Buch-Review: 75 Years of DC Comics: The Art of Modern Mythmaking


(Disclaimer: Die Jungs von testfreaks.de wollten 'nen Link von mir, ich wollte das Buch, also: Hier kommt mein Review.) 

Zuallererst würde ich  die interessierten Leser und Leserinnen bitten, auf das Bild oben zu klickern. So wird die Dimension des Ungetüms etwas deutlicher. Ein anderer Maßstab wäre die Katze vs Superman. Das könnt ihr euch hier mal ansehen. Angemerkt sei: Meine Katze ist recht leinwüchsig. Das Buch ist aber trotzdem megariesig und wiegt auch ordentlich. Anbei einige Daten zum guten Stück:

  • 720 Seiten
  • DIN A3 Format
  • 7.000 Gramm schwer 
  • Über 2.000 Bilder & Fotos

Da das Thema Comics hier viel im Blog viel zu kurz kommt, sollte ich vorab vielleicht mal etwas zu meiner Comic-Leidenschaft erzählen (Wen es nicht interessiert: Scrollen bis Los geht's).

Mein Erstkontakt mit Comics war in der Tat –  ganz klassisch – Micky Maus. Das muss so ca. 1987 gewesen sein. Zum Ende der 80er Jahre kam dann sowas wie Fix&Foxy, Tim und Struppi oder auch Yps dazu. Erst zu Beginn der 90er erwachte mein Interesse an Mangas und US-Comics und mir fielen die ersten Hefte von Frank Miller und Alan Moore in die Hände. Batman, Superman, Watchmen und From Hell. Das waren die ersten echten Comics, die mich damals schon faszinierten. So las ich also bis Mitte der 90er Jahre alles quer durch. Hard Boiled zählt bis heute zum besten, was Comics zu bieten haben. Sieht man ja auch: 


Dann kam die Pubertät. Ihr kennt das. Keine Zeit. Alles geht zu Ende. Und so. Meine Comic-Leidenschaft erwachte dann in den 2000er Jahren erst wieder zum Leben. So 2004 rum, schätze ich. Da fiel mir das erste Band von Blame! (Ein Serien–Manga, hier erwähnt) in die Hände und mir war klar: Ich hab' viel zu Lange Cyberpunk / Sci-Fi-Literatur gelesen. Ich brauche wieder was buntes, neues, comic-artiges. Seit etwa sechs Jahren lese ich fast alles, was mir unterkommt. Klar, der Fokus liegt nach wie vor auf CP/Sci-Fi-Literatur; aber weitaus weniger, als in meiner Jugendzeit™. Wo war ich? Ah: 2005. Seit dem lese ich Comics wieder intensiver; ein wirklichen Sammler oder Comic-Nerd bin ich aber nicht. Eher: Comic-Leser. Ich besitze einige komplette Serien (Vertigo, DC, Marvel, verschd. Mangas, Transmetropolitan war die erste, die ich komplett hatte;) habe dutzende Comic-Verfilmungen in meiner Sammlung (wovon höchstens ein halbes Dutzend ansehbar ist), bin aber selten auf der höhe der Zeit. Klassiker wie Barfuß nach Hiroshima haben ihren festen Platz in meiner Sammlung; aktuell lese ich die Hunter S. Thompson-Comicgrafie. Kleine Besonderheit: Comic ist das einzige kulturelle Genre (neben Games, Movies, Literatur, etc), in dem ich einen klaren Favoriten habe: Spider. Spider? Ja. Spider! Außerdem habe ich eine spezielle Vorliebe für die Helden aus dem Hause DC. Als ich dann also im letzten Sommer beim René das großartige DC-Jubiläumsband entdeckte, war sofort klar: Muss ich haben. Und durch glückliche Fügung, liegt es nun bei mir auf dem Tisch. Ich hab' die letzten Tage etwa die Hälfte des Buchs gelesen und bestaunt (die andere Hälfte intensiv durchgeblättert), und möchte nun meine Eindrücke mit euch teilen.

Los geht's. 

Der Versand via Amazon hat etwas länger gedauert als üblich. Wegen des Gewichts. Welche logistischen Meisterleistungen DHL da veranstaltet hat, wüsste ich ja zu gerne. Da steht nun also dieses monströse Paket von Amazon bei mir im Flur. Ich weiß was drinne ist; freu' mich wie ein Comic-Kind an Weihnachten und reiße den Karton außeinander. Dann der erste: WOW-Effekt: Voll groß! Und was das wiegt! Und wie das aussieht! Also in windeseile 'ne Sportzigarette gedreht, mir reinen Wein eingeschenkt, und das Teil mittels Flaschenzug auf meine Couch befördert.

Das erste Aufschlagen war ein Erlebnis. So eine schwere erste Seite hab' ich im Leben noch nicht gesehen. Dann fiel mir ein: Da soll doch auch ein Mini-Heft mit deutscher Übersetzung beiliegen. Ich habe es vergeblich gesucht; kann aber auch gerne drauf verzichten. Ich denke, dass mir die US-Edition zugesandt wurde; bei der Euro-Version sollte ein Erklärbär-Heft in Landesprache beiliegen. Schadeschokolade.  

Zu Beginn wird man mit der groben Historie der Detective Comics bekannt gemacht. Schön detailliert, ausführlich und sogar mit Infos, von denen ich vorher noch nirgends was gehört habe. Besonders hervorgestellt (äußerst lobenswert!) ist die Tatsache, dass Batman und Superman ja gelegentlich echt ziemlich verquere Typen waren. Voll spannend! Man kann sich da so in die Details verlieren, unglaublich. Der Wälzer ist grob in die verschiedenen Epochen aufgeteilt, die DC hinter sich hat. Los geht es mit dem Golden Age. Und so gülden wie es klingt, sieht es auch aus: Die Startseite des Kapitels kommt in gold daher. Vergoldet würde ich fast sagen. Das wirkt nicht nur hochwertig aus, sondern fühlt sich auch so an. So erfährt man eigentlich so ziemlich alles, was in den Jahren 1938 bis 1956 von Relevanz war. In der Tat waren da eine Underdog-Helden mit dabei, von denen der durchschnittliche Comic-Fan wahrscheinlich bisher noch nie was gehört hat. Viele exotische Serien sind auch drin.

Ihr könnt euch nun ausmalen, wie der Beginn des Silver Age aufgemacht ist. Und obwohl klar war, dass diese Seite versilbert daher kommen müsste, staunte ich wiederum über diese wirklich phänomenale Druckqualität, die ich in der Form selten gesehen habe. Es fühlt sich fast an, wie eine eine Silber-Medaille bei Olympia. Nicht das ich da Vergleichsmöglichkeiten hätte. Aber so ungefähr muss sich das einfach anfühlen. Dazu kommen immer mal wieder einige Klappseiten drin vor. Ausgefaltet zeigen sie wunderbare Comic-Szenen und Timelines, auf einer gefühlten Breite von 1,5 Metern. Groß. Ganz groß. 


Ich könnte euch jetzt noch verraten, wie die Einleitungsseiten für The Dark Age oder The Modern Age aussehen. Nur soviel: Hologramm. Alterfalter. Das Buch beinhaltet nicht nur Comic-Ausschnitte und Zeichnungen, sondern auch etliche – fast unzählbar viele – Fotos, Zeitungsausschnitte, Dokumente und sonstigen Krimskrams. Da liest man beispielsweise über Comic-Serie x (Captain Marvel, Young Romance, Green Lantern, Wonderwoman) stoplert über einen Superman-Ballon und landet bei Superhelden-Corn-Flakes. Supergut. Das Ganze  mit Anekdoten versehen, die gelegentlich zum Schmunzeln anregen. Zeitgeist. Doofes Wort. Trifft's aber. Die Verknüpfung Wahnsinn in der Welt und wir schaffen deshalb mystische Helden, ist deutlich spür- und lesbar. Man muss sich nur die Cover aus den ersten beiden Epochen ansehen. Retro-Future-Optimismus zum totlachen. Ehrlich. Die erwähnten Cover aus dieser Zeit sind wahrscheinlich die besten Nachdrucke, die man sich überhaupt nur vorstellen kann.  


Autor dieses wahrhaft epischen Buches ist übrigen Paul Levitz. Der hat viel Batman gemacht, sich in genreübergreifenden Serien verewigt, war Redakteur, Vizepräsident und schließlich langjähriger Präsident von DC. Außerdem war er an vielen (ansehbaren) DC-Verfilmungen beteiligt.

Sonst? Zebra Batman. Superaltes Superman-Spielzeug. Hitlerwitze. Heroische Delphine. Alles drinne. Kein Wunsch bleibt offen. Außer der hier: Ich brauche ein neues Bücherregal.

Fazit: Großartig

4 thoughts on “Buch-Review: 75 Years of DC Comics: The Art of Modern Mythmaking

  1. mum says:

    Und wir kam das Ding in deinen Flur???????

  2. kimme says:

    Ja, dies würde mich auch interessieren.
     

  3. Chris says:

    Mit der mum-post. 

  4. Marco says:

    Scheiße, ich will das auch. Bitte. Krass. :D

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