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Mein Social Media Setup


Der liebe Karsten hat drüben bei sich eine echt nette Aktion gestartet: Er will wissen, wie unser Social Media-Setup den so aussieht. Karsten und ich hatten auf unserem Kreta-Trip schon mal kurz darüber philosophiert, wie verschieden denn die Leute so Social Media nutzen. In dem kurzen Gespräch meinte Karsten (wenn ich mich recht entsinne), dass er Twitter schon recht weit oben einsortiert. Und das sagt ein Blogger, dachte ich. Eigentlich ist das aber gar nicht so verwunderlich: So verschieden die Menschen, so verschieden ihre Kanäle und ihr jeweiliger Output. Bunte Welt, farbiges Web, so muss das.

Ich find's absolut faszinierend, zu erfahren, was die Leute so mit dem neuen Web (wtf) anstellen. Und vor allem: Wie sie das tun. 

Ich self-tracke, also bin ich.


(Bild mit GPS-Tracking-Kunst von hier: anttilaitinen.com)

Mal ganz unter uns: Self-Tracking-App. Wie klingt das für Euch? Bin ich hier der Misanthrop, weil ich dabei an Penisvergrößerung denken muss? Self-Tracking. Was für'n gigantisch-philosophisches Potenzial in dieser sonderbaren Wortkombination steckt. Man muss sich nur mal vorstellen, man verfolge sich selber (was das Prinzip der Self-TrackingApps ist). Man verfolge sich selber und optimiere seine Selbst-Verfolgung in soweit, dass man dabei abnimmt, seinen optimalen Schlafrhythmus findet und womöglich noch den besten Kinoplatz ergattert. Verrückt.

Mich faszinieren zwei Dinge an dem Thema. Einmal der simple Fakt, dass diese (und andere) neuartige Technologien langsam aber stetig in alle Bereiche unseres Lebens vordringen. Diese Evolution beobachte ich seit jeher gespannt und bin immer wieder verblüfft, was der Mensch doch alles so zusammenschrauben kann. Zum Anderen ist es das Marketing hinter den hunderten (!) von Self-TrackingApp-Anbietern.  

…da steht dann auf der Website eines Schlaf-Tracking-App-Anbieters (WakeMate) sowas wir das hier: 

Together, the WakeMate® wristband and application help you wake up feeling refreshed. Our Wakelytics™ analytics platform optimizes your waking hours by automatically analyzing your sleep and illuminating personal habits that affect your sleep

Wir erinnern uns: Es ging um's Schlafen. Wo wir gerade bei Schlafen sind. Wie wäre es mit einem schmissigen Werbetext eines Wie-Gut-Bin-Ich-Im-Bett-Trackingapp für 1,99$? (lovevibesapp) Biddesehr:

It's surprising what you can tell by simply listening to vibrations. Our proprietary software uses three separate movement receptors to analyze your love making in real-time.

Professioneller Apps (bedposted) machen das aber nicht mit Vibrationsmessungen, sondern verlangen ein Einloggen unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr:

Simply log in after every time you have sex and fill out a few simple fields.

Man munkelt hinter vorgehaltener Hand, dass schon unschuldige ungeborene Kinder durch allgemeinen Tracking-Irrsinn mit Twitter (und schlimmeren Dingen) in Berührung gekommen sind. Mutmaßlich mittels einer Bauchbinde. Die tweetet nämlich, wenn das Baby die werdende Mutter tritt (kickbee)

The Kickbee is a device that updates Twitter when a baby kicks its mother from the womb.


(Bild: flickr/bistrosavage/cc)

Noch mal zurück zu meinem Anfangs erwähnten Gedanken. Penisvergößerung. Was bedeutet es eigentlich für mich (und wo wir gerade schon dabei sind:) und für die Welt, dass ich mir eine App (ego-app) auf mein Telefon laden kann, die die folgende Subline trägt: 

You' re important.

?

Muss ich mir diese Fragen überhaupt stellen? Kann das mal bitte jemand tracken? Ruft da doch mal einer an!

Im medizinischen oder sportlichen Bereich mögen solche Apps und Tools sicherlich wahre Wunder vollbringen (traut man den Marketeeren). Doch frage ich mich: Bin ich so wichtig? Ist überhaupt irgendwer so wichtig? Und wieso gibt es diese Sinnflut von Apps, wenn das alles nicht so wichtig ist?  

…die einzige wahre Self-Tracking-App ist ja auch eigentlich der Schrittzähler vom Asimo. Den habe ich nämlich mit der Hand bedient. 

...weitere Links und Auszüge zum Thema:

  • Sie schreibt alles auf, was ihren Körper betrifft. Sie notiert etwa, wie viel Wasser sie trinkt. Als Gesundheitsapostel möchte die 44-Jährige jedoch nicht bezeichnet werden. Sie betreibt das Selftracking schlicht, weil es ihr ein Gefühl von Sicherheit gibt. (http://www.nzz.ch)
  • Liste mir Hunderten Apps und Tools: quantifiedself.com
  • Artikel der NY-Times: The Data-Driven Life

flavors.me


Hab' gerade mal flavors.me ausprobiert. Das Teil importiert einige Daten von so einigen Diensten (Bei mir: Twitter, Facebook, RSS und YouTube). Für den schnellen "Ich-brauche-mal-eben-eine-Website"-Quickie ist das Dingens sicher ganz nett. Auf der Page des Dienstes gibt es auch ein Erklärbär-Video, was eigentlich alles vermittelt, was man mit flavors.me machen kann.

Nett. Brauchen tu' ich's aber nicht. Wer's auch mal testen will: Ich hab' noch 'nen Invite-Code. Oder zwei.

Für eine bessere Welt!

Das folgende Video (bzw. die Message darin) ist: Elitär, arrogant, unrealistisch, abgehoben, schwachsinnig, überheblich und sinnlos.
Das folgende Video (bzw. die Message darin) ist: Wegweisend, innovativ, interessant, bitter nötig, utopisch und phänomenal.

Das sind die beiden Meinungs-Strömungen, die ich in diversen (US-) Blogs und Foren aufgeschnappt habe. Meine persönliche Ansicht bewegt sich irgendwo zwischen den beiden Positionen; tatsächlich tendiere ich eher zum positiv gestimmten Lager.

Worum geht es? Jamais Cascio (der in diesen Tagen sein sicher hochinteressantes Buch "Hacking the earth" vorgestellt hat. Siehe oben.) spricht in einem Vortrag über den Fakt, dass "uns" schon längst (oder in naher Zukunft) alle "Tools" zur Verfügung stehen, um diesen unseren wunderbaren Planeten zu retten; zu verbessern; zu einem besseren Platz zu machen; whatever.  Jamais ist bei den verschiedensten Weltrettungs-Institutionen aktiv (Instit. f. Ethics and Emerging Technologies, Center f. Responsible Nanotechnology, etc). Sein ambitioniertestes Projekt scheint mir aber die Website worldchanging.com zu sein. Und ja: Der Name ist da Programm.

Nu‘ aber. Vorhang auf für Blumen die auf Landminen wachsen und das dann auch per Farbwahl anzeigen. Klingt komisch; isses aber gar nicht. Der Kerl ist mir neu und haut mich schlicht um, mit dem was er da erzählt:
Vielleicht kann man auch erst mal was wirksames gegen einen dicken Kopf erfinden, bevor man das Mobiltelefon als das größte Abenteuer seit der Mondlandung anpreist. Naja, das Wohle aller geht wohl vor. Aua.


Hier noch ein paar Links zum Text: