literature

Literaturwochen (und so)

truth

So: Die Apfelernte ist getan, der Garten wird so langsam für die kältere Zeit des Jahres präpariert und ich widme mich – wenn es mein doch recht vollgepackter Terminplan erlaubt – wieder den fast-genau-so-angenehmen Dingen des Lebens: Lesen, Spielen, Schreiben (und ab und zu mal 'ne herbstlich-winterliche Wanderung) und sowas alles. Allerings habe ich mir für die nächste 4-6 Monate eine Gaming-Diät verordnet: Watch Dogs wird gespielt, ein MMORPG gern auch ab und zu (TESO, bis dahin aber erstmal eins worauf auch der Max Lust hat; alleine ist sowas ja doch eher lahm, wir dachten an Perfect World, Rift, Guild Wars oder LOTR; wer mitzocken will: Melden!) und dann erst wieder GTA 5 im Frühsommer 2014. Für'n PC. Hoffentlich. 

Zurück zum Lesekram: Ich habe nach meinem Urlaub Den Spieler von Dostojewski zu Ende gelesen (6 von 10, die Moral von der Gesicht': Mit alten Frauen spielt man nicht), Den Idioten (ebenfalls von Dostojewski) las ich gestern zu Ende (7 von 10, die Moral sucht man vergeblich), auf meinen Lesetisch liegt nun halb-fertig noch Der Tunnel von Ernesto Sabato (welches ich aus Gründen erstmal liegen lassen will), zwischendurch passt mir Bakunins Philosophie des kollektiven Anarchismus von Michael Lausberg ganz gut in den Kram, und dann geht es mit frischem Stoff weiter (hab' noch einige Tolstoi-Kurzerzählungen rumliegen, das wäre es dann aber auch). Euch werde ich in den nächsten Wochen mit Lese-Tipps versorgen, ab und zu ein Zitat grafisch aufbereiten und verbloggen (wie das hier oben, aus dem wichtigsten Buch neben Neuromancer) und ab und an mein eigenes Geschreibsel hier posten. Ich hab' nämlich just mal wieder angefangen einen Roman zu schreiben. Das wäre dann Versuch Nummer 3; bei Versuch Nummer 2 habe ich es immerhin auf über 100 Seiten gebracht. Da geht noch was. Dazu aber im Laufe der nächsten Tage mehr; wie auch zu den Themen Lesekram, Literatur, etc. Wer aber jetzt schon was nettes zum Lesen oder Angucken sucht, hier meine bisherigen Lese/Anguck-Empfehlungen

Und jetzt ihr:

Lesetipps! Ich brauche Lesetipps, hackt mir doch mal was in die Kommentare, ja? (alles, außer Vampir/ Erotik-Stories, keine Comics, und nichts von Dan Brown oder Schätzing oder so, bitte. Danke!). 

Filmdings: ‚GOLEM‘

…basiert auf 'ner Kurzgeschichte vom Meister: Stanislaw Lem. Imaginary Magnitude nennt die sich; hab' ich gelesen; ist aus der Perspektive einer A.I / K.I. erzählt, die nichts besseres zu tun hat, als sich über die Kontraproduktivität des Krieges Gedanken zu machen. Das schlaue Miststück. Unter dem Video steht:

HD fullscreen, earphones and a few minutes of silence recommended

Jeps. 

Lesetipp: ‚Der kommende Aufstand‘

1572

Diese Woche ausgelesen: Der kommende Aufstand

Der kommende Aufstand ist ein politischer Essay, der erstmals 2007 unter dem Titel L’Insurrection qui vient in französischer Sprache mit der Autorangabe Comité invisible (Unsichtbares Komitee) erschienen ist. 2009 wurde der Essay überarbeitet und fand zumeist über das Internet große Verbreitung. Das Buch wurde in mehrere Sprachen übersetzt, unter anderem Deutsch, Englisch und Spanisch.
Die Autoren des Buches sind nicht bekannt. Die Polizei verdächtigte Julien Coupat, der die Verfasserschaft aber dementierte, ebenso wie der Herausgeber Éric Hazan.

Ich habe eine persönliche Beziehung zu dem Buch. Aus Gründen. Und weil es unfassbar schick pointierte Sprache enthält. Guckt hier: 

  • Solange es Den Menschen und Die Umwelt geben wird, wird die Polizei zwischen Ihnen sein. 
  • Es ist nicht die Ökonomie, die in der Krise ist, die Ökonomie ist die Krise; es ist nicht die Arbeit, die fehlt, es ist die Arbeit, die überflüssig ist; nach reiflicher Überlegung ist es nicht die Krise, sondern das Wachstum, das uns deprimiert. 
  • Was als Umwelt erstarrt ist, das ist eine Beziehung zur Welt, die auf Verwaltung aufbaut, das heiß auf der Fremdheit. 
  • Indem die lokale Selbstorganisation ihre eigene Geografie der staatlichen Kartografie aufzwingt, verwischt sie diese und macht sie ungültig; sie produziert ihre eigene Abspaltung.
  • Arbeit zu haben ist eine Ehre, und Arbeiten ein Beweis für Unterwürfigkeit. Kurz: Das perfekte Krankheitsbild der Hysterie. 
  • Wir sind nicht deprimiert, wir streiken. 

Gut, ne? Besorgt es euch! (PDF!)

Mein Schutzbunker in der Eifel kann noch warten. Bis zum 23.09. In etwa. 

Stéphane Hessel Empört euch! (Film)

(Feedleser: Hier ist ein ARTE-Player eingebaut)  

Seit einigen Wochen habe ich hier oben in meiner Bühne / dem Header das Hörspiel bzw. die Lesung: Empört euch! ​von Stéphane Hessel angepinnt. Seit dem das dort klebt, haben schon über 700 Leute draufgeklickt. Was ich total gut finde; weil ich das kurze Buch für eins der wichtigsten unserer Zeit halte.

Und nun: Das ganze Teil gibt es nun auch noch mal als Film. Als Film-Lesung, würde ich sagen. Was voll gut ist: Die französische Sprache! Mittels der Hessel höchstpersönlich die Dringlichkeit seiner Botschaft unterstreicht: Ein Resistance oder ein Liberté klingt halt einfach geiler als Widerstand oder Freiheit. Also: Wer zu faul ist der Lesung zu lauschen oder nicht lesen will, der kann nun auch noch seine Augen dazu bemühen. Ich habe es (trotz Kenntnis des Buches und der Lesung) nun zum Dritten mal mit Begeisterung konsumiert. Hier noch ein Hessel-Zitat, dann noch ein deutsches Interview mit ihm:

Wir müssen begreifen, dass Gewalt von Hoffnungen nichts wissen will. Die Hoffnung ist ihr vorzuziehen – die Hoffnung auf Gewaltlosigkeit.

Und ja: Natürlich meint er damit JEGLICHE Gewalt, auch diese, die der Staat gegen seinen Bürger anwendet. (Ich sage das nur, weil ich die ewige Diskussion es geht aber ja nicht anders leid bin. Aber sowas von)

Hier noch was deutsches von und mit Hessel: 

Hörbuch: ‚Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat‘

civil-disobedience

Yeay, mit dieser Headline hab' ich mir sicher wieder drei Ehrenplätze auf sämtlichen NSA/Staatsschutz-Listen verdient, schätze ich. Für euch Mitleser und Secret Agents: Ich tu' doch nix; ich philosophier' doch nur. Echt jetzt. Für alle anderen: Geht euch mein Thoreau-Geschwärme eigentlich auf den Geist? Ja? Ja? Ja? – Schön. Dann mache ich ja alles richtig. Das Thoreau-Buch Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat / Civil Disobedience ist eine der Lektüren, die mein politisches (Nicht-)Verständnis nachhaltig geprägt haben. Die komplette Lesung des Buches findet ihr in den drei YouTube-Links weiter unten; zunächst aber einige Teaser-Texte, damit ihr auch ja gut zuhört, gleich:​

Ich finde, wir sollten erst Menschen sein, und danach Untertanen. Man sollte nicht den Respekt vor dem Gesetz pflegen, sondern vor der Gerechtigkeit. Nur eine einzige Verpflichtung bin ich berechtigt einzugehen, und das ist, jederzeit zu tun, was mir recht erscheint. 

Ein kluger Mensch wird die Frage der Gerechtigkeit nicht dem Zufall überlassen, er wird auch nicht wollen, dass sie durch die Macht der Mehrheit wirksam werde. Denn in den Handlungen von Menschenmassen ist die Tugend selten zu Hause

Unter einer Regierung, die irgend jemanden unrechtmäßig einsperrt, ist das Gefängnis der angemessene Platz für einen gerechten Menschen

Der Mensch ist nicht unbedingt verpflichtet, sich der Austilgung des Unrechts zu widmen, und sei es noch so monströs. Er kann sich auch anderen Angelegenheiten mit Anstand widmen; aber zum mindesten ist es seine Pflicht, sich nicht mit dem Unrecht einzulassen, und wenn er schon keinen Gedanken daran verwenden will, es doch wenigstens nicht praktisch zu unterstützen

Und hier noch einige Wiki-Background-Infos:

Diese Aufrufe zum zivilen Ungehorsam gegen den Staat aus Gewissensgründen inspirierten die Ideen zum gewaltfreien Widerstand von Gandhi und Martin Luther King. Auch die französische Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg wurde von dieser Lektüre inspiriert.​

Hier geht's weiter:

Thoreau’s Walden komplett auf YouTube!

Oder auch: 

Ein See ist der schönste und ausdrucksvollste Zug einer Landschaft. Er ist das Auge der Erde. Wer hineinblickt, ermisst an ihm die Tiefe seiner eigenen Natur. Die Bäume dicht am Ufer, welche sein Wasser saugen und in ihm zerfließen, sind die schlanken Wimpern, die es umsäumen, und die waldigen Hügel und Felsen die Augenbrauen, die es überschatten.

Das ist Poesie und Lyrik und großartige schriftstellerische Kunst in Reinform. Und etwas arg vermenschlichte Naturromantik noch dazu. Ich mag es. Und wie.

Müsste ich wählen, welche zwei Bücher ich mit auf eine Insel nehmen müsste,…eins davon wäre Thoreau's Walden (Das andere? Neuromancer, denke ich. So als Kontrastprogramm). Jedenfalls fand' ich eben dieses Auszug-Video rein zufällig auf YouTube und möchte euch sagen: Hört mal zu! Und zwar nicht so zwischen Tür und Angel, sondern mal so richtig! Wer die englischen Sprache recht gut versteht, der findet hier das komplette Buch als YouTube-Lesung: 1 und 2. Etwas über 14 Stunden Zeit sollte man aber schon mitbringen. Für alle anderen: Die neueste(n) Auflage(n) des Buchs hat auch ein Übersetzungs-Update spendiert bekommen und ist recht nah am Original dran. Bzw. noch näher. 

…ich weiß, ich rede ja hier im Blog nicht das erste mal von Thoreau, ne? Also: Lesen, ihr Lieben, Lesen! ;) (Oder eben anhören) 

DirektAuszug

Trailer: Ender’s Game

Hier also der Trailer zu Ender’s Game. Ender’s Game? Ja, korrekt, allerdings der Trailer zum Film, nicht zum Spiel (über das ich hier was tippte). Anmerken möchte ich: Ich mag den Trailer des Movies und habe die Bücher (auf denen der Film basiert) verschlungen. Epochale Sci-Fi der Güteklasse 1A. ABER: Der Autor – Orson Scott Card – hat sich seit der Veröffentlichung der Buchreihe (Mitte der 80er) zu einem echten Arschloch entwickelt. Das ist ein homophober, rechtskonservativer Ami-Spinner. Deshalb tue ich mich etwas schwer, mich so auf den Film zu freuen, wie es ob des Trailers angebracht wäre. Wobei: Ich vergöttere ja auch Tom Cruise in der Rolle seines Lebens: Als Frank T.J. Mackey​ in Magnolia nämlich. Und das Tom Cruise einen am Kopf hat, wissen wir ja auch alle. 

Was also tun?

Drauf scheissen: Aliens!!!

Stéphane Hessel: Empört euch!

Ich sage den Jungen: Wenn ihr sucht, werdet ihr finden."Ohne mich" ist das schlimmste, was man sich und der Welt antun kann. Den "Ohne Mich"-Typen ist eines der absolut konstitutiven Merkmale des Menschen abhanden gekommen: Die Fähigkeit zur Empörung und damit zum Engagement!

Na dann brauch' ich mir ja noch keine Sorgen machen ;) Ich gestehe aber: Ich habe das Buch noch nicht gelesen. Dafür höre ich es jetzt. Soll sich ja lohnen. Sagt das Establishment.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner