Review: Heavy Rain


(Danke an gutschein-codes.de für das Testexemplar vom Heavy Rain)

Heavy Rain? Ist das nicht von 2010? Doch. Klar. Stimmt. Es stand trotzdem auf meiner Must-Play-Liste 2010 ganz weit oben. Und nun habe ich es endlich geschafft: Ich war im Regen unterwegs! Dies sind meine Eindrücke von einer Reise, die mich – und soviel kann ich wohl schon mal verraten – ordentlich beeindruckt hat. Oft und viel wurde das Game Fahrenheit als geistiger Vorläufer von Heavy Rain betitel. In der Tat ergeben sich einige Parallelen. Fahrenheit überraschte mich genau so mit Innovation, Spannung und Tiefgang wie es Heavy Rain geschafft hat. Nur steht Heavy Rain technisch bedingt einfach zehn mal besser da.

Auszeichnendes Merkmal bei beiden Spielen ist die neuartige, cineastische Bedienung des Spielgeschehens. Kurz: Das Fuchteln und Drehen am Controller und seinen Knöppen. Daher möchte ich auch mit der Steuerung und Bedienbarkeit von Heavy Rain beginnen.

Das Spiel lässt den Spieler filmähnlich von Szene zu Szene springen. Innerhalb dieser Szenen gilt es dann zu interagieren. Dazu gehört beispielsweise das ruckartige Rütteln des PS3-Controllers, das vorsichtige Im Kreis Drehen des Analog-Sticks, oder das Drücken der Schultertasten im Dampfhammertakt. Eine Kombination all dieser Steuerungsmodi ist auch mal drin. Dann wird 's stressig, denn die Quicktime-Events verlangen einem oft so einiges an Aufmerksamkeit ab. Dies führt wiederum dazu, dass sich die Spielatmosphäre zudichtet und man regelrecht fiebrig vor dem Monitor sitzt. Die Eingabeanforderungen ergeben eigentlich immer Sinn. Ich persönlich fand die Fingerglied-Abschneid-Bewegung wirklich besonders logisch… ritscheratsche. Anmerken möchte ich hier: Schon wegen der erweiterten Steuerungsmöglichkeiten von Playstation Move würde sich ein erneutes Spielen sicher lohnen. Move habe ich aber nicht. Ihr vielleicht?)

Zur Story: Ethan Mars ist ein geschiedener Architekt, Madison Paige ist eine hippe Single-Fotojournalistin und Norman Jayden ein ziemlich cooler FBI-Profiler. Allen drei ist eins gemein: Sie alle werden 2011 (da spielt die Story) auf die eine oder andere Weise in eine mysteriöse Kindermordserie  verwickelt werden. Und wie verwickelt, das entscheidet der Spieler.

Ziemlich oft habe ich gedacht: Krass! Was wenn ich's anders gemacht hätte!? Dieses Freiheitsfeature mit Konsequenzen ist einfach grandios; es wurde zurecht massenweise herausgestellt und gelobt. Bemerkt sei aber auch, dass ich sicher drei mal gedacht habe Mmmh, also DAS hätte ich aber anders gemacht! Ich kann mir aber vorstellen, dass in einem nächsten Teil noch weitgehendere Wahlmöglichkeiten eingebaut werden. Insgesamt ist die Story zwar an einigen Stellen etwas kitschüberladen und recht vorhersehbar, durch das direkte Steuern der Geschichte fallen diese negativen Punkte aber kaum in's Gewicht.


Zur OptikLasst uns ehrlich sein: Die Animationen in Videospielen sind immer ein heikles Thema. Und auch Heavy Rain kommt dabei nicht gänzlich ohne Kritik weg: Sie wirken stellenweise recht hölzern.  Wenn einer der Protagonisten mal wieder gegen den Türrahmen läuft stört das weder den Spielfluss, noch tut es der Spannung Abbruch. Es kratzt nur ganz ganz leicht an der ansonsten grandiosen Atmosphäre. Dafür haut einen die Mimik aus den Socken! Man sieht förmlich diese neue Dimension der Kommunikation in virtuellen Welten. Das Thema Nonverbale Kommunikation wird in künftigen Videospielen sicher immer wichtiger; und Heavy Rain setzt (zusammen mit Mass Effect) zumindest in diesem Bereich neue Maßstäbe. Die Texturen wirken zu keiner Zeit langweilig und outen sich auch nicht als simple Platzhalter für was schöneres. Sieht Heavy Rain aus wie ein Film? Nein. Aber das sieht man erst auf den zweiten Blick. 


Zum Sound: Die Musik passt immer zur Situation. Mal entspannt, mal angestrengt, mal hektisch. Eine besser Untermalung für das interaktive Geschehen kann man sich eigentlich kaum wünschen. Die Soundeffekte sind halt Soundeffekte, fügen sich aber nahtlos in die Szenerien ein. Die Synchronisation ist durchaus gelungen, wenn sie auch ab und zu etwas versteift wirkt. 

Sonst so: Es gibt mehrere Enden. Was ich eigentlich bei einem Spiel dieser Machart als Standard ansehen würde; erwähnt sei es hiermit dennoch. Richtig nett gemacht ist dieses ziemlich stylisch visualisierte FBI-Tool, mit dem der Herr Agent da rummacht. Das hat schon was. Auch das man sich seine eigenen Gedanken immer mal wieder auf Knopfdruck anhören kann, ist eine wirklich nette Idee.  

Eben diese Vielfalt von kleinen Ideen, gepaart mit einer durchdachten Story, der innovativen Steuerung und der bombastischen Präsentation machen Heavy Rain (neben Mass Effect und New Super Mario) zu einem der besten Titel des vergangenen Jahrzehnts. Daher meine Wertung:

90%

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