wandern

Quotes about Nature

(Bild: Von mir

Auf meinen Wanderungen habe ich immer ein kleines Büchlein mit dabei, in dem ich Gedanken notiere, die mir während der Anreise, während der Wanderung, oder während der Abreise so durch den Kopf gehen. Ach stimmt…ich hab euch sogar mal daran teilhaben lassen….hier war das. Das waren aber definitiv Anreise-Gedanken, der Aggro-Grad nimmt parallel zu den erlaufenen Kilometern ab ;) 

In dem Büchlein stehen jetzt aber nicht nur solche leicht negativen Gedankenergüsse, sondern durchaus auch mal etwas philosophischeres. Oder auch mal was kritisches bis selbstkritisches. Neulich – nachdem ich mal wieder in meinen gedachten Gedanken geblättert habe-, hab' ich mir überlegt, dass ich den einen oder anderen Einfall eigentlich mal ausformulieren und hier einstellen könnte. Da ich mir aber nicht anmaße, den Durchschnitts-Intellekt meiner Leserschaft abzuschätzen, beginne ich diese (sporadische) Artikelserie mal mit einigen Worten, die zwar nicht von mir stammen, mir aber durchaus viel bedeuten, weil man auf diese sehr gut aufbauen kann; selber Vergleiche heranziehen kann. Und: Weil sie einfach wunderschön sind:

When the oak is felled the whole forest echoes with its fall, but a hundred acorns are sown in silence by an unnoticed breeze. (Thomas Carlyle) 

Jeps, in englischer Sprache macht das echt was her. Übersetzten käme einer Vergewaltigung gleich. Für euch probiere ich es trotzdem mal. Wehe ihr lacht! 

Wenn eine Eiche gefällt wird, hört man das Echo ihres fallens im ganzen Wald, doch hunderte von Eicheln werden von einer fast unbemerkten Brise gesät. 

Hach. Schön. Und das von einem Arschloch  Rassisten Katholiken. Mehr in Kürze… 

Bonjour!

…alle Bilder sind mit'm iPhone 4 gemacht und durch den Picasa-Sättigungsfilter gejagt. Klickt mal drauf; ich find' dann wirken die schöner. Hier nun meine Eindrücke, von einer der schönsten Wanderungen die ich jemals gemacht habe. Oben sieht man eine Szenerie, die man in den Vogesen nicht lange suchen muss. Pferde -mitten auf 'nem Wanderweg. Irgendwo ist auch sicher noch ein anderer Zaun. Ich habe ihn aber nicht entdecken können. Pferd 1 (das faule, liegende) und ich haben uns gegenseitig am Kopf gekratzt. Es war toll.

Man sieht die Region Munster (Hochvogesen) und den kläglichen Versuch, meinen Wanderweg zu rekonstruieren. Wer Tipps zu Wasserquellen und geschlossenen (argh!) Herbergen haben möchte: Fragt mich. 

Zugfahrt Richtung Berge. Laufen war aber gesünder und so. 

Morgentoilette geht in den Vogesen super. Wasser oberhalb der Dörfer ist mehr als ausreichend vorhanden. 

Typischer Wanderpfad am Hang entlang. Die Anstiege waren teilweise doch recht alpin, würde ich sagen. Hechelei hoch drei. Geil. 

Der Weg zum Gipfel. Welcher Gipfel es war? Hab' ich vergessen. 

Quest erfüllt, magischen Gegenstand erhalten. 

Hier dachte ich: 'Was für'n Platz für mein Zelt!' Gedacht, getan. Morgens um sechse ging's dann weiter. Arschkalt da. 

Ausblickscafé deluxe. War aber sonst keiner da, weil auch diese Herberge geschlossen war (argh!). Also: Ein toller Zeltplatz für mich. Zu dem Zeitpunkt war mir schon klar, dass man hier – zumindest Anfang Mai – sein Zelt so gut wie überall aufschlagen kann. Versuch das ma' in der Eifel, ey. 

Typischer Ausblick während des Wanderns.

Schon wieder ein Gipfel. Hechel. 

Der wollte echt kuscheln. Haben sicher 'ne Stunde gequatscht. 

Es gibt einen Gott! 


Leider gibt es keine Foodporn Bilder. Denn: Ich habe ausschließlich Weltraumfood zu mir genommen. Wie der aussieht, könnt ihr euch vorstellen. Oder auch nicht. Bis auf einmal. Da gab es Lamm-Haxe. Da hatte ich aber alles im Kopf; nur nicht mein iPhone;). In Colmar begleitete mich eine nette Dame Namens Anna/Hanna bis zum Campingplatz. Ich hatte sie nach dem Weg gefragt. In Metzeral versorgte mich der Tabac-Händler mit unbezahlbaren Insider-Tipps für meinen Aufstieg auf den Petite Ballon. Bei der Familie Kempf gab es die besagte Haxe. Plus leckeren Weiswein aus der Region (ich wackelte den Berg hinauf. Echt mal.) Ansonsten habe ich so gut wie mit keiner Menschenseele gesprochen. Außer mit 'nem ICE-Kontrolletti. Der war aber Deutscher. Das Arschloch. 

Ich liebe Mittelgebirge. Und die Vogesen waren traumhaft; fast magisch. Dieser ständige Blick über kugelige, hügelige, braun-grüne Berglandschaften brennt sich durch die Augen direkt in's Chi. Meine These: In dieser Landschaft mal drei Stunden einen Fuß vor den anderen setzten… das tut jedem Menschen gut. Ich war jedenfalls nicht das letzte mal dort. Das sind vier Autostunden von hier. Und dann steht man in einer Landschaft, die einem den Atem raubt. Zumindest ging es mir so.

Ich chill jetzt noch so'n paar Tage, dann geht es hier normal weiter. 

‚Wohin des Wegs?‘


Was sich durch meine Blog&Tweet-Frequenz in den letzten Tagen schon angekündigt hat, ist jetzt Gewissheit. Ich kann derzeit das Netz nicht mehr sehen. Man könnte auf die Idee kommen, dass dies auch mit meinem Job zu tun  hat. Mag sein. Jedenfalls sind bis zu 75-Online-Stunden in der Woche mehr als genug. Alle drei Monate kriege ich den Web-Koller. Und jetzt isses wieder soweit. Zu meinem 30. Geburtstag möchte ich alles sehen. Nur nicht meine Facebook-Pinnwand oder irgendwas, was nach Weblog riecht. Ich muss weg.

Diesmal wird eine eigene Route probiert. Eigene Route? Ja! Denn: Ob es der stille Soonwald war, der urige Eifelsteig, der magische Spessart oder sonst einen schönes Wald/Wandergebiet: Meist wandelte ich auf vorgetretenen Pfaden. Will meinen auf Wander/Fortswirtschaftswegen, die gut gekennzeichnet und prächtig ausgeschildert waren. Wer mal einen der großen deutsch/europäischen Wanderwege begangen hat der weiß: Verlaufen ist unmöglich; eine Karte oder ein GPS-Gerät fast nicht vonnöten. Das ist gut und schön so; aus dem Alter bin ich aber raus :)  Gerade sitze ich hier mit einem Kartenmessgerät, GPS Daten, Google-Earth, einer topographischen Karte der Mittelvogesen und mit jeder Menge Vorfreude im Bauch. Das mittlere Rheintal habe ich auch schon mehr oder weniger 'frei' erkundet (Urwälder. In NRW. Echt jetzt). Immer Wochend/Tagestouren-mäßig. Hat ganz gut geklappt. Insgesamt müssten es so knappe 150KM sein, die ich in der Gegend 'hinter dem Drachenfels' erwandert habe. Davon sicher 50 in die falsche Richtung. Ist man einmal mit den Eigenheiten der Topographie vertraut; verlässt sich mehr auf sein Bauchgefühl, klappt das alles irgendwann ganz gut. Daher muss jetzt mal was längeres her. Das Munster-Tal in den Vogesen wird's werden. Von Colmar bis… nächste Woche irgendwann. Da es dort bei frischer Briese Nachts noch immer Richtung 0 Grad geht, gestaltet sich die Hütten/Ferme Auberge-Suche etwas schwierig. Wer Tipps hat… immer her damit. 

Ich bin raus. Bis die Tage.

Macht keinen Blödsinn

Jerusalem Calling

(Die Videos laufen nicht in allen Feedreadern) 

Zu Beginn des Jahres recherchierte ich in irgendeinem Outdoor-Forum nach Wanderstouren in Alpennähe. Dabei bin ich das erste mal auf Chriss gestoßenDer schrieb da sowas wie:

Ich beginne am 03.03.2010 zu Fuß von Köln über Rom nach Jerusalem zu laufen.

Ich so: Weitersurfen. Dann war ich irgendwann im Spätsommer auf der Suche nach einem passenden 3-Jahreszeiten-Zelt (gefunden) und stolpere schon wieder über den Kerl. Der ist ja schon fast da! Und sitzt irgendwo in irgendeiner Wüste im Zelt und bloggt

Ich so: WTF? Geil, Alter. Ab diesem Moment verfolgte ich seine Erlebnisse weiter und war fasziniert. Da kündigt der beim Getränkehändler im Kölner Hinterhof und geht zu Fuß nach Jerusalem. Klasse!

…den Film zum Gewaltmarsch gibt's jetzt bei sevenload. Hier noch ein paar Teaser, dann geht' schon los:

Ich lebe seit 3 Wochen in der jordanischen Wüste in einem Kloster am Toten Meer. 

Ich kann über Sachen lachen, die sind überhaupt nicht lustig.

Ich bin von Köln bis ans Meer gelatscht. 

Teil 1:

Teil 2:

Teil 3:

Ausblicke

Um mich von meiner Killer-Huhn-Vergiftung etwas zu erholen, dachte ich, eine Miniatur-Wanderung kann da eigentlich nicht schaden. Gesagt Gedacht, getan. Es gab allerdings noch eine zweite Intention einen Hügel im Kölner Umland zu bewandern. Diese hier, nämlich: In meinem Wandern-Im-Soonwald-Artikel habe ich ja so von den Ausblicken und der Ruhe geschwärmt, die einem das Rhein/Main-Gebiet anzubieten hat.

Hätten wir hier im linksrheinischen Köln eine solche Naturlandschaft  in Gehweite…ich würde bei Wind und Wetter und bei jeder Jahreszeit da oben sein. Diese Ruhe, der Blick auf das Rheintal…man sieht Mainz, bei gutem Wetter auch Frankfurt, Teile des Hunsrücks, sogar die Eifel in weiter Ferne…Wunderschön.

Hier wird es nun also bis zum Wintereinbruch (und dann im Frühjahr wieder, wenn kein Arschloch-Huhn dazwischen kommt) immer mal wieder Bilder von Plätzen mit Sicht auf die Region Köln zu sehen geben. Klar, Köln ist jetzt nicht für seine Hügel- und Berglandschaft bekannt. Dennoch gibt es sicherlich einige Orte (so meine kühne Vermutung), die Kraft und Ruhe spenden, und dazu noch einen netten Ausblick auf das Gewusel in der Kölner Bucht bieten.

Vielleicht liest hier ja der Eine oder Andere Kölner mit, der auch gerne mal die Ruhe genießt und auf schöne Aussichten steht. Vielleicht schreibe ich aber ja auch irgendwann mal einen Ausblicke-Rund-um-Köln-Guide. Oder so. Vielleicht führt das alles aber ja auch wieder ins Nichts. Umso besser. 

Ziel der Wanderung war jedenfalls die Glessener Höhe, bzw. das Glessener-Gipfelkreuz:

Die Glessener Höhe (auch Glessener Kippe genannt) ist eine künstlich errichtete Anhöhe im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Sie ist eine ehemalige, heute rekultivierte Bergehalde (Kippe) der umliegenden Braunkohlentagebaue. Die Glessener Höhe liegt auf dem Gebiet der Stadt Bergheim, etwa 15 km westlich von Köln. Im Osten grenzt sie an den Staatsforst Ville, der wie die Kippe Teil vom Naturpark Rheinland ist. Nordwestlich der Glessener Höhe erschließt sich, jenseits der querenden Nord-Süd-Bahn der RWE Power (vormals Rheinbraun), über eine Fußgängerholzbrücke der Abtsbusch bei Oberaußem, nach Westen hin die Fischbachhöhe. (Wiki)

Man erkennt den Dom wirklich gut, sieht den Fernsehturm, das Hänkelmännchen, man sieht Leverkusen, ja sogar Teile von Düsseldorf. Auch das Siebengebirge ist noch zu erfassen und der Blick reicht bei klarer Sicht bin ins Bergische Land. (Hier habe ich ein gezoomtes Foto hochgeladen, darauf erkennt man die Kölner-Skyline schon recht gut.) Weitere Ausblicke folgen. Wenn das Wetter (und der Fuß) mitspielen. Einige weitere Anhöhen habe ich nämlich noch im Kopf; die werden alle erwandert, ganz sicher. 

Ist es eigentlich bedenklich, dass mir Menschen (im allgemeinen gesprochen) immer unwichtiger werden, dafür Naturerlebnisse zu einem festen, wichtigen Standbein meiner Existenz werden, und mir mehr Kraft, Ruhe und Gelassenheit spenden, als tausend Gespräche und irgendwelche gesellschaftlichen Ereignisse es jemals könnten? 

Nö.

Der Kaiser marschiert!


Gestern habe ich mal die Postings und Artikel rausgehauen, die schon etwas länger auf der To-Do-Liste standen. Heute war es dann endlich mal wieder an der Zeit, den Feedreader zu erleichtern (btw: Da bin ich mal kurz im Wald, komme wieder, und stelle fest: Bloglines macht dicht!? Und nun!?)  Ich habe gerade gefühlte 500 Postings gelesen / überflogen. Und das einzige was mich wirklich fasziniert, dass ist das Vorhaben von Marcus Brown (aka The Kaiser).

Marcus, seines Zeichens Erfinder des Online-Cabaret (das sagt zumindest Patrick; und ich sehe das ganz ähnlich) will nämlich 'nen neuen Job. Und nicht nur irgendeinen, nein, das wär' ja auch lahm; er will für Peter Figge (Cheffe von Jung von Matt; die Werbeklitsche aus Hamburg; die große, die mit den 800 Mitarbeitern und die mit den wirklich fetten Kunden und die mit dem wirklich fetten Jahresumsatz) arbeiten. Soweit so unspannend. Aufregender dagegen ist allerdings der Anreiseweg zum Bewerbungsgespräch: Marcus wird will von München nach Hamburg wandern. Das sind geschätzte 900 Wanderkilometer. Marcus geht davon aus, dass er viele nette Menschen trifft und in einer Woche da sein wird. (Zumindest letzteres ist praktisch unmöglich; das eine oder andere Mittelgebirge versperrt da den Weg; ich denke eher, er wird – wenn er sich ranhält – etwa zwei, drei Wochen brauchen. Wenn er nicht fuscht!) 

Auf seiner Wanderstour ist er aber nicht alleine. Zwei Mitstreiter begleiten ihn auf seinem Weg: Jack the Twitter und Sacrum. Wie man so hört und liest, sind die zwei wohl recht angenehme Zeitgenossen. Da Marcus sich beide Charaktere selbst ausgedacht hat, wird der sicher auch ganz gut mit denen auskommen. Ich verfolge den Gewaltmarsch mal weiter; sollte die Route nahe der Kölner Bucht verlaufen, werde ich vielleicht einen kleinen Unterstützungshike einlegen, um die drei mit etwas Motivationsstudentenfutter und Wasser zu versorgen. 

Ich wünsche einen gute Reise, meine moralische Unterstützung ist Euch sicher; ich zieh' den Hut vor so 'ner geilen Aktion.

Ob er den Job bekommt? – Das interessiert mich weniger; in diesem Falle ist in der Tat die Aktion das Ziel.

Good Luck, Kaiser! 

(I heard you're looking for a good tent? Take the Nordisc Pasch! It's small and light. See a picture here.) 

Schön war’s!

Tach auch. Wie im letzten Jahr, als ich den Spessart durchkreuzte, kleb' ich auch diesesmal wieder einfach einige Bilder ein und tippe munter drauf los, was mir so im Kopf herumspukt.

Da ich dieses mal mein neues Zelt dabei hatte (Nordisk Pasch – wer ein ordentliches 1-Mann Zelt sucht: Das Teil ist der Hammer, wenn auch recht klein), waren die einzigen beiden Tagesaufgaben diese hier:

  1. Wasser organisieren.
  2. Einen geeigneten Platz für ein geeignetes Nachtlager finden.

Sollte mal wer im Soonwald umherwandern, empfehle ich stets die Augen nach Wasserquellen und Schlafplätzen offen zu halten. Denn im Soonwald stößt man streckenweise über 35 Kilometern auf keinerlei Siedlungen. Und auch der Name ist Programm: Soonwald.

 

(Eine wirkliche tolle, flache Wiese, für ein wirklich tolles Zelt.)

Warum ich das erwähne? Weil im Wald und bei Regen das Zelten schon ganz schön kacke sein kann. Normaler Nieselregen auf einer Zeltplane mag ja angenehm berieselnd sein…kuschelwuschel und so.. wenn Bäume allerdings monströse Tropen fallen lassen, dann hört sich das an, als würde der dritte Weltkrieg zwei Zentimeter über deinem Kopf sattfinden. Hatte ich schon das Wort Wald erwähnt? Waldränder suchste dagegen da unten nämlich unter Umständen stundenlang. Und das vergeblich.

(Sinnespfad und Barfußwanderung. Alles ist möglich.)

Wenn ihr Bachläufe seht, füllt die Flaschen auf (Wenn man einen nicht allzu empfindlichen Magen hat, geht das oberhalb der Siedlungsgrenze eigentlich immer ganz gut. Zur Not wird's eben abgekocht.) Will man zeitig und bei Tageslicht sein Lager aufschlagen, empfehle ich schon am frühen Nachmittag nach einem geeigneten Platz Ausschau zu halten. Sonst ist man nämlich plötzlich wieder (genau!)  im Wald. Sechs Wandersstunden weiter immernoch; und heller wird's auch nicht.

(Typischer Waldweg im Soonwald. Geschätze 85% des Weges sind pue Naturwege!)

Die Nacht direkt im Wald war anstrengend und wunderschön zugleich. Ständig dieses laute Tropfen, dazu die riesigen Waldkäfer… und Spinnen, die Doppelkekse mit einen Happs vernichten. (Wildcampen ist da – wie eigentlich überall – übrigens kein Problem; ist ja sauleer der Landstrich und Feuer macht man ja auch keins. Erlaubt isses aber nicht, also hört ja nicht auf mein Geschwätz!) Nur im Wald hat man allerdings diese einzigartige, atemberaubende Geräuschkulisse.

(Noch ein typischer Waldweg. Mit lila Bäumen.)

Nur direkt im Wald hört sich der Wind an, wie ein natürliches Orchester. Unbeschreiblich schön. Ich schloss die Augen, und lag bei tiefster Dunkelheit geschätzte zwei, drei Stunden einfach nur da und lauschte. Ein solches Hörerlebnis hatte ich nicht mal in den wildesten Stechapfel-Zeiten; sowas kann wirklich nur Mutter Erde. Wahre Dramen und ganze Akte voller Leid, Glück und Frohsinn malten die wilden und windigen Geräusche in meinen Gehörgang. – Klingt kitschig, war aber genau so. Die weiteren Nächte schlug ich mein Lager jedoch an der Baumgrenze auf; den Atomkriegsplatschern wollte ich entgehen; die waren mir zu anstrengend. Gevatter Wind begleitete mich doch trotzdem; wenn auch in sicherer Entfernung.  

(Irgend' so 'ne Burg.)

Als ich nach 2,5 Tagen (!) (in Deutschland!) das erste mal wieder auf Menschen traf, (Der erste, den ich am Rande von Ellern traf, war übrigens ein lustiger Kautz. Sah aus wie 107, war auf dem Wege zum Pilzsammeln, und rief mir aus rund 30 Metern Entfernung sowas ähnliches wie das hier zu: WuuuuuuuTschäähhhk! Ich so: Hö? Wie es sich herausstellte, meinte er wohl Guten Tag, war dazu etwas schwerhörig und ich hatte aber auch wirklich nicht genau hingehört.) kam mir ein merkwürdiger Gedanke: Diese Menschen in den Dörfern uns Städten…die sitzen Abends auf dem Balkon (wenn's mal gerade nicht regnet), könnten aber eigentlich auf einem viel schöneren, würdigerem, sitzen. Nur drei Minuten hinterm Haus, mit maximal 3% Steigung…warum hängen die bloß alle da unten rum?

(Typisches Frühstück.)

Beim Marsch nach Bingen, ins belebte Rheintal, gingen mir ähnliche Gedanken im Kopf rum. Wie kann man nur? Und: Warum ist hier oben niemand? Oder: Es ist doch Wochenende, was machen die nur alle? Gibt es was schöneres als das hier? Vor allem: Was mache ich eigentlich sonst so, wenn ich nicht gerade das hier mache?

Hätten wir hier im linksrheinischen Köln eine solche Naturlandschaft  in Gehweite…ich würde bei Wind und Wetter und bei jeder Jahreszeit da oben sein. Diese Ruhe, der Blick auf das Rheintal…man sieht Mainz, bei gutem Wetter auch Frankfurt, Teile des Hunsrücks, sogar die Eifel in weiter Ferne…Wunderschön (Okay, zum Sonnenuntergang habe ich mir von den letzen iPhone-Akkureserven etwas Radiohead und Marvin Gaye gegönnt).

(Blick auf das Rheinthal bei Trechtingshausen.)

Unten im Rheintal angekommen beschloss ich, mal zu schauen, wie man denn auf die andere Rheinseite kommen könnte; der Weinberg bei Trechtingshausen lockte mit tollem Ausblick. Und wiederum schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, den ich gerne teilen möchte: Es ist so schön, auf eine Fähre zu warten! Als Großstadt-Panz macht man was man will, wann man es will. Ist das Auto kaputt, geht man zu Fuß, fährt mit dem Bus oder ruft sich ein Taxi. An Flüssen jedoch wartet man auf die Fähre. Will meinen: Der Fluss, der fließt da seit 100.000 Jahren. Der hört auch nicht auf, nur weil ich auf einen Hügel klettern möchte. Der fließt auch immer noch weiter, wenn keiner mehr da ist, der weiß, was das Wort Fähre nochmal bedeutete. So eine erzwungene Entschleunigung ist einfach toll. Besser als im Stau stehen.

(Weisheiten des Waldes. Und so wahr!)

Für alle, die gerne den Soonwald bewandern möchten, hier noch ein kleiner Tipp am Rande: Wandert man den Soonwaldsteig falsch herum (also von Kirn kommend), so empfehle ich dringendst, auf dem letzten Teilstück der letzten Etappe den Straßenweg zu nutzen. Dieser führt gemächlich ins Tal und wirft einen nicht so abrupt vorm (hässlichen!) Bingener Hauptbahnhof raus. Nach drei, vier Tagen im Wald, ist der (Um-) Weg über die Straße die sanftere Variante, sich und seine Sinne wieder auf die Geschäftigkeit der normalen Welt einzulassen.

(Adventurebrücke irgendwo im Soonwald.)

Ich nahm bewusst ein Schiff nach Koblenz und anschließend einen Bummelzug nach Köln um eben diesem Übergang so sanft wie möglich zu gestalten. Als ich dann wieder auf der Kölner Domplatte stand, habe ich mich erstmal kräftig (fremd-)geschämt: (was mir wirklich selten passiert!) Die jugendlichen, amateurhaften Jumpstyler, die dort ihre unansehnlichen Moves vortrugen (versteht mich nicht falsch: Ich mag dieses synchrone rumgehacke auf Asphalt und Beton. Breakdance war damals zwar optisch irgendwie angenehmer anzusehen; …aber ey, was soll's, alles fließt, und so…) brachten mich umgehend wieder auf den betonharten Boden der Realität zurück: Ich schämte mich für diese unsere Kultur.

(Alter Industriekran in Bingen)

Sie fördert zutage, dass sich junge Menschen bei vollem Bewußtsein völlig zum Affen machen. Dabei könnten sie doch den Wasser-Erlebnispfad im Hunsrück erwandern

Ich schämte mich im selben Augenblick für diesen Gedanken. Denn – auf den Punkt gebracht – ist es das hier, was wandern (trekken, würde der Globetrotteler sagen) für mich bedeutet: Fokussierung. Nach innen; dann wieder nach außen; um wieder besser sehen zu können. Um fühlen zu können, dass selbst Jumpstyle ein Teil von mir ist. Wenn ich es nur zulasse. Bei fokussierter Betrachtung, nehme ich mehr war. Nämlich auch, dass ich Teil dieser großen verrückten Kultur bin, und ich sie schlicht nicht ändern kann. Im kleinen jedoch, bei mir, in mir, um mich herum, …da kann ich mitgestalten. Das ist ein tolles Gefühl, es erfüllt mich und macht mich glücklich.

…mein Fuß ist hinüber, bald kommt der Winter, einmal will ich vorher aber noch raus. Im Frühjahr möchte ich in die Vogesen, und diese Sache mit Lappland und den Redwoods reift langsam aber stetig zu einem realisierbaren Vorhaben heran.

Was wollt' ich sagen?

Genau: Schön war's.

Schüss


Eigentlich war ja 'ne große Lappland-Tour geplant. In dieser Jahreszeit soll es da aber Elche regnen. Hab' ich gehört. Da ich nicht den einsamen Elchtod sterben möchte, verschieb' ich das Ganze mal auf's nächste Jahr. Dann waren die Südvogesen ein Thema. Das haut auch nicht hin, denn wenn ich kurzzeitig verfügbar sein soll (Arbeit, Privat), dann wär' ich zu weit weg. So zu Fuß, und so.

Also wird's jetzt der Soonwald:

Wo früher Staatsmänner jagten, leben heute seltene Tier- und Pflanzenarten. Im Herbst sind aus den abgelegenen Wäldern die Brunftrufe der Hirsche zu hören. Farbenprächtige Orchideen wachsen unter mächtigen Buchen und wer leise ist, kann mit viel Glück der scheuen Wildkatze begegnen. Am Langenstein, einer spitzen Felsnadel im Simmerbachtal brüten Wanderfalken und Schwarzstörche. Quarzit und Schiefer bilden den Untergrund des Soonwaldes (wanderkompass.de)

(Eine Widkatzenbegegnung hatte ich übrigens schon mal. Im schönen Spessart. Wir hatten uns nichts zu sagen. Der Kater und ich)

Was wollt' ich sagen?

Achso: Schüss. – Und wehe ihr baut wieder Scheisse!

The Initiative


Wir sehen hier nicht etwa die Wanderroute des berühmten texanischen Büffelochsen, sondern die Strecke, die Samuel innerhalb eines Jahres zurückzulegen will. Zu Fuß.

Eiderdaus! Soviel laufen manche Menschen in ihrem ganzen Leben nicht. Ich bin sowas von anverliebt in das Vorhaben, ich kann's Euch gar nicht sagen. Und das nicht nur, weil ihn seine Route sicher auch ein Stück durch die Redwoods führt.

Ich sach's mal so: Mein letzer Hike betrug 22 Kilometer. Und ich bin nach so einer Tagestour schon ultrafertig. Okay, mein Wandertripp im Spessart knackte die 100km-Marke. Dafür habe ich 6 Tage gebraucht. Ey.

Kurz einige Details zum 20-jährigen Samuel: Der hat's echt nicht so ganz leicht. In den ersten Lebensjahren musste er schon irgendwelche Apparate tragen, um die Querstellung seiner Füße zu korrigieren (so verstehe ich das zumindest) Als er dann 18 wurde waren die Ohren dran: Er hört wohl auf beiden Ohren nicht mehr allzu viel. Angeblich ist diese Fast-Taubheit auf einige Gehirnerschütterungen in seiner Jugendzeit zurückzuführen. Man weiß es nicht.

Das alles hält den Kerl aber nicht davon ab, mal eben etwas über 20.000 (!) Kilometer wandern zu wollen. (Ich rechne mich blöd hier: Das KANN doch in 365 Tagen gar nicht klappen. Oder wer steht hier auf meinem dem Schlauch?)

Und warum macht der Verrückte sowas überhaupt? Na das lassen wir ihn lieber mal selber erklären:

I am doing this for me. I am doing this for the people who wish they could but physically cannot. I am doing this for the people who are alone and unsupported. I am doing this for those who dream. I am doing this for those who have forgotten their dreams. I am doing this for those who have sacrificed dreams to support others.  I am doing this to share with the ones who cannot be there. I am doing this for the story. I am doing this for the adventure. I am doing this to show what is possible.

Respektsbekundungen und Hutzieher sind jetzt nicht so mein Dingen…aber hier muss ich ganz klar sagen: Samuel, du hast 'nen Sprung in der Schüssel. Und ich bin voll auf deiner Seite. Aber sowas von. Zur Website mit einigen interessanten Vorbereitungspositings geht es nach dem Jump.

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