umzug

Alive! Trecker, Umsiedlung, und das Bunte Leben…


Ich war heute Trecker fahren. Soweit, so sensationell. Trotzdem,…irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich was zu erzählen habe. Es ist weniger das Pflichtgefühl gegenüber meiner untreuen Leserschaft oder den Blogroll/Web2.0/Messaging und E-Mail-Bekanntschaften; eher treibt mich die Motivation wenigstens einen kleinen Teil meiner Welt mal in Worte zu verpacken, zu verkleiden, zu verbrasseln.

Es wäre möglich, dass der gemeine nixwissende Doktorsblogleser den Eindruck bekommen hat, dass etwas mit mir nicht stimmt. Richtig! …mit mir stimmt so einiges nicht; nix neues; nichts womit ich nicht schon vor meinem Blog-Break die Welt terrorisiert hätte.

Trotzdem: Einen kleinen Teil meiner Weltherrschaftspläne möchte ich mit euch teilen:

Ich ziehe um!

So gut wie raus aus dem Sprawl!

Was mich bewegt ist folgendes: Meine Wurzeln liegen wahrscheinlich noch unter römischen Trümmern irgendwo in Köln vergraben, und sind dort auf ewig (!?) mit Mutter Erde verwurzelt. "He bin ich jebore, he will ich sterve"… Quatsch, natürlich. Ich bin ein freier Mensch, und möchte mein Glück nicht an Lokalitäten festnageln lassen!

Dies ist leicht gesagt.
Und schwer umzusetzen.
Für mich.

Ich liebe den Duft von Ganja, den Mief vom XXL-Döner und den Geruch der Elektrostaubwolke der 23. Baustelle vor meiner Haustüre. Die bohren da gerade das neueste UltrahighspeedMonsterGlasfaserkabel mit 12.000000 Mbit (ca. 18km  Durchmesser, geht man nach dem Krach den die Verlegung verursacht) in den Sprawlboden. Es riecht nach Elektrizität.
-Lecker. Ehrlich!
Vom persischen Supermarkt weht der Hauch einer unbekannten Gewürzmischung hinüber. Ich mag auch diesen. Ich mag das Stinken des Veedels (Viertels), und den Asphalt der im Sommer nach dunklem Gammel riecht.
-Ich liebe das Großstadtaroma.
Und hasse es.


Vom Sound fange ich gar nicht erst an; verweise einfach… auf einen Beitrag zum Thema Großstadt/Sprawl-Sound den ich mal hier getippselt habe …..und jetzt nicht mehr finde und ihn auch deshalb gar nicht verlinken kann und somit beißt sich dieser Satz schon das zweite Mal in den eigenen digitalen Schwanz.

(Update: Danke "KrKr", der SprawlSoundText findet sich hier)

Kurzum: Das Rattern der Bahngleise ist für mich ein beruhigendes Geräusch. Mit dem ich aufgewachsen bin. Zumindest ab meinem 15. Lebensjahr. (Davor lebte ich zwar nicht mitten in der Stadt, aber eben auch nicht komplett auf dem Land. Kölner Norden halt,…schöne Gegend!) Das Rauschen der Stadt, die rumprotz mit all ihren beschleunigten Menschen die Krach machen;….dieses Rauschen inspiriert mich, hält mich, und hängt auch irgendwie eng mit meinen futurologischen
Fantastereien zusammen. Ich mag das urbane Leben und die dadurch hervorgebrachten Geräusche und Soundkulissen.  -Ich liebe den Großstadtsound.
Und hasse ihn.

Von den visuellen Eindrücken erzähle ich nun auch nicht; meine Affinität zur Streetart und metropolistischer Kunst im allgemeinen habe ich wohl fast schon zu oft zum Ausdruck gebracht.( !?)
-Ich liebe die kolorierte Großstadtkulisse.
Und hasse sie.

Ich erinnere mich an einen Beitrag von Gabriel. Der Text fängt die Stimmung des Sprawl-Feelings recht gut ein.
Diesen meine ich.
-Ich liebe es.
Und hasse es.

Was will ich sagen? Ich ziehe auf’s Land. Vor Köln. 20-30km weg vom Stadtzentrum. Nicht heute, nicht morgen, und auch nicht in der nächsten Woche. Allerdings vielleicht noch in diesem Jahr. Oder im nächsten. Oder übernächsten.

Ich mag die urbanisierte Welt in der ich mich bewege; das habe ich weiter oben im Text zu genüge ausformuliert. Ich mag das wöchentliche Koch-Meeting mit meinen Freunden, und den Sonntagnachmittagsbrunch hier um die Ecke. Was ich aber noch viel mehr mag, ist ein langes, erfülltes und glückliches Leben. Und dazu -so mein Empfinden-, brauche ich Luft  und Raum zum atmen. Diesen finde ich nicht (mehr) in der Stadt. Spaziergänge durch die vermüllten Kölner Sprawlparks geben mir nicht mehr viel. Außer die Idee in ein Paradies umzusiedeln welches sich knapp hinter der Kölner Stadtgrenze befindet: Das Bergische -und Oberbergische Land vor Köln.
Das Outland, sozusagen. Die verbotene Zone für alle Großstadtkids 2.0.

Zurück zum Oldtimertreckertreffen: (Wo übrigens ein bekannter RTL-Komiker mitgefahren ist. Diesen möchte ich aus Gründen der Privatsphäre nicht namentlich erwähnen. Nur soviel: Der Trecker-Club nennt sich: Treckerclub-Töff Töff-Linde. Wer mehr Infos braucht, der findet die auch.) Ich bin selber einen alten (ca. 1965) Trecker gefahren. Ich habe das Gefühl, dass mir Treckerfahren und Kräuter pflanzen zukünftig mehr geben wird, als die wilden SprawlClubs, Kochsessions mit Freunden und die beschleunigte Atmosphäre der City es könnte. (die erwähnten Freunde sind im wahrsten Sinne des Wortes die letzten knapp 15 Jahre zu meiner Familie geworden; daher tat und tue ich mich eben so schwer mit der künftigen räumlichen Distanz von knapp 25 km. Auch vergrößert sich der versprochenermaßen ausschließlich räumliche Abstand zu meiner Mutter und Ihrem Mann, was das Ganze natürlich nicht einfacher macht. Aber auch eben nicht viel schwerer. Mutter: Wir sehen uns dann öfters als wenn ich hier bleib‘. Versprochen!)
CC-Flickr/hardo/Bergischer Wasserfall
Ich hab’s durch: Clubbing, Trips, Feiern bis zum Umfallen. Graffiti und wildes davonlaufen vor (DB-) Beamten. Ich kenne die 3 besten Dönerbuden der Stadt, weiß ziemlich genau welcher Metzger Menschenfleisch -und welcher echtes Rind verkauft. Ich kenne heute noch sämtliche S-Bahn-Strecken so gut wie auswendig. Ich bin durch mit dem Berufsverkehr und habe jetzt einige Zeit den Blick auf den Colonius (Fernsehturm) genossen.

Ich liebte es.
Und hasste es.

Jetzt ist es Zeit für etwas anderes. Etwas Neues.

Wie, so frage ich mich, wie soll ich Worte für das finden was ich eigentlich sagen will, wenn nicht mal Richard Dawkins in seinem Buch "Gotteswahn" die richtigen Worte findet!? Ich könnte sowas schreiben wie: Die Evolution lässt mich gemütlicher, ruhesuchender, familiärer und generell entspannter werden.
Auch könnte ich sowas schreiben wie: Gott schickt mich aufs Land, weg vom Beton, Aerosol und Fast Food, hin zu Kirschblüten und Kuhwiesen. Ich könnte schreiben dass ich alt werde.
Unmöglich jedoch, dies zu sagen.

"Ich werde älter"; so muss es wohl heißen.

Ich glaube dass meine Faszination -betreffend aller Interessen die sich in diesem Weblog wiederfinden- nicht nachlässt und durch einen permanenten physikalischen Wechsel des Aufenthaltsortes meiner "Fleischtasche" sogar noch expandieren könnte. Ich sehe mich sozusagen auf einer grünen Wiese (mit W-Lan!) sitzen; den Blick in Richtung  Rhein-Megaplex gerichtet, sinnierend über die Anfänge der Urbanisierung im 17. Jahrhundert. Grübelnd sitze ich dort und  frage mich aus welchen Gründen Menschen wohl Kreuze an die Waldwege stellen -und keine GlasfaserConnectedInfoPoints-, und ob das Ganze Gedöns dann auch noch irgendwie mit mir zusammenhängt.

Meine Resümee: Nehme ich unsere wunderschöne kirchliche Hochzeit, addiere obendrauf meine neuesten literarisch erworbenen Erkenntnisse ("Gotteswahn und "Xenozid"), stelle Gegenüber die Idee des modernen urbanen kommunikationsgefickten Menschenaffens und meine ..ehm… Bedenken betreffend der Umsiedlung in ein weniger bevölkertes Gebiet der schönen deutschen Republik, komme ich zu folgendem Ergebnis:

Das Leben ist bunt.

und:
Ich glaube nicht an den/einen persönlichen gedankenlesenden Übergott. Auch nicht an das allgemein gültige Schicksal, welches mich zu diesen wirren Gedankenverknüpfungen führt.
Ich glaube daran, dass mein Magen knurrt und ich Hunger habe. (Oder: Ich merke das ich in der Stadtluft ersticke; und wäre noch glücklicher mit eigenem Kräutergarten)  -Ebenso an das Gefühl, welches sich während der Mahlzeit (mit lieben Menschen!) und dem anschließenden Kaffee einstellt:

Glücklich sein. (Hu, ihr seht schon, wirre Dinge gehen vor sich, im Kopf des Dok’s…)
(Ein Bild einer typischen bergischen Kaffeetafel, mit allem "Dröm on Dran" inkl. der berühmten "Dröppelminna".)
…und wenn es dann noch ein so zufrieden dreinschauendes Kalb vom Land ist, welches in meinen Magensäuren zersetzt wird  -ey, so ist das mit dem Leben- ;umso schöner.


Echt komisch, mit mir, was? Privates fand hier selten Einzug; kaum habe ich ein paar Tage Leerlauf, nehme ich eine andere Perspektive meiner Selbst war und kotze die Netzgemeinde mit grausamen halbgaren persönlichen Weisheiten voll.

Schön, nicht?

Klar, dies hier war nur ein Auszug aus all den Zukunftsideen die mir/uns derzeit im Kopf herumspuken; und nur ein Grund warum hier derzeit nichts los ist. Andere Gründe, wie weitere private Veränderungen, das derzeitige rumgezicke  der Top-Blogger, das persönliche Gefühl das sich Blogging irgendwie mit "Revolution/Umwälzung/Veränderung" verknüpfen lässt -welches mir irgendwie etwas Abhanden gekommen ist! -, die abgemagerte (ich nenns mal:) Schreibgeilheit ,…all diese Gründe führe ich jetzt nicht weiter aus; die spare ich mir auf…. Naja, vielleicht sieht mir der/die eine oder andere ja doch etwas nach, das ich den Feedreader derzeit nicht mehr allzu regelmäßig füttere….

*Sortiermodus: Process running*

Es operierte Sie an dieser Stelle, vorläufig -aber nicht endgültig-
Der Doktor, der die Trecker mag.