science and fiction

Warum ich 500 Jahre alt werden will

Warum ich 500 Jahre alt werden will! ist eigentlich die falsche Headline für diesen kurzen Artikel. In dem Video geht es aber tatsächlich um ein ähnliches Thema: Was wir alles verpassen, weil wir sterben werden. Müssen. Dings. 

Einige Sätze dazu bzw. zunächst mal eine Frage: Schreckt euch diese US-artige Art der Futurologie / des Transhumanismus, oder ist das ok für euch?

Immer wenn ich anfange vom Transhumanismus zu sprechen, erzähle ich den Menschen dann auch oft, dass 500 Jahre so 'ne Lebenspanne wär', die ich gut aushalten könnte. Je nach Gesprächspartner erfahre ich dann entweder Kopfschütteln und Unverständnis (meist von religiösen Menschen) oder aber Interesse und Zustimmung (meist von aufgeklärten Menschen) (Ausnahmen bestätigen die Regel). In einer Diskussionsrunde ging es mal um ein ähnliches Thema: Wann würdest du gern leben und wie lange? Mein Buddy Max meinte, er würde gern in der mittleren Trias (also vor etwa 245 Millionen Jahren) leben, um einmal eine Erde ohne Menschen zu sehen. Ich dachte so: Jau, das wäre was! Dann dachte ich: Nee, lieber 500 Jahre in die Zukunft, da gibt es auch keine Menschen mehr; ich kann aber dann möglicherweise mal zum Saturn fliegen (?). Was ich sagen will: 80 Jahre sind mir zu knapp; allerdings bilde ich mir nicht ein, dass es anders / besser laufen wird als bisher. Falls doch…freue ich mich auf all' die Dinge, die der Zukunftsbekloppte hier oben in dem Video so aufzählt.​

Kurzfilm: Thousandth Street

Yeay. Was'n los heute? Seit Tagen nur Sommerlöcher im Feedreader und heute dann gleich zwei cyberpunkige Kurzfilme? Gute Sache. Jedenfalls, hier: Thousandth Street! Woho, was ist das ein bladerrunneresques Stück Film. Richtig gut. Die Musik, das Neon, der Regen….müsst ihr sehen! Schön langsam geht der Film voran, es gibt 'ne Schiesserei und sogar einen Mann mit Hut. Irre gut. Das reimt sich. Übrigens.

Eine Story gibt es nicht. Oder ich hab' was verpasst.. 

Gemacht habe den Film die hier:

  • Direktor : Alexis AMANT – Jérémy NGUYEN – Ghali OUAZZANY – Maxime SERVOISE
  • Image / Image : Alexis AMANT – Jérémy NGUYEN – Ghali OUAZZANY – Maxime SERVOISE
  • Musik/ Soundtrack: Perturbator
  • Sound editor : Theo HOURBEIGT​

‚Sorry, Ray‘! Oder: Ein Lanzenbruch für die Philosophie des Transhumanismus

Kurzweil

Wie langjährige Leser dieses Weblogs mitbekommen haben könnten, pflege ich meine ambivalente Hassliebe zu Herrn Ray Kurzweil  in unregelmäßigen Abständen in Form von despektierlichen Blogartikeln. Gerade in letzter Zeit habe ich a) mit meiner Lieblingsfreundin und Nachbarin als auch b) mit zwei neuen Menschen in meinem (Online-)Leben das Themenfeld Transhumanismus mal wieder neu beackert.

Neu beackert, ausgeleuchtet und als nach wie vor ultraspannend deklariert. Bei all' den bösartigen und humorbefreiten Artikel zu dem Thema ist es nun für mich (mal kurz) an der Zeit, auch die Ernsthaftigkeit dieser Philosophie anzuerkennen (Ja, ich deklariere den Transhumanismus als philosophische Denkrichtung; alles andere halte ich – mittlerweile – für überzogen). Ich möchte also nun – frei von jeglicher Satire – mal 'ne Lanze für den Transhumanismus – als auch für eine seiner Lichtgestalten – brechen: Für den Ray nämlich. ​

Oft wird man ja mit großen Augen beäugt, wenn man von der Möglichkeit der Unsterblichkeit spricht , über Kryonik und Cyborgs philosophiert oder über Biohacking am eigenen Penis Körper referiert. Um all' diesen Ungläubigen Skeptikern mal eine These entgegenzuwerfen, dachte ich, ich könnte ja mal mit dem Stilmittel des Vergleiches aufschlagen. 

So gut wie alle großen Vordenker, Revolutionäre und Helden der Geschichte wurden (zu Lebzeiten) für wahnsinnig erklärt. Weil sie mit ihren Ideen, Thesen und Forschungsarbeiten das bis dato vorherrschende Weltbild nicht nur in Frage stellten, sondern – wie Thor mit seinem Hammer -, in Tausende kleine Einzelteile zertrümmerten. Immer flankiert von einem Tabubruch, wie wir ihn uns heute kaum noch vorstellen können.

Können wir nicht? Doch! Können wir. Denn: Wir haben auch in der heutigen Zeit einen Kopernikus, einen Darwin, den wir für verrückt erklären können. Wenn wir das denn wollen. Sein Name ist Ray Kurzweil und er verneint den Tot.

Eigentlich fallen mir persönlich nur zwei Schwergewicht der Geschichte ein, die ein ähnliches Weltbild-Gewitter auslösten, wie es Ray Kurzweil schafft. Bzw. vielleicht schaffen könnte. Die beiden eben erwähnten nähmlich: Darwin und Kopernikus. Im Gegensatz zu diesen beiden droht Kurzweil allerdings immernoch die evolutionären Senke, in der er verschwinden wird, sollte er sein Ziel des ewigen Lebens nicht erreichen können. Dann wär' der nämlich neben den großen der Großen nur 'ne kleine billige Fußnote; und sonst gar nichts. Andererseits kann ich mir keine optimalere Besetzung an der Kampf-Gegen-den-Tod-Front vorstellen, als Herrn Kurzweil (Erfinder des Scanners, des Synthesizers, und des ersten Lesegerätes für Blinde). Daher hier nun also meine tabellarisch-gebrochene Lanze für die transhumanistischen Visionen Ideen des Herrn Kurzweil:

  • Kopernikus († 1543) -> Zersplatterte wie ein Sternenzerstörer das katholisch-geozentrische Weltbild des Ptolemäus mit der Idee, dass unsere Erde bei weitem nicht das Zentrum des Universums sei. Seine Idee schlug ein wie eine Bombe, wurde bis heute stetig erweitert. Auch wenn sie sich aus heutiger Sicht als zu kurz gedacht darstellt, spüren wir das Nachbeben dieser Erkenntnis bis heute.
  • Darwin († 1882) -> Trat viele Ideen und Ansätze aus den Bereichen Theologie, Philosophie und Soziologie mit seiner These der Evolutionstheorie in die Tonne. Freud bezeichnete diese Theorie später als eine der Kränkungen der Eigenliebe der Menschheit. Soviel dazu. 
  • Kurzweil († kein Todesdatum. Auch nicht in der Zukunft) -> Schockt die (unaufgeklärte) Welt derzeit mit Zukunftsphantastereien, die vom ewigen Leben handeln, als auch mit der Idee, längst verstorbene Menschen wieder ins Leben zurückführen zu wollen (seinen Vater)

Was ich damit sagen will: Die Welt als Mittelpunkt des Universums galt als Non plus ultra. Das wir gemeinsame Vorfahren mit dem Gorilla haben, sprengte das Weltverständnis von Millionen Menschen. Beide Ideen und Thesen sind heute aber keine Ideen und Thesen mehr, sondern anerkannte, faktische Wissenschaft (wer das bezweifelt möge beten. Für sich selbst). Was spricht nun also dagegen, Herrn Kurzweil für voll zu nehmen und seine Idee der Unsterblichkeit als eine Option von vielen Möglichkeiten anzuerkennen? Aus meiner Sicht: Nicht soviel. Auch die Flugzeug-Gebrüder Wright wurden anfangs ob ihrer gotteslästerlichen Vision vom Fliegen belächelt. Und behielten recht. Bis heute.

Fazit: Kurzweil ist ein Visionär, Erfinder und Zukunftsmensch, dem ich – nachdem ich alle meine bereits verfassten Artikel zu ihm und seinen Thesen quer gelesen habe – nun doch mit etwas weniger Sarkasmus – dafür mit mehr Objektivismus – entgegentreten möchte. Denn wenn dieser Satz von ihm zutrifft…

The Singularity Is Near: When Humans Transcend Biology

…möchte ich mir nicht nachsagen lassen, dass ich über den Mann, der Gott endgültig – und nicht so Billo-Nietzsche-Like – sterben ließ, gelacht hätte. 

PS: Wer seine Doku Transcendent Man​ noch nie gesehen hat: Hier ist sie. (Warum die YouTube-Videolink-URL die beiden Buchstaben K und I verhältnismäßig oft beinhaltet… frage ich mich jetzt besser nicht. Reiner Zufall. Nehme ich an….) 

‚We Are Already Cyborgs‘

Der gute Jason hat schon recht, mit (fast) allem, was der das so von sich gibt. Warum das aber mit so 'ner Geschwindigkeit präsentiert werden muss, das weiß wahrscheinlich nur sein transhumanistisches Ich aus der Zukunft. Der Vollständigkeit halber hier unten drunter noch zwei weitere Jason-auf-Speed-Videos. Und zwar zu den Themen Radikale Offenheit und Sterblichkeit.: 

Kurzfilm: ABE (böser Roboter!)

Manuel hatte gestern einen recht unheimlichen Kurzfilm verbloggt, der thematisch irgendwie ganz gut zu dem hier oben passt. Wobei der hier eher die philosophische Linie fährt. Unter uns: Was stellen dieses scheiss Roboter sich eigentlich immer so an? Zu wenig Menschenliebe abgekriegt, oder wie was wie? Und dann noch so blöde Augen machen, ey, das haben wir gerne. Am allerunheimlichtsten finde ich aber weder die Bot-Augen, noch die Szene mit dem Blut. So wie der Roboter quietscht!!! … das macht mir Angst!

Cyborg hört Farben

Persönlich war ich nicht auf der re:publica anwesend, habe mir aber viele der Vorträge im offiziellen YouTube-Channel angesehen. Thematisch war da jetzt nicht soooo viel dabei, was ich umgehauen hat. Die vom René hochgeschätze Kate Darling mit ihrem Speech über Robot-Ethik fand ich tatsächlich eher ermüdend; da war nicht ein Gedanke oder Ansatz dabei, der für mich neu war. Schade, lies doch der Titel ihre Vortrages auf einiges hoffen. Das Menschen sich scheisse fühlen, wenn sie einen Pleo zerhacken sollen, war mir vorher klar; und warum das so ist, auch.

Ganz anders dagegen die beiden Sessions des ersten offizielle Cyborgs der Welt: Neil Harbisson. Offizieller Cyborg, weil: 

Als Neil Harbisson 2004 seinen Pass erneuern wollte, wurde ihm von den britischen Behörden mitgeteilt, dass das nicht möglich wäre, da er auf seinem Passfoto mit einem elektronischen Gerät zu sehen war und dies nicht erlaubt wäre.[20] Harbissons Argument, dass das elektronische Gerät als Teil seiner selbst angesehen werden sollte wurde abgelehnt.[21] Daraufhin suchte Neil die Unterstützung seines Arztes, und Mitglieder der Universität, wo er studiert hatte. Sie alle schicken Briefe an die zugehörige Behörde und verteidigten Neils Fall. Nach wochenlanger Korrespondenz, akzeptierte die Regierung das Eyeborg als ein Teil von Neils Körpers und ließ ihn auf dem Bild seines Reisepasses mit dem elektronischen Auge erscheinen.[22] Somit wurde Neil Harbisson zum ersten Mal von einer Regierung als Cyborg anerkannt (wiki

Das elektronische Gerät von dem die Rede ist, nennt sich Eyeborg und ermöglicht dem farbenblinden Neil die Farben die er nicht sieht, wenigstens hören zu können.

Das Eyeborg ist eine Erfindung, die Harbisson am Kopf trägt und ihm ermöglicht Farben zu erkennen.[17] Es besteht aus einem Farbsensor, der neben dem Auge angebracht ist, die fokussierte Farbe wird durch einen Sensor wahrgenommen und zu einem am Kopf installierten Chip gesendet, dort werden die Farbfrequenzen in hörbare Frequenzen umgewandelt und ermöglicht Harbisson die Farbe zu interpretieren (wiki)

​Schon irre, wie der davon erzählt, dass er für sein drittes Auge seinen eigenen Blutkreislauf nutz, um das Teil mit Energie zu versorgen und es so nicht mehr an ’nen USB muss. Zu dieser Erweiterung des Körpers kann sich Herr Harbisson auch gut vorstellen, dass wir in 10 Jahren alle Schwänze haben, mit denen wir besser wahrnehmen können, was gerade hinter uns passiert. Ich kann das übrigens auch, und werde in den nächsten 10 Jahren meine erste Modifikation vornehmen lassen. Ich schwanke da noch zwischen einem magnetischem Implantat für den kleinen Finger und einem LED-Tattoo. Vielleicht wird es auch beides, mal sehen.

Jedenfalls: Irre spannend und unterhaltsam, dieser Vortrag von Neil Harbisson und seiner Spielplatz-Freundin Moon Ribas.