(Dieser Artikel ist mit freundlicher Unterstützung von imwalking.de entstanden)
Ich möchte euch was vom Wandern – im speziellen vom Wandern in den falschen Schuhen – erzählen. 2009 war ich im wunderschönen bergischen Land vor bzw. zu Köln auf einer 30 Kilometer-Wanderung unterwegs. Bei Kilometer 20 – ich hangelte mich an einem Weidenzaun entlang – bekam ich es plötzlich mit der Eile (aka mit dem Hunger) und beschloss, die letzten fünf Kilometer abzukürzen, also querfeldein zu laufen. Gesagt getan. Und zwar so: Den Rucksack (65 Liter) abgenommen, über den Zaun gehievt, und anschliessend mich selbst über den Zaun katapultiert. Dann habe ich den Wanderrucksack wieder auf meinen Rücken geworfen und bin weiterhin fröhlich meines Weges marschiert; also so quer durch die Pampa. Dann – so bei Kilometer 28 – plötzlich wieder ein Weidenzaun. Und jetzt kommt es: Ich hatte VOR der Wanderng noch daran gedacht, mir im einem Wanderfachgeschäft meiner Wahl im schönen Köln doch endlich mal meine alten Wanderschuhe abzugeben und mir ein Paar neue schicke zu zulegen. Diesen Gedanken hatte reflektierte ich nach Überquerung des Weidenzauns sicher 3.000 mal. Denn: Diese nun folgende Weidenzaunüberquerung war eins der dämlichsten Dinge, die ich in meinem Leben gemacht habe. Ich sage euch gerne warum.
Ich sehe also diesen etwa 40 cm hohen Weidenzaun, ein ähnliches Teil hatte ich ja bereits vor 20 Minuten locker überstiegen. Ich stehe als da, denke so: Ach, kein Dingen, dieses Mal nimmste gar nicht erst den (10 Kilo schweren!) Rucksack runter, das wird auch so gehen. Gesagt getan: Ich erklomm also "Ebene 3" des Weidenzauns. Ebene 3 war in dem Falle ein rostiger Stacheldraht in etwas 30 cm Höhe vom Boden aus gemessen. Ich steige als mit meinem kompletten Körpergewicht auf den Zaun – on top noch die 10 Kilo des Rucksacks – stehe also praktisch in der Luft, ein Bein auf dem oberen Teil des Drahtes…schwinge in total Eleganz mein anderes Bein nach. Nur um dieses eine kleine Mikosekunde – besser: Eine Nanosekunde – neben dem anderen Bein abzustellen, um mich dann garzellenartig mit einem beherzten Sprung über das Hindernis zu schwingen. Sagen wir es so: Beherzt und voller Schwung war die Aktion auf jeden Fall ;) Allerdings machten mir meine ausgelatschten Wanderschuhe einen Strich durch die Rechnung. Die Landung nach dem Hopser war eigentlich planmäßig. Offensichtlich aber nicht planmäßig genug. Hätte ich mir mal ordentliche Schuhe bei imwalking.de gekauft ;)
Ich bin bei der Landung mit dem nachziehendem Bein nicht richtig gelandet und dermaßen umgeknickt – immerhin drückte mein Körpergewicht von Rund 80 Kilo plus die 10 Kilo des Rucksackes auf meine Bänder – wie noch nie im Leben zuvor (Und ich habe fast sieben Jahre semiprofessionelles Basketball gespielt) Und warum: a) weil es natürlich leichtsinnig war, einfach wie Tarzan über den Zaun schwingen zu wollen. Aber auch (und das ist viel wichtiger – und auch fast schon die Moral dieser Geschichte) b) weil meine Wanderschuhe ausgelatscht waren! Trotz deftiger Schnürung war einfach kein Halt mehr oberhalb des Knöchels zu kriegen. Es gab einen ordentlichen Knall, als ich mich mit voller Wucht dem Boden anbiederte. Schlimmer war aber das Geräusch des Reissens. Nachträglich lautete die Diagnose: Anriss des Außenbandes. Ich liege also mit schmerzverzerrtem Gesicht mitten im Nirgendwo; kein Navi dabei und auch das Handy habe ich im Auto gelassen. Es sollte ja eigentlich nur eine relativ kurze Wanderung durch bekanntes Gebiet werden. Mir schossen die apokalyptischesten Gedanken durch den Kopf: Hubschrauber, Rettung, Fuß-Amputation. Was natürlich alles völliger Quark war. Wenn man aber nach so einem Wumms den Schuh mal aufmacht, und wortwörtlich dabei Zusehen kann, wie der Knöcheln erst rot, dann grün, dann lila wird,… und sich als finale Nettigkeit dann auf das dreifache Volumen ausbreitet, wird einem doch schon mal etwas anders. Was war also zu tun? Klar: Kühlen! Aber: Kein Wasser!
Also habe ich die Schuhe wieder festgebunden, den Knubbel am Knöchel abgebunden und bin etwa vier Kilometer auf einem Bein zum Auto zurück gehüpft. Sah sicher nett aus ;)
Die Moral von der Geschichte: Das nächste mal teste ich meinen Wanderschuhe vorher oder besorge mir ein Paar neue. Unzerstörbare ;)
Bild: CC BY-NC-ND 2.0 / In Your Shoes von Raymond Larose auf Flickr