Ich habe die ersten 50 Seiten gelesen und kann sagen: Voll das tolle – kostenfreie – eBook. Von der Automatisierungs-Angst der Nachkriegszeit, über den Robotik-Optimismus des 20. Jahrhunderts, bis hin zur aktuellen Mittelschicht-Dystopie, in der Maschinen die Jobs der Arbeiterklasse rauben: Alles drin. Was mir etwas fehlt: Dinge wie Roboter-Ethik oder die Hinführung zur Hive-Mind-These. Aber das kommt ja vielleicht noch. Hier aber schon mal einige Sätze, die an Prägnanz kaum zu toppen sind:
Human jobs in a robot age are those that require skills that are hard for robots to develop, such as creativity, empathy and social skills.
So kurz, so wahr. Wir haben Test-Autos, Test-Betten, Limonaden- und Bärlauchpasten-Tester, den TüV und wasweißichwassonstnochalles. Wer aber testet den Google-Roboter oder den Algorithmus, der dich zum Einbrecher macht? Im Papier stellt man die These auf, dass die Organisation solcher Testings ja Aufgabe der Regierungen seien. Schön gesagt, für mich aber viel zu utopisch. Die Regierung IST die Wirtschaft; da können wir lange warten. Eine Lösung für das Problem: Open Source, Power to the People, etc pp. Lest dieses Blog. Steht da alles drin. Wie auch immer. Hier noch ein utopischer Satz, der das Thema Autonome Maschinen – und was da alles dran hängt streift:
The power of autonomous vehicles could be multiplied by the emergence of complementary technological systems. The combination of 3D printing with driverless vehicles could make warehousing obsolete. Robot fleets of autonomous vehicles – and flying drones, perhaps – may move in parallel with a complex online world, responding to or even anticipating the desires we express across apps and social networks. They may connect directly with our offices and houses; our refrigerators may remain fully stocked, seemingly of their own accord.
Klingt ja nett; das Internet der Dinge steht also vor der Haustüre. Die Schattenseite möchte ich beispielhaft wie folgt darstellen: Das Auto fährt selbst, du sitzt nur noch da und bist produktiv via Tablet (höhö). Gefahrensituation ahead: Rechts, ein alter Mann auf einem Self-Driving-Motorrad, er liest auch; via Kontaktlinsen-Holo. Links: Ein SUV (gepanzert) mit einer jungen Familie. Alle lese Zeitung via VR-Brille, der SUV kurvt munter alleine umher. Dein Fahrzeug – das schlaue Teil – erkennt: Ein Crash ist zu 104% wahrscheinlich, ein Ausweichen in einen freien Winkel ist unmöglich. Es muss sich also entscheiden: Den alten Mann umnieten, oder doch die Familie aus der Bahn werfen? Erfahrung gegen Jugend? Einzahl gegen Mehrzahl? Grauer Bart gegen die Zukunft? Eines der beiden anderen Verkehrsgeräte muss in jedem Fall dran glauben. Wie wird dein Auto sich entscheiden? Welche Entscheidungsgrundlagen werden herangezogen und warum? – Bauen wir diesen Autos einen Zufallsgenerator ein? Oder gewinnt – wie so oft – der Kapitalismus und es wird schlicht der mit der schlechteren Algorithmus-PKW-Versicherung zum Tode verurteilt? Ich sage bewusst verurteilt, denn exakt das werden diese Maschinen der (gar nicht mal so fernen) Zukunft tun, tun müssen: Urteilen. Zunächst Be-urteilen, dann Ver-urteilen. Das geschieht auch heute schon; nur eben in Maßstäben, die uns nur indirekt ahnen lassen, dass die Welt (zu großen Teilen) nicht mehr länger von Menschen beurteilt und gestaltet wird; sondern von Robotern und Algorithmen. Die – und da kommt der Zukunftsoptimist wieder ums Eck – unsere Babys sind, schließlich haben wir sie ja gemacht.
Die Abgabe der humanistischen Logik an ein Gedankenkonstrukt (nichts anders ist ein Algorithmus ja) halte ich für verfrüht. Fatal verfrüht, sozusagen. Gemacht wird das trotzdem. Warum? Wisst ihr selbst, das mag ich hier und jetzt nicht ausführen; die Fakten sollten Denkstoff zu Genüge bieten. Noch ein Absatz aus dem Buch:
We have a choice. We can continue with the ways of the past, competing with each other and with robots, valuing producing over caring, and insisting that everyone must produce in order to live. Or we can embrace the opportunities that technological changes bring, cooperating with robots and with each other to achieve more than we could individually, sharing work and its rewards equitably so that everyone has the means to live, and learning to recognise and reward activities that are currently unpaid and skills that are currently unrecognised. I hope we choose the path of change
Ja. Hoffen tu ich das auch. Glauben ist ganz was anderes. Und wetten macht mir auch keinen Spaß mehr. Weil ich ständig gewinne. Leider.
Trotzdem: Tolles Buch. Nach dem Klick zum Free-Full-Download.
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