Ich war neulich doch etwas erschrocken, als ein mir sehr lieber Mensch (mit dem ich aus Distanz-Gründen keinen intensiven Austausch habe; wir aber trotzdem Best-Buddies sind; so auf ewig ♥) zu meiner Anarchie-Idee zu allererst das folgende kundtat: Ja, das ist ja dann die Ablehnung von allem! Ich habe dann versucht zu erklären, dass eben genau das NICHT der Fall sei, und der liebe Mensch eher von Nihilismus sprach, denn von Anarchie. Euch muss ich jetzt nicht viel mehr aufbröseln, ihr wißt (hoffentlich!) eh schon Bescheid.
Nur noch flott zu dem Video: Klar, die Grundzüge sind drinne, eine kurze Info, dass das Video aber hauptsächlich die Idee des Anarchosyndikalismus (im Sinne eines Helmut Rüdigers oder eines Albert de Jongs) erklärt, wäre aber nett gewesen. So als Differenzierung zum Ur-Anarchismus, meine ich. Andererseits ist der Anarchosyndikalismus in Kombination mit dem Anarchokapitalismus vielleicht ja die Weiterentwicklung des Ur-Gedankens der Herrschaftslosigkeit. Dann passt es eben doch wieder, einigermaßen.
Hier noch ein Gedankengang der mir während meiner aktuellen Lektüre – aber auch aufgrund meines Diskurses mit Menschen zu dem Thema – kam: Dieses Aufteilen in kleine Enklaven/Kommunen…(sieht man oben im Video ganz gut): Ich mag diese Idee. Aus folgenden Gründen: Offensichtlich ist der kapitale Staat – wie wir in heute kennen – ein Gräuel, er / es (das Konstrukt) funktioniert ja offensichtlich nicht mehr so richtig gut, wa? Ergo: Die Idee der zentralistischen Nationalstaaten ist möglicherweise mehr als nur fragwürdig und schon etwas länger überdenkenswert. Ich nehme da lieber Begriffe wie Lokalität, geographische Nähe, Back-To-Basic oder Gemeinsam klein – aber doch ganz groß in den Mund (Beispiele: Regionales Gemüse, regionale Währungen und Ökonomie, regionale Verwaltung/Verteilung und Organisation von Rohstoffen und Nahrung, etc etc, die Liste ließe sich beliebig fortführen). Klar, die Menschen (die nicht denken wollen!), kommen mir dann immer mit: Ja, wie? Aber du bist doch gegen Patriotismus und Nationales-Gehabe. Und nun auch noch gegen die Globalisierung? Ich sage dazu mal nix; selber denken hilft da wirklich… (In Kurz: Eine anarchistische Utopie schließt die Globalisierung nicht aus; für mich jedenfalls nicht)
Jedenfalls: Das faszinierende an solchen Mini/ Geo-Communities könnte sein: Du suchst dir das Regelwerk aus, welches dir – als freiheitlich denkender Anarchist – am besten in den Kram passt. Du nimmst also FREIWILLIG an einem Regelwerk teil, welches du dir ausgesucht hast. Du hast die Wahl; du wählst aus eigenem Interesse und handelst auch so; fügst dich also möglicherweise besser in die Gemeinschaft ein, als es heute in unseren Gesellschaften / Nationalstaaten der Fall ist. Wenn es dir nicht mehr passt, ziehst du dich zurück, zentralisierst dich sozusagen; guckst dir die anderen Regelwerke und Ideen an, und machst dann eben dort mit, wo du dich besser aufgehoben fühlst.
Das steht natürlich in krassem Gegensatz zum Status Quo: Wir werden in diese Gesellschaft – mit all ihren Regeln und Konformitäten – hineingeboren; eine Wahl haben wir nicht, auch nicht, wenn wir alt genug dazu wären. Dann isses (bei den meisten!) eh schon zu spät, der kapitale Roboter hat gewonnen, wenn ihr versteht.
Als anarchistisch-utopischen Gedankengang möchte ich diesen aber weiterdenken. Nicht jetzt, nicht hier; aber der Ansatz der Idee ist doch klasse, oder?
Das ist übrigens das ERSTE mal, dass ich sowas selber gedacht/erdacht habe. Sicher gibt es genau zu der Idee…zu der These 1.000 Bücher und Essays; ich bin in dem Falle aber selber drauf gekommen. Für euch mag das nichtig klingen, für mich was dieses selber drauf gekommen ein absoluter Schlüsselmoment (ist so ca. 2 Monate her). Ich dachte dann nämlich: Ey, krass, das ist ja mal FAST ne ordentliche These, Chris! Geil! Und dann: Wie gut ist das denn.. ich muss das mal zu Ende denken, möglicherweise kann ich dann IRGENDWANN mal der – mir so lieben – anarchistischen Bewegung einen neuen Impuls geben. Nicht, weil ich mich für klug halte oder irgendwas hierlassen möchte, sondern einfach weil es geht!!! Versteht das irgendwer!? Ähnlich geht es mir mit dem Transhumanismus; da habe ich aber jedesmal wenn ich ne tolle Idee hatte, und gerade dachte…Ey, dass ist neu! ….wieder genau diese Idee irgendwo anders gelesen; die war dann meist schon Jahre alt. Jedenfalls… aktiv was neues Beitragen. Das wäre doch mal was.
Is aber 'ne Utopie, ich weiß es. Genau wie die Anarchie, genau wie es am Ende des Videos erklärt wird.
Allerdings: Mit einem kleinen – aber an Bedeutung immens wichtigen – Zusatzwort: NOCH! ;)
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- DirektAnarchy
Ich habe ja schon mal meinen Senf zu dem Thema hinterlassen, indem ich durchblicken lies, dass ich Anarchie zwar auch für ein schönes Konzept halte es aber als utopisch (nicht zu verwirklichende Idealform) betrachte.
Um das ganze mal von der anderen Seite aufzuziehen:
Wie gehen anarchistische Gemeinschaften mit Reichtum um?
Die selbe Triebfeder, die alle anderen Gemeinden die kriegerische Gemeinde C in die Schranken weisen lässt entmachtet/enteignet auch Magnaten und Oligarchen?
Wäre dass die kollektive anarchistische Überzeugung? — Ich kann es mir nur schwer vorstellen.
Naja, in einer (utopischen..ich bin da ganz bei dir) Gesellschaft / Orga gibt es nach meinem Empfinden nur einen Minimal-Reichtum. Der ECHTE Reichtum (sagen wir: Teure Geräte, Medizin, Luxusgüter, etc) ist "zentralistisch" organisiert, ist also "rotierendes Gemeinwohl", wenn du so willtst. Man könnte eine Art "reguliertes (Gemeinde-)Zentrum" andenken, welches ALLEN gehört, und jedem die Nutzung gewährt wird; zeiltich begrenzt, im Rotationsverfahren. Der einzelne wäre also mit wenig Privatvermögen denoch "so reich" wie es alle anderen auch sind.
So meine Idee dazu (Vergleichbar evtl mit den "freiwlligen Kolchose", von früher… gemixt mit Ideen von heute)