(An alle Besucher die hier aufgrund des Artikels in der Frankfurter reinschneien: Ich bin kein 'Linker'; so 'ne Richtungsdenke ist doch zu dämlich. Hier ist voll Eso und Liebe und Anarchie und alles. Jetzt dürft ihr lesen ;)
Diesen Satz: Aber wir brauchen doch eine Polizei! Ich hasse ihn. Und ich liebe ihn. Weil er mir sowohl in freigeistigen – als auch in nichtsnutzigen – Diskussionen immer das Scheunentor öffnet. Zum Reintreten. Ich frage dann immer: Du bist doch auch gerade echt voll nett zu mir! Ohne das einer aufpasst. Also: Wozu eine Polizei?. Besser drückt diesen Gedanken vielleicht dieses plakative Plakat aus. Ich glaube einfach nicht daran, dass mich alle Mitmenschen nur noch beklauen, zermorden und betrügen würden, nur weil mal die 110 ausfällt. Das ist selbst mir zu dystopisch! Abgesehen davon, dass mein ganz persönliches Bild der Exekutive in diesem Land nicht das allerbeste ist. Warum? Dazu komme ich weiter unten. Zunächst ein Ausschnitt eines Artikels in der Frankfurter Rundschau, der die schöne Headline 'Ihr seid hier nicht in Afrika' trägt:
Was Derege Wevelsiep weiter schildert, hat mit Sensibilität nichts zu tun. Er sei hoch auf die Straße gezerrt worden, habe am Streifenwagen seine Taschen ausleeren müssen, sagt er. Als er sich beklagt habe, dass die Beamten etwa Visitenkarten von Geschäftspartnern auf der Straße verstreuten, sagen sie: „Du dummer Schwätzer.“ Als sie ihm hätten Handschellen anlegen wollen und er entgegnet habe, er sei nicht kriminell, er müsse doch nur zu Hause seinen Ausweis holen, sagen sie: Das muss sein.
„Ich lasse mich nicht ohne Grund fesseln“, sagt Wevelsiep.
„Ich zähle bis zwei“, sagt daraufhin der Polizist.
„Was kommt dann?“, fragt Derege Wevelsiep.
Daraufhin, sagt er, habe der Beamte bis zwei gezählt. Und ihm dann ohne Vorwarnung mit der Faust ins Gesicht geschlagen.Die Beamten hätten ihn anschließend vom Boden aufgehoben, gefesselt, mit der Faust gegen die Brust und in die Niere geschlagen, gegen das Knie getreten. […] Seine Verlobte findet Derege Wevelsiep später im Schlafzimmer seiner Wohnung, auf dem Boden, bewusstlos. Die Polizisten hätten sich einfach Zutritt verschafft, sagt sie, seien durch die Zimmer gelaufen. Sie hätten beide Aufzüge in den siebten Stock blockiert. Sie hätten sich den Ausweis einfach genommen. Als der Krankenwagen, den sie ruft, ankommt, hätten die Beamten versucht, ihn wieder wegzuschicken. Drei Tage muss Wevelsiep in der Klinik liegen.
Und nun ist klar, was kommt: Das ist ein Einzelfall. Man kann wegen sowas doch keine ganze Berufsgruppe verurteilen. Ich sage: Doch. Kann man. Und ein Einzelfall ist das auch nicht. Ich habe es selbst erlebt: Ein Freund mit griechischem Migrationshintergrund wird von Staatsdiener kontrolliert: Er zeigt sich kooperativ, hat alle Papiere dabei, ist freundlich. Die lapidar-ekelhafte Verabschiedung der Staatsdiener – nach einer durch und durch rassistischen Ausweiskontrolle! – lautet: Da hast du ja noch mal Glück gehabt. Und dann grinsen sie. Die Kotze-Nazis. In EU-blau. Dann, so 2002, Köln-Chorweiler. 25 Menschen warten auf den Bus. Kontrolliert werden einzig die beiden türkischen Mitbürger. Der arische Rest darf direkt einsteigen. Ich könnte Dutzende solcher Beispiel nennen. Hunderte! Dazu kommen die Erfahrungen, die ich selbst in jüngeren Jahren mit der deutsch/kölschen Polizei machen durfte: Da kriegst du als Minderjähriger schon mal eins in die Fresse. Einfach so. Eine positive Erfahrungen mit den Jungs kann ich aber dennoch vorweisen: Ende der 90er hatten wir einen Komissar in unserem Freundeskreis. Der schmuggelte immer alle Pillen in die Festivals. Voll gut.
Was ich sagen will: Ich glaube, es ist über die Jahre ein völlig falsches Bild entstanden: Toto und Harry sind die Ausnahme, aggressive Ausländerfeinde und Choleriker die Regel. Guckt euch doch nur den Friedrich an:
- Anti-Terrorkartei
- Temporäre Grenzschließungen
- Mehr Überwachungstechnologie
- Cyber-Sicherheitsmeetings in den USA
…und der ist doch der Cheffe von der ganzen Rasselbande. Wenn ich nicht irre. NSU my ass, hier ist eh längst alles zu spät. Wir werden von einem Haufen rechtskonservativer Arschlöcher regiert. Seit Jahren. Und dann ist der Verfassungsschutz schuld. Ganz plötzlich. Is' klar.
- Entdeckt: Bei Flo auf Facebook
- Update: wwwut.wordpress.com -> Ähnliches Thema, macht wach, Danke Elias!
- Update2: Die Frankfurter Rundschau schiebt einen Artikel nach. Mein Text hier wird zitiert und verlinkt. Außerdem steht da, dass meine böse 'Polizei-Formulierung' (weiter oben) direkt ausgesprochen, jeden Polizisten zur Anzeige wegen Beleidigung verleiten könnte. Ist das so? Ich dachte die
nettenHerrn und Damen der Polizei kann man gar nicht kollektiv beleidigen? Weiß da wer mehr? Jedenfalls: Tut mir leid. War echt nicht so gemeint.
Ein Typ, den ich aus der Schule kenne, ist früher immer mit nem Samuraischwert unterm Mantel durch die Stadt gelaufen. Nachm Abi ging’s dann zur Polizei. Da konnte man dann von ihm hören, wie man wieder ein paar „Muchel“ und „Ölaugen“ hochgehen ließ. Was mitm Quarzhandschuh gab’s bei der Gelegenheit auch gerne.
So einer wird doch bestimmt gefeuert, oder?
Nö, der ist jetzt Ausbilder.
Und deine Beobachtungen oben decken sich genau mit meinen. Nur dass ich eben nicht zum Arier-Club gehöre.
Hab da ähnliche Erfahrungen mit den „freundlichen Freunden und Helfern“ gemacht.
Hier läuft einiges heftig falsch, wie man ja auch an den unfähigen Politikern sehen kann, deren neuen Gesetze ja andauernd vom BVerfG gekippt werden müssen.
Verfassungsfeindlicher Haufen da oben, kein wunder das wir solche Polizisten haben, bei solchen Politikern.
Und dazu dann am gleichen Tag noch die Meldung, dass Nazis den Stephan Urbach (Telecomix, Piraten) zusammengekloppt haben. Ein feines Land, in dem wir hier leben.
@el-flojo: What? Krasse Scheiße! Manchmal glaube ich, meine schwarze Fantasie reicht gar nicht aus, um mir die Wirklichkeit vorzustellen :-/
In Köln wie auch sonst überall ist das Problem nicht allein die Polizei, sondern insbesondere die StAen und Gerichte. Die StA hat sogar schon Ermittlungsverfahren gegen u.a. gewaltkriminelle Polizeibeamte wegen eines angeblich nicht vorhandenen öffentlichen Interesses eingestellt. Warum? Normalerweise stellen die die Verfahren ja ein, weil angeblich kein Straftatverdacht gegeben sei. Wenn aber nun die Taten ausnahmsweise mal problemlos nachgewiesen werden können, dann wird’s halt so unter den Teppich gekehrt. Und wie ich kürzlich erfuhr, ist das immer noch so. Und bei Einstellung und Beschwerde an den GenStA Köln schickt der auch nur einen Dreizeiler. Und das Klageerzwingungsverfahren wird auch nur mit einem Dreizeiler beschieden, obwohl die Tat dort nicht mal bestritten wird. Die StAen sind das Problem.
Apropos Köln: Wer hat denn eigentlich genau alles versagt bei den Ermittlungen wegen z.B. Bombenattentat in der Keupstraße? Genau nichts wird da zur Zeit aufgeklärt. Die halten alle schön die Bälle flach. Denn da arbeiten ja nur Superhirne bei den Strafverfolgungsbehörden. Der Granitzka (ex 3-Sterne Cop) ist ja jetzt CDU-Chef in K und der Roters (war PP und später RP) ist jetzt Bürgermeister – unbelievable …
Schon klar, der Rassismus bei der Polizei ist nicht systematisch und nicht von so genannten Innenministern gewollt. Das sind alles nur Einzelfälle. Manchmal sogar ein paar Hundertschaften Einzelfälle:
http://wwwut.wordpress.com/2007/05/13/ein-hauch-von-apartheid/
Ja, genau das werden sie uns in den kommenden Tagen erzählen.
„Jede Nation hat sich immer und überall auf der Welt von den andern ein vereinfachendes Plakatbild gemacht, das meist so vergröbert ist, dass es überhaupt nicht mehr stimmt […]. Engländer haben Backenbart und karierte Hosen; die Amerikaner legen die Beine auf den Tisch, Deutsche essen Sauerkraut – immer, in allen Lebenslagen – und die Franzosen? Die Franzosen habens mit den Weibern – man weiß das ja! – trinken Champagner und sind leichtfertige Windhunde.
Es ist wie mit den Kinoplakaten. Draußen jagt ein wilder Reiter, quer über seinem Pferd hängt eine nackte Frau, ihr Haar schleift am Boden, und eine Horde tobsüchtig gewordener Sioux-Indianer rast dem kühnen Retter nach. Im Hintergrund loht der Horizont in Flammen. Kommt man aber hinein, dann hopst da ein mageres Pferdchen über einen Graben, unweit Wannsee, die Dame ist durchaus bekleidet, und der Cow-Boy heißt Harry Piel.
Man sollte jedem Deutschen noch fünfhundert Mark dazu geben, damit er ins Ausland reisen kann. Er würde sich manche Plakatanschauung abgewöhnen – wenn er vorurteilslos genug ist, die Augen aufzumachen.“
Kurt Tucholsky, alias Peter Panter, Vossische Zeitung, 26.07.1924.
Die ganze Geschichte gibt es hier:
http://www.textlog.de/tucholsky-plakat-paris.html
Ich lebe in der wohl friedlichsten und ruhigsten Gegend Dänemarks. Die Welt ist hier so gelassen, dass die Einheimischen grundsätzlich 15 – 20 kmh langsamer fahren, als erlaubt (was mich regelmäßig zur Weißglut treibt).
Gerade heute morgen, mitten im gemächlich dahintrödelnden Berufsverkehr, eine Polizeikontrolle. Der Kontrollierte hatte eine schwarze Haut. Und er war der einzige, der sich vor der Polizei offenbaren musste.
Mensch Chris, du wohnst definitiv im falschen Teil Deutschlands. :D
Überraschenderweise hatte ich immer durchweg gute Erfahrungen mit Polizisten, selbst mit Polizisten in Berlin.
Nach der Schule wollte ich auch zur Polizei, aber das Schicksal hat anders entschieden. ;)
@Mexikaner: Komm morgen arisches Schnitzel essen, falls du noch hier bist. Ist auch gut für’s deutsche Karma!
@C-Punk: Exakt so ist es. Klettert man die Hierarchie hinauf, wird einem nicht nur immer schwindeliger…
@Max: ;/
@Elias: DAS ist mal ein Text. Und das Thema! Kotze, habe es oben mal als Update eingepflegt, danke dir!
@Olaf: Gute Schreibe, der Herr Tucholsky! Und die Site schaue ich mir in Ruhe an!
@Vex: Ich glaube nicht, dass das ein Problem des Wohnortes ist.
Nicht links? Du? Mwahahaa :) sorry. Musste sein. Du linke Socke. Ey.
Anarchie ist keine Richtung, sondern eine (schöne) Idee! „Anarchist mit Link-Kapitalem-Einschlag“ So passt es. VIELLEICHT! ;)