Anarchie

Der Schwarzer Block der 80er.

Die Geschehnisse (Wahlausgang) machen mich sprach- und schreiblos. Schon etwas länger. Was nicht bedeutet, dass es hier so still bleiben wird. Ich muss denken. Dann reden. Dann wieder denken. Wieder überlegen, mich überwerfen, mich sammeln, noch mal denken, und dann – ganz vielleicht-, kann ich zu der braunen deutschen Kacke auch was sagen. Heute zunächst einige Bilder, die zu meinen Gedanken passen. Bzw. zu meinen Wunschgedanken. Die eigentlich gar nicht mal so wünschenswert sind. Glaube ich. Denke ich. Glaube ich zu denken. Es ist kompliziert. Diese Bilder aber nicht:

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Naaa. vielleicht doch zwei Sätze: Dieses Gerede jetzt von wegen „unsere Demokratie hält das aus“. Ach ja? Ich sag’s mal so: Wir haben vergessen uns / die Guten zu mobilisieren. Und jetzt haben wir den Salat. Und mobilisiert sich da jetzt was oder wer? Nein. Ergo: Nix mit Aushalten! …das kann der Untergang sein, wenn wir nicht… was tun.  Und irgendwie bin ich jetzt gerade in dieser… Crunchtime… kaum in der Lage was zu tun. Ich habe hier nun fast zehn Jahre rumkrakeelt – und die Welt geht ja doch den Bach runter. Logisch, ein Blog rettet keine Welt. Nicht mal ein bisschen. In meinem Freundeskreis haben Mamas nämlich neuerdings Angst vor Syrien – ich hab’s verkackt. Frust? Nein. Resignation? Ja. 

Vorschläge?

Tyranny of the Clock

Seit 1990 trage ich keine Uhr mehr. Ich bin daher nicht pünktlich. Aber auch nie zu spät! Auch habe ich nie einen Kalender besessen. Ich plane geschäftliches bis zu vier Wochen voraus, schreibe mir persönliche Termine auf und habe in der Regel keine ungelesenen Mails. Nie! …und wenn dann nur für einige Minuten. Das Konzept Zeit beschäftigt mich seit Jahren, und mir dünkt schon immer, dass wir uns mit minutengenauen Terminen ein kleines Stück vom Stress-Grab selbst geschaufelt haben.

Ich mein‘: Schon mit dem Anlegen und regelmäßigen Prüfen von Terminen hat man doch auch schon Arbeit. Und verliert bei der Zeitplanung Zeit. Das ist ein Paradox, welches mir bisher Niemand auflösen konnte; und es tötet doch auch den ach so wichtigen Lebe-Im-Moment-Gedanken schon im Ansatz. Die Argumente: Ja, aber dann vergisst und verpasst du ja dauernd XY, gelten einfach nicht. Termine von wirklich wichtigen Dingen habe ich im Kopf; und wenn ich weiß das morgen mein Zug fährt, guck ich eben Abends kurz online nach. Wenn es nicht wichtig ist, ist es auch nicht in meinem Kopf. Alles was „ja, aber erst in drei Monaten“ anvisiert wird, ist mir scheissegal. Bis auf die Fährbuchung für den jährlichen Urlaub. Da bin ich pedantisch und habe nie auch nur eine Fähre verpasst. Ich brauche keine Uhr. Eine Tagesangabe und die Erinnerung von Freunden, Kollegen und Familien langen mir dicke. Die haben das Konzept halt besser drauf als ich. Mitleid regt sich da aber kaum bei mir.

George Woodcock  († 1995), war ein Anarchist nach meinem Geschmack und hat 1944 bereits den Teufel in der Zeit entdeck. Ich liebe sein Pamphlet zum Thema Zeit (TYRANNY OF THE CLOCK), hatte das gar mal einige Zeit ausgedruckt neben dem Monitor hängen. Immer wenn in meinem Outlook eine Erinnerung aufpoppte (angelegt von Kollegen, die mir irgendwelche Shared-Kalender aufzwingen wollten), lenkte ich meinen Blick ins Abseits, auf den Ausdruck, und musste grinsen. Meine Methode zur automatisierten Selbstmotivation was zeitfressende, behämmerte und unproduktive Meetings angeht (gefühlt: jedes zweite in den letzten 15 Jahren).

So. Zum besagten Schriftstück. Hier ein Auszug, drunter dann der Link zum PDF:

Now the movement of the clock sets the tempo men’s lives – they become the servant of the concept of time which they themselves have made, and are held in fear, like Frankenstein by his own monster. In a sane and free society such an arbitrary domination of man’s functions by either clock or machine would obviously be out of the question.

Übrigens: Woodcock, der Autor der Anti-Uhren-Schrift, lehnte es ab, Auszeichnungen von staatlichen oder staatstragenden Institutionen anzunehmen.

Man munkelt, er habe ab und zu die Bahn verpasst.

Und für die Anarchie gekämpft.

Ein Kommentar zur Kölner Oberbürgermeister-Wahl

Erstaunlich eigentlich, dass nur 60% so klug waren, nicht hinzugehen. Ich habe es ausrechnet: Bei 40% Wahlbeteiligung bedeutet das, dass die neue Bürgermeisterin Kölns – Henriette Reker – ganze 22% der Kölner Bevölkerung hinter sich stehen hat. Der CDU-Chef in Köln dazu: Aber trotzdem dürfen wir uns freuen über dieses hervorragende Ergebnis. Naja, mit dem Satzbau haben es die Christen ja eh nicht so sehr – und was an dem Ergebnis nun hervorragend ist, weiß der Geier. Oder die Eule: 

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Ich bekomme derzeit wieder Feedback, ich wär' ja kein Demokrat. Das ist korrekt. Schon länger nicht mehr. 

Weil es in Deutschland keine Demokratie mehr gibt. 

Open Road: Posters!

Mein Anarcho-Newsletter flüstert mir 'nen Link zu Poster der Open Road Zeitung, vom Open Road-KollektivOpen Road Newsjournal is an anti-authoritarian periodical that was published in Vancouver from 1976-1990.

Hier noch zwei, drunter dann der Link zu den Postern, die man auch heute wieder an die jede Bushaltestelle kleben könnte: 

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bookpunks.com

Unbenannt

…neulich meldet sich unter meinem Artikel Erich Mühsams ‘FANAL’ eine gewisse Nikki. Sie macht mit bei den 

bookpunks.com

Über die Seite:

Book Punks are feminists, anarchists, nomads, critical thinkers, academics, high-school drop outs, free-spirits, freaks, geeks, pirates, and bohemians. Book Punks are writers, librarians, editors, time travelers, magicians, book sellers, and lovers of the written word. Book Punks are obsessive, kind, respectful, subversive, and open-minded. – We are Book Punks.

Mag ich. Auch noch nach dem dritten Besuch. Guckt mal rein da.

Pariser Mai ’68

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Der Mai 1968 (auch Pariser Mai) stand im Zentrum der 68er-Bewegung in Frankreich. Die Unruhen, die nach Studentenprotesten im Mai 1968 zunächst durch die Räumung einer Fakultät der Pariser Universität Sorbonne ausgelöst wurden, führten zu einem wochenlangen Generalstreik, der das ganze Land lahmlegte. Langfristig zog diese Revolte kulturelle, politische und ökonomische Reformen in Frankreich nach sich. (wiki)

Und hier einige Bilder dazu. Einige wirklich tolle Bilder. Noch mehr und noch viel tollere Bilder dann weiter unten nach dem Klick. Jetzt guckt aber erstmal: 

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Teilweise stammen die Fotos wohl von Bruno Barbey, die anderen Credits kriege ich nicht raus. 

Erich Mühsams ‚FANAL‘ online lesen

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Die Zeitschrift Fanal wurde mit dem Untertitel Anarchistische Monatsschrift ab 1926 bis 1931 von Erich Mühsam als Nachfolgeblatt der Zeitschrift für Menschlichkeit, Kain, herausgegeben.
Fanal wurde fast ausschließlich mit Mühsams eigenen Artikeln bestückt. Trotzdem wurde sie als Organ der Anarchistischen Vereinigung geführt. In seiner Zeitschrift sowie auf Vortragsreisen äußerte er sich besorgt über den Aufstieg der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und bemühte sich um eine Art Verständigung der proletarisch-revolutionären Bewegungen. Zeitweise arbeitete Mühsams Untermieter, der junge Herbert Wehner, an der Zeitschrift mit. (wiki)

Die pdfs habe ich mir alle aufs iPad gezogen und schmökere nun Abends auf dem Sofa in längst vergangenen Utopien aus einer Zeit, in der Anarchie nicht nur eine Idee war, sondern eine Richtung. Leider kam uns dann der Adolf dazwischen. Und ist falsch abgebogen. Der Idiot.

Wie auch immer; ich bette hier mal die erste Ausgabe ein; nach dem Link gibt es dann die weiteren Hefte als Download, zunächst mal die von 1926 & 1927.

[gview file=“http://doktorsblog.de/wp-content/uploads/2015/01/Fanal_1._Jahrgang_01_-_12_1926-27.pdf“]
  • Link: a-bibliothek.org
  • UPDATE: Hach, ich mag seinen fatalistischen Anarchismus (wenn es sowas gibt) so gerne: Wenn ihr eure Ketten nicht zerreißt, – von selber brechen sie nicht! ♥

Gregor Hause – Sich fügen heißt lügen

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Erich Kurt Mühsam (* 6. April 1878 in Berlin; † 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg) war ein anarchistischer deutscher Schriftsteller, Publizist und Antimilitarist. Als politischer Aktivist war er maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde, aus der er nach fünf Jahren im Rahmen einer Amnestie freikam. In der Weimarer Republik setzte er sich in der Roten Hilfe für die Freilassung politischer Gefangener ein. (wiki)

Und recht gehabt, hatter auch. Ⓐ

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