Vom Blog der Karlshochschule ausgehend läuft derzeit eine Blogparade, an der ich mich gerne beteiligen möchte. Blogger und Dozent Patrick fragt:
Ist das Internet wirklich kaputt? Versinken wir in einer einzigen Big-Data-Dystopie, also einer Infrastruktur zur gegenseitigen Überwachung und zur massiven Kontrolle der Bürger und Konsumenten?
Es gibt schon viele tolle Beiträge dazu, hier ist eine Übersicht zu finden, einige Antworten stecken drin; eine endgültige aber nicht, die Zukunft wird's uns allen zeigen. Und in dieser liegt der Schlüssel.
Gleichwohl ich hier im Blog oft über Dystopien philosophiere, ist auch mir der utopisch-optimistische Aspekt des neuen sozialen Internets nicht entgangen. Beispielhaft dafür, dass Big-Data eben nicht gleich Datenapokalypse sein muss, oder wir vielleicht doch nicht an den Machschaft einiger weniger völlig aus der Kontrolle geratener Algorithmen zu Grunde gehen werden, ist das von den Vereinten Nationen 2009 gegründete Global Pulse -Projekt. Hier ein Erklärbär-Video dazu:
Ein Recorded Future, für eine bessere Welt, wenn man so will:
Die Initiative versucht mit Big Data Reaktionen auf politische Entscheidungen in Echtzeit zu verfolgen und Informationen über das menschliche Wohlsein sowie seine Anfälligkeit gegenüber Gefahren darzustellen. Diese Informationen werden u. a. politischen Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt um Menschen vor Paniken und Epidemien zu bewahren
Ich möchte gar nicht zu sehr auf den philosophischen Aspekt, oder meine persönliche Utopie eines optimistischeren Internets eingehen (das wird in den oben erwähnten Beiträgen teilweise schon ausführlich getan, und die machen das dann auch viel besser, als ich es je könnte), lieber mal was vorzeigen, was mich hoffen lässt, dass Big Data – und all die kleinen damit einhergehenden dystopisch-boshaften Features, die uns die künftige Web 3.0 Welt bescheren wird – auch mal für was echt gutes zu gebrauchen sind. So im Sinne der Menschen und des Weltfriedens und sowas alles.
Ein tolles Tool der oben erwähnten Global Pulse-Initiative ist dieses hier: Post-2015. Guckt, was es kann:
The globe spins to show the 20 countries that have proportionately talked the most about the highlighted Post-2015 topic on Twitter from August 2012 to now.
Ich sage es mal so: Selbst für den weltverschwörerischsten Vereinten Nationen-Hater, sollte klar sein: Das sind Daten, die man in der Tat zum Zwecke eine besseren, optimistischeren (Internet-)Welt heranziehen kann. Ich gebe zu: Ein gewißer Grundoptimismus gehört schon dazu, sich vorzustellen, dass da irgendwo auf unserem kapitalistisch geprägten Planeten ein netter Mensch sitzt, der nicht weiß wohin mit seiner Knete, und das Tool zu Rate zieht, um in Mali für eine bessere Gesundheitsversorgung zu sorgen. Aber schön ist der Gedanke ja schon, ne?
Gegensätzlich zum loboistischen Rumgenöhle in der FAZ zum Thema Die digitale Kränkung des Menschen habe ich diese Kränkung bereits 2010 erfahren und als ebensolche begriffen. Die Jahre 2011, 2012 gaben mir Hoffnung: Assange, Wikileaks, die Piraten, Occupy, Anti-Acta, Anonymus, der (verlängerte) arabische Frühling,… alles und jeder (öhm) bewegte sich, es rumorte, und ich dachte tatsächlich: Was die Hippies nicht packten, das packen wir jetzt! Mein demostärkstes Jahr war 2012, glaube ich. Und dann kam Snowden. Der für mich nicht alles änderte und mich bis heute auch kaum überrascht hat, sondern eher mein hintergründiges Entsetzen an die Oberfläche beförderte. 2013 war dann das Jahr der Resignation. Das hat jetzt ein Ende. 2014 geht's wieder nach vorne.
Wenn ihr also neben dem Entscheidungs-Menschen mit viel Geld sitzt, der nicht weiß wohin mit seiner Kohle: Zeigt dem mal die Blogparade und / oder das Tool weiter oben, vielleicht fällt ihm dann doch noch was ein.
Social Media und Big Data in Kombination haben durchaus – und immernoch (!) – das Potential die Welt zu verändern. – Und DAS wär' doch echt mal nicht die allerschlechteste Idee.