sein.de über den Transhumanismus

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So ein verrückter Kerl – den ich gerne lese ;) – teilte den Link zu einem Artikel auf sein.de. Dieser Artikel nennt sich: 

Transhumanismus: Die größte Gefahr für die Menschheit?

Klar, dass ich da aus der Reserve gelockt werde; immerhin habe ich hier auf meinem Weblog mehr als 60 Artikel zu dem Thema verfasst und maße mir an, doch ein klein Wenig von der Materie begriffen zu haben. Zunächst mal zu sein.de: Ich kannte die Seite bisher nicht, und den Themengebieten nach zu urteilen werde ich die auch nicht näher kennenlernen. Eine Seite, bei der ich nach gefühlten 20 Klicks immer noch nicht weiß, um was es da eigentlich geht, ist mir grundsätzlich suspekt. Mag sein, dass da was nettes hintersteckt; ich werde mich damit hier und jetzt aber nicht weiter befassen. Das Thema ist der Artikel, und seine zwielichtige Haltung zum Transhumanismus. Auch will ich den Artikel jetzt nicht Zeile für Zeile aufbröseln. Teilweise sammelt der Text objektiv und vorbildlich Fakten zu dem Thema; ist als Neueinstieg in selbiges aber nicht wirklich geeignet. Ich will euch auch gleich sagen, warum das so ist. 

Der Text wurde von David Rotter verfasst. Dieser Herr Rotter wird in der Autoren-Info mit einem netten Bild vorgestellt. Und direkt daneben steht dann dieser Satz: 

glaubt an das Leben.

Ich wage das nicht anzuzweifeln, ich kenne den Herrn ja nicht. Mit auf den Weg geben möchte ich ihm aber mein Verständnis des Transhumanismus; und gleichzeitig auch seine Haltung ein klein wenig kritisch beleuchten. Wer den Text (wird am Ende meines Artikels verlinkt)  aufmerksam liest, der liest – nicht nur zwischen den Zeilen – eine gewissen Zukunftsangst heraus. Da frage ich mich doch: Wen man an das Leben glaubt (was für mich schon schwerlich zu begreifen ist…weil ich nicht weiß, wie das gehen soll: Wir leben. Das ist Fakt. Was muss ich da noch glauben?), wie kann man dann Angst vor einer- wie auch immer gearteten – Zukunft haben? Für mich ist das widersprüchlich. Warum das so ist, dazu komme ich gleich. Jedenfalls: Das Leben passiert, da kann man nun Angst vor haben, auf die bösen Transhumanisten schimpfen, die Wahl hat ja jeder für sich. WENN man dann losschimpft, sollte man aber auch wissen, wovon man da spricht. Finde ich. 

Ich möchte erstmal nur einen Satz von sein.de raubmordkopieren und meinen Senf dazu abgeben:

Der Transhumanismus offenbart sich für mich als eine Form von Wahnsinn, angetrieben von Allmachtsphantasien und der Angst vor dem Tod.

Aha. Also: Ich bin Transhumanist und wahnsinnig noch dazu. Passt schon. Von Allmachtsphantasien möchte ich mich distanzieren; und die Angst vor dem Tod habe ich möglicherweise mit einigen anderen Menschen des Planeten gemeinsam; damit kann ich gut leben (Nebenher: Was geschieht denn eigentlich NICHT aus der Motivation heraus, dass wir das einzige Tier sind, was seinen Tod (er-)denken kann? Genau: Gar nichts, ALLES was wir tun hängt damit zusammen. Genau deshalb ist dieser Begleitsatzabschnitt reiner Populismus. Irgendwas mit Tod liest sich halt immer dramatischer, nehme ich an….)

Nun mein Statement. Zu dem Text und zu Ihren Ansichten, wehrter Herr Rotter. Der einzige der hier Allmachtsphantasien hat, sind sie. Denn: Nur Menschen die nicht die Weitsicht besitzen, Angst vor ihr haben, die sich nicht mit möglichst vielen Optionen einer menschlichen Zukunft befassen – oder anders: die nicht die Eier in der Hose haben zu sehen, dass wir nur Sternenteile und sonst gar nix sind  – glauben daran, dass der Mensch die Krönung der Schöpfung sei. Nur kleingeistige Menschen sehen in der Zukunft eine Bedrohung. Nur Menschen, die – nach meinen Begrifflichkeiten – nicht zu Ende gedacht haben, sagen Sätze wie den hier oben drüber.

99,89% aller Arten und Rassen des Planeten Erde sind in den letzten Jahrtausenden/Jahrmillionen vom Erdboden verschluckt worden. Darwin war da schon recht weit mit seiner Denke; schätze ich. Auch sehe ich (bisher) keinen – aber auch gar keinen! – Grund, warum das mit uns Menschen anders laufen sollte. Die Fakten sprechen für sich: Bis auf einige Mikroben und Unterwasser-Aliens lebt hier nichts mehr von dem, was vor Jahrmillionen noch die Erde bevölkerte. 

Deshalb sind die Ängste und Allmachtsphantasien bei Ihnen zu suchen, Herr Rotter, und nicht bei den Transhumanisten (die Ihre Religion übrigens zu großen Teilen mit einem Augenzwinkern betrachten; was Ihnen leider entgangen ist); Ich als Transhumanist weiß: Ich bin nicht Gott, werde es nie sein, und das was nach mir kommt, kommt nach mir, es hat seine Berechtigung und es wird gut so sein, wie es dann eben ist. 

Einen habe ich noch: 

Es geht um die Entstehung eines Volkes von auserwählten Gott-Menschen, die in den Cyber-Himmel aufsteigen, wo sie als allmächtige und unsterbliche Götter leben, Universen erschaffen, sich mühelos durch Raum und Zeit bewegen und weder natürlichen noch ewigen Gesetzen unterworfen sind. Karma, Wiedergeburt, Sünde und Ethik gelten für diese Wesen nicht mehr, sie haben sich abgekoppelt.

Falsch: Die Transhumanisten haben begriffen, das wir Menschen möglicherweise in (einer evtl. nicht mehr allzu fernen) Zukunft abgelöst werden. Vom Übermenschen, von den Posthumanen, von A.I.'s, von etwas besserem; nennen Sie es wie sie wollen. So geschieht das nämlich seit Abertausenden von Jahren auf diesem Planeten. Manch' einer nannte das dann Evolution. 

Etwas einseitig empfinde ich auch den Blickwinkel des Artikel im Bezug auf die transhumanistische Bewegung rein in den USA. Es gibt diese auch in Deutschland: transhumanismus.org -> Schon auf deren Startseite wird der sein.de-Artikel in seiner Grundargumentation ausgehebelt. Lesen Sie mal das hier, Herr Rotter:

Durch den raschen Fortschritt der Technologie wird es den Menschen bald möglich sein, sich auf neuen Wegen selbst zu entfalten. Diese faszinierenden Möglichkeiten bergen aber auch Gefahren: Im extremsten Fall könnten die Zivilisation und die Lebensgrundlage durch ein technisches Desaster gefährdet werden. Jedoch sind wir als Transhumanisten daran interessiert, welche Lösungen neue Technologien bieten können und wie diese am besten, sichersten und verträglichsten eingesetzt werden und wie eben diese Katastrophen vermieden werden können. 

Ich sehe da keine Möchtegern-Götter oder gar eine Techno-Elite. Ich sehe – und lese – da mehr Menschlichkeit raus, als Sie in Ihrem Text vermitteln konnten, Herr R. Der Trans-Humanismus beinhaltet das Wort Humanismus nämlich nicht nur als schmückendes Beiwerk. 

Der Transhumanismus hat es sich zur Aufgabe gemacht, den beschriebenen (und möglicherweise unausweichlichen) Übergang so humanistisch und ethisch korrekt wie nur irgendwie möglich zu gestalten. Der Transhumanist hat die Weitsicht, die Ihnen fehlt, Herr Rotter. Die Vogel-Strauß-Taktik: Kopf in den Arsch, wir Menschen bleiben für immer an der Spitze, wird nicht funktionieren. Nicht, wenn es so weitergeht, wie bisher (wovon ich ausgehe. Ausgehen muss) Schon deshalb nicht, weil auch auf Ihrem Planeten irgendwann die Sonne dafür sorgen wird, dass nach dem Inferno eines schwarzen Loches  eines weißen Zwerges (zu dem unsere Sonne unweigerlich mutieren wird) nicht mehr viel über bleibt. – Das wiederum nennt sich dann Physik und Astronomie.

Ich bin Transhumanist weil ich glaube, dass die Menschheit ein Ende haben wird. Nicht, weil ich meine eigene Endlichkeit in Frage gestellt sehen möchte. That easy. Sie, Herr Rotter, schließen ihren Text mit dem Satz: 

Ich jedenfalls bin ein Terraner.

Ich schließe meinen Text mit den Sätzen:

Ich bin ebenfalls Terraner. Möchte aber doch ganz gerne einmal die Ringe des Saturns besuchen. 

9 thoughts on “sein.de über den Transhumanismus

  1. David Rotter says:

     
    Hallo Christian (ich erlaube mir nach all den Beleidigungen mal zum Du zu wechseln),

    ich bin der geschmähte Autor des hier zerrissenen Artikels. Zunächst mal vielen Dank für die vielen netten Worte und den unterhaltsamen Schreibstil, ich habe mich sehr amüsiert.
    Ein paar Anmerkungen meinerseits sind sicher willkommen:

    Es ist korrekt, dass der Artikel sich auf eine sehr spezielle Strömung innerhalb der Transhumanisten bezieht und kaum die ganze Bandbreite dieser heterogenen Bewegung ins Auge fasst. Es ist mir bewusst, dass es einige sehr bedachte und ausgewogene transhumanistische Denker gibt. Ich habe mich trotzdem entschieden, den Artikel so zu schreiben, einfach um zu provozieren.

    Ich kann mich nicht erinnern, die Menschen als die Krone der Schöpfung bezeichnet zu haben. Ich glaube das auch nicht.
    Ich kann mich auch nicht erinnern, behauptet zu haben, die Evolution höre mit dem Menschen auf. Auch das glaube ich nicht, ich habe einige Artikel darüber geschrieben, dass dies genau nicht der Fall ist.

    Ich habe auch keine Angst vor der Zukunft, sondern Besorgnis über einige technologische Entwicklungen. Die teile ich übrigens nicht nur mit Esoterikern, sondern – wie von dir ja auch angemerkt – sogar mit vielen, die sich vielleicht als Transhumanisten bezeichnen würden.

    Es gäbe sicherlich viel am populistischen Stil und der unausgewogenen Darstellung meines Artikels zu kritisieren, deine Punkte sind aber völlig unzutreffende Interpretationen.
    Ich habe also keine Allmachtsphantasien in Bezug auf den Menschen – das Gegenteil ist der Fall. Tatsächlich glaube ich, dass wir als Spezies in unserer Entwicklung maximal vom Kleinkindalter langsam ins Schulkindalter kommen. Ich glaube, dass es eine Illusion ist, zu glauben, dass unser Verständnis besonders weit fortgeschritten wäre. Wir verstehen z.B: weder unseren eigenen Körper, noch das Phänomen Leben, noch den Kosmos, noch unser globales Klimasystem auch nur im Ansatz, weshalb es mir nicht behagt, wenn Technologien wie Gentechnik, Nanotechnologie, Geo-Engineering usw. verkauft werden, als wüssten wir, was wir da tun. Bisher hat es sich gezeigt, dass die Einflussnahme des Menschen auf natürliche Systeme eigentlich immer unerwünschte und unangenehme Nebenwirkungen hatte (sowohl aus Sicht unserer Spezies, als auch für das Ökosystem insgesamt) – eben weil wir zwar einige Komponenten verstehen, aber keine System und Zusammenhänge. Wir verstehen bisher definitiv nicht, wie die Natur Dinge tut. Die Idee, wir könnten ein System optimieren und eine Evolution steuern, die wir überhaupt nicht begreifen, ist daher für mich eine Allmachtsphantasie – und so habe ich es auch bei den Transhumanisten genannt.
    Ich stehe Wissenschaft weder ängstlich noch feindlich gegenüber, aber es ist meine persönliche Schlussfolgerung, dass die heutige Technologie und wissenschaftliche Erkenntnis einige riesige Löcher und Fehler beinhalten muss, sonst stünde sie nicht in vielen Fällen in so krassem Kontrast zu der „Technologie der Natur“, die unglaublich viel effizienter, synergetischer und eleganter arbeitet, als alles, was der Mensch bisher zustande gebracht hat. Diese Kleinkinder-Technologie zur Grundlage der zukünftigen Evolution zu erklären, ist in meinen Augen wahnsinnig.

    Meine Vision der Zukunft ist eine, in der wir von der Natur lernen und einen Weg finden, unsere Spezies mit all ihren technologischen Errungenschaften wieder in die natürlichen Kreisläufe des Ökosystems zu integrieren – statt diese zu optimieren, modifizieren und kontrollieren.
    Dass dies das Ziel der Transhumanisten ist, nehme ich zumindest der Kurzweil-Fraktion nicht ab.

    Viele Grüße
    David Rotter

     

  2. Olaf says:

    Hallo David, hej Chris,
     
    das ist eine spannende Diskussion, bei der ich gerne meine Gedanken dazu tun will. Gefühlt ist Davids Artikel von Angst motiviert und mit Verschwörung erklärt. Ersteres halte ich für irrational, zweiteres für übertrieben, oder besser, für unmöglich.Ich erlaube mir mal, einzelne Passagen zu kopieren, damit klar wird was ich meine. Ich hoffe Du hast nichts dagegen, David.
     
    "Denn es sind nicht bloß ein paar Science-Fiction-Spinner, die diese neue Religion vorantreiben, es sind vor allem Angehörige der internationalen Eliten. Die Transhumanisten sitzen in den größten Firmen der Welt, wie Google, Microsoft, Apple und Nokia, sie leiten die Forschung an den größten Unis, sie machen Politik, sie haben Geld. Es sind die Reichen, Mächtigen und Schlauen, die dem Heilsversprechen des Transhumanismus auf den Leim gehen – in der Hoffnung auf Unsterblichkeit und Allmacht."
     
    Ja, es gibt Reiche und Einflussreiche die Politik machen und an den Geschicken unserer Welt zerren, weil sie nach Allmacht streben. Nein, es gibt keine Elite, die einen Plan hat. Diese Menschen tun was sie tun, weil sie es tun können. Das meine ich sowohl politisch und wirtschaftlich, wie auch wissenschaftlich-technisch. Sie machen das was Menschen schon immer taten, nämlich Grenzen überwinden. Das liegt in unserer Natur, weil wir zur Natur gehören und die Natur schon immer Grenzen überwunden hat, wenn sich ihr diese Möglichkeiten boten. Der einzige Unterschied ist, dass wir die Grenzen mit Wissen, Willen und Plänen überwinden, während die Natur auf den Zufall angewiesen ist.
     
    "Die Gefahren sind groß. Denn Roboter und Computer übernehmen immer größere Bereiche unseres Lebens. Ob in der Fertigung, im Operationssaal oder beim Militär, Roboter sind allgegenwärtig. Wie viel Macht dürfen Computer haben? Wie soll man mit dem Aufkommen von künstlicher Intelligenz umgehen? Welche Rechte haben intelligente Computer?"
     
    Hier erweckst Du den Eindruck, David, dass alle diese Roboter miteinander in Verbindung stünden und nur darauf warten, sich gegen uns Menschen zu verbünden. Fertigungsroboter sind ultradoofe Spezialisten, die selten nur mehr als eine Sache können. Operationsroboter sind als Werkzeuge der Ärzte konzipiert und ohne die bedienenden Mediziner so wertlos wie ein Blutdruckmessgerät auf dem Schreibtisch einer geschlossenen Praxis. Selbst die militärischen Roborter sind ohne den Kontext Mensch nichts weiter, als seltsam zusammengeschraubte Materie. Und was die KI betrifft, nun ja, bisher hat noch keine Maschine den Turing-Test bestanden und ich denke, dass das, auch optimistisch betrachtet, noch eine Weile dauern wird. Computer haben genau die Macht, die wir Menschen ihnen geben. Eine Revolution der Computer gegen uns kann sofort und mit nur einer einzigen Maßnahme beendet werden: den Stecker ziehen. 
     
    "Zwei Rassen werden auf der Erde existieren: Solche Menschen, die Zugang zu der neuen Technologie haben und sich damit zum Mensch 2.0 updaten, und der Homo sapiens, welcher der neuen Rasse hoffnungslos unterlegen sein wird. Der Cyberspace und die Realität verwischen, da die Computer-Gehirn-Schnittstelle Reize simuliert als würden sie tatsächlich erlebt."
     
    Ja, das sehe auch so. Wobei hier immer noch die Hoffnung besteht, dass der Homo sapiens gegen die gerade herrschenden Geldhuren rebelliert und das Update zum Mensch 2.0 für alle möglich wird, weil Wissen und Innovation für alle den Homo oeconomicus in uns anspricht. ;o)
     
    "Dann gelingt es, eine künstliche 1:1-Kopie eines menschlichen Gehirns zu erzeugen. Es wird möglich, den gesamten Inhalt des Gehirns und seine Struktur in einen Computer zu downloaden. Menschen leben dann als "intelligente Software" im Cyberspace oder in einem Cyborg-Avatar ihrer Wahl. Der Mensch kann beliebig die Körper wechseln. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Realität und Cyberspace. Der Mensch kann mit seinem Bewusstsein in den Cyberspace reisen und dort Welten erschaffen und beherrschen. Der Mensch hört auf zu existieren, Evolution geschieht durch gezielte Schöpfung neuer Intelligenzen."
     
    Wenn es nur so einfach wäre… Mal angenommen, man könnte den gesamten Inhalt des Gehirns und seine Struktur in einen Computer downloaden, was wäre dann? Was passiert mit dem Bewusstsein, wenn aus dem Menschen eine "intelligente Software" wird? Gäbe es da noch Gefühle, die Seele? Und wenn ja, wie wird sie sich wohl fühlen so körperlos und permanent heruntergebrochen auf Nullen und Einsen? Oder ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass der virtuelle Geist, dann wieder einen biologischen Körper anstrebt, weil die Begrenzung auf die virtuellen Realität sicher Depressionen verursacht. Obendrauf kommt, dass dieses "ewige Leben" von einer riesigen existenziellen Angst bestimmt sein dürfte; Hoffentlich zieht der ultradoofe Haus- und Putzroboter oder irgendein Homo sapiens nicht mal versehentlich oder absichtlich den Stecker. 
     
    "Die Nanotechnologie macht immer kleinere Schaltkreise möglich – und Roboter, die so klein sind, dass sie in der menschlichen Blutbahn leben können."
     
    Hier nur ganz kurz ein wenig Krümelkackerei. Roboter leben nicht. Sie exisitieren höchstens.
     
    Gesamter Abschnitt "Die Konsumenten werden um den Chip betteln"
     
    Ja, sehe ich genauso. Was aber wieder zeigt, dass es sich nicht um eine Verschwörung handelt. Es geht um Märkte. Die kann man allerdings je nach Betrachtungsweise durchaus als Verschwörung betrachten. Mit dem Marketing als Propaganda. ;o)
     
    "Eine Herrenrasse ist geboren – und eine Abfall-Rasse, die in der Gesellschaft keine signifikante Rolle mehr spielen wird und nur noch für niedere Arbeiten zu gebrauchen ist."
     
    Zweiklassengesellschaft ja, aber warum Menschen zu niederen Arbeiten heranziehen, wenn das doch die Roboter viel besser können? Als Herrenmensch würde ich den armen Schluckern wohl ein Grundeinkommen zahlen. Erstens weil es viel zu viele sind, um mich sicher fühlen zu können, und zweitens weil ja irgendwer den Mist kaufen soll, den meine Roboter produzieren. Denn egal wie es kommt, auch die Herrenmenschen wollen auch in Zukunft gerne reicher sein als die Anderen.
     
    Ein letztes Wort möchte ich noch zur Unsterblichkeit loswerden. Was bedeutet es unterblich zu sein? Wer unsterblich ist, hat die Zeit überwunden. Wer die Zeit überwindet, dem wird die Zeit zu lang werden, weil er verlernt sie zu nutzen. Er hat ja so viel davon. Wenn das Sterben überwunden würde, würde der Tod zum erstrebenswertesten aller Ziele gehören. Denn wir Menschen wollen immer das, was wir nicht haben können – egal was wir machen, wir sind nie zufrieden. Das ist der große Unterschied zu den Maschinen. Und der Grund dafür, dass sie niemals die Macht über uns haben können. 

    Viele Grüße

    Olaf

  3. Transfektion says:

     
    Ich beglückwünsche sie herzlich zu unserer Begegnung Herr Rotter :).
     
    Bitte verzeihen sie mir, dass ich es wage mich hier zu äußern ohne ihren Text je gelesen zu haben aber die paar Textstellen, die der Doktor hier fallen ließ in Kombination mit ihrem Kommentar sind völlig ausreichend um "Löcher und Fehler" ihrer Sichtweise zu erkennen.
    Bitte verstehen sie mich nicht falsch, ich zähle mich weder zu den tradierten Transhumanisten noch zu den, zum aussterbenden verdammten Konservativen. Ich würde mich als Technorealist bezeichnen, eine nicht so bequeme Hybris aus Pessi- und Optimist und als solcher habe ich natürlich Kritikpunkte an beiden Sichtweisen.
     
    Was sie als eine Art Gegenargument präsentieren, wird von den Transhumanisten oft als großes Heilsversprechen präsentiert, nämlich die Überwindung von Grenzen und Beschränkungen. 
    "allmächtige und unsterbliche Götter", "weder natürlichen noch ewigen Gesetzen unterworfen"
    Das ist natürlich Schwachsinn, selbst im virtuellen Sinne, denn auch wenn so ein phantastischer "Cyber-Himmel" in einem Matrioshka-Gehirn um die Sonne kreist, ist es immer noch den Prozessen der Sonne (u.a.) unterworfen. Von einer finalen Überwindung auszugehen ist mehr als naiv.
     
    Aber betrachten wir das ganze doch mal von der anderen Seite.
    Beschränkungen wird es immer geben und wenn ihnen das obige Beispiel zu weit entfernt ist, wenden sie ihre Vorstellung doch mal Peak-Oil zu.
    Der Mensch ist einfach zu überlegen. Unsere kulturelle Evolution ist mit einer Geschwindigkeit fortgeschritten, mit der kein biologisches System mithalten konnte. Wir sind Trans-Primaten, die gerade, da die fetten Jahre vorbei sind, bemerken, dass sie doch nicht so ungebunden sind, wie sie dachten.
    Das "die Einflussnahme des Menschen auf natürliche Systeme eigentlich immer unerwünschte und unangenehme Nebenwirkungen" hat, ist zweifelsohne wahr aber dieses gilt genau so für jede andere Spezies — es heißt nicht umsonst Kausalkette.
    Was aber viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass, zweitens, auch die umgekehrte Richtung dieser Beeinflussung gilt und der Menschheit, wie jeder anderen hegemonialen Population natürliche Gefahren drohen (in unserem Fall, Überweidung, Pandemien, Abfallprodukte …), und erstens, dass solche "ausgleichenden" Phänomene kein Equilibrium herstellen.
     
    Die Natur verhält sich chaotisch.
    Und ganz egal was wir auf diesem Planeten veranstalten, sie und all die Teilsysteme, mit denen sie gerne im Einklang leben würden, werden es weiterhin tun.
    "Die Idee, wir könnten ein System optimieren und eine Evolution steuern" ist eben so wie der Wunsch, in Harmonie mit der Natur zu leben und diese zu erhalten lächerlich.
    Z.z. kehrt sich die Forschung ein wenig von der Maxime "sustainable" ab, hin zu "resilient", was im wesentlichen den darwin'schen Sinne widerspiegelt, dass die anpassungsfähigsten Spezies überleben.
    Die zentrale Frage ist: Manipulation kontra Adaptation.
    Unsere kulturelle Evolution lässt … nein ließ aber nur die Manipulation zu.
     
    Later Alligator

  4. Chris says:

    @David: nice, das du hier aufschlägst und es freut mich, dass du trotz der harschen Kritik (die gar nicht sooo harsch ist, wie du erfahren kannst, wenn du dich mal sonst so hier umsiehst;), noch gut unterhalten wurdest, freut mich ehrlich! ;) 

    "den Artikel so zu schreiben, einfach um zu provozieren" -> Das hast du ja geschafft, aber der Fakt, dass das sogar deine Intention war, gehört nach meiner Idee dann auch in so einen Text rein; dann kann man (ich) damit besser umgehen. Eure Seite ist ja doch schon "etwas" mehr als nur so ne Blogkiste, wie ich sie hier führe; da würde ich so eine Kennzeichnug/Teaser begrüßen. Sonst hate ich ja fast sinnlos hier rum ;)

    Zu: "Krone der Schöpfung" Nein, explizit hast du da nicht gesagtM deine anderen Artikel kenne ich nicht. Zumindest in dem verneinst du aber ja die Möglichkeit, einer Nachfolge-Spezies (oder stehst der Sache mindestens ablehnend und evtl. unbewusst auch ängstlich gegenüber). Das impliziert für mich, das der Mensch (seine "Seele", sein Geist, sein Sein, whatever) erstmal das Maß der Dinge ist, und dieses Maß – der Mensch – auf Teufelkommraus schützenswert und erhakltungswert sei. Tatsächlich sehe ich das ähnlich. Bis 2025 oder so, dann MUSS man sich mit allen Optionen befassen; auch als nicht-Transhumaner. ICh als Transhumansit habe dann den Vorteil, dass ich die "Materie" kenne, und nicht an der "Humanität 1.0" festgehalten habe. ES KANN so kommen, muss es aber nicht. WENN, dann weiß ich DANN aber mehr als du und kann die Dinge/Probleme EVTL: besser wegstecken, handlen. Nur ne These.

    Mit deiner These "aber wir kriegen hier Gen-Gehirne" vorgesetzt, stellst du allerdings fast die gesamte Wissenschaft und Forschung in Frage. Heavy, aber meih, dein gutes Recht. Das Problem was ICH da sehen: Klar, wir können nun wieder die leidige "Ja aber Atomforschung ist ja auch falsch gelaufen oder  "Ja, aber Autofahren sollte eigentlich ja toll sein"-Diksussion führen. Die bringt uns aber in DEM Thema nicht weiter. Weil ich davon ausgehe, dass zb. die am CERN schon eher wissen was sie da tun, als das sie es nicht wissen. Das mag naiver Glaube sein ja, ander würd ich aber noch bekloppter; dann hab ich ja vor allem neuen Angst, das wär blöde (für mich).

    Nebenher: Wie kommt es – wenn wir laut dir "unseren eigenen Körper nicht verstehen", dass wir ca. 2016 in der Lage sein werden, künstliche Reagenzglas-Haut in echte, lebendige verwandeln zu können?…. und ab dann abertausenden Menschen Lebensqualität zurückgeben könnten? Sicher nicht, weil wir NICHTS darüber wissen, sondern tatsächlich darüber schon recht viel erfahren durften. Technik die Begeistert. Oder nich? 

    "Bisher hat es sich gezeigt, dass die Einflussnahme des Menschen auf natürliche Systeme eigentlich immer unerwünschte und unangenehme Nebenwirkungen hatte" -> Das wiederrum finde ich einen tollen Aspekt, den muss ich mir ansehen. Hast du da Links zu oder Studien-Infos!? (Wobei man – selbst wenn es so ist, was ich mir vorstellen kann –  auch das Argument rein darwinistisch auch gut zerpflücken kann. Das aber nicht hier und jetzt)

    Ich lese es raus: Über Bionik zb könnten wir einen gemeinsamen nenner finden, richtig? ;) 

    "Meine Vision der Zukunft ist eine, in der wir von der Natur lernen und einen Weg finden, unsere Spezies mit all ihren technologischen Errungenschaften wieder in die natürlichen Kreisläufe des Ökosystems zu integrieren – statt diese zu optimieren, modifizieren und kontrollieren." -> Signed! Da haben wir den gemeinsamen ja Nenner schon, klasse!

    Das du Kurzweil nix abnimmst, macht dich nicht weniger sympathisch! Als kritischer Transhumanist glaube ich dem nämlich auch kein Wort ;) (Doku gucken!!;) 

    @Olaf: Ich mag deinen "Roboter machen vieles besser / nehmen Arbeit ab"-Ansatz sehr, der gibt mir immer wieder zu denken und ich habe einen Blogpost seit Monaten in der Mache. Abwarten. Kurz zu deiner "Zeit-Kritik": Das halte ich für Fast-Quark: WENN ich die "Zeit überwinde", mache ich mir auch diese Technik dann zu Nutze: Ich drücke Pause!… warte 500 Jahre, lebe dann 1 Jahr und probiere alles neue und interessante ausführlichst aus. Als mir mach ein "kontrolliertes digitales ewiges Leben" keine Angst, dafür habe ich ja jetzt schon Spaß genug und kann mir gut noch 1000 Jahre vorstellen. Abstellen kann ich ja immernoch. Hoffentlich ;) 
    Und: " wir sind nie zufrieden"-> Dieses Hirnareal wird dann  LOST IN TRANSLATION bei der Upload-Einlesung einfach vergessen! ;) 

    @Transfektion : " verdammten Konservativen" Ich muss schon wieder lachen! ;) Dein Ansatz ist fast schon nihilistisch. Mag ich aber dennoch, eröffnet eine weitere Perspektive, danke dafür! 

  5. Chris says:

    @David: Was mich nun aber doch wundert: Mein Comment bei euch der diese Gegenthese hier verlinkt ist, *hust*, verschwunden. Why? 

  6. David Rotter says:

    Hallo zusammen,

    Danke für die vielen Antworten. Leider habe ich nicht die zeitliche Möglichkeit, das hier zu sehr in die Tiefe zu führen, da es uns auf viele Nebenschauplätze führt.

    Erstmal Chris: Dein Kommentar ist bei uns erschienen, wir sortieren die neuesten nach oben. Vielleicht auch mal Seite refreshen, wir nutzten Browser-Chaching.

    Ein paar Stichworte:
    Verschwörung: Ist es nicht, sage ich im Artikel auch so. Ich spreche von einem "Plan" oder Zielen – die existieren tatsächlich. (siehe z:B. 2045.com).

    Technische Machbarkeit: Gehe ich nicht darauf ein. Ihr kritisiert an vielen Stellen Positionen Kurzweils, nicht meine.

    Macht der Roboter: Das war ein Absatz über generelle Gefahren. Ich habe nicht behauptet, alle Roboter der Welt wären miteinander verbunden oder würden einen böswilligen, bewussten Aufstand planen, Unzutreffende Interpretation.

    Manipulation vs. Adaption/Einklang mit der Natur: Ich vertrete einen anderen Standpunkt als Transfektion. Diskussion würde hier zu weit führen. Natürlich werden wir die Natur immer beeinflussen, dass ist auch gut so. Jede Spezies hat eine Rolle/Niesche in den Gleichgewichtssystemen der Natur. Wir haben unsere m.E. noch nicht erkannt.

    Haben wir eine Ahnung: Ja, wir verstehen viele Teilbereiche, aber nicht die Zusammenhänge. Wir haben das z.B: Genom entschlüsselt, aber wir verstehen es entgegen aller Beteuerungen meiner Ansicht nach nicht, auch wenn wir einige Dinge schon manipulieren können. Was diese Manipulationen dann für Zweitfolgen haben, verstehen wir ebenfalls nicht, weil wir es mit hochkomplexen und genau austarierten Systemen zu tun haben.

    Bionik: Ja, ein interessantes Feld. Ich glaube aber, dass das erst der Anfang wäre zu einer völlig anderen Form von Technologie. Das geht dann aber sehr weit in die Esoterik :-)

    Grüße!
    David

     

  7. Transfektion says:

     
    "Gleichgewichtssystemen der Natur", "genau austarierten Systemen"
    Genau das ist die Natur nicht — sie ist weder statisch noch ein geschlossener Kreislauf.
    Ich dachte ich hätte das klar genug rüber gebracht.
     
    Diese Sanktifizierung der Natur ist irrational und ich muss immer wieder schmunzeln, wenn Gentechnik-Kritiker Angst vor einem Superorganismus haben, der die Welt erobert aber nicht die Parallelen zur Menschheit (und den oben genannten Gefahren) erkennen.
    Chris hat das schon richtig erkannt, es ist, abgesehen von der einzigen Konstante, dem Wandel, ein sehr nihilistischer Ansatz.

  8. Chris says:

    Her mit der Esoterik, ey, ich steh drauf (kein Witz. Soviel ich mich für Transhuman. / Zukunftsforschung / Tech interessiere, so sehr reizt mich auch verdammt viel im Eso-Bereich: Carlos Castaneda war für 1,5 Jahre mein Gott und ich habe  luzide Träume mal ausprobiert und sowas alles ;) 

    Kurz zu: "Verschwörung"->Verstehe ich nicht, worauf beziehst du das denn nun? 

    Rest: Klar, die/meine Comment-Kritik ging an dich; aber auch in richtung Psycho-Transhumanismus aus den Staaten. Die sind auch mir da teils viel viel zu radikal. Dann aber bewundere ich sie auch wieder für Ihren ungezwungenen Umgang mit solchen Themen. Das was hier als "ethisch problematisch gilt", ist da teils seit Dekaden Realität (Kryonik, zb)

  9. bod says:

    Mal beiseite gestellt, dass der "Artikel" wirklich schon sehr flach und dazu falsch den Transhumanismus ansich beschreibt, muss ich leider gestehen, an mehreren Stellen in die Adresszeile geschaut zu haben um zu überprüfen, ob ich nicht doch bei der Titanic gelandet bin. 
    Noch irgendwo den Satz "Sie klauen unsere Jobs!" einbauen und einen Aluminiumhut in das Photo basteln, dann ist das astreine Satire. Alleine die Stammtischrethorik treibt einem die Tränen in die Augen. So in etwa stelle ich mir eine CSU Sitzung in einem bayrischen 200 Seelen Dorf vor, nachdem jemand LSD in das Trinkwasser geworfen hat.

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