziemlich versifft aussieht und dann kommt da einfach so ein Syrer daher, tippt Dir auf die Schulter, nimmt Dir den Lappen aus der Hand, und sagt: ''Isch machen, du ausruhen!''

Dann kniet er sich doch tatsächlich ganz selbstverständlich hin und beginnt das Regal von unten nach oben zu säubern, damit anschließend neue alte Klamotten hinein sortiert werden können.

Die anderen Männer, die eben noch schauen mussten, dass sie passende Kleidungsstücke für sich finden, schleppen Kartons und Säcke um gemeinsam mit den ''Golden Girls'' und vielen anderen, fleißigen Helfern, das Chaos zu bewältigen, welches noch in der Kleiderstube herrscht.

Ist das nicht klasse?

… In exakt dem Moment hätte ich gern einen – besorgten Bürger neben mir gehabt, der noch gestern gegrölt hat … ''Wer weiß, was da für Zeugs zu uns rein kommt.''
Ob der nicht vor Scham im Erdboden versunken wäre!?

Was da ''zu uns rein kommt'', sind Männer, Frauen und Kinder oder besser gesagt – Menschen – die exakt jetzt unsere Hilfe und Unterstützung brauchen, damit sie vielleicht und irgendwann wieder einen geordneten Alltag erleben können.

So einfach ist das!