Mach’s gut, Süße!

In zwölf Jahren hat mir dieses kleine Katzentier mehr Freude, mehr Spaß, mehr Glück in mein Leben gebracht, als die meisten Menschen, die ich im Laufe der Zeit kennengelernt habe.

Sie war meine Glückskatze, meine Kuschelfreundin, meine Trostspenderin, meine Blöde-Frauen-FernhalteAntenne, meine Koch&Ess-Partnerin, meine Zuhörerin, meine Kritikerin, meine Von-Der-Arbeit-Abhalterin, meine kleine Nervensäge, meine Haarmaschine, meine treueste Begleiterin in allen Lebenslagen. Außerdem war sie: Eine begabte Sängerin, ein Vielfrass, 'ne Zicke, unangepasst, freiheitsliebend, grundsätzlich unterkuschelt, mir zugehörig und immer für mich da. 

Nun ist sie tot. 

Ich habe sie – mit tollem Ausblick auf ihre Heimatstadt – beerdigt. Ganz kalt, verkrampft und abgekämpft, sah sie da schon aus. Zwölf Jahre hatte die alte Dame nicht einmal irgendein ernsthaftes, gesundheitliches Problem. Und dann so plötzlich. Ein Gerinnsel. Lähmung. Schmerzen. Keine Chance.

…und dann steht man daneben. Neben sich. Neben ihr. Völlig versteinert. Voller Angst. Hält die – schon gelähmte und kalte – Hinterpfote fest. Viele Tränen, große Trauer. Infusionen, Jaulen, Wimmern, Hoffen, Leiden, Schmerzen, Apathie,…Nachts, alles ist dunkel. Und die ganze Welt ein Riesenarschloch. Alles wird noch trivialer und nichtiger, als es eh schon ist. Alles ist scheisse. Nichts spielt noch irgendeine eine Rolle.

Bis man kapiert, dass es genug war. Genug Liebe für zwei Leben: Für ihres; und für das meine. Ich empfand Dankbarkeit, Mitleid und Abschiedsschmerz zu gleichen Teilen. Und nicht nur mein Leben hat sie bereichert. Sie hat soviel Liebe in das Leben von so vielen Menschen gebracht. Sogar Menschen mit grundsätzlicher Katzenangst  hat sie geheilt. Mit Katzenmagie.

Ich weiß: Es war ein gutes, erfülltes und rundherum glückliches Katzenleben, was die Süße bei – und mit mir – gelebt hat. Zehn Jahre als Stubentiger; dann zwei Jahre als wilder Mäuseschreck von Bickendorf. Als der Mäuseschreck, möchte ich sagen. 

Nun liegt sie dort oben. Auf ihrem Hügel. Ihre Initialen – T.H -Tamara Heil – habe ich gut erkennbar in einen Baum geritzt. – Die Natur wird's schon richten. Wie sie alles und jeden irgendwann richten wird. 


Ich bin dir unendlich dankbar für zwölf wundervolle Jahre. Ich bin dankbar für jeden Moment, den wir zusammen erlebt haben. 

Das du in deinen letzten Stunden so eine Qual und Panik erleben musstest… zerbricht mir fast das Herz. Ich weiß aber, dass du weißt, dass ich alles was mir möglich war – und alles was ich dir zumuten konnte – probiert habe. Ich war bei dir. Und deine rote Decke auch. Ich bin's noch. Bleib's auch. Und die Decke ja eh;) 

Ich werde an die schönen Zeiten denken. Denn an schlechte kann ich mich nicht erinnern. Es gab keine. 

Ich vermisse dich. 

R.I.P. – Tamara Heil / 1999 – 2011

19 thoughts on “Mach’s gut, Süße!

  1. Hurkunde says:

    Tut mir so leid :,(

  2. el-flojo says:

    Fuck. Hatte ich 2008, als unser Muskelkater nach 18 Jahren nicht mehr konnte. Meine Ma hat ihn noch einmal durch den Garten und durchs ganze Haus getragen, er hat überall nochmal dran schnuppern wollen. Und als sie ihn dann auf seine Lieblingsdecke gelegt hat, hat er sich nochmal gestreckt und war weg.

  3. kueperpunk says:

    Komm  Alter, lass dich mal socialmedia-drücken. Wenn`s einen gibt, der das Drama kennt, dann bin ich das. Ich habe viele solcher Dramen erlebt. Tut jedes Mal wieder weh, denn jedes Mal verlierst du einen Wegbegleiter. Vielleicht ein kleiner Trost: 12 Jahre sind für ne Katze eine gute Zeit und es war bestimmt auch ein coole. Damit kommt man vielleicht etwas besser klar, als wenn die Tierchen nach ganz wenigen Jahren sterben. Überfahren von einem Vollpfosten, der deine Straße für eine Autobahn hielt, totgebissen von einem Köter, den ein Idiot trotz Verbotsschild nicht an die Leine genommen hat, oder weil eine Tierärztin Hautkrebs für einen Pickel gehalten hat. Alles schon erlebt.
    Das ist deiner bestimmt gut gepflegten Tamara nicht passiert, ganz im Gegenteil. Katzen und Schreiber – damit meine ich auch Blogger – leben stets in einer wunderbaren Symbiose. Mein Tipp: Das nächste Fellknäuel wartet schon auf dich.
    Fühl dich auf die Schulter geklopft!

  4. Stefan says:

    Mir tuts auch Leid Chris. Wenigstens die Erinnerung an eine schöne gemeinsame Zeit stirbt nicht.

  5. Alper says:

    Mein herzliches Beileid :-( Habe auch zwei Stubentiger hier (beide je 6 Jahre alt). Irgendwann wird es auch mal bei mir soweit sein. Ich mag gar nicht daran denken…

  6. Andy says:

    "Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe."

    Rainer Maria Rilke

    Tut mir leid :-(

  7. Chris says:

    Danke euch; 

    @Kueperpunk: Das tat gut. 

  8. Pete says:

    tut mir leid und ich fühle mit – mein kater ist mit 18 (!) vor einigen monaten verblichen…

  9. Vev says:

    Mnjaa, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

  10. solo viola says:

    Ach, du Armer. :( Ich hab im Herbst 2007 meinen Hund einschläfern lassen müssen, im Spätherbst. Eine typische Dackellähmung, den letzten Tag musste ich ihm das Abdomen auf Höhe der Harnblase zusammendrücken, damit er Harn lassen konnte. Draußen schüttete es aus Eimern, es war stockfinster und die Fahrt zum Tierarzt nach dem entscheidenden Telefonat war wohl die, die von allen Fahrten in meinem Leben am schnellsten verging. Da wünscht man sich mal eine rote Ampel und dann ist an so einen beschissenen Tag jede Ampel grün. Dann beim Tierarzt die letzten Momente. Wie nimmt man so endgültig Abschied? Ich hab versucht nicht zu heulen, wollte meinem Freund keine Panik bereiten. Ich bin mir aber sicher, dass er wusste was los war. Hab seine Pfote bis zum letzten Augenblick gehalten und das letzte das er in seinem Leben sah, waren meine Augen. Der Tierarzt, eigentlich sehr sensibel und mitfühlend arbeitend, bot mir an, meinen Hund der Tierkörperverwertung zuzuführen, was ich dankend ablehnte. Heute liegt er im begraben an seinem Lieblingsplatz im Garten meiner Eltern, gemeinsam mit seiner Kuscheldecke und seine Paul, seinem Lieblingsspielzeug. 
    Normalerweise bin ich ein ziemlich rationaler Typ und esoterischen, religiösen oder heulerischen Dingen nicht wirklich zugeneigt. In der Zeit gab es aber eine Geschichte, eine wirklich kitschige, die mir aber sehr viel Trost spendete – warum auch immer. Ich kenne dich nicht, nur deine Postings als sonst stiller Mitleser und weiß nicht, wie du zu solchen Dingen stehst. Ich poste sie trotzdem mal, mehr als nicht helfen kann es ja nicht. 
    Im Himmel gibt es einen Platz, der hinter der Regenbogenbrücke liegt. Wenn ein Tier stirbt, das einem Menschen auf der Erde sehr nahe stand und von ihm geliebt wurde, dann geht es nach seinem Tode über die Regenbogenbrücke. 

    Dort sind grüne Wiesen und Hügel für unsere geliebten Freunde, dort können sie rennen und miteinander spielen. Dort gibt es in Hülle und Fülle Futter und Wasser und viel Sonnenschein, es ist warm und unsere Freunde haben alles, was sie brauchen. 

    Alle Tiere, die einmal alt und krank waren, werden dort wieder gesund, munter und jung, alle die schwach waren, werden wieder stark, so, wie wir uns in unseren Träumen an sie und die schöne Zeit mit ihnen erinnern. Die Tiere sind dort glücklich und sie leiden keinen Mangel, bis auf einen kleinen Punkt: alle vermissen jemanden, den sie hinter sich gelassen haben. 

    Alle rennen und spielen miteinander, aber eines Tages bleibt ein Tier stehen und schaut mit großen erwartungsvollen Augen in die Ferne. Plötzlich trennt es sich von der Gruppe und beginnt fortzulaufen, immer schneller tragen es seine Pfoten über das Gras, immer schneller und schneller, daß es fast zu fliegen scheint. 

    Und wenn Du und Dein alter Freund euch trefft, werdet Ihr niemals mehr getrennt werden. Freudentränen laufen über Dein Gesicht, Deine behütenden Hände werden wieder den Kopf Deines Tiere streicheln und Du wirst wieder in die so vertrauten Augen schauen, die so lange aus Deinem Leben gegangen waren, aber niemals aus Deinem Herzen. 

    Dann geht Ihr zusammen über die Regenbogenbrücke. 

  11. Liliana says:

    ~liebdrück~

  12. Thompsen says:

    oh man, das tut mir wirklich leid! ich habe selber haustiere und kann es absolut nachempfinden :(

  13. mum says:

    an solo-viola: wunderschöne Zeilen! (Schluchz)! Ist wirklich ehrlich gemeint.
    Wo steht das, bzw. wo hast du das her???

  14. Mira says:

    Mein Beileid :(
    Der Schmerz kann Tonnen wiegen,wenn man sein geliebtes Haustier verliert,auf eine Art und Weise,die man mit keinem anderen Schmerz gleichsetzen könnte.Denke ich jedenfalls.Wobei der Schmerz auch zeigt das einem dieses liebevolle Wesen alles andere als egal war/ist.
    Sie hatte wunderbare 12 Jahre bei dir, das ist so enorm viel wert, so kostbar und unbezahlbar, so sehr das man beinahe schon sagen könnte,das man jeden Schmerz der Welt dafür in Kauf nehmen würde,nicht wahr? Und dennoch hat man gerade bei solchen Abschieden das Gefühl,das viel zu viel fehlt,das der Schmerz so tief sitzt,als würde er nie wieder abklingen.
    Ich hoffe das die tollen Momente,die wunderschönen Erinnerungen die du mit der Sanftpfote erlebt hast,den Schmerz etwas lindern können.

  15. GroteskeAder says:

    Tut mir leid, das zu lesen. Stolperte hier vorbei, zum ersten Mal, und las deinen Text. Du hast das so schön – traurig zusammengefasst. Ging mir so ähnlich, als ein von mir heiß und innig geliebtes Tier verstarb. Ich wünsch' dir weiterhin nur schöne Erinnerungen.

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