‚Anarchismus durch Parlamentarismus?‘

Unbenannt

Meih. Ich hab' nun doch 24 Stunden grübeln müssen, ob ich das hier raushauen soll. Ich sage es mal so: Verliert man die etablierte Marktwirtschaft, den Turbokapitalismus und die allgemeinen Umstände in denen wir uns alle bewegen nicht aus den Augen, kann man den Text mal lesen, ohne dabei in eine nihilistische Grundstimmung zu verfallen. Die uns ja auch nicht wirklich weiterhilft. Also: Ich hab' euch gewarnt; nehmt das als Augen / Ohrenöffner, strengt eure grauen Zellen selber an, dann geht das super. 

Hier einige Auszüge – direkt raubmordkopiert – aus einem Text der umstrittenen Anarcho-Plattform freiwilligfrei.info:

Was ein Anarchist ist, ergibt sich aus dem Begriff „Anarchie“. Er kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Nichtherrschaft“. Man will als Anarchist also nicht beherrscht werden und kann somit in letzter Konsequenz auch die illegitime Herrschaft eines Parlaments nicht befürworten, ohne sich selbst zu widersprechen.

Um eine prinzipielle Ablehnung jeglicher Ordnung geht es dabei nicht, sie muss nur auf Freiwilligkeit beruhen. So könnte man sich in einem Verein der Pudelzüchter ganz freiwillig der autoritären Ordnung der Vereinssatzung unterwerfen, sich dieser jedoch durch Kündigung auch wieder entziehen. Sich dem Parlamentarismus durch eine Kündigung zu entziehen, ist jedoch nicht möglich und die daraus resultierende Gesellschaftsordnung somit erzwungen, was unter widerspruchsfreien moralischen Aspekten nicht zu rechtfertigen ist.

Im Parlamentarismus, der bevorzugten Herrschaftsordnung weltweit, wählt das Volk durch Mehrheitsentscheid Vertreter, die Parlamentarier, die dann über das Parlament für eine bestimmte Zeit die Gesetzgebung, die Kontrolle der Regierung und ihr Budget übernehmen […] Auch der libertäre Wähler ist wie alle anderen Wähler. Auch er fordert mit seinem Kreuz Veränderungen zu seinen Gunsten, die durch Zwang gegenüber denen durchgesetzt werden, die anderer Meinung sind.

So bleibt festzustellen, dass eine durch Parlamentarismus erzeugte Freiheit nur erzwungen und somit gar keine Freiheit wäre. Ein erzwungener Libertarismus wäre genauso wenig zu rechtfertigen, wie ein erzwungener Sozialismus. Egal, ob erfolgreich oder nicht, bedauerlich ist das politische Engagement allemal, weil es nicht kostenfrei zu haben ist. Die eingesetzte Energie hätte in anderen Projekten sicherlich zielführender verwendet werden können.

Den kompletten Text findet ihr hier:  freiwilligfrei.info

6 thoughts on “‚Anarchismus durch Parlamentarismus?‘

  1. Olaf says:

    Ich habe diesen  Artikel von Dir heute schon 2x auf den Schirm gehabt und wollte was dazu schreiben, habe aber keine Ordnung in meine Gedanken bekommen. Dann habe ich bei 3Sat Nano einen Beitrag gesehen, der die Gedanken von Fwf – zumindest für mich – obsolet macht. 
     
    In dem Beitrag geht es um Kinder, wie sie Realität und Fiktion unterscheiden und, jetzt kommt der hier fürs Thema spannende Teil, wie sie Regeln suchen, machen und auf deren Einhaltung pochen. O-Ton 3Sat:
     
    "Mit anderen zusammen Regeln erfinden und sie einhalten; unser gesamtes gesellschaftliches Zusammenleben beruht genau auf dieser Fähigkeit. Und in der Entwicklung der Kinder tritt diese Fähigkeit zum ersten Mal beim "Als-ob-Spiel" auf."
     
    Hier gehts zum Filmchen (knapp vier Min.): Regeln fürs Leben 
     
    Egal was die freiwilligen Huren des Neoliberalismus von Fwf sagen, Regeln sind niemals freiwillig und werden schon gar nicht freiwillig eingehalten. D. h. sie sind, so wie bei den Kindern, freiwillig gemacht, folgen aber dem unmittelbaren Zwang zum Miteinanderauskommen, zur Kommunikation, zur sozialen Beziehung zum Einzelnen und zur Gemeinschaft. Würde es diese frühe Suche nach Regeln nicht geben, gäbe es schon längst keine Menschen mehr. Jedenfalls nicht so, wie heute.
     
    Eine reine Anarchie ist nicht möglich, sie entspricht ebensowenig unseren "sozialen Genen", wie eine Utopie. Oder anders gesagt, Anarchie ist eine Utopie.
     
    Das blöde ist, dass die bei Fwf ein paar sehr interessante Ideen, Ansätze und Erklärungen haben. Sie warnen vor dem, was wir alle gerade erleben, nämlich ein Überstülpen von Regeln denen wir uns nicht entziehen können. Das wäre gut, würden sie damit nicht unsere Ängste und Wünsche für ihre Interessen missbrauchen. Denn andererseits verneinen sie den Nutzen und die Notwendigkeit von Regeln und wollen jeglichen Regulativ abschaffen, was ganz sicher vor allem viele Verlierer und noch mehr Systemhuren produzierte. Anstatt die Regeln des derzeitigen Parlamentarismus in Frage zu stellen und mit besseren, evolutionären Vorschlägen zu kommen, fordern sie nur dessen Abschaffung für – nichts.
     
    So wie ich die einschätze, haben sie sich die Forderungen nach Anarchie nur deshalb auf ihre Fahnen geschrieben, weil sie nach ihren Regeln spiegeln wollen. Meine Problem mit denen ist, dass sie ihre neoliberalen Ansichten nicht mal versuchen zu verbergen. Was die wollen ist ein Raubtierkapitalismus par excellence. Die diskutieren ernsthaft die Privatisierung von Straßenkreuzungen!? Sie missbrauchen die Utopie der Anarchie. Und das passt mir an denen nicht.
     
    Aber eigentlich gehts ja um Anarchie und ihre Möglichkeiten und nicht um Fwf. ;o) 

  2. bod says:

    Was mir hier richtig sauer aufstößt, ist das festgelegte Spektrum meiner eigenen Freiheit. Jeder definiert seine Freiheit anders und individuell für sich. Für mich wäre es schon Freiheit, nicht bis an mein Lebensende Medikamente nehmen zu müssen.
     
    Aus diesem Grunde erachte ich den kompletten Denkprozess schon als falsch gesteuert. Einfach alles gehorcht Gesetzen und Regeln. Wäre das anders, würde kein Apfel mehr vom Baum fallen und Eiswürfel könnten sich spontan dazu entscheiden, meinen Drink in Flammen zu setzen. 
     
    Die Kunst und Herausforderung liegt in meinen Augen viel mehr darin, Regeln zu finden und zu entwerfen, die es jeder Person ermöglichen ihre eigene Freiheit auch auszuleben. Nicht die Freiheit, die andere gerne hätten oder für mich als gut ansehen.

  3. vybzbild says:

    As I look at my life and the long parade of fools,
    I find nothing more irritating than hippies with rules.
    They have become what they fought against,
    reveling in obscene innocence, it wasn’t the rules,
    that made them push society away,
    it was not being the one who had all the say.
    So when they get a chance to help lead their tribe,
    they make long lists of rules to which we’re forced to subscribe.
    Forgetting the purpose, becoming deaf and blind
    to the reason for which the rules were designed.
    Setting the stage, forging the tools,
    that spawn a new generation
    of hippies with rules.

    -Scott Owens Hoffman

  4. ikb says:

    Roland Baader zum Neoliberalismus:
    http://www.freiwilligfrei.info/archives/3992

    FwF über Voluntarismus :
    http://www.youtube.com/watch?v=01or2i9G-Sw

    ansonsten sehe ich viele aussagen über fwf und anarchie, die faktisch falsch sind.

    lg

    deine hure von freiwilligfrei :)

    @admin: vielen dank fürs teilen des artikels!!

  5. Olaf says:

    @ ikb
     
    Ach was?
     
    Na dann….

  6. Chris says:

    so. Sorry Leute, ich brauch derzeit für alles was länger!

    @Olaf: Bis zu dem Satz " Oder anders gesagt, Anarchie ist eine Utopie" habe ich nun gelesen und unterschreibe alles was du sagst, würde nichts gegenteiliges behaupten (ich lese weiter). Absatz zwei: Ich sehe das Problem. Die von fwf wollen Anarchie in ein System verwandeln, welches "die schöne Utopie" zerstört; ….was ne Art MIssbrauch wäre….mmmhh…den ich auch so deklarieren könnte…wenn ich wollte. Darüber muss ich nachdenken. 

    Aber ja, mir ging es um diesen einen Text, nicht um die Klitsche an sich(die lernen sich auf Golfplätzen kennen und tragen rosé-farbene Polo-Hemden. Freiwillig!) 

    @bod: sehe ich auch so. Die für mich logische Logik: Uns fehlt die Intelligenz. Das Göttliche. Der Funke. Der uns den kleinsten gemeinsamen Nenner finden lässt. Noch! Aber wahrscheinlich ist der Drops eh schon 200 Jahre gelutscht.

    @vybzbild: Der ist gut. Erinnert mich an… "revolutionäre nach der revolution"..vergessen von wem^^

    @ikb: Jetzt muss ich ins Bett, gucke ich mir aber morgen mal an.

     

    Nacht. 

Leave a Comment

Your email address will not be published.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner