Was ist eigentlich „Dystopie?“

Aufgrund der Frage eines Ex-Kollegen, ("Was ist denn eigentlich Dystopie?") möchte ich den Begriff nun mal etwas näher beleuchten. Bzw. eigentlich reicht es ja, den Wiki-Link dazu hier einzukleben.

Wir wären hier aber ja nicht im DokBlog-Raumschiff, wenn ich dazu nicht noch die eine oder andere Spitzfindigkeit im Gehirns rumfliegen hätte. Schauen wir uns doch zunächst mal an, was Wikipedia zu dem Begriff "Dystopie" meint. Und danach überlegen wir uns dann zusammen, ob man Dystopie nicht mit "Blick aus dem Fenster" gleichsetzten könnte?

Laut Wiki wären das hier einige Merkmale eine Dystopie: (Ich habe fett markiert, was mich stutzig macht…)

  • ein von der Oberschicht regierter Staat mit wenigen demokratischen Idealen, wenn überhaupt.
  • Soziale Schichtung, wobei die Gliederung der Gesellschaft in soziale Klassen streng definiert ist und ebenso streng durchgesetzt wird.
  • staatliche Propaganda und ein Bildungssystem, das die meisten Bürger in die Anbetung des Staates und seiner Regierung nötigt und ihnen die Überzeugung aufzwingt, das Leben unter dem Regime sei gut und gerecht
  • permanente Überwachung durch die Regierung oder ihre Behörden.
  • Abwesenheit oder aber vollständige Kooptation einer gebildeten Mittelschicht (z. B. Lehrer, Journalisten, Wissenschaftler), die in der Lage wäre, das herrschende Regime zu kritisieren
  • militarisierte Polizeikräfte und private Sicherheitskräfte.
  • die Verbannung der natürlichen (biologischen) Umwelt aus dem Alltag.
  • Konstruktion fiktionaler Ansichten über die Realität, die der breiten Masse aufgezwungen werden.
  • vorgetäuschte Rivalität zwischen Gruppen, die in Wahrheit ein Kartell bilden.

Na? Was ist nun eine "Dystopie"? Ich meine: Wenn ihr auch im Jahre 2010 lebt, und auch in dieser so-called "Republik" euer Leben bestreitet,…

….dann schaut mal aus dem Fenster!!!

So 'ne Scheisse.

33 thoughts on “Was ist eigentlich „Dystopie?“

  1. 12monkey says:

    Ich glaube militarisierte Polizeikräfte und private Sicherheitskräfte kannst du auch bold setzen….

  2. Chris says:

    …hatte ich eben echt überlegt…aber das sind ja Beamte! Gnihihih.

  3. Martin says:

    Naja, das klingt alles wie die Beschreibung einer möglichen wahrscheinlichen Dystopie. Aber letztendlich heisst Dystopie doch nichts anderes als absolutes Worst Case Szenario. Z.B.
    – Regierungen ersetzt durch Globale Konglomerate (Shadowrun)
    – Menschheit im Eimer (Terminator)
    – Menschheit versklavt (Matrix)
    – Menschheit als Auslaufmodell (Gattaca oder Surrogates)
    – Menschheit als Ersatzteillager (The Island).
     
    Ich bitte, die Verweise auf Filme u.ä. zu entschuldigen, aber ich bin gerade zu faul, alles zu tippen. Jedenfalls ist das doch alles eine Frage der Perspektive, z.B. Klone als Ersatzteillager und Bioengineering ist für den einen der Untergang des Abendlandes, der nächste würde am liebsten jetzt schon seine PS3 nur mit Gedanken steuern. Naja.. schauen wir mal, wie's kommt.
     
    Martin, dystopischer Transhumanist

  4. c1ph4 says:

    ich habe das in der berufsschule in deutsch(!) mal erwähnt und die lehrerin wusste das auch nicht.
     
    ich hab' ihr dann gesagt, das wäre eine "negative utopie", dann hat sie gemeint, sie wüsste nicht, was eine utopie sei. XD
     
    hilarious.

  5. daMax says:

    Yep, die Zeile mit den Cops kannste fett markieren, die letzten beiden Zeilen eigentlich auch… schöner Mist. Auf die Barrikaden, Freunde. Oder schnell sowas hier in echt gebaut
    http://www.nerdcore.de/wp/2010/02/21/lego-eco-punk-crawler-town-und-afol-doku-uber-erwachsene-lego-fans/
    und damit die Revolution starten.

  6. krkr says:

    „What is commonly called Utopian is something too good to be practicable; but what they appear to favour is too bad to be practicable.“ John Stuart Mill

    >Schaut mal aus dem Fenster!
    Ich schau lieber in mich selbst!einself!!

    @Martin
    Zukunft, ick hör dir trapsen!

    Regierungen coopted durch globale Konglomerate (Stockholm Network/CFR)
    Menschheit im Eimer (Legged Squad Support System/Phantom Ray/Task Force ODIN)
    Menschheit versklavt (Sklaverei existiert noch)
    Menschheit als Ersatzteillager (Organhandel)

    >Frage der Perspektive
    Fortschrittspathos, wie putzig..

  7. Martin says:

    @krkr Das ist aber alles noch ziemlich weit weg von nem globalen Worst Case.
    Es ist halt nicht alles nur super toll oder nur extrem Scheisse. Pathos geht anders.

  8. Chris says:

    @daMax: Sah nden Eco-Lego-Whatever auch eben: Nett, aber ohne Chance gegen Kartelle und Unterwasserdystopien.

    @krkr: (Wie du merkst, ist mir das ganze Jahr schon nach Oberfläche, Kitsch und Karneval -> Mood kommt, dann auch mail!)

    Ich find das hier gut: In sich rein gucken, und DANN raus gucken. Keine Ahnung wieso. "Stockholm Network"-> Ja, die hatte ich im Kopp beim tippen.

     

    pathos-> "theatralische und tendenziell übertriebene Form der Artikulation!" Na Also!!! ;)

     

  9. chepedaja says:

    Konstruktion fiktionaler Ansichten über die Realität, die der breiten Masse aufgezwungen werden.
    Siehe in Österreich die "Kronen Zeitung".

  10. Chris says:

    oder etwa vier bis 40 deutsche…. (kein Smiley!)

  11. Chris says:

    …geil, was Wiki zur Krone sagt:

     

    "Its political positioning is social right wing and economic left wing. The Kronen Zeitung has often been accused of abusing its near monopoly to manipulate public opinion in Austria"

     

    Nak! Nak! Nak! *bleibt im Halse stecken*

  12. krkr says:

    @Martin
    wie bemerkt sah mill dystopie eben nicht als worst case scenario, sondern nur als grottenschlechtes.. weshalb siehst du dystopische verhältnisse nur global aka wir werden ALLE sterben!(tm)?
    http://www.gorehoundinc.com (worst case scenario ^^)
    >alles eine Frage der Perspektive/Klone als Ersatzteillager/Bioengineering ist für den einen der Untergang des Abendlandes
    im sinne klassischer rhetorik (d.h. emotionaler appell) sieht das nach pathos aus

    @Chris
    >In sich rein gucken und DANN raus gucken.
    zu hell! zu hell!

  13. Chris says:

    Muhahha. Hell  is evil. Muahaha.

  14. Martin says:

    @krkr 
    Langfristig kanns doch nur global sein. Ich meine, wenn's irgendwo stinkt, zieh ich weg. Dann löst sich die Dystopie entweder auf oder breitet sich aus. Da die Grundannahme Existenz der Dystopie ist, kann es nur global sein. Die Globalisierung würde ausserdem aus wirtschaftlicher Sicht dafür sprechen. 
    Das ist natürlich stark vereinfacht, aber die Annahme, dass ein Phänomen langfristig lokal begrenzt *und* lebensfähig/erfolgreich ist, halte ich für unrealistisch.
    Das mit dem Abendland war eher anders gemeint, ein Seitenhieb, dafür dass im westlichsten Westen z.T. recht altertümliche Ansichten herrschen. Kein Pathos beabsichtigt.

  15. krkr says:

    @Martin
    >wenn’s irgendwo stinkt, zieh ich weg
    du ziehst weg, weil die möglichkeit besteht..
    dumm, wenn du nicht weg willst/kannst, geschweige denn die menschen jenseits des grenzpfahls dich nicht lassen/wollen..

    >unrealistisch
    haiti/somalia/timor-leste

    >altertümliche ansichten
    k, lassen wir das für den nächsten thread übrig.. ^^

  16. Martin says:

    @krkr Gescheiterte Staaten sind mit Sicherheit keine Orte, an denen ich meine Freizeit verbringen möchte, fallen für mich aber auch nicht unter Dystopien. 
    (Nebenbei: Erfüllt denn Anarchie überhaupt die Kriterien einer Dystopie?)
    Da wäre wie gesagt der Aspekt der Langfistigkeit. Aus der DDR kam man auch nur mit Mühe raus, aber das hat sich ja nun erledigt.
    Das klingt vielleicht etwas kaltschnäuzig, aber meine Familie ist – mit  mir im Gepäck – aus einem Land im Ausnahmezustand/Kriegsrecht geflohen. Von daher hängt die emotionale Messlatte hier etwas höher.

  17. krkr says:

    @martin
    agree to disagree..

    >gescheiterte staaten
    ich ordne timor-leste/haiti nicht darunter ein..
    >anarchie=dystopie?
    frag mal staatstragende persönlichkeiten.. ^^
    >langfristigkeit
    nordkorea?
    >emotionale messlatte
    k, der entscheidende punkt.. sehe dystopien ja i.d.r. nicht holistisch, sondern ihrerseits (noch) als subsystem..

  18. krkr says:

    @chris
    der rechner braucht wohl ärztliche zuwendung.. ^^

  19. Chris says:

    Ich mach mal eben mit, ist ja geil.

    @Martin: "Da die Grundannahme Existenz der Dystopie ist, kann es nur global sein" Verstehe ich nicht, erkläre dich! ;) Ah, Moment…

    @krkr: Agreed->lokale Dystopie. Jedoch: Befinde ich mich in einer solchen, wenn ich auf dem Planeten lebe, wo eben Grenzen (westerwaves, whatever) Dystopien erschaffen? Bin ich dystopiert (sozusagen), weil die in xy 'ne Militärchunta am Start haben?

    Mmh.

    Für mich isses also eine doppelte Wahrheit: Ja, ist existent. Und auch nicht lokal. So oder so nicht. 

    …"Dystopia" haben wir für mich aber erst dann, wenn überall (im wortwörtlichsten Sinne) die Lampen ausgehen.

    Und: "holistisch". Who?

     

  20. Martin says:

    @chris: ""Dystopia" haben wir für mich aber erst dann, wenn überall (im wortwörtlichsten Sinne) die Lampen ausgehen."
    Sehe ich halt auch so. Wenn ein langfristig stabiler System-Zustand erreicht ist und keine wesentliche Besserung in Sicht. WW2 war ja auch kein Dauerzustand. Aber das ist eben auch Ansichtssache. 
    Wie heisst es so schön "Für den Optimisten ist der Realist ein Pessimist" (und andersrum)
    Holistisch -> Dirk Gently :-P
    Aber zurück zum Ursprung. Geht's hier langsam aber sicher den Bach runter oder auf Krawalle zu? Ich denke schon. Leider wurden dem Deutschen an sich sämtliche Ansätze für Widerstand sorgfältig ausgetrieben, deshalb wohl eher keine Krawalle… ausser vielleicht wenn das Musikantenstadl nur noch per PayTV empfangen werden kann.

  21. krkr says:

    @chris
    >bin ich dystopiert, weil die in xy ’ne militärjunta am start haben?
    gute frage: bist du’s? (bockt’s dich ob chiquita die auc unterstützt, wenn du bananen mampfst?)
    solange menschen nur auf der erde hausen, würde ich das lokale element i.d.r. an territorialgrenzen festmachen (wenn du tendenzen beobachten möchtest taugen sicher auch outlier wie krankenhäuser, psychatrien, gefängnisse)

    >so oder so nicht.
    bitte was?

    >who?
    ganzheitlich

    @martin
    würde es ja als ein zeichen der besserung sehen, wenn die stadelheimer hinter der paywall verschwinden

  22. Chris says:

    @Martin:

    Siehst du "eine Besserung in Sicht?"

    Ich hab' das "Problem", dass ich einfach zuviel düsteren Scheiss gelesen, erlebt und aufgesogen habe; dass versperrt mir ab und an den angebrachten Blickwinkel.

    Daher kann ich vielleicht mehr Dystopie in allem entdecken, als nötig ist/wäre.(Vielleicht… ist das aber auch gut so.) Vielleicht sollten wir differnzeren, zwischen "dystopisch" (Wesenszug, Machtsystem, Auto, whatever) und "Dystopie".

    …hier macht keiner Krawall, so lange Bohlen "Penis" im TV sagt.

    @krkr: ein wenig etwas bin ich's ja. Nicht so, dass ich mich nicht wohl fühle. Bzw. zeit- und stellenweise schon. Heftigst. Dann zieh ich auch alle mit rein, da kenn ich nix.

    Ja, klar bockt mich das. Und da wird's philosophisch: Wie faul ist der Mensch, bzw zu wievielen "Seitenblicken" tauge ich eigentlich? Ich, biologisches System, möchte surviven.Wie jeder Zweibeiner. 

    Problem: Hierarchien fördern diesen survivewillen, mindern den Blick zur Seite.

    Ziel: Keine Hierarchie, dabei individuelles Wohlsein mit vielen Seitenblicken auf Bananenkönige. 

    Zumindest informiere ich mich, was ich kaufe, ja.

    Dystopie kennt für mich keine Grenzen. (Blah)

    "so oder so nicht" -> bspw. nehm's ich es "dystopisch", wenn aufgrund  von hierasch. Systemen Scheisse passiert. Egal wo. So in etwa wars gemeint. Glaub ich.

    >who?
    ganzheitlich -> Danke.

     

     

     

  23. Martin says:

    @chris
    Was wäre denn deiner Meinung nach "Besserung"? Für mich persönlich? Ja.
    Warum sagt der Bohlen "Penis" und warum hält das irgend wen zurück?
    P.S. Douglas Adams ist nicht dein Ding oder?

  24. krkr says:

    @chris
    >dann seid ihr alle fällig!einself!!
    isis/loki/aineko steh uns bei.. ^^
    >überleben
    des pudels kern.. was hilfts generell sich in fruchtlosen diskussionen zu versteigen? es bleibt politik (wenn du die erforderliche masse anschieben willst empfehle ich aufputschmittel, krafttraining & augenbinde).. eruiere & validiere dein ‚mission statement‘ – go for it (karneval bleibt wohl uffer strecke, außer du wirst jeck).. wenn du weißt, worauf du dich vorbereitest, weißt du auch wieviele sidetracks du fahren kannst..
    >hierarchie
    wat nu? grassroots-open source-flat earth society?
    http://www.neosurrealismart.com/modern-art-prints/?artworks/final-frontier-voyager-fes-the-flat-earth-society.html
    au contraire: hierarchien mindern wohl eher die wahrscheinlichkeit des überlebens des individuums (volksgemeinschaft/pflichterfüllung/opferwillen) zum nutzen der gemeinschaftsführung..
    >Dystopia ohne Grenzen
    willst du eine ngo gründen?

  25. Martin says:

    > isis/loki/aineko steh uns bei.. ^^
    eine .. interessante.. Wahl. Mit Aineko ist die Katze gemeint?
     
    >>Dystopia ohne Grenzen
    >willst du eine ngo gründen?

    Darkpeace? Suffering without borders? Lustig wär's zumindest.
     
    Mal nebenbei: das Pendel schein wieder in die andere Richtung zu schwingen: Viviane Reding kündigt genaue Überprüfung der EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung an.. der Herr Papier ein die EU bewegendes Urteil.. man darf gespannt sein.

  26. krkr says:

    @martin
    meinte das transzendente wesen, welches aus aineko erwächst..
    sufferingwithoutborders.org ist noch frei.. wer will?
    die netzbetreffenden diskussionen erinnern mich eher an atomschach..

  27. Rob Randall says:

    Die oben gegebene Definition ist aber nur eine der möglichen Varianten. Da geht noch viel mehr – auch jenseits totalitärer Systeme.

  28. alichi_p says:

    Hey, ich weiß um ehrlich zu sein nicht ob ich hier richtig bin, aber ich mache gerade meine Facharbeit in Englisch und bin zufällig auf diese Seite gestoßen (muss genau über das Thema schreiben). Vielleicht kann mir ja trotzdem einer hier helfen^^ 
    Also ich habe mich dazu entschieden zwei Filme miteinander zu vergleichen, und zwar "The Island" und "Matrix". Das Problem ist ich muss mich auf einen dystopischen Aspekt einschränken und beide Filme darauf untersuchen und halt sagen wie dieses Merkmal im Film umgesetzt wurde (Kameraführung etc.). Mein Hauptproblem ist, ich weiß nicht was ich für einen Aspekt nehmen soll, der in beiden Filmen verdeutlicht wird. 
    Wenn mir jemand helfen könnte wäre das echt supi^^ muss in 2 Wochen abgeben und komme garnicht weiter. 

  29. Martin says:

    Naja.. als Gemeinsamkeiten fallen mir da folgende Dinge ein:
    – Menschen als (unwissende) Ressourcen
    – Widerstand einer kleiner (wissenden) Gruppe
    – Fortgeschrittene Technologie
    – andere angepasste soziale Normen
     
    Unterschiede:
    Bei The Island ist der Focus auf dem sozialen Aspekt, da dort Menschen sich selbst als Ware sehen (Wie Sklaverei, nur dass die Unterscheidung nicht die Hautfarbe sondern die Erzeugungsweise ist). Matrix hat da eher die technisch fatalistische Schiene á la Terminator.

  30. Chris says:

    Ja- Stimmt. Alles. 

    ;)

  31. alichi_p says:

    Das ging ja schnell^^
    Cool danke, das hilft mir echt weiter =)))))…jetzt muss ich nur noch eine gute Szene finden in der das verdeutlicht wird, den Rest schaff ich dann alleine xDD

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