Die feigen öffentlichen Verkehrsmittel!


Hier folgt nun eine Aneinanderreihung der besonderen Vorkommnisse im Leben des Herrn Doktors, die ihn dazu bringen, die folgenden Zeilen zu aufwühlenden Themen ins Cyberspace zu tippseln. Er kann einfach nicht anders. Gewissermaßen.


Gestern Abend sah‘ ich eine Talkshow. In dieser saß ein gewisser Pastor Fliege. Der sollte selbst den antichristlichen Lesern dieses Weblogs geläufig sein. Er warf folgende Idee in die Runde. Eltern lassen ihr Kind evtl. aus folgendem Grund nicht taufen: Weil es ihrer Meinung nach ja eh zu nix nütze ist (also das Taufen jetzt; nicht das Kind), sie nicht an das heilige Wasser glauben und das ist ja sowieso alles Humbug ist; mit’m Gott und’m Teufel und so. Würde man nun aber diesen Eltern vorschlagen, sie sollten doch ihr Kind einfach einmal verfluchen (da sie ja eh nichts mit dem Humbug am Hut haben), so gäbe es keine Eltern die dies jemals tun würden.

Dazu meine Anmerkung. Evolution bedeutet Überleben. Früher waren die Menschen weniger aufgeklärt und hatten Angst vor Flüchen, Magie und Hexen. Diese Angst sitzt in uns. Und wenn jemand ein Kind nicht verfluchen will, so hat dies nichts mit Religion zu tun. Sondern mit mit uralten (überholten/überholungswürdigen) Instinkten. Mit dem Wissen, welches sich der durchschnittlich interessierte Mensch der Neuzeit angeeignet hat, ist er sehr gut gewappnet, gegen seine eigene Angst vor Hexen und Flüchen. Kommt das eigene Überleben allerdings wieder ins Spiel; also das Kind; so handelt er wieder evolutionär und instiktiv; aber immer noch nicht religiös. Denn: Kind -> Fluch -> Angst -> Instinkt. Und andersrum: Instinkt -> Angst -> Dogmata -> Religion -> Unwissen. Oder so ähnlich. Und ein Pro-Argument für irgendwas ist das mal sowas von überhaupt nicht.

Nach der Talkshow beschloss ich einige meiner Gedanken zu diesem aufwühlenden Thema ins Cyberspace zu tippseln.

Und tat es nicht.


Heute Morgen: Ich stehe an der Ampel und gucke mir eine Litfasssäule etwas genauer an. (Ja, die gibt es noch, die Säulen. Wenn sie auch weniger werden, die schönen Runden Dinger. Die haben wenigstens noch Charme!) Was steht drauf, auf dem Teil? Die Zehn Gebote. Blaue Buchstaben auf weißem Papier.

Die da wären:

  1. Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
  2. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.
  3. Du sollst den Sabbat heiligen.
  4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
  5. Du sollst nicht töten.
  6. Du sollst nicht ehebrechen.
  7. Du sollst nicht stehlen
  8. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
  9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
  10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

Kurz dachte ich darüber nach, in welcher Hölle ich wohl schmoren werde, wenn an dem ganzen christlichen Gott-Dingens etwas dran sein sollte. Dann bekam ich Hunger auf ein Brötchen mit Mett, Zwiebeln, Pfeffer und Chilli-Senf. Danach beschloss ich einige meiner Gedanken zu diesem aufwühlenden Thema (nicht das Mettbrötchen!) ins Cyberspace zu tippseln.

Und tat es nicht.


Eben las ich einen Beitrag von Rouven. In dem geht es um die atheistische Buskampagne. Hier ein Auszug der Kampagnen-Website:

Als Anfang sollen in drei Städten (Berlin, Köln und München) Busse beschriftet werden, die öffentlich bekunden, dass eine nicht-religiöse, aufgeklärte Weltsicht eine positive Möglichkeit darstellt. Nicht-Religiöse, Agnostiker und Atheisten sollen wahrnehmen können, dass sie nicht alleine sind. Sie sollen mutiger werden, sich gegen religiösen Hochmut zur Wehr zu setzen und sich in die öffentlichen Debatten einzumischen. Das Leben ohne einen Gott kann eine Bereicherung sein: angstfrei, selbstbestimmt, bewusst, tolerant und frei von Diskriminierungen.

Rouven listet drüben die Städte auf, die wohl Schiss vor’m lokalen Amokläufer-Pfaffen haben. Ich komme zu der Annahme,  weil sie die Kampagne offiziell abgelehnt haben. Hier die feigsten Städte (bzw. deren Verkehrsbetriebe) der Welt:

  • Berlin
  • München
  • Stuttgart
  • Dresden
  • Potsdam
  • Hamburg
  • Leipzig
  • Dortmund
  • Regensburg
  • Bremen

Nach dem studieren von Rouvens Artikel beschloss ich einige meiner Gedanken zu diesem aufwühlenden Thema ins Cyberspace zu tippseln.
Und das tu‘ ich jetzt auch:

Ihr feigen Dreckssäcke!

Schlaft trotzdem gut.


10 thoughts on “Die feigen öffentlichen Verkehrsmittel!

  1. Alper says:

    Ich gebe dir recht: Es ist feige. Dennoch liegt es natürlich immer an jedem Unternehmen selber, was es möchte und was nicht. Und da wir nun einmal in einem christlich geprägten Land sind und die Entscheider der Verkehrsbetriebe wohl doch zu den eher sehr gläubigen Menschen gehören, hätte ich auf jeden Fall mit sowas gerechnet. Ich glaube, man könnte höchstens mit einer großen Unterschriftenaktion dafür sorgen, dass sie das dennoch abdrucken.

  2. Ich finde ja says:

    Ich finde ja, dass so für atheismus werben, genauso dumm ist wie diese Sache mit den christlichen Sprüchen auf den Bussen. Wenn wir endlich mal aufhören würden, zu denken, dass der Lebenstil den wir für uns gewählt haben, automatisch auch für alle anderen richtig sein muss, dann wäre uns doch allen schon sehr geholfen. Auf allen Seiten.

  3. Jürgen says:

    Das Problem ist zu einem das manche beim Gedanken an christliche Werte immer noch an brennende Scheiterhaufen denken. Die Kirche hat da ganze Arbeit geleistet und würde es noch immer nach dem Imperator Papst gehen, leben wir hier immer noch auf einer flachen Scheibe. Die Kirche und der Kapitalismus sind nun mal Teufelswerkzeug ;-)

    Der Beweggrund dieser Werbung verstehe ich trotzdem nicht. Bin ich nicht aufgeklärt genug?! Die ist meiner Meinung so sinnfrei wie „Du bist Deutschland“.

  4. Chris says:

    @Alper: „christlich geprägt“ ist richtig. Abends wird Frauentausch und Cheaters geguckt. Und morgens die CDU gewählt.  Börp.

    @ich finde ja:
    So wird das dann aber nix mit der Rettung der Welt. Immer nur „mitmachen“ und „alles so lassen“ ist nicht gesund. „Dumm“ ist daran gar nix; außer du setzt Fortschritt mit Dummheit gleich.

    @Jürgen: „Die Kirche und der Kapitalismus sind nun mal Teufelswerkzeug“ -> signed! ;)

    Es geht ja nicht darum, dass man aufgelärter sein soll. Sondern darum; das es endlich mal „in Worte“ gekleidet wird und die dann noch rumfahren. Die „andere Seite“ iszt so dermaßen organisiert…da wäre das zumindest mal ein kleiner Gegenpol.

  5. Harald says:

    Eigenartige Meinungsfreiheit ist das hier im Lande, es gibt immer ganz profane Gründe diese nicht ausüben zu können. Hier sind es die Busunternehmen, die alle ja ach so gläubig sind, dort sind es Marken oder Urheberrecht, da geht es um Befindlichkeiten von Politikern Stars oder Sternchen, dort könnte es ….

    Also wirklich, so langsam glaube ich wird es wie in dem Spruch:
    Bei mir herrrscht Meinungsfreiheit: es kann jeder meiner Meinung sein.

  6. Jürgen says:

    @Chris: Ich denke zu Verstehen worauf du hinauswillst.

    Aber Letztendlich ist doch zu 80% jeder sowieso nur Christ auf dem Papier.

    Was nervt ist diese Pseudoreligiöse Ansicht in der christlichen Welt, die ohne jeder christlicher Grundlage ist und die Untoleranz nur fördert. Zumindest sind die  Dogmen und Traditionen der Kirchen völlig wiedersprüchlich (Nicht umsonst war es ein Verbrechen die Bibel zu übersetzen).

    Aus diesem Grund verstehe ich den Beweggrund der Kampagne nicht.  Anstatt direkt die Kirchen direkt mal an Pranger zu stellen geht es hier um eine Ebene die es „wahrscheinlich “ ja nicht gibt.

  7. Chris says:

    @Harald: Katatonie, und keiner weiß warum. Wahrscheinlich war das der Plan. Von wem auch immer.

    @Jürgen: 80%? Jeps, könnte passen. Hier bei uns zumindest….
    Stimmt schon was du sagst. Ich find‘: Die erzählen doch immer, das man „das Buch“ deuten soll; nicht wörtlich nehmen soll. Wo ist dann das Problem? Neudeuten, an die Neuzeit anpassen; mehr Transparenz schaffen; und schon bin ich Fan ;)

    Ein Kampagnen-Poster wo drauf steht: Nieder mir dem Papst.
    Joa…

    …der Beweggrund ist für mich mehr als offensichtlich. Und das ist jetzt nur meine persönliche Ansicht und keinesfalls für irgend wen adaptierbar; weil ich ja eh spinne:

    Denke ich: „Hey,..ich zerfalle zu Staub, ich bin Energie und vielleicht nicht „mehr“ (Jungfrauen Adé); so bin ich (persönlich) sehr viel besser in der Lage etwas Gutes zu tun und mich wohl zu fühlen, als wenn ich an etwas glaube, von dem ich nie etwas höre und sehe. Und noch seltener gutes ;)

    Refklektion, das ist der Beweggrund. Und die tut vielen („heutzutage““) sicher mal so richtig gut, wenn de‘ mich fragst.

    Mit „gegen Kirche und Gott“ hat das nix am Hut.
    Für mich, jetzt.

  8. scal says:

    Ich glaube ich habe mal irgendwo gelesen, dass es nur noch knapp unter 50% der Deutschen Christen sind, der Rest sind nie getaufte (die gibt es im Osten zu Hauf), ausgetretene, um die Kirchensteuer zu sparen, abr die trotzdem an Gott glauben, die gibt es im Westen zu Hauf) und Ausgetretene die wirkliche Agnostiker oder Atheisten sind und die letzte nicht zu vergessende Gruppe der Leute die einer anderen Religion angehören, wie zB dem Islam oder dem Buddismus. Achja die Sektenfuzzies ala Fiat Lux und so sollte man auch noch erwähnen.

    Ich denke das eine solche Kampagne in einem Magazin wie der Titanik garantiert abgedruckt würde.

    Die Busunternehmen haben aber bestimmt auf ds Geld verzichtet, weil so ein paar Busse auf einem Scheiterhaufen oder als Autobombe teurer sind als Werbeeinnahmen, man muss ja auch an die verblendeten Fundis denken…

    Im übrigen Richtet sich die Kampagne ja nicht nur gegen das Christum, in all seiner Vielfalt, sondern gegen jegliche Religion des Buches, die meisten Sekten, die nicht Ausserirdische als Anbetungsobjekte haben und nicht zuletzt gegen den Kapitalismus (denn der hat ja bekanntlich auch einen Gott -> Geld)

  9. nexuslex says:

    das sind ja öffentliche Verkehrsmittel, ich bin dazu jetzt nicht belesen, aber sind die nicht auch zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtet, bzw. möglicherweise auch zur in einigen Landesverfassungen belegten Bekenntnis zur christlichen Lehre??

    sollte es aber die freie Wahl der Betreiber sein, fände ich das insofern nicht übel, wenn sie es konsequent betreiben und keinerlei spekulativen Missionierung eine Werbefläche bieten. (Konsumerismus und Workoholismus sind ja keine allesvereinnahmenden Geisteshaltungen;)

    (die feschen Osteuropäerinnen von den Zeugen Jehovas fand ich eigentlich eine ganze angenehme Aufheiterung am Klingelknopf, die sind aber collateral des ‚keine Werbung, bitte ‚ Bäbbers an meiner Wohnung, den zwei komplett asoziale Telekommunikationsvermarkter notwendig gemacht haben)

    die Slogans da klappen bestimmt auch ganz gut als Aufkleber, so in privater Verantwortung, wie sich das gehört…

    ach so und mein Bekenntnis zu Gotteswahn und evolutionsistischer Anmaßung: ich kann mich da nicht so recht zu einem abschließenden Urteil durchringen und halte das auch für nicht zwingend, da ich eine offene Geisteshaltung bevorzuge. Die vorherrschenden hack and slay Sekten der absolutistischen Gottesidee, die die Naturverehrung mit ihrer im Grunde leicht zu kritisierenden Allmachtsphantasie usurpieren hab ich auf dem Kieker, je mehr sie nach politischer Macht streben, desto misstrauischer. Wobei ich die distillierte Weisheit der Ahnen, die in diese Lehren verwoben ist, nicht so gerne mitdiskreditiere…,
    ich mache mich auch nicht mehr so oft lustig/verächtlich über unsere Vorfahren, die in den Zeiten vor der allgemeinen Verbreitung der Anästhesie eine Sehnsucht nach der Verbundenheit mit höheren Mächten erlebten..

    huch ausufer…

    mir rätselhaft, wollte ich sagen und Machtansprüche, die über die Wahrung des Allgemeinwohls hinausgehen erscheinen mir immer anähernd pathologisch.. also: Fundamentalsiten jedweder Denkschule: der gereckte Mittelfinger

    es lebe die Freiheit des Denkens und das gesunde Interesse!!

    streetarists mocked die Hochwürden und Selbstherrlichen…

    und jetzt raus, dem erwachenden Frühling huldigen

    tolle Litfaßsäule hier..!!

    dicke Eier!!

    Lesetipp: American Gods und für mich mal Dawkins…

    Duktur: Joho!!!

  10. Samson says:

    Also meine beobachtung ist ja das es dieser tage sehr viel mehr mut braucht sich auserhalb der eigenen kirch zu seinem glauben zu bekennen, als zum atheismus (oder ähnlichem). Zumindest in meiner generation.
    Dazu sei noch gesagt, das ich weder religiös noch gläubig bin.
    Dass das noch nicht in voller breite in den medien und dazu zähle ich jetzt mal werbung angekommen ist hat ganz einfach wirtschaftliche gründe. Aber über die götter des kapiltasimus wurde ja bereits weiter oben diskutiert.

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