Bilder aus Norwegen (I)

(Wer nicht im Feed liest, der mag' doch gerne mal auf die Bilder draufklicken. Dann werden die nämlich größer. Und schöner auch) Super ist, wenn man erst zu Hause auf dem großen Bildschirm erkennt, was man eigentlich so fotografiert hat. Ich mach' da zwei Bilderserien draus, einmal 'ne horizontale und einmal 'ne vertikale (die ist mittlerweile hier zu finden). Hier also meine Highlights der Horizontalen, mit einigen Anekdoten zu den Bildern. Hier oben auf dem ersten Bild sieht man die Fähr-Einfahrt in die sechstgrößte Stadt Norwegens, Kristiansand. Norge begrüßt mich mit Traumwetter. So muss das. 

 

Ein Rastplatz im Setesdal, entdeckt bei meiner ersten kleinen Rundwanderung.

 

Da! Ren-Sichtung in freier Wildbahn! Am zweiten Tag unternahm ich im unglaublich schönen Setesdal einen weiteren Ausflug. Eigentlich wollte ich nur mal über den Hügel um mich zu entleeren. Ich also ein paar Schritte ab vom Wanderweg, über 'ne Kuppe,….und da lag sie. Eine Ren-Herde. Rentiere oder auch Rener. Sicher um die 30 Stück, alle in ihrem schicken weißen Winterlook. Die guckten so verdutzt wie ich mich fühlte. Also die Kamera raus… und das war denen schon zu viel. Daher ist leider nur dieser Flucht-Vor-Dem-Wandersmann-Shot  entstanden (die Tiere sind im Bild ganz in der Mitte, relativ weit unten am Bildrand) 

 

Typisch. Wasser gibt es überall, Wasserfälle auch. Es müssen Abertausende sein. Wenn man sich mal überlegt, dass in unseren Breitengraden ganze Tageswanderung auf das Erreichen eines Wasserfalls ausgerichtet sind… lächerlich, aber nicht zu ändern. Zumindest in den nächsten paar Tausend Jahren nicht.

 

Wieder typisch. Wasser in Massen. Daher auch die vorbildliche Energiebilanz: 98% des Bedarfs wird mit Wasserkraft gedeckt; das Öl und das Gas welches Norwegen erbeutet, wird zu 100% exportiert. Dazu kommt der höchste Energieverbrauch pro Kopf. Weltweit. In keinem Gebäude habe ich einen Lichtschalter gesehen. 

 

Wasserfall-Sichtung Nummer 300. Am dritten Tag. Dieses Rauschen und Tosen, …eingebettet in die Schönheit des Landes… meditativ, beruhigend, einfach klasse.

 

Ende Mai ist die beste Reisezeit, zumindest für Süd/Mittel-Norwegen. Die Schmelze sorgt für gut gefüllte Bäche und Flüsse, die Wasserfälle stürzen sich förmlich in den Tod, die ersten Frühlingsblumen sieht man überall. Dazu stehen die Obstbäume in voller Blüte (zeig ich euch in der nächsten Foto-Serie).

 

Erste Sichtung des berüchtigten Fjordcrawlers. Sehr selten, fast ausschließlich in der Region des Hardangerfjords anzutreffen. 

 

Auf einer Rundtour entdeckte ich einsame Angler auf dem Fjord. Der Plan war so lange zu rasten, bis die mich sehen und mir einen Fisch schenken. Nur haben die mich nicht gesehen. Trotz Rauchzeichen.

 

Oben sieht man die Westausläufer der Hardangervidda. Da wollte ich am nächsten Tag rauf. Von unten sah das unerreichbar aus. Ich bin doch kein Bergsteiger.

 

Für einen Tag kann man mal Bergsteiger sein. Dachte ich. Hier sieht man den Blick auf das schöne Lofthus; geknippst auf dem Wanderweg zur Nosi. Tatsächlich hab' ich es dann auch bis oben geschafft, der Weiter/Durchgang zur Hardangervidda war mir aber verwährt. Irgendwann steckte ich bis fast zum Kinn im Schnee; da hab' ich abgebrochen und mir einen Zeltplatz am Hang gesucht. Bei einer Rast während des Abstiegs ist mir dann auch das passiert, was ich als einzigen Negativpunkt meiner Reise vermerken könnte: Ich setzte mich hin, sauge den letzten Rest Wasser aus meiner Plastikflasche,…stelle diese neben mich auf den Felsen. Dann: Ein Windstoß! Verdammt,…die Plastikflasche fliegt zwischen zwei Felsspalten! Für mich selbst – auch unter Einsatz meines Lebens! – nicht mehr zu erreichen. Nicht bei dem Schnee. Glaubt es oder nicht: Ich habe mich so dermaßen beschissen deshalb gefühlt, dass mir die Tränen kamen. In dieses Umgebung so eine fiese Flasche einfach liegen zulassen… das hat mich ehrlich bedrückt und ich grübelte Abends im Bett darüber nach, wann ich wohl genau wiederkommen muss, damit der Schnee die Flasche frei lässt, ich die einsammeln kann, damit ja keiner merkt, dass ich die dort gelassen habe. Es wurmt mich noch heute. 

 

Ich so: Hei alter Mann! 

 

Er so: Hei. Und: Kuschel mich….Awwwwwww! Hab' ich dann auch gemacht, sicher 'ne ganze Stunde. Kaltblüter; ….wie die riechen, reagieren, aufpassen, sich anfühlen… toll! 

 

Wilde Fähr-Fahrpläne zur wilden Fährfahrerei-Planung. 

 

Selbst auf der Straße wandern hat mir in Norge Spaß gemacht. Kommt ja doch nie einer. Nur mal so: Das Land ist in etwa so groß wie Deutschland, hat aber statt 80 Millionen nur knappe 4 Millionen Einwohner. Landwirtschaftlich genutzt werden 3% der Landfläche. Und was das für Wandersleut bedeutet, ist dann wohl klar…

 

So ein Haus am Fjord. Das hat schon was. Man sagt, der Norweger an sich hat mindestens drei Häuser: Eins in der Stadt, eins am Fjord oder am Meer, eins in den Bergen. Tatsächlich kommt statistisch ein Haus auf zwei Menschen. Kommt also ziemlich gut hin. 

 

Oh. Ein wirkliches hübsches Hotel. Schwach geworden bin ich dennoch nicht, immerhin wollte ich mindestens 10 Tage in meinem Zelt verbringen. Was auch geklappt hat. Verlockend sah dieses Hotel in Utne dennoch aus. 

 

Ziemlich abgebrühtes Vogelvolk da am Fjord. Wenn du nicht aufpasst, klauen die dir Kekse aus der Hand. 

 

Me. Looking into the wild.

 

Ich meine das ja gar nicht so, wenn ich sage, dass man ruhig alle Kirchen abreißen könne. Nur neue bauen halte ich für Schwachsinn. Und: Keine Angst, ich war nicht drinne.

 

Mittelmeer-Feeling mitten in Mittelnorwegen ;)

 

Cyborg-Technologie. Ganz klar.

 

Morgens um 6h als erster an 'ner Fjord-Fähre. Was!?! Die kommt um 11h? – Ich mag erzwungene Entschleunigung.

 

Typische Küstenlinie in Südnorwegen.

 

Die standen da einfach so rum. Reiten lassen wollten sie sich aber nicht. Von mir. 

 

Ich hatte von 13 Tagen im Land 10 Tage Sonnenschein. An Zufälle glaube ich nur selten. – Sogar dem Rindviech war's zu warm… 

 

Unendliche Weiten. Und mitten drinne: Ein älteres Ehepaar aus München! Ich hab' mich bemerkbar gemacht, wir haben uns nett unterhalten. Sehr tapfer, wie die zwei mit normalen Wanderschuhen durch das Moor wateten. Grüße an dieser Stelle an die beiden! …denen ich meine Internetadresse genannt habe. Ebenso an: Thorsten aus Zülpich ('ne tolle Fährfahrt war das;), an Olav aus Geilo, (Thanks so much for the paper!;), an Freya und Silke aus Lofthus (great cookies!;), an Michael vom Campingplatz in Røldal (Feuer ist Leben!) und an den netten Zollbeamten ohne Namen in Kristiansand. (Aaalaf!). 

 

Energiestein. Auf einem seiner Brüder habe ich geschlafen. Und geträumt, ich werde zum Stein. Als ich aufwachte, hatte ich Sonnenbrand. 

 

Gipfelbuch Nummer 4! Ein erhebendes Gefühl. Was noch gut ist: Wenn man in Gipfelweite nächtigt, braucht man nicht mal 'ne Abendlektüre mitschleppen: In so einem Gipfelbuch (oder Hüttenbuch) zu schmökern, ist spannender als Sherlock Holmes lesen. Oder so. 

 

Gipfelkunstwerke sieht man überall. Hier war es ein 1000er mein ich. Trotzdem bin ich immer noch kein Bergsteiger. Ich hasse es, hinunter zu wandern. Das tut weh im Gehirn. Das ist einfach falsch. Es müsste Seilbahnen in eine Richtung geben. 

 

Lesen, Spielen, Trinken. 

 

An irgendeinem Fjord habe ich Abends die pinkesten Wolken meines Lebens gesehen. Richtig pink. Wie HubbaBubba! Sieht man hier zwar nicht, dafür weiter hinten aber die hellblaue Nordsee. Und einen Tanker. Verdammt. 

 

;) 

Bald mehr.

(Weitere Foto-Reiseberichte: Santorini, Kreta, CorfuVogesen, Spessart

16 thoughts on “Bilder aus Norwegen (I)

  1. honki says:

    sehr sehr schöne bilder. norwegen ist einfach atemberaubend.

  2. Uwe says:

    Wo war denn noch mal der Knopf am PC, um die Luft aus den Fotos hier ins Zimmer zu bekommen.. :))

    W-u-n-d-e-r-s-c-h-ö-n-!

  3. Thorsten De Jonghe via Facebook says:

    Einfach nur endsgeil die Bilder :) … würd mich am liebsten direkt reinlegen

  4. Thorsten De Jonghe via Facebook says:

    Einfach nur endsgeil die Bilder :) … würd mich am liebsten direkt reinlegen

  5. Vex says:

    Dass du die Plastikflasche bergen wolltest find ich cool von dir. Die meisten räumen ihren Dreck nicht mal dann weg, wenn er direkt vor ihnen liegt. >:(
     
    Was mich noch interessieren würde: Wie regelt man seine Körperhygiene bei längeren Trekkingtouren, ohne in Hotels/Pensionen absteigen zu wollen? Hast dich unter die wilden Wasserfälle gestellt? :D
     

  6. Chris says:

    In den Vogesen habe ich mich 5 Tage mit Bachwasser geputzt, in Norge war ich 6 Tage am Stück draußen, immer in Wassernähe (Fjord, See, Tümpel, Fluss, Bach, Wasserfall). Das geht da gar nicht anders ;) Also: Kein Dingen. Nur Shampoo oder so ein Quark sollte man lassen. Kiesel und so gehen super zum schrubben ;) 

  7. CyberPunk says:

    Wow, da werd ich richtig neidisch, auch wenn ich lange Wandertouren wohl garnicht durchstehen würde, würd ich diese Landschaft auch gerne mal selbst erleben und dort fotografieren. Wirklich tolle Fotos hast du da mitgebracht!

  8. Thompsen says:

    Einfach nur der Hammer!

  9. Chris says:

    @CyberPunk: Tatsächlich ist es dort mögliche, ohne viel Wandern die geilsten, einsamsten Stellen zu erreichen. Ein kurzer Spaziergang und du stehst im Nirgendwo. Fast überall. Aber ja, Schönheit findste nach 2 Tagen Hüttenwandern auch echt gut ;)

  10. mum says:

    Hut ab! WUNDER-WUNDERSCHÖÖN!!!!!!!
    Was issen ein Fjordcrawler?

  11. Marco says:

    Voll schön ist das da :D

  12. Olaf says:

    Du bist ein Vorbild in Sachen Urlaub, lieber Chris. 
     
    „Das wahre Reisen ist einzig und allein von jenen zu lernen, die um des Reisens willen auf die Reise gehen und stets wie bunte Ballons, die sich nie von ihrem Schicksal entfernen, leichten Herzen sind und sagen, ohne zu wissen warum: Auf geht's!“
     
    Saul Bellow, amerikan. Schriftsteller u. Nobelpreisträger, *1915

  13. rollinger says:

    Wegen der Flasche, ic hkenne die Traurigkeit wenn einem so etwas passiert. Das ist zum Kotzen und man schimpft sich innerlich.
    Aber es gibt einen tollen Effekt. An die entfernten Punkte kommen nur die Leute die die Faszination dafür haben. Könnte man den selben Gipfel mit dem Auto erreichen wäre er nur halb so toll.
    Die Leute die man auf so einer Route werden durch die Strapaze zusammengeschweißt. Fast alle die dort ankommen, haben die gleiche Ehrfurcht vor den Orten und so halten sie sich auch sauber.
    Dieses Erlebnis hab ich mit meiner kleinen Familie bei jeder Wochenendwanderung und wenn es nur 15 Kilometer sind. Der Weg verändert die Menschen.
    Deswegen, wer es nicht schafft dort hinzukommen, soll es lassen. Die Magie liegt im Weg. Nach drei Tagen erst kommt man wirklich an. Wenn einem die Luft und die Bilder durchdringen ist man da und man hasst sich für jeden Dreck den man hinterlässt.
    Du kennst ja mittlerweile auch meine Art zu reisen. Der Weg ist dort wohin man läuft und dann waren wir aus Versehen in Portugal :-)
    Du hast eine tolle Reise gemacht die Du in Deinem Leben nicht vergisst. Reisen sollen auch für Dich immer Reisen sein und nie ankommen. Imemr da wo Du gerade bist ist der richtige Moment. Aber das ist Dir ja klar :-)
    Das Rentierfoto ist der Hammer! Der weiße Ausschnit auf der rechten Hälfte, rockt das Bild total. PS: Schneide oben ein gutes Stück Himmel ab für mehr Panoramaeffekt. Du wirst staunen!
     

  14. Chris says:

    @Mum: http://www.jedipedia.de/wiki/Sandkriecher ;)

    @Marco: Was anderes als Greece, aber ebenso hübsch, ja.

    @Olaf: OH, DAS ist aber nice, voll schön das Zitat! 

    @Robert: Kann ich verstehen ;)

    @Rolli: Sehr gut, dass mit dem "Weg verändert". Das merk ich schon bei den rabbeligen Großstädtern, die mal mit waren. Es stimmt!!! "der richtige Moment" -> Jeps, zumindst überwiegend ;) PS: Das mit dem Abschneiden probier ich doch direkt mal, dank dir! 

  15. Eva says:

    Außergewöhnlich schön! Ich bin begeistert…. :)

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