cyberpunk

Das Blog ist tot. Es lebe das Blog.

Bild: Die Anfänge des Blogs.

Jesses, was habe ich lange überlegt, wie es hier weiter gehen kann. Fazit: Gar nicht. Der 21.03.2017 würde sich am besten eignen, um das Doktorsblog zu schließen. Dann wäre das Dingen zehn Jahre alt. Solange warte ich nicht, – und ganz geschlossen wird hier eh nix. Das Blog bleibt erstmal online; genauso wie es ist. Nur neue Dinge wird es hier nicht – oder nur in Ausnahmefällen – geben. Ich möchte unter meiner Business anderen Domain (chrisheil.de) weitermachen. Und warum das so ist, das möchte heute erklären.

Schon Ende 2012 dachte ich: doktorsblog.de -> klingt nach Spielkind. Was ich noch bin, aber sicher nicht mehr so sehr wie vor zehn Jahren noch. In zehn Jahren ist viel passiert: Meine erste Ehe hab ich hinter mir, ich lernte das (Urlaubs-) Land meiner Träume kennen (Norwegen), ich eröffnete mein Geschäft, was ich seit ca. einem Jahr in Vollzeit betreibe, meine Lieblingskatze habe ich eigenhändig unter die Erde gebracht (ein paar andere dazu), im selben Jahr hätte ich auf einem Auge fast die Sehkraft verloren (kein Kontext zur Katze), in den folgenden Jahren habe meine utopischen Vorstellung einer anarchistischen Gemeinschaft – welche der größte thematische Motor dieses Blogs war –  als das erkannt, was sie ist: Utopie.

2014 war ich dann für neun Monate raus aus allem – genau wie meine Bandscheibe, und temporär auch meine Lebenslust. Rückblickend war es in erster Linie diese eine verficktquersitzende Bandscheibe, die mich weitergebracht hat. Die Diagnose chronische Krankheit  (voll der Schmuh, mir gehts top, meistens, ey) – rückt viele Dinge in ein neues Licht – gerade im Kontext transhuman living (ebenso ein Motor des Blogs) –  wenn das ganze dann mehr als neun Monate dauert…da fängste ordentlich das Denken an. Sieben (teilweise längere und einsame) Reisen nach Norwegen, der temporäre Verlust eines guten Freundes, die (gescheiterte) anfängliche Occupy-Bewegung (in der der Antikapitalist in mir die letzte Chance nach den Hippies gesehen hat) – das waren prägende Dinge für mich. Die klingen alle etwas nach Frust und Negativität, oder? Mag sein, ich war, bin, und bleibe leidenschaftlicher Pragmatiker: Ohne Schmerz und Leid bildet sich kein Charakter. Davon bin ich überzeugt.

Was ich aber auch weiß: Ohne Spaß und Freude, bildet sich kein Geist, – das las ich mal irgendwo, und unterschreibe es bis heute. Hier noch einige Beispiele, die fröhlicher klingen: Mein reglemäßiger Umgang mit Menschen um díe 20 (Dozententätigkeiten, Jobs im Videospielbereich, etc) macht mir Spaß (Hello Schulhöfe voller Pokemons – ist das nun wirklich positiv?:), eine Art Familienzusammenführung, die tollste Frau der Welt an meiner Seite, eine neue Katze, die erfolgreiche Eröffnung meines Geschäftes, die Planung eines Hauskaufs (Hello Besitz, Goodbye Anarchie), die Freuden, die mir mein kleiner Garten – und seine gescheiterte Bewirtung^^ (Hello second try) – bereitet haben…

Im Rückblick war es die Summe aller Dinge, die mich weniger bloggen ließen. – Leben halt, kommt einfach so dazwischen, machste wenig dran.

Vergessen habe ich es nie, das DokBlog. Und den anderen folge ich – wenn es meine Zeit erlaubt – nach wie vor begeistert via Feedreader.

Damit kommen wir so langsam zum Kern der Sache: Kommunikation. Ich liebe sie. Sie ist der Anfang – und zu oft auch das Ende – von allem. Schweigen ist Gold, jaja, hab ich von gehört, leck‘ mich fett, in diesem Leben werd‘ ich kein Weiser mehr. Ich bin ungeduldig, kann trotzdem Ruhe genießen, bin geschwätzig (Rheinland, ahoi), erkenn‘ aber die Notwendigkeit auch mal den Mund zu halten, in den letzten Jahren zunehmend häufiger :) Was hab‘ ich mich hier um Kopf und Kragen gerantet! Unfassbar! (Keine Reue, hab‘ gerade mal geblättert, ich würd’s alles genau so wieder tun ;). Dieses Ranting und Gemosere war zu großen Teilen auch Aushängeschild meines Blogs und – ja – auch prägend für mein Image. Denn: ab dem Moment in dem morgens der Wecker klingelt, wir die Augen aufmachen, setzten wir alle Masken auf. Projizieren und produzieren ein Image, ein Bild von der Welt, – ein Bild der anderen – und die machen das selbe mit uns und ihren Sichtweisen O__o. Ich mag und mochte immer die Menschen am aller-aller-liebsten, bei denen die Masken auch mal verrutschen, in die man wenigstens ab und zu auch vollständig reingucken kann. Jene Menschen, die die Passform der Maske nicht zu genau nehmen, und eigentlich auch nicht so viele Masken brauchen wie das Gros der Mitmenschen, die uns..  die mich umgeben. Davon traf ich recht wenige. Aber ich traf sie. Und so ein Mensch…so einer wollte auch ich immer sein. Will es noch.

Mir wurde klar: Das klappt für mich nur, wenn ich der stetigen Veränderung die Türe öffne, meine Masken mal aussortiere, und die übrig gebliebenen der Veränderung anpasse. Und das tat ich – zumindest im Bezug aufs Blogging – vor ca. zwei oder drei Jahren, ganz unbewusst. In dem ich weniger bloggte als zuvor.

Und heute mache ich sie zu, die Türe Doktorsblog.

Damit ich die andere, die sich da irgendwo im dunklen Hinterzimmer abzeichnet, jetzt auch endlich ganz aufmachen kann.

Natürlich werde ich auch hinter dieser Türe wieder andere Masken finden – und tragen. Mit minimalistischem Stolz kann ich behaupten: Ich denke es wird selten mehr als eine gebraucht werden. Mein unterschwelliger Traum in fast 20 (Berufs-) Jahren: Ich sein. Mich selbst verwirklichen, das tun, was ich tun möchte, nicht das tun, was andere erwarten; nicht das tun, was ich selbst als megabescheuert erachte.

Mein erster Job: Schlosser. Der Wecker klingelte um 5:10, es ging um 6:00h los. Da war ich 17. Und hasste es auf den Tod; schwor mir: Irgendwann stehe ich auf, wann es mir passt! Und seit ca. 1,5 Jahren ist  das der Fall. Ich penne nicht bis in die Puppen, wunder mich stellenweise immernoch über meine Selbstdisziplin, kraule morgens aber erstmal zehn Minuten die Katze. Und starte dann mit 2-4 Litern Kaffee in den Tag. Das ist auch ein bisschen Anarchie und Freiheit, zumindest empfinde ich das oft so; suggeriere es mir – und es klappt bestens ;) Ich habe nun fast fünf Jahre darauf hingearbeitet, – auch mal bis 4 Uhr in der Früh. Zielgebung der letzten Jahre war: Wenger Maske(n). Done, erledigt! …oder zumindest auf der Zielgeraden: Ob Kunden, Studenten, Familie oder Freunde: Ich kann alle an einen Tisch setzten, und dennoch Ich pur sein. Das war viele Jahre lang anders. Umso wertvoller empfinde ich diese Veränderung, diese Verbesserung.

Je weniger ich mich verstelle, desto glücklicher bin ich. Und jeder Artikel den ich hier – teilweise zwanghaft – eingestellt habe, verleugnet diese Entwicklung.

Ich habe zwar einen (gekauften Spaß-) Doktortitel hier an der Wand hängen… aber Doktor bin ich nie gewesen, und seit der Sache mit der Bandscheibe hege ich eine heimliche Verachtung gegen (fast) alles, was sich Doktor oder Arzt schimpft. Ich habe in den letzten Jahren (!) oft gedacht: Ach Mensch, ich würd’s gern tippen, aber es passt echt nicht ins DokBlog. Dann so: Dann mach‘ ich halt einen Zweit-Blog auf, Profi-Chris Heil und so. Dann wieder so: Was für ’ne dämliche Idee wär das denn? …nicht noch ne bescheuerte Maske, ey. 

Mein Name ist Chris Heil.

Nicht Doc, nicht Doc Heilemann, nicht Doktor Heilemann (Der Ursprung dieses Namens? Ein Pornodasteller der 80er Jahre – soviel dazu….). Und außerdem hab‘ eh nur ’n Fachabi, Freunde ;)

Chris Heil.

Die Türe Doktorsblog lass ich dennoch für den Moment noch einen Spalt offen. Das mag meiner Maskentheorie widersprechen, ein Chris für alle und so, hier gilt für mich: Der Weg ist das Ziel. Es kann also sein, dass ihr hier in vier Wochen nur noch einen Re-Direct auf chrisheil.de finden werdet. Möglich ist aber auch der fieseste Polit-Rant aller Zeiten (unwahrscheinlich, da ich sehr viel unpolitischer bin, als zb 2012 noch; meine Meinungen dazu nicht mehr so sehr in die Öffentlichkeit trage), der Fokus liegt aber ab Morgen ganz klar auf dem neuen Blog.

Ich sagte einst: Der Idealismus sollte mit dem Alter nicht abnehmen (oder so ähnlich). Und das tut er auch nicht – auch wenn das nach außen hin vielleicht anders wirken mag; so ein Blog betreibt man ja in erster Linie aus idealistischen Gründen… Ein Blog (nach meiner Definition) ist auch immer ein Ego-Dings. Und daher tippe ich auch heute wieder – und vielleicht zum letzten mal an dieser Stelle – was mir durch den Kopf geht. Ohne Rücksicht auf Verluste (die wird es mit der Umstellung geben, das ist mir glasklar…). Im neuen Blog wird es konservativer zugehen. Denn: Ich denke und handele sehr viel konservativer als vor Jahren noch. Und mit konservativ meine ich nicht CDU-konservativ. Schaut man sich den Begriff mal in aller Ruhe an (und das tat ich, ich schwör’s…), wirkt der gar nicht mal so schrecklich verkehrt.

Als politische Strömung formiert sich konservatives Gedankengut erstmals beispielhaft in der Frühen Neuzeit, im politischen Kampf der Stände gegen den Machtanspruch des frühmodernen absolutistischen Staates. 

Ist das so weit weg von meinen Überzeugungen, meiner Motivation, mich der Welt mittels Blog zu erklären? Keinesfalls. Vertiefen möchte ich dieses Politikum aber hier nicht; es geht mir auch eher um den Lebenswandel, als um Politik. Ich fang jetzt auch nicht an mit das Leben geht weiter, oder der Optimist sieht ein volles Glas, der Miesmacher ein Leeres, – das ist Müll, denn alle wissen es längst: Das Glas ist zugleich halb voll und halb leerDer Inhalt des Gefäßes beträgt 50% Wasser und 50% Luft. Ich mag Wissenschaft. Und auch die wird Thema im neuen Blog sein.

Vielleicht abschließend noch was zur Content-Strategie (ich setzt euch Stammlesern dieses Wording ganz bewusst vor; gewöhnt euch dran) des neuen Blogs: Anarchie wird es dort auch geben, jedoch eher im Kontext Werbung und Kommunikation, denn im Kontext Weltverbesserung. Musik, Kunst, Film,…grob Kultur ebenso, weil sie mir als grundsätzliche Inspiration dient. Eigentlich will ich dort drüben all‘ das verbloggen, was ich auch her verbloggt hätte. Nur etwas… wie sagt man: Erwachsener? Mmmh. Gereifter? Vielleicht. Vernünftiger? Keinesfalls. Sagen wir:

Die Themen werden beruflicher sein. Weil ich mich dazu berufen fühle. Von mir selbst.

Das Blog steht schon, ich packe im Laufe der Woche einiges an Inhalten rüber, damit es nicht so leer wirkt; am Design selbst wird auch minimal geschraubt. Die Frequenz wird gemütlich sein, aber das kennt ihr ja von hier nicht anders. Achtung: Auf der Seite wird gesiezt, im Blog bleibe ich aber beim Du. Kundschaft und Maske und so. Ihr wisst schon.

Am wortwörtlichen Ende bleibt mir zu sagen:

Danke euch allen!

Die zehn Jahre Doktorsblog haben mir unbeschreiblichen Spaß gemacht und wären ohne euch und eure Beteiligung nur halb so schön gewesen. Ich habe euch alle immer als „ganz besonderes Publikum“ empfunden. Ich hab‘ mich ja nicht selten in den Kommentarspalten anderer Blogs rumgetrieben; hatte also viele Vergleichsmöglichkeiten…(die armen ey^^)  Es klingt profan, aber genau so passt es: Ich konnte mein Glück zeitweise kaum fassen, kann es noch nicht! All‘ die Inspiration und Gedanken! Kann ich nicht in Worte fassen (sonst heul‘ ich hier gleich Rotz und Wasser!).

Eine Zahl dazu: Auf 3.745 Artikel kommen 10.711 Kommentare, meine sind da schon ausgenommen. Das wart alles ihr. Ihr Irren! ;) Unfassbar. Sagte ich ja bereits. Trotzdem noch mal:

Ihr seid die Geilsten. Ich Danke euch von Herzen. Es war ’ne wilde Reise und mir ein Ehre, euch an Bord gehabt zu haben.

Ich freue mich über Jeden und Jede, und alles dazwischen, die ich drüben dann in den Kommentaren entdecken werde.

Wenn an dieser Stelle wer abspringt: Versteh ich gut, lass mir deinen Hate gerne in den Kommentaren, ich werd’s über lesen leben.

So Freunde. That’s it. Ich zieh‘ meinen Hut vor euch!

Man sieht sich und liest sich und sowas alles!

Bis dahin gilt: Liebt euch <3,

1

…und danke für den Fisch!

 

UPDATE 2018: ALLE Kommentare und Kommentarfelder wurden aufgrund der DSGVO (erstmal) komplett „gelöscht“ / deaktiviert.

Drummer bekommt dritten Arm

Meine These steht: Um das Jahr 2020 wird es die ersten freiwilligen Enhancer-Amputationen geben: Nordic-Walker mit fix installierten Stöcken, Drummer mit vier Armen, Leichtathleten mit verbesserten Sprunggelenken. Es wird erst die Extremitäten betreffen, dann Dinge wie Augen und Hirne, anschließend geht es unter die Haut und du weißt dann nicht mehr, was genau dich da eigentlich gerade anguckt.

Ich freu‘ mich drauf.

  • Danke @Micha!

„Dystopia“: Premiere am 17.02 auf der Genrenale in Berlin

Vor knapp drei Jahren hatte ich über das kollaborative / UGC-Cyberpunk-Filmprojekt Dystopia berichtet. Hier. Theresa (Community-Lady, bei denen) schreibt mir gerade:

Am 17. Februar feiert „Dystopia“ auf der Genrenale in Berlin Premiere! Die Filme sind dann zeitgleich auch unter www.create-dystopia.org zu finden. Szenenmodule, Sounds, Musik und das gesamte Rohmaterial stehen bereits jetzt zum Download unter Creative Commons Linzenz bereit.

Wisster Bescheid. Ich kriege auch ’ne Vorab-Fassung, die ich euch dann hier mal reviewe. Hier noch mal der Trailer (schon was älter), drunter dann die üblichen Links; das Review folgt, wenn ich den Film hier im Heimkino geguckt habe.

backslash.cc

Backslash is an art/design project to promote need for debate surrounding the role of technology in protests. But all the devices are real and fully functional. We use current existing technology and modified them for a specific need.

Ich steh‘ drauf:

Unbenannt

Der Künstler sagt:

Oliveira says many devices were inspired by stories from friends who had participated in the 2013 Gezi Park uprising in Istanbul, Turkey, and in Hong Kong’s 2014 Umbrella Revolution. They’re also based on his own experiences in his native Brazil during the country’s 2013 “Vinegar Revolt,” which began as a response to rising public transportation costs but quickly expanded to tackle larger issues of political corruption.

Website:

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