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Social Web-Fail: DRLIMA und Rügenwalder

Vorweg: Dieser Rant passt eigentlich schon wieder besser in mein angedachtes Business-Blog auf chrisheil.de. Ich komm‘ nur zu nix, und solange da nix vorzeigbares steht, tippe ich mein hasserfülltes Fachwissen halt hier rein. Kommt Zeit, kommt Blog.

Vorweg #2: Der besagte Blogger kommt hier nicht gut weg. Das tut mir beim zweiten drüberlesen nun etwas leid. Nimm’s sportlich, Kollege, mein Ranting geht eher gen Rügenwald.

Nun aber:

Ich übe meinen Beruf nun viele Jahre aus. Und immer wenn ich Mist gebaut habe, habe ich anschließend am allermeisten gelernt. Meine Workshops und Lehrtätigkeiten haben viele FAIL-Elemente, ich rede gerne von Worst-Case-Szenarios, – weil Best-Case können ’se ja eh schon alle. Natürlich beleuchtet man auch gute Ideen und Prozesse die Sinn ergeben. Zur Auflockerung – aber auch für ein echtes Learning – tun es ab und zu aber falsch gedachte Dinge die man eindeutig besser denken / machen kann auch ganz hervorragend.

Heute im Programm: Das Blog DRLIMA, und die Marke Rügenwalder Mühle.

Das Geschilderte bröselt einige (Marketing?-)Prozesse auf, wirft einen Blick auf Aspekte der modernen (aber nicht zeitgemäßen!) Kommunikationstechniken; darf aber auch als Synonym für asoziale Kommunikation und Missbrauch von Medienkultur verstanden werden. Die Headline dieses Artikels könnte also auch so lauten:

Wie irgendein Blöd-Blogger sich von irgendeinem Blöd-Werber von irgendeiner Blöd-Marke verkapitalisieren lässt und damit nicht nur das Image des Blog – sondern auch das der Marke beschädigt.

Nur wäre die Headline dann zu lang. Und polemisch noch dazu. Auch würde sie nur die halbe Wahrheit transportieren: Als Blogger liegt es nahe, den Blogger zu kritisieren, der mir meine arbeistalltägliche Routine mit Mail-Spam vergeigt und dem ich dafür am liebsten… Nun ja. Viel mehr Wahrheit – oder Weisheit – liegt aber in diesem Falle darin, jetzt mal die Marke – oder die Agentur (?) hinter der Marke – anzupissen. – Das mache ich nun mal kurz, dann gehen wir in die Analyse und haben Spaß mit 1.000 Fails in der Markenkommuniktion einer Wurstmarke.

Ey! Rügenwalder! Habt ihr da bei euch im Marketing einen von diesen ominösen Master of Professional Media Creation-Menschen ’nen Knopf drücken lassen? (Die sind maximal 30 Jahre alt, die ersten ihrer Art, und können oft nix dafür – außer sie waren meine Studenten!) Ist euch echt alles Wurst? Was’n los da? Jesses! Wär‘ ich eure Oberwurst, ich würde ja… etc etc.

Die Elemente der Worst-Case-Wurst-Analyse

  • Die Wurst / Eine Wurstmarke (glaube ich)
  • DRLIMA: Ein (altbekannter) Blogger
  • Storify: Ein Social Web-Tool
  • Mein Outlook

Die einzelnen Elemente werden nun erklärt, dann wird der Prozess eröffnet.

Die WurstRügenwalder! Das lese ich plötzlich in meinem Posteingang. Ich denke an eine eher fiese Stimme im Radio… und an …Gesichtswurst! Verwirrung setzt ein. – Wie kommt die Wurst denn jetzt in mein Outlook?

DRLIMA: Neben der steht Wurst steht der Name Dr.Lima. Da geht mir ein Licht auf! Das mir bekannte Blog DRLIMA ist gemeint! Plötzlich geht das Licht wieder aus….das ist doch der Willy, denke ich! Die Verwirrung ist zurück.

Storify: Neben der Wurst, und dem Willy (kennt‘ wer den Wurst-Willy am Ring? Supergeile Kringelburger!) steht dann noch: Storify! Ich denke: Ahhh…ja, da hatte ich mich neulich mal angemeldet. Weil… Weil… Wurst!

Mein Outlook: Meine armes Outlook, welches eben diese Mail empfangen musste, lenkt meinen Blick ganz klar auf einen Link: Der einzige, der mir klickbar erscheint, ist der, der auf das Impressum von Wurstwilly Rügenwalder verweist.

Klingt komisch, ist aber so:

Unbenannt

Das wären die FAIL-Elemente. Und nun brösele ich euch meine analytischen Gedanken zu dem Prozess mal auf. Bitte bedenken: Nicht jeder Endverbraucher hat eine fachliche Sichtweise auf solche, öhm, Vorkommnisse, viele bekommen sowas und sind dann einfach nur total genervt. Bei mir hielt es sich die Wage: Genervt sein vs. fachliches Interesse an Fails meiner Branche. Dennoch versuche ich einige Endkonsument-Gedanken mit aufzunehmen. Los geht’s:

  1. Noch ’ne Mail! Uff. Ok…. WHAT? Teewurst, RadioFail, Willy, …und die Mühle hat ja Würste als Propeller, ey, das ist ja witzig, was für’n Scheiss, na klickste mal! 
  2. Ich klicke auf den plausiblen erscheinenden Link und lande hier:

imp

3. Öhm. What? Wieder zurück, noch mal die Mail ansehen. Ok, da steht „der offizielle Twitter-Kanal der Rügenwalder Mühle“. Damit ist wohl nicht der Link gemeint? Oh, da steht ja auch noch „Impressum“!? Mmm. Aha. Blöd.

4. (Und an dieser Stelle wäre jeder Endverbraucher raus – und kauft ab morgen nur noch… DuDarfst?) Ich „studiere“ die Mail in Ruhe (poah ey!). Ich sehe: Die hellblaube Typo weiter oben- da wo Tiefkühlprodukte steht – könnte auch ein Link sein! Tschakka, ich kann Mails lesen!

5. Bevor ich draufklicke denke ich: TK-Schrott…nun ja, …merkwürdige Gesichtswurst aus Rügenwald, – der Gammelfleisch-Skandal kommt mir in den Sinn – und dann noch: Der hippe Willy, der auf Insta immer coole Bilder postet… wie geht DAS denn jetzt zusammen!? O_o

6. Ich ahnte böses, ….klickte….und es kam schlimmer:

uhah

(Ohne Scheiss: Die Pixelbilder sind da so zu sehen. Die URL gibt es hier: storify.com/Ruegenwalder/tiefkuhlprodukte)

7. Ich kapier‘ NULL was ich auf dieser Seite tun soll, ob da ’ne geheime Markenbotschaft drin steckt, ob Willy irgendwie ’ne eklige Diät macht, oder sein Blog gehackt (hackhack, haha) wurde, oder oder oder. Ich. Raffe. Es. Nicht.

8. Was ich raffe sind aber Willys (?) erste Zeilen da etwas unterhalb:

Wir alle stehen in unserem Leben manchmal vor einer Situation, bei der eine für uns wegweisende Entscheidung gefällt werden muss. Im Gegensatz zu früher ist es heutzutage zum Beispiel absolut konform, verstärkt auf seine Ernährung zu achten. Manche verzichten bewusst auf den Konsum bestimmter Lebensmittel, manche nicht.

Jo. Klingt für mich nach einer dieser Einleitungen, die letztlich dazu führen, sich selbst das Fleischfressen schön zu reden. Kann man machen; ich auch, ich ess‘ Fleisch sehr gerne. Was das mit Rügenwalder zu tun hat, kapier‘ ich (bis zu diesem Punkt) dennoch nicht. Irgendwas mit Ernährung, schätze ich.

9. Meine Gedanken in Stichworten bis zu diesem Punkt: Nerv-Mail ohne Sinn! TK-Schrott! Gesichtswurst! Willy, der irgendwas anstrengendes erklären möchte! – Meine Begeisterung für die Marke mit der Wurst ist dem Siedepunkt nahe….

10. Ich versuche mich krampfhaft an meine Anmeldung bei Storify (Mist, was zur Hölle war das denn noch!?) zu erinnern. Womöglich liegt das ganze Drama nur an mir? Hatte ich mich in dunkleren Tagen bei einem Willy-Wurst-Social-Newsletter angemeldet? Bekomme ich diese Mail weil ich es nicht anders verdient habe!? …und weil ich meine Social Web-Aktivitäten doch nicht so im Griff habe, wie ich es mir oft illuminiere? Ich bekomme es mit der Angst! O__o.

Dann denke ich: Mir doch scheissegal was Storify ist. Der Check, was genau der Multiplikator auf seinen Social-Channels ausspuckt, liegt klar bei den Verantwortlichen der Kampagne. Es nervt. Und die sind schuld. Tsö.

10. Angst bekämpft man mit Wissen; das hört man ja ständig. Ich beginne mit der Dokumentation und mache mir Notizen. Da sind wir nun.

11. Lasst uns zusammen mal schauen, was passiert, wenn man von dieser ominösen Seite aus weiter rumspionieren möchte. Mir dünkt: Die Nutzen das Wort „Seeding“ (Übrigens wieder ein FAIL: Ein solch technischer Begriff darf neverever im B2C-Bereich genutzt werden, kapiert doch keiner), also machen die sicher irgendwas budgetiertes im Web mit Multiplikatoren (also Bloggern und weißichnichtwas) und trendy und # und so. Willy ist ja dabei, muss ja ;).  Wir klicken als mal auf: „by Rügenwalder“… so kommt man ja meist zur Profil-Ebene. Here we go:

ohjePG

12. Eigentlich möchte ich hier aufhören. Ich habe körperliche Schmerzen. („1“ Follower steht da. – Wer ist gemeint? – Und lebt der wohl noch?)

13. Was….was…WAS SOLL DAS SEIN? Hat der Wurst-Praktikant im Duden das Wort „Mediawall“ gefunden und…. Herrje. Ich weiß es nicht. Immer noch nicht.

14. Ich denke: Früher war alles besser! Sollte ich den Telefonhörer nehmen, die Auskunft bitten mich nach Rügenwald (?) zu verbinden und dann einfach nur stundenlang ins Telefon weinen? Es erscheint plausibel. Ob es hilft?

15. Ich klicke frustiert rum. Ich habe eigentlich keine Lust mehr. Aber jetzt sind wir ja einmal dran.

16. Ich lese dann doch mal beim Willy um was es geht: Um vegane Wurst. Oder Burger. Oder sowas. Sensationell. Seit 2012. – Ich hole mir einen Kaffee.

17. Als ich den einzigen Kommentar bei Willy zu dem Artikel lese (von wegen böse Fleischindustrie und so), …und der von Will mit „OK“ beantwortet wird, muss ich laut lachen. Ich empfinde diesen kurzen Dialog (?) als sehr sinnbildlich.

18. Jetzt möchte ich wirklich in Rügenwald anrufen und fragen, wer denen die Kampagnen verkauft hat. Solche Anfragen (der Hate-Kommentar ist gemeint)  an die Blogger (die sich offensichtlich für viel Geld völlig irrelevanten Content ins Blog schreiben lassen – schlimm genug!) beantwortet die Marke, nicht der Blogger / der Autor. Das klärt man vorher. Mir liegt das Wort Idioten auf der Zunge. Ich schmiere mir ein Wurstbrot (DuDarfst).

19. Ich komme zum Ende.

Würde man mir jetzt sagen: Junge, alles wahr was du da sagst! Das ist Mist, es nervt, verbrennt unsere Wurst Marke, und macht genau keinen Sinn… hier sind ’n paar Euros und mach‘ das mal richtig: Ich würde jetzt nachgooglen oder rumfragen, wer das zu verantworten hat. Wenn es  ’ne Agentur ist: Selbst schuld. Wenn es inhouse passiert: Köpfe ab waschen. Und dann noch mal von vorne. Ganz in Ruhe. Mit ’ner Idee.

Denn die fehlt völlig: Weder auf der Rügenwalder-Home, noch auf deren Blog, noch bei Facebook kann ich auf den ersten Blick (und nur der zählt in der digitalen Kommunikation) irgendwas zu irgendeiner Blogger/Veggie-Burger-Kampagne nachlesen. Nix. Nada. Nirgendwo.

…dann aber ne kryptische (nicht-moderierte?) Story(?)Wall aufbauen; mit den ganz dicken Würsten Hosen und Tweets und #’s und alles sowas? Ist klar. – Nicht.

Was will ich nun mit dieser Chronik sagen?

Das ich zwar weiter Wurst esse, aber nie wieder eine von dieser Marke. Weil ich nun für immer an diese Mist-Mail und an Pixelbrei-Burger denken muss. Und auch, dass ich glaube, dass es ALLEN Konsumenten so – oder so ähnlich – gehen wird, sollten sie eine solche Mail bekommen (kein Plan wer von den fast 150.000 (!) DRLIMA-Fans bei Facebook auch bei Storify ist). Letztlich möchte ich aufzeigen, dass ungeplante und unprofessionelle Kommunikation immer die Marke schädigt, dass man als Entscheider nicht dauernd auf Buzzwords von Werbeheinis anspringen sollte, dass man spezielle Zielgruppen mit TOP-Bloggern zwar abdeckt, aber nicht erreicht, dass man zwar ’ne geile gutmenschliche Ideen haben mag (Vegane-Burger, yeay!), diese aber durch den Einsatz von nicht-zielführenden (a-sozialen) Mechaniken völlig vor die Wand fahren kann. – Wie hier geschehen.

Nimmt man dieses Wuorst-Case-Szenario – ob nun als Brand Manager bei dem Wurst-Laden, als Nachwuchs-Markteer, oder als Pro-Blogger – mal als Augenöffner, könnte man erkennen: Die Menschen kreieren die Botschaft – UND die Technik! Mit etwas mehr Hirn bei der Sache sparen wir alle wichtige Ressourcen. Die Geistigen – wie die Natürlichen.

Wisst ihr wie viele Veggie-Wurst-Burger ich essen müsste, um die Energie die in diesen Zeilen steckt (und ich rede gar nicht erst von den Serverkosten für ALL DAS!) wieder reinzuholen? – Ich auch nicht. Aber DAS wäre doch ein ganz cooler Kampagnenansatz:

Coole Nike-Blogger essen unsere Veggie-Burger und treiben dann krassen Tattoo-Sport auf Instagram.

Todsicheres Dingen. Läuft. Skizzier‘ ich in 20 Minuten.

Mit Gehirn und ohne Gesichtswurst-Witze.

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NSFW Month on Ello

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Following Google’s decision to ban NSFW content from Blogger (followed by an awkward reversal), we decided to celebrate freedom of speech on Ello by naming March NSWF Month. You can’t ban some content without seriously impacting freedom of speech for everyone. The last people we want to dictate what we can't say on the Internet are the advertisers that control big ad-based social networks. Ello doesn’t believe in censorship, and because Ello is ad-free, we will always be a dependable haven for free speech. Help us celebrate NSFW Month on Ello by posting and discussing ideas about free speech, censorship, and why it's important that Internet remain open and free.

Die Ello-User unter euch haben die Mail auch. Marketing können die, offensichtlich. Ist da wer? Ich hat' ja mal nen Account angelegt. Die Mail ist nice. Ich guck' mal.

Drohnen-Porno #nsfw

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Bewegtbilder aufnehmen via Drohnentechnologie ist ein Hit. Wollte ich auch immer mal machen. Nun ist es möglich und bezahlbar. Jetzt hab' ich aber keine Lust mehr dazu. – Drohnen-Porn ist jedenfall neu. Vielleicht aber auch nicht. Bedenkt man, dass hinter all den schönen Landscape- und Autofahrten- und Cities in Motion-Filmchen der letzten Jahre ja auch immer noch ein Hügel, noch ein Haus, und noch zwei Menschen beim Liebesakt zu sehen sein könnten. So rein theoretisch, zumindest. Toller Film, nicht nur im Hinblick auf Privatsphäre, sondern auch im Hinblick auf's Ficken unter freiem Himmel. 

Filmtipp: CITIZENFOUR

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Am WE waren Max und seine Dame und ich im kleinsten Kino Kölns (Filmpalette). Die Snowden-Doku CITIZENFOUR ansehen. Ich bediene mich mal eben beim Max…

CITIZENFOUR zeigt in beeindruckender Weise auf, wie Ed, Laura, Glenn und Ewan in einem Hotel in Hong Kong im Laufe einer Woche daran arbeiteten, unsere Welt für immer zu verändern.

..und sage auch: Ansehen! Unbedingt! Die Feueralarm-Szene ist zu gleichen Teilen spannender Thriller wie bittere Realität. Die Welt erscheint nach dem Film noch undurchsichtiger und wenn dann alles bald noch mal gut ausgeht, wird Snowden der Held des 21. Jahrhunderts sein.

Mercedes, Instagram und ein Hund

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Bei Mercedes Benz hat wer aufgepasst. Neuzeitliche Markenkommunikation, das machen die jetzt. Und es funktioniert. Mit einem kuscheligen Hund, einem okkupierten Instagram-Account, und subtilen Platzierungen von Mercedes-Sternen. Besser: Sternchen. Aus beruflicher Sicht: Mega, Mercedes, echt mega! Influencer eingepackt, geilen Content generiert, die Nutzer und potentiellen Käufer animiert, moderiert, wieder Content generiert, Aufmerksamkeit von weiteren Multiplikatoren im Sack…etc etc. Alles richtig gemacht! Könnt' von mir sein.

Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive: Die totale Cyberpunk-Apokalypse. Werbung, die keine mehr ist; und auch gar nicht mehr den Anspruch hat, als solche wahrgenommen zu werden. Die Marke als Religion. Ihr kennt die Leier.  – Auf futurebiz.de steht zu der Kampagne:

Dabei hat Mercedes-Benz nicht nur auf eigene Fotos gesetzt, sondern auch Instagram Influencer wie thiswildidea für sich eingespannt. thiswildidea ist ein Projekt von Theron Humphrey und zählt zu den bekanntesten Instagram Accounts. Über 650.000 Follower hat thiswildidea und mehrere zehntausend Likes pro Foto sind die Normalität. Der Hauptgrund für den Erfolg von thiswildidea is der Hund Maddie.

Mercedes ist auf den Hund gekommen. Und ich find's toll. Das Bild oben ist ein Werbemittel, welches Zeit und Medium gerecht wird. Was gar nicht mal so oft der Fall ist. Besser so, als anders. 

Hier noch der Link zum (nicht so aussagekräftigen) Blogartikel auf Instagram, hier die Kampagnen-Daten für oberflächlich-interessierte Marketeers:

Unbenannt

Ach, hier noch zum Hund: instagram.com/thiswildidea

Zuerst dachte ich, das wär ein normales Blog, bis ich genauer hinschaute

Unbenannt

Alter. Falter. Was gehen mir diese Klick-Fänger-Seiten auf den Sack. Neben heftig.co sprießen die wie die Wurmlöcher aus dem Boden. Und nerven zu Tode. Weil meine offensichtlich minderbemittelten Facebook-Kontakte (not all of them) mir die Scheisse in die Chronik spülen. Jüngstes Beispiel: sicht.co. Deren Headline geht so: Zuerst dachte ich, das wären normale Bilder bis ich genauer hinschaute. Ich denk‘ dann immer: Denk doch nicht, halt deine blöde Fresse, du Kack-Blog mit Kack-Autoren, ohne einen Funken Ehrgefühl und Kreativität.

Mir ist klar, dass ich mit meinem Aufreger was spät dran bin, wir hatten das Thema ja im Sommer/Frühjahr schon zu genüge.

Dennoch: Ich sehe wie Leute denen auf den Leim gehen. Ich kenn‘ das seit etwas 12 Jahren (ok, fast) von Blogs wie whudat.de, die eigentlich nix anderes gemacht haben (ok, neben anderen Inhalten, zumindest bei whudat), als Fremd-Content wegzuklauen, sich das in die Seite zu kleben, um dann mit sensationellen Inhalten (und Headlines!) den Fremdcontent präsentieren zu können; um dann wiederum Klicks – und somit Werbeeinnahmen – zu generieren. Seit ich blogge (seit mehr als sieben Jahren) gab es das immer mal wieder; die betreffenden Blogs verschwanden jedoch immer in der Versenkung, weil es eben andere Kunst/Nerd/Pop-Blogs gab, die das Ganze besser machten, anders machten, die Bilder mit eigenen Texten und Anekdoten anreicherten und dem Leser das Gefühl gaben, dass sich ein Klick hin zum Macher/Künstler auch tatsächlich lohnen würde. Ich probier das bis heute so, nennt mich Naivling.

Ich stelle mir vor: Ich bin Künstler. Ich mache ein Bilderserie und präsentiere sie der Welt. Da kommt dann so ein Billo-Blogger (ohne Impressum und alles, wie bei sicht.co, etc…), saugt ALLE Bilder meiner Serie ab, klebt die bei sich ein, versieht die mit eigener Headline; und weist – wenn überhaupt – nur in einem Nebensatz darauf hin, dass es ja gar nicht sein Kram ist, den man da sieht. Die ködern die Leute mit Überschriften, die oft NULL mit dem Inhalt zu tun haben, machen Kohle und Fame, und ich als Künstler gucke total doof in die Röhre. Ich fänd‘ das ganz schön scheisse.

Ich halte hier eine wahrscheinlich sicher brüchige moralische Messlatte in die Höhe, wenn ich sage: Ich WILL das der Fame der ganzen Kunst hier im Blog den Leuten gehört, die die Kunst gemacht haben!

Als Galerist latsche ich ja auch nicht durch eine meiner Ausstellung und verkaufe die künstlerischen Exemplare als meine eigenen. Wie doof wär‘ das denn?

Doof nur, dass die Virtualisierung der Kunst eben diese Hürde genommen hat: Den persönlichen Kontakt. Keiner fragt mehr: Wow, von wem ist denn dieses Bild? Ganz einfach deshalb nicht, weil es heute weniger um Kunst und Kultur geht, denn um Dollar und Euro und Fame auf Facebook. Keine Kritik, nur ne Feststellung. Mitmachen muss ich bei diesem kulturellem Verfall aber längst nicht. Meinen Facebook-Kontakten das Moralsäckerl überstülpen… hat auch wenig Sinn. Also bleibt mir eigentlich nur eins: Die Dokumentation des Stumpfsinns, wie hier eben geschehen.

Nur um mal klar zu machen, auf welchem Niveau sich diese Klick-Blogger befinden, hier mal einige Auszüge aus dem Text zu dem o.g. Artikel:

Unter Verwendung von Acryllacke bemalt sie die Haut von Probanden in einer Weise, dass sie wie optisch flache, zweidimensionale Bilder erscheinen.

Was ist das für ein Satz? Mein Deutschlehrer hätte mir den Kopf abgerissen.

Weiter:

Sie ist auch auf CNN, NPR gekennzeichnet worden, und im WIRED, The Wall Street Journal, The Washington Post und The Guardian.

Gekennzeichnet? Hä? Nutzen die Google-Translate? Mich würde es nicht wundern, wenn es den Artikel 1:1 schon in den USA gegeben hat, und die Spaten sogar ihre Texte durch Google übersetzten lassen. Moooment… Ach was: Guckt mal hier! Ok, der Text ist nicht der selbe… aber sonst…. Klar, die Spinner denken sich: Wenn das in den USA schon luppt, kopieren wir einfach alles 1:1, brabbeln noch ne dämliche Headline hinzu, und schon rollt der Rubel. Ekelhaft, das.

Weiter:

Scrolle nach unten, um einige ihrer unglaublichen Kreationen sehen. Und denke daran, dass jede dieser Personen echt ist.

Scrolle nach unten? Was ist das für ne Anweisung? Also ich scrolle immer einen Horizontalkreis, beachte die Seitenpeilung, und biege dann hart nach Backbord ab. Wenn ich sowas lese. Ey.

Dann folgen, na klar, ALLE Bilder der Künstlerin. ALLE aus der Serie. Es besteht für den Leser NULL Anreiz, der Künstlerin selbst einen Klick abzudrücken, man hat ja schon alles gesehen.

Weiter:

Und vergesse nicht, diese bemerkenswerte Entdeckung mit deinen Freunden zu teilen indem du unten klickst.

Deutsch? Hallo? Bemerkenswerte Entdeckung? Die, die andere Blogger schon 2006 drin hatten, dazu einen netten Text schrieben, die Künstlerin mit ins Boot nahmen, den Lesern was tolles zeigten, weil sie es teilen wollten, nicht ihren Bausparvertrag zahlen mussten? Diese Entdeckung ist gemeint. Nehme ich an. Ich sach‘ mal nix. Das Teilen klappt ja auch so, wie ich anhand meiner FB-Chronik sehen kann. – Schlimmer geht es aber immer, ganz unten – am Ende der Bilderserie – steht dann das hier, bzw. poppt das auf:

Unbenannt

Drohgebärden 3000.

Ich will gar nicht meine alte Leier von wegen: Ich mach‘ das hier seit Jahren und zwar richtiger! auspacken. Natürlich ist es genau so, nur habe ich das Glück, dass ich mit diesem Blog nicht auf finanzielle Einkünfte angewiesen bin, und mir den Luxus erlauben kann, den werten Leser_innen auch wertige Einblicke zu präsentieren, die über GUCK WIE GEIL DIE BILDER SIND UND SCHEISS DRAUF VON WEM SIE SIND – hinausgehen. Zumindest hoffe ich, dass ich das so gemacht habe. Die letzten sieben Jahre. Die Autoren von sicht.co, heftig.co, wundervoll.co, etc die solchen Content präsentieren, sind mit Sicherheit auch die Leute, die sich mit ihrem jüngsten SEO-Projekt den Bausparvertrag gegenfinanzieren. Arme Würste, klare Sache.

Worauf will ich hinaus? Eigentlich auf wenig, der Trend ist da, ich kann mich sträuben und puckeln wie ich will, es ändert ja alles nix. –  Was ich aber erwarte: Treue Leser und wirkliche Freunde auf Facebook: Bevor ihr DIESE AFFEN anklickt: Besorgt euch mit drei Klicks einen Feedreader, abonniert euch Blogs, die es wert sind geklickt zu werden, UND die euch WIRKLICH geile Inhalte liefern; also Facebook-Taugliche Inhalte, mein‘ ich jetzt.

…oder eben mal meine Blogrolle durchgehen.

Warum? Das will ich euch sagen: Die Jungs und Mädels machen das alle um einiges wertiger, als diese neuartigen Klick-Fänger-Seiten: Es gibt (zumindest meistens) ne persönliche Anekdote, das Deutsch ist besser zu lesen, die Inhalte sind neuer und aktueller, die Künstler werden entsprechend vermerkt und gewürdigt. Und was am  obegeilsten ist: Die haben IMMER den geilen Scheiss! Und zwar VOR diesen Klick-Affen! – Ihr ja somit dann auch.

Und das ist es doch, was wir alle wollen: Der coolste auf Facebook zu sein; der mit dem coolsten und abgefahrensten Inhalten, der Sachen postet, die keiner je gesehen hat. Mit diesen vermainstreamten Otto-Blogs reiht ihr euch nur in die ahnungslosen Webnutzer ein, die Schuld dran sind, dass ich mich hier künstlich aufregen muss und – viel schlimmer – große Künstler möglicherweise einfach davon absehen werden, ihre Kunst mit der Welt zu teilen! Das ist die große Gefahr, die dieses Klick-Fang-Geblogge birgt: Kulturelle Gleichschaltung und kurzfristige WOW-Effekte, die verfliegen, wie Tränen im Regen. Und mindesten so traurig finde ich diese Entwicklung auch. Und das wollt ihr doch auch nicht. – Falls doch: geht zu heftig.co, euch heftig den Kopf mit 2009er Content vollblödeln lassen.

Ich kann die einfach nicht ab, dieses Gesocks macht mein Internet kaputt. Und da die nie ein Impressum haben, ich demnach auch nicht hinfahren kann, um denen persönlich in den Hals zu scheissen, müsst ihr euch nun diesen leidigen Text durchlesen. Oder mal einen richtigen Blog abonnieren. Dann klappt’s auch mit der Facebook-Coolness wieder besser.

Nochmal: Google Now / Android Wear

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An dieser Stelle hatte ich mich ja als technophoben Googel Now-Hater geoutet. Und wenn ich meinen Text von vor ziemlich genau einem Jahr lese, stelle ich fest: Viel geändert hat sich an meiner Denke zu dem Thema nicht. Guckt euch das Video oben zur kommenden Google-Smart-Uhr mal an, und sagt mir dann: Brauchen wir das? Wollen wir sowas? Wenn ja: Wozu?

Mein Leben ist mir jedenfalls schnell genug. Bis jetzt. Und auch lässt mich der Gedanke nicht los, dass diese verspackte Quantified Self​-Hipster-Szene nix anderes ist, als ein Haufen gehirnentleerter Systemlinge, die uns mit ihrem Selbst-Optimierungswahn nun in schönen Bildern verklickern wollen, dass wir kleine Rädchen doch gefälligst noch schneller und effizienter zu funktionieren haben. –Vielleicht bin ich aber ja auch nur ein alter Mann und habe Angst vor der Neuzeit. 

(⊙_☉)

#gnhihihi #lanz

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Ich habe mir dieses unsägliche Stückchen Fernsehgeschichte nun tatsächlich auch noch komplett angetan. Mäces-Moritz darf mal ganz platt Kanake sagen, Jörges schäumt vor Selbstsucht und Populismus nur so aus den widerlichen Ohren, Christian Kahrmann's Kaffeegeschichten sind direkt aus der Geisterbahn des Phantasialandes vorbeigekommen; und Atheisten-Möller kam natürlich viel zu kurz. Aber da waren ja noch zwei weitere Personen anwesend. Sagen wir es so: 

Ich hätte ihn angespuckt.

Diesen mittelmäßigen deutschen​ Wichser. 

Die tolle Illustration oben kommt von Marian Kamensky. Großartigst, echt mal. 

Wir werden alle Cyborgs!

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Die TAZ hat heute 'nen Artikel drin, der lautet: Werden wir alle Cyborgs? Keine Frage, sage ich, wir sind es längst. Hörgeräte, Prothesen, Anti-Depression-Brain-Chips (mit manueller! Steuerung!), Blindgeborene, die erstmals was sehen können, Querschnittgelähmte, die mittels Exoskeleton​s wieder laufen können, etc etc, alles längst Realität. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die erste freiwillige Amputation ansteht. Ich tippe bis 2020 wird es einige solcher Fälle geben.

Hier ein Auszug aus dem TAZ-Artikel: 

Die Frage ist: Was steht hinter dieser Entwicklung, wohin wollen ihre Vertreter? Der Transhumanismus ist eine schon ältere Denkrichtung, die einen Fluchtpunkt vorgibt für die Cyborg-Bewegung – denn nun gibt es die ersten Praxisvertreter. Transhumanisten wollen es dem Menschen ermöglichen, seine Evolution selbst zu bestimmen, bis hin zum Übermenschen. Körper mit übernatürlicher Intelligenz, Menschen, die von Prozessoren abhängig sind: Das ist inzwischen näher als viele Science-Fiction-Fans das vor zwanzig Jahren wohl gedacht hätten.

Ich bin 2014 oder 2015 dran. Entweder mit 'nem Magnet im Finger, oder mit implantierten Kopfhörern, so wie der Lee hier oben sie schon länger trägt.

NIE MEHR KABELSALAT! Yeay!

Zum Artikel nach dem Klick.

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