Tom Horn (und ich) über Transhumanismus

Den Herrn Horn und seine futuristische Klitsche (raidersnewsupdate.com) hatte ich schon mal hier im Blog. Damals ging es um einen offenen Brief an christliche Meinungsführer (link), der sich zwar futuristisch-radikal las, aber durchaus auch äußerst amüsant daher kam. Im Video hier oben spricht der Herr Dr. Horn über die grundsätzliche Idee des Transhumanismus, über die Geldgeber des Wissenschaftszweiges (wenig überraschend), über zukünftige Klonentsorgung, und auch über Christen, die es in einer Welt voller Katzenmenschen und geschlechtsloser Robo-Hippies sicher nicht so richtig leicht haben werden. Grundsätzlich kann ich tatsächlich vieles von dem, was der so von sich gibt auch unterschreiben. 

Allerdings stelle ich mir gerade in letzter Zeit des öfteren die folgende Frage: War Darwin ein Faschist? Ein Nazi? Da flutscht ja eigentlich jedem Menschen mit (relativ) gesundem Menschenverstand ganz schnell ein Nö, wieso denn das? über die Lippen. Eigentlich ist die Frage rhetorischer Natur und auch eher philosophisch-provokant gemeint (man kann eine solche Frage nicht stellen, ohne vorher abzustecken, worüber man sprechen möchte: Politisch gemeint ergibt sich eben eine ganz andere Diskussion, als wenn man das Thema  rein aus den Augen Darwins betrachtet). Ohne jetzt ein viel zu großes (philosophisches) Fass aufmachen zu wollen… verknüpft man die Idee des Darwinismus mal mit der Idee des Transhumanismus (inklusive Eugenik, Embodiment, Trans/Post-Genderism und dem ganzen anderen heißen Scheiss)…landet man recht flott in einer (für mich) äußerst spannenden / gefährlichen Ecke: Ist Darwins Idee des Überleben des Stärkeren / des am besten Angepassten  nicht auch irgendwie (ein klein wenig) nazihaft? Klar, der Charles münzt das ja (mehr oder weniger) auf die Natur an sich; und die Definition / Begrifflichkeit der Stärke müsste man auch zunächst mal in einem längeren Diskurs abstecken. Wenn wir aber nun bald die Natur (Gott!) sein werden (siehe Video), die Natur / den Menschen machen / gestalten werden… wann ist da die Grenze zum Un- / Übernatürlichen erreicht? Und wer zieht die dann eigentlich? Software? Wo entlang soll die denn dann verlaufen (kulturübergreifend wird das sicherlich mal ein, öhm, herausforderndes Problem)? Was bedeutet denn dann eigentlich Selektion? …und wie geschieht diese; in einer vollkommen eindigitalisierten Welt (Stichwort: Web 3.0 / Internet der Dinge) Megaspannend…und definitiv ein Aspekt / eine Fragestellung, über den/die ich länger nachdenken muss (bevor ich mich nachher vor lauter Zukunftslust noch in braunen Stiefeln verlaufe…)

Solange könnt ihr sehr gerne in den bisher verfassten Wahnsinnseinträgen zum Thema herumblättern und darüber nachgrübeln, ob der (digitalisierte) Mensch der Zukunft nicht sowieso auch immer etwas Nazi sein müsste, um sich dann irgendwann Über-Mensch schimpfen zu dürfen (nicht im Video; …der Mann dient halt auch nur seiner Sache…). Oder ob die transhumanistische Bewegung impliziert, das Ausgrenzen, Abschneiden und Dranmontieren nun mal eben Leben ist, und somit kein moralisches Regelwerk benötigt wird? 

(…lest doch mal Nietzsche dazu; …vielleicht kann mir ja dann hier mal endlich jemand erklären, woran Gott jetzt genau gestorben ist.)

Update: Irgendwie zickten hier die Comemnts, nun geht es wieder. Nur zu ;) 

4 thoughts on “Tom Horn (und ich) über Transhumanismus

  1. daMax says:

    Geht das jetzt? We’ll see…

  2. Transfektion says:

    Darwin ist eben so wenig ein Nazi, wie ein schwimmendes Holzstück ein Tyrann ist.
    Und der Typ im Video disqualifiziert sich für mich nicht bloß wegen theologischen Geißelung sondern weil er u.a. auch GM-Food als krebserregend darstellt (hab nur mit einem Ohr zugehört, die ganze H+ Szene kotzt mich immer mehr an).
    Die Menschheit verändert das Genom ihrer Nutzorganismen schon seit tausenden von Jahren, die moderne Gentechnik vergrößert den Fundus und damit zwar auch die potenziellen Gefahren aber ebenso vergrößert sich auch der Nutzen. Kurz, die Effekte werden vielseitiger, was nicht bedeutet das jeder einfach mehr Krebs bekommt.
    Das er hier GM-Food so pauschalisiert sagt mir, dass er entweder nicht den blassesten von Biologie hat oder es einfach nicht in sein Weltbild passt – was wiederum zu einem Religoon passt.

    Wegen dem darwinistischen Transhumanismus …
    Kultur ist die Opposition zur Natur (sagen viele, schlau-schwafelnde Köpfe). Unsere Kultur und Technik (ein Teil der Kultur) haben uns dem natürlichen Selektionsdruck entzogen und ansatzweise an dessen Stelle unser hierarchisches, kompetitives Wirtschaftssystem gestellt.
    Und trotzdem kommt es mir so vor als verdummt alles um mich herum und, wenn ich mal die braune Brille aufsetze, werden es irgendwie immer mehr TV-Erzogene.
    Der Punkt ist der, dass wir zwar Ideale haben, wir uns aber nicht in diese Richtung entwickeln.

    Darüber hinaus ein kleiner Einwurf in Sachen „Transfektion“:
    Begriff stammt aus der Mikrobiologie, Zytologie und wird u.a auch in der Gentherapie verwendet. Er beschreibt das Einbringen von fremd-DNA/RNA in eine (eukaryotische) Zelle. ja, genau das macht auch ein Virus, ein möglicher Vektor in der Gentherapie.
    In der Gentherapie erinnert nur noch das Kapsid an einen Virus, die DNA/RNA ist nach medizinischem Dünken frei wählbar und i.d.R eine Ergänzung des Immunsystems um ein Defizit zu beheben.
    Irgend so ein Terrorist könnte nun vielleicht ein Virus erschaffen, das menschliche Wirte befällt und insbesondere auf Keimzellen so wirkt, dass in den folgenden Generationen das Oxytocin-Level leicht erhöht ist und es so ein wenig mehr Empathie unter die Menschheit streuen würde.
    Aber wieso nur auf weibliche Hormone und auf Menschen beschränken?
    Das ist auch Transhumanismus … mit einem mikrobiologischen Touch und eben kein Armsrace wie es der Fanatiker gerne hätte.

    Later Alligator

    ps.
    Schon seit einiger Zeit plagt mich die Idee, ein Science Fiction zu schreiben …

  3. Olaf says:

    @ Transfektion

    Du was gegen Deine Plage und schreib dat Ding. Nimm einen dystopischen Anfang in der Story und mach dann eine Utopie draus.

    Ich verspreche Dir, den Schinken zu kaufen. ;o)

  4. Chris says:

    Hey Transinfektion,

    nice, sehr langer und spannender Comment, danke dafür-
    Klar war Charyl kein Nazi, das relativierte ich ja oben schon direkt nach er rhetorisch-dämlichen Frage ; )

    Deine Idee eines mikrobiologischen Transumanismus finde ich superspannden und werde mir dazu demnächst mal so ein paar Gedanken machen.
    So wie du es beschreibst…klingt der Terror der Zukunft jedenfalls, öhm, interessanter als Schema „Taliban und Bombe“.

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